Katanagatari (German)/Buch 1/Zettou Kanna Prolog

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Prolog

Zu jener Zeit rühmte sich die Hauptstadt mit sechshundertfünfundvierzig offiziellen Schulen der Schwertkunst, große wie kleine – zählt man aber alle inoffiziellen mit, dann waren es sicherlich an die tausend. Berühmt unter ihnen war das Hishou Dojo, an der Ostseite der Stadt, eine Elite-Institution mit guten Beziehungen zum Shogunat und einer Geschichte, die bis zum Sengoku-Jidai zurückreichte, ein bekannter Name für jede in den Kampfkünsten bewanderte Person.

Innerhalb dieser Mauern, standen sich sieben Männer gegenüber.

Aber nein – zu sagen sie standen sich gegenüber würde verwirren. In Wirklichkeit, umzingelten sechs Männer einen Mann, in einem Kreis. Nichts, was man eine sportliche Atmosphäre nennen kann.

Irgendetwas war schief.

In den schwarzen Gi des Hishou Dojo gekleidet standen die Männer dort, ihre Bokutos gezückt. Auf unglaubliche Weise, stand der in ihrem Schwertgitter gefangene Mann mit leeren Händen da.

Dies war nicht der richtige Zeitpunkt, um in Gedanken versunken zu sein, jedoch war der von den anderen sechs eingekesselten Mann nicht auf sie fokussiert, sondern auf den Boden, als wäre er verdutzt von den Brettern unter seinen Füßen.

Der einzige ohne Gi, er war bis zur Hüfte blank und im Grunde in Lumpen. Er war fit, von langer Statur und nicht gerade das, was man als mager bezeichnet. Man könnte sagen, er hatte gerade Genug Muskeln an den richtigen Stellen. Sein zerzaustes Haar war am Rücken zusammengebunden. Jede Bewegung strahlte Wildheit aus.

Er schüttelte seinen Kopf.

Augen auf seine Füße gerichtet.

„Was ist denn nun schon wieder?“

Sie sprach aus einer entfernten Ecke des Dojo.

Eine Frau in einem auffälligen, brillanten Kimono lehnte bequem an der Wand. Der perfekte Aussichtspunkt, um die sieben Männer zu beobachten – das heißt, die den einzelnen umzingelnden sechs. Sie tat nichts, um ihr Lächeln zu verbergen. Trotz ihrer jungen Jahre, war ihr Haar völlig weiß. Keine einzige schwarze Strähne.

„Wenn du etwas hast, sag es einfach.“

Der Mann schien gestört von ihrer Frage.

„So ist das nicht – Ich bin nur ein bisschen Fehl am Platz. Ich bin ein Inselaffe. Ich glaube ich bin noch nie auf so glänzendem Holz gelaufen.“

„Ich vermute nicht.“

Die Frau grinste.

Sie amüsierte sich.

„Nimm den Namen des Dojos nicht so ernst. Der Boden ist nicht wirklich aus Eis. Konzentrier dich auf diese Typen – keiner von ihnen sollte für überflüssig gehalten werden. Männer ihrer Fähigkeit gehen in die Geschichte ein-“

„Geschichte? Wer braucht sowas. Hilft mir nicht, hilft dir nicht,“, sagte der alleinige Mann. „Alles wichtige ist, sie sind Schwertkämpfer. Und gegen ein Schwert, verliere ich nie.“

„Das ist mal Zuversicht. Und ohne Frage gerechtfertigt. Aber denk daran, du stehst nicht einem Mann gegenüber. Da sind sechs.“ „Sechs Schwerter.“

„Sechs sind sechs. Selbst wenn du gleichzeitig schlägst, trittst und kopfstößt, das sind nur fünf – du und dein Kenpou habt euch übernommen. Irgendetwas muss mit dir nicht stimmen, dich einem Schwert mit bloßen Händen zu stellen. Aber andererseits, wenn du nicht so wärst, würdest du mir nichts nützen.“

„Ich will es dir zeigen. Ich will, dass du mich brauchst. Du musst. Das ist das einzig Wichtige.“

Die sechs Männer verkleinerten ihren Kreis.

Nicht zufrieden. Und warum sollten sie es sein? Diese beiden plapperten, als ob keiner von ihnen hier wäre – es hätte gereicht jeden zu nerven, gar nicht zu sprechen von der Elite eines ehrwürdigen Dojos.

Ihre Unruhe ließ den umzingelten Mann seinen Kopf heben.

Seine Worte aber-

„In Ordnung. Auf geht’s.“

-waren endlos distanziert.

Dasselbe galt für seinen Gesichtsausdruck.

„Kein Sinn zu Denken. Kein Platz zum Ausrutschen – Auf geht’s. Auf dein Zeichen.“

„Also Gut,“, nickte die Frau. „Lass uns-“

Beginnen.

Bevor sie das Zeichen geben konnte fingen die sechs Männer – sechs hölzerne Schwerter – an sich zu bewegen. Schwertkämpfer eines solch legendären Rufes konnten auf dasselbe Ziel zielen, ohne sich dabei zu behindern. Ohne etwas von ihm zu verschonen, würden die Schwerter mit einem Mal über seinen Körper herfallen-

Oder, würden sie das?

„Uff – wie lästig…“

Selbst jetzt, zeigte er keinen Anschein von Aufregung.

„Ich hab‘ dir doch gesagt – das hier ist kein Kenpou. Das ist Schwertkunst. Und selbst zu sechst haben sie ein Schwert zu wenig – gegen mich. Guck dir das gut an.“

Der Schwertkämpfer ohne Schwert ging in die Hocke – runter bis zum Boden.

„Kyotouryu – Shichika Hachiretsu–“


An diesem Punkt lässt es sich genauso gut anfangen wie überall.

Mit dem Ausrollen der Schriftrolle, über diesen Krieg der Katanas.

Dieses verwegene Spiel mit Schwertern, diese häppchenweise, altertümliche Erzählung.

Und so beginnen wir: Katanagatari – Die Geschichte der Schwerter.