Suzumiya Haruhi:Band2 Kapitel4

From Baka-Tsuki
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Kapitel 4[edit]

Am nächsten Tag warteten wir wieder widerwillig vor dem Bahnhof. Dieses Mal jedoch, fand ich anstatt der üblichen drei Mitgliedern der SOS Brigade neue Gesichter neben mir stehend. Die sogenannten "minderen Charaktere", die Haruhi angefordert hatte.

"Hey, Kyon, das ist aber nicht das, wovon du uns erzählt hattest",

protestierte Taniguchi und sagte:

"Wo ist die wunderschöne Asahina-san? Wir sind nur gekommen, weil du gesagt hast, sie würde uns abholen! Aber sehe sie nirgends."

Tatsächlich, es ist bereits nach der vereinbarten Zeit und Asahina-san ist noch nicht erschienen. Sie versteckt sich wahrscheinlich zuhause und möchte die Schule schwänzen, nachdem sie die letzten beiden Tage soviel durchmachen musste.

"Ich bin nur gekommen um meinen visuellen Appetit zu sättigen, aber was ist das? Alles was ich bisher gesehen habe, ist eine angepisste Suzumiya. Das ist Betrug!"

Hör auf, dich zu beschweren! Warum schaust du dir nicht stattdessen Nagato an?

"Jetzt wo du es sagst, Nagato-sans Kostüm steht ihr."

Das war Kunikida, der da so beiläufig sprach, er ist Lakai nummer zwei nach Taniguchi. Haruhi hatte mich gestern Abend angerufen, während ich unter der Dusche stand. Den Telefonhörer von meiner Schwester empfangend, wusch ich mir die Haare, während ich sie sagen hörte:

"Dieser Idiot Taniguchi und dieser andere Typ..... sein Namen fällt mir nicht ein... Jedenfalls sind sie unsere Freunde. Bring die beiden morgen mit. Ich möchte sie als Lakaien benutzen."

Nachdem sie das gesagt hatte, hatte sie prompt aufgelegt. Du solltest wenigstens "Hallo" sagen. Wenn du etwas von anderen willst, solltest du höflich bitten und keine Befehle erteilen! Genau so, wie Asahina-san ihre Bitten stellt.

Ich wusste nicht, welche Pläne Taniguchi und Kunikida für ihr Wochenende hatten, also rief ich sie nach dem Duschen auf ihren Handys an. Die beiden Extras mit viel Freizeit sagten sofort zu. Was machen die in ihrer Freizeit eigentlich?

Vielleicht dachte sie, zwei Typen wären nicht genug, denn Haruhi hat ein weiteres Extra mitgebracht. Dieses Extra bog sich wie bei einer Verbeugung und untersuchte Nagato, deren Augen von der großen Krempe ihres Hutes verdeckt waren. Sie schüttelte ihr sehr langes Haar und lächelte mich an,

"Kyon-kun, wie geht es Mikuru?"

Tsuruya ist der Name dieses energetischen Mädchens, das in der gleichen Klasse wie Asahina-san ist. Asahina-san zufolge ist sie "Eine Freundin, die ich in diesem Zeitalter gefunden habe", also sollte es an ihr nichts Verrücktes geben. Als Haruhi im Juni bei dem Baseballturnier mitmachen wollte, brachte Asahina-san diese Zweitjährige, um die Lücken im Team zu füllen. Ach ja, Taniguchi und Kunikida waren auch da, sogar meine Schwester kam.

Tsuruya-san enthüllte großzügig ihre leuchtendweißen Zähne und sagte:

"Also, was werden wir heute machen? Sie hat mir gesagt, ich solle herüberkommen, wenn ich Zeit habe, also bin ich gekommen. Was hat es mit diesem Armband an Suzumiya-sans Arm auf sich? Wofür ist die Videokamera? Und was soll Yukis Kostüm?"

Sie bombardierte mich mit einer Frage nach der Anderen. Gerade als ich ihr antworten wollte, ging sie zu Koizumi:

"Wow, Itsuki-kun! Du siehst heute fantastisch aus, wie immer!"

Sie ist wirklich eine geschäftige Person.

Haruhi war genauso energetisch, denn sie schrie so früh am Morgen in ohrenbetäubender Lautstärke in ihr Handy:

"Was!? Du bist die Hauptperson! 30% des Erfolges dieses Films hängen von dir ab! Natürlich bin ich für die verbleibenden 70% verantworlich, aber das spielt keine Rolle! Was hast du gesagt? Bauchschmerzen? Hör auf, mich zu verarschen! Nur ein Kleinkind würde so eine Ausrede benutzen! Ich gebe dir 30 Sekunden hier zu erscheinen!"

Es scheint, als hätte Asahina-san angefangen, sich selbst zuhause einzuschließen, wie ein Hikikomori. Es ist nur natürlich, dass sie Bauchschmerzen bekam, als sie erkannt hatte, dass sie heute das Gleiche würde durchmachen müssen. Schließlich ist sie eine zartbesaitete Person.

Sie bombardierte mich mit einer Frage nach der Anderen. Gerade als ich ihr antworten wollte, ging sie zu Koizumi...

"Also wirklich!"

Haruhi legte wild auf, dann zeigte sie einen bedrohenden Blick wie ein Butler, der dabei ist, mit einem Kind wegen schlechter Manieren zu schimpfen:

"Sie muss bestraft werden!"

Das solltest du nicht sagen. Asahina-san ist nicht wie du. Sie möchte nur ihr Leben friedlich leben, oder wenigstens eine Pause am Sonntag, wenn keine Schule ist. Sogar ich dachte so.

Natürlich würde Haruhi der weiblichen Hauptperson nicht erlauben EA zu gehen. Der Regisseur, der der wichtigsten Schauspielerin so viel abverlangte, ohne ihr etwas zu bezahlen, sagte:

"Ich werde sie holen. Leih mir fürs Erste die Tasche."

Haruhi schnappte sich die Tasche mit der Kleidung und stürmte zum Taxistand. Dann klopfte sie an die Scheibe eines wartenden Taxis, ließ den Fahrer die Tür öffnen, und nachdem sie hineingesprungen war, fuhr das Taxi sofort los.

Jetzt wo ich darüber nachdenke, ich weiß noch nicht einmal, wo Asahina-san wohnt, obwohl ich schon oft Nagatos Zuhause besucht habe...

"Ich kann verstehen wie Asahina-san sich fühlt."

Ohne dass ich ihn bemerkt hatte, stand Koizumi neben mir und sprach mich an.

Tsuruya-san begrüßte jetzt die beiden Deppen aus meiner Klasse ohne Pause und sagte, "Jo, lange nicht gesehen!" Koizumi lächelte bei diesem Anblick, dann sagte er:

"Ich habe das Gefühl, wenn es so weitergeht wie bisher, wird aus ihr wirklich ein sich verwandelndes, magisches Mädchen . Immerhin hat sie schon Laserstrahlen aus ihren Augen verschossen. Es wird langsam albern."

"Wie kann es noch alberner werden, als es schon ist?"

"Du hast recht. Wenn ihr gesagt würde, sie solle Feuer aus dem Mund spucken, würde es bestimmt nicht schwer, es ihr beizubringen..."

Asahina-san ist kein Monster. Sie ist auch kein Zirkusartist oder irgendein böser Ringer. Was wird passieren, wenn sie sich ihre süßen Lippen verbrennt? Wer wird dafür die Verantwortung übernehmen? Sag nicht, du willst dafür geradestehen.

"Nein, wenn ich für etwas verantwortlich wäre, dann dafür, dass ich tatenlos herumstünde, bis die "Avatare" ein Chaos anrichteten. Zum Glück haben sich die Dinge noch nicht so weit verschlechtert... Ich glaube, das ist bisher nur einmal passiert. Ich bin dir für damals wirklich dankbar. Dank dir wurde die Katastrophe abgewendet."

Vor ungefähr einem halben Jahr wurde die Welt dank Haruhi beinahe zerstört. Dank meiner harten Arbeit und geistigen Überanstrengung konnte die Menschheit überleben. Ich finde, es wäre nicht zuviel verlangt, wenn mir alle Staatschefs dieser Welt ein Dankeschreiben schickten. Bisher ist jedoch noch kein Botschafter bei mir aufgetaucht. Seufz. Andererseits, selbst wenn jemand gekommen wäre, hätten sie meine Sorgen nur vergrößert, also erwartete ich sie nicht. Die einzige Belohnung, die ich erhielt, war, von einer Asahina-san mit Tränen in den Augen umschlungen zu werden, aber wenn ich darüber nachdenke, war das mehr als genug für mich. Also war ich nicht allzu froh, Dank von Koizumi zu bekommen.

"Wegen diesem Mikuru-Stra..."

Hör auf, sie beim Vornamen zu nennen; das kotzt mich an.

"Entschuldige. Fürs Erste sollten wir Asahina-san daran gehindert haben, noch mehr seltsame Strahlen abzufeuern."

Wie hast du das hinbekommen? Solltest du wirklich so optimistisch sein, nur weil Haruhi diesmal keine farbigen Kontaktlinsen mitgebracht hat?

"Nein, wir haben diesen Faktor bereits eliminiert. Ich habe Nagto um Hilfe gebeten."

Ich richtete meinen Blick auf das Mädchen, das unbewegt dastand und die Läden vor dem Bahnhof anstarrte, dann sah ich wieder Koizumi an:

"Was habt ihr mit Asahina-san gemacht?"

"Sei nicht so nervös, wir haben ihr nur die Fähigkeit genommen, Laser abzufeuern. Ich bin mir nicht sicher wie, denn anders als die anderen TFEI Schnittstellen sagt Nagato nichts. Ich habe sie nur darum gebeten, die Bedrohung, die von Asahina-san ausgeht, auf 0 zu reduzieren."

"Was auf Erden ist ein TFEI?"

"Nur eine Abkürzung, die wir unter uns verwenden, du brauchst nicht zu wissen, wofür sie steht. Ich finde, Nagato ist die herausragendste von 'ihnen'. Ich frage mich, wofür sie noch verantwortlich ist, außer eine Kommunikationsschnittstelle zu sein."

Was er damit meinte, war: Was macht dieses bücherliebende, stille Mädchen noch, außer Haruhi zu beobachten? Manche finden es noch immer schade, dass Asakura Ryouko verschwunden ist, worüber ich persönlich überhaupt nicht traurig bin.



Ungefähr 30 Minuten später kehrte das Taxi mit Haruhi zurück, darin war ebenfalls Asahina-san in ihrem Kellnerinnenkostüm. Sie sah noch genauso bedrückt aus wie gestern. Haruhi bat den Fahrer um eine Rechnung, sie wollte wahrscheinlich eine Entschädigung für ihre Ausgaben.

Taniguchi und Kunikida sahen sie an und murmelten:

"Eines Nachts, als ich vom Supermarkt kam, sah ich ein Taxi,"

"Und?"

"Und anstatt der 'Taxi'-Lampe auf dem Dach sah ich eine Lampe, auf der 'Love Car' stand."

"Du musst überrascht gewesen sein?"

"Bevor ich genauer hingucken konnte, fuhr das Taxi weg. In diesem Moment erkannte ich, ist Liebe nicht das, was mir zur Zeit fehlt?"

"Hatte das Taxi wirklich eine 'Love Car'-Lampe auf dem Dach? Das muss ein modifiziertes Taxi gewesen sein."

Ich konnte nicht anders, als über diese Unterhaltung der beiden Idioten erstaunt zu sein, und ich hatte das Gefühl, der Mangel an Talent wurde sehr ernst. Wenn Taniguchi und Kunikida Nickel-Legierungen waren, dann war Tsuruya-san Platin. Der Unterschied zwischen ihnen war wie zwischen einer Feuerwerksrakete und der Apollo 11.

"Ah, Mikuru ist mit dem Taxi gekommen! Hä? Wer bist du?"

Tsuruya-sans Stimme war sehr schrill. Ihre leicht mittel-hohe Tonlage war nur eine Lage niedriger als Haruhis angeborene, abnormal hohe Tonlage. Aber Tsuruya-san sollte innerhalb der Grenzen einer normalen Welt sein.

"Wow! Du bist so sexy!! Wo arbeitet Mikuru? Musst du dazu nicht mindestens 18 sein? Hä? Bist du nicht erst 17? Ah, keine Sorge, wir sind eh keine Kunden."

Asahina-sans Tränen präsentieren sich nun in ihren natürlichen Farben. Es sieht so aus, als gebe es eine Knappheit an gefärbten Kontaktlinsen.

Haruhi zerrte die kleine Kellnerin aus dem Auto.

"Was meinst du mit krank? So eine Ausrede werde ich nicht gelten lassen! Wir werden den Filmdreh fortsetzen! Als nächstes kommen die aufregenden Szenen von Mikuru-chan! Das ist alles für die SOS Brigade! Egal, wie alt sie sind, die Zuschauer werden von selbstlosen Opfern immer bewegt sein!"

Dann opfere dich selbst!

"In dieser Welt gibt es nur eine weibliche Hauptrolle. Um ehrlich zu sein, ich wäre gerne diese Person, aber dieses Mal habe ich großzügig dir diese Rolle überlassen, zumindest bis das Schulfest endet!"

In dieser Welt würde dich niemand als weibliche Hauptrolle anerkennen!

Tsuruya-san klatschte ihre Hände auf Asahina-sans Schultern, was diese dazu brachte, wild zu husten.

"Was ist das für ein Kostüm? Eine Rennfahrerin? Was für eine Rolle spielst du? Das ist es! Du kannst das auch in unserem Nudelladen während des Schulfestes tragen! Ich bin mir sicher, das wird viele Kunden anlocken!"

Ich kann wirklich verstehen, warum Asahina-san ein Einsiedler werden will. Wenn man pausenlos unter solchen Attacken stünde, würde sich niemand auf den Pitcher's Mound stellen und der Pitcher sein.

Asahina-san hob langsam mit dem Blick von jemandem, der gleich für seine Religion sterben wird, den Kopf, sah mich an, wie um Hilfe bittend, und blickte dann wieder weg. Sie seufzte leise, schaffte es aber trotzdem, ein schwaches Lächeln aufzusetzen, und kam auf mich zu.

"Entschuldige, ich bin spät dran."

Ich sah auf die Oberfläche von Asahina-sans Kopf, der gesenkt war, und sagte:

"Schon in Ordnung, es stört mich nicht wirklich."

"Ich werde euch ein Mittagessen ausgeben..."

"Das brauchst du nicht, mach dir keinen Kopf."

"Es tut mir leid, was gestern geschehen ist, es scheint, ich habe unerwartet eine optische Waffe abgefeuert..."

"Das ist Ok, ich bin sowieso nicht verletzt..."

Ich warf einen Blick auf meine Umgebung. Nagato starrte leer in die Gegend und hielt ihren Zauberstab mit dem Stern an der Spitze. Asahina-san sah mich an, senkte ihre schon sanfte Stimme und sagte:

"Ich wurde gebissen."

Sie rieb ihre linke Hand.

"Gebissen wovon?"

"Von Nagato-san. Ich habe gehört, es wäre für eine Injektion von irgendwelchem Nanomaschinen... Aber meine Augen können scheinbar nichts mehr schießen, also bin ich erleichtert."

Deswegen muss ich mir keine Sorgen mehr machen in Stücke geschnitten zu werden... nicht wahr? Wo ich dabei bin, ich kann mir den Anblick einer Asahina-san beißenden Nagato nur schwer vorstellen. Was genau hast sie ihr injiziert?

"Es war gestern Abend, als sie mit Koizumi-kun zu mir nach Hause kam..."

Koizumi, der auf dir Ausrüstung aufpassen sollte, redete jetzt mit Haruhi. Ich hätte gestern mitgehen wollen! Er hätte mich fragen sollen, ob ich mit wollte! Asahina-san einen Besuch abzustatten klingt definitiv spaßiger, als in eine geschlossene Dimension gelockt zu werden.

"Worüber redet ihr beiden?"

Tsuruya-san schlang ihre kleinen, weichen Arm um Asahina-sans Hals:

"Mikuru, du bist so süß! Ich möchte dich so gern als Haustier halten! Kyon-kun, versteht ihr beiden euch gut?"

Aber wirklich...

Die beiden Deppen Taniguchi und Kunikida starrten Asahina-san nun mit offenen Mündern an. Hey, hört auf zu glotzen! Was würdet ihr machen, wenn sie einen Teil ihres Kostüms verlieren würde? Gerade als ich das dachte, rief Haruhi:

"Der Ort ist beschlossen!"

Welcher Ort?

"Für unsere Außenaufnahmen!"

Ist das so? Ich vergesse immer wieder, dass wir einen Film drehen. Ich weiß nicht, warum, ich wollte es einfach vergessen. Außerdem kann ich aus irgendwelchen Gründen nicht anders, als zu glauben, dass dies der Drehort für eine low-Budget Popstar DVD ist.

"Es gibt einen großen Teich in der Nähe von Koizumis-kuns Wohnung, also beginnen wir den Drehtag dort!"

Innerhalb eines Augenblicks nahm Haruhi schnell die Plastikfahne mit der Aufschrift "Filmcrew und Schauspieler" und zeigte uns den Weg.

Ich rief Taniguchi und Kunikida, die noch immer mit ihren schmutzigen, glotzenden Augen Asahina-san anstarrten, zu mir und teilte meine Ausrüstungstaschen großzügig mit ihnen.



Wir liefen ungefähr 30 Minuten bevor wir das Ufer des Teiches erreichten. Dieser Ort war irgendwo mitten auf dem Hügel, der wiederum praktisch im Zentrum des Wohnbezirks lag. Obwohl es Teich genannt wird, ist es ein ziemlich großes Gewässer. So groß, dass sich wahrscheinlich Zugvögel den Winter über hier scharen. Koizumi zufolge sollten die Enten und Schwalben bald angeflogen kommen.

Der Teich war von einem Eisenzaun umgeben, der ziemlich klar sagte, dass niemand daran vorbei gehen sollte. Das ist allgemein bekannt, oder? Vielleicht hat es etwas damit zu tun, wie jemand es erklärt. In letzter Zeit würden hier nicht mal Grundschüler spielen, außer denen, die geisteskrank sind.

"Worauf wartet ihr? Beeilt euch und klettert rüber!"

Ich hatte vergessen, dass Haruhi tatsächlich ernsthaft geisteskrank ist; denn sie setzte einen Fuß auf den Zaun und winkte uns zu. Asahina-san presste die Hände auf ihren extrem kurzen Rock und wirkte ziemlich verzweifelt. Tsuruya-san stand daneben und kicherte:

"Häh? Wofür sind wir heute hier hergekommen? Wird Mikuru schwimmen gehen?"

Asahina-san schüttelte sehr schnell den Kopf, seufzte und starrte auf die grüne Oberfläche des Teiches, als hätte sie gerade Blut gesehen.

"Glaubst du nicht, dass der Zaun für uns etwas zu hoch zum drüberklettern ist?"

Koizumi redete nicht mit mir, sondern Nagato. Du verschwendest deine Zeit, wenn du versuchst eine vernünftige Unterhaltung mit ihr zu starten. Sie wird entweder mit einem einfachen "ja" oder "nein" antworten, oder sie fängt mit einer Kette unverständlichem Fachchinesisch an.

"..."

Obwohl Nagato schwieg zeigt sie eine eigenartige Reaktion. Sie legte ihren Finger auf die Oberkante des Zauns und zog ihn sachte weg. Aus irgendeinem Grund bog sich der Zaun, der fest im Boden stecken sollte, wie ein Toffee in der Sonne und schmolz langsam in eine gebogene Form.

Sie war so elegant wie immer. Ich sah mich panisch um und kontrollierte die Reaktionen der Anderen, vielleicht machte ich mir zu viele Sorgen.

"Höh? Dieser Zaun sieht ziemlich alt aus."

sagte Kunikida als wüsste er alles.

"Was spiele ich hier nur? Sie kann mich nicht dazu bringen einen Kappa zu spielen..."

murmelte Kaniguchi, während er durch die Öffnung, die der verbogene Zaun hinterlassen hatte, auf den Teich zuging.

Tsuruya-san folgte ihm auf dem Fuße, die Hand von Asahina-san haltend, die widerwillig zu dem Teich geführt wurde, an dem Haruhi schon wartete.

Ich bin so erleichtert, dass dieses Extra-Trio nicht allzu intelligent ist.

Koizumi lächelte mir und Nagato zu, dann glitt er durch die Zaunöffnung, während die schwarze Zauberin Nagato an mir vorbeiging wie ein Phantom.

Was solls, beeilen wir uns und bringen es hinter uns! Das heißt, bevor irgendjemand bemerkt, dass wir durch unseren Vandalismus öffentliches Eigentum beschädigt haben.



Asahina-san und Nagato starrten sich wieder an, sieht aus, als wäre es eine weitere Kampfszene. Ich frage mich wirklich, ob Haruhi ernsthaft das Drehbuch geschrieben hat. Wann wird Koizumi auftreten? Heute immer noch seine Schuluniform tragend stand er hinter mir und setzte seine Aufgabe als Reflektor-Halter fort.

Haruhi stellte den Regiestuhl in den Dreck und kritzelte etwas, das ein Dialog sein konnte, in ihr Notizbuch..

"Diese Szene zeigt Mikuru, wie sie in eine aussichtslose Situation gerät, während die Strahlen aus ihrem blauen Auge neutralisiert werden."

Haruhi hörte auf zu schreiben und grinste zufrieden.

"Ja, das sollte reichen. Du da, nimm das und steh da vorne."

Und damit war Taniguchi dafür zuständig, die Dialogkarten zu halten. Die beiden Schauspielerinnen fingen an, die Karten vorzulesen, die ein offensichtlich unzufriedener Taniguchi hochhielt:

"Ich werde mich durch diesen Rückschlag nicht abschrecken lassen! D-Du böses Alien Yuki! B-B-Beeil dich und verlasse die Erde sofort...! Ähm... Entschuldige..."

Asahina-san konnte nicht anders, als sich ohne Grund zu entschuldigen, nachdem sie ihre Zeilen vorgelesen hatte, Nagato Yuki, das böse Alien, sagte dann:

"... Ist dem so?"

Sie nickte locker mit dem Kopf und las ihre Zeilen gemäß Haruhis Anweisungen:

"Du solltest es sein, der aus dieser Zeit verschwindet. Er gehört uns. Soviel ist er uns wert. Auch wenn er seine Kräfte noch nicht entdeckt hat, es sind sehr wertvolle Kräfte. Wir werden sie brauchen, um die Erde zu erobern."

Synchron zu Haruhis Bewegungen mit dem Lautsprecher winkte Nagato ihren sternförmigen Zauberstab und zeigt mit ihm auf Asahina-sans Gesicht.

"I-I-Ich werde dich nicht tun lassen, was du willst! Selbst wenn es heißt, mein eigenes Leben zu riskieren."

"Wenn das so ist, bereite dich darauf vor, zu sterben."

"Schnitt!" rief Haruhi und stand auf, dann rannte sie zu den beiden und sagte:

"Ihr Mädchen müsst eine Atmosphäre schaffen! Ja, die Art von Atmosphäre wie jetzt, aber haltet euch ans Drehbuch. Und Mikuru-chan, komm hierher."

Der Regisseur und die weibliche Hauptrolle verließen uns und wandten sich ab. Ich senkte die Kamera und kratzte meinen Nacken. Was diskutierten sie da nur?

Tsuruya-san konnte es nicht länger ertragen und fing, an laut zu lachen:

"Was für ein Film ist das? Kann das überhaupt Film genannt werden? Nyahahaha! Das ist zu komisch!"

Neben dir ist Haruhi die einzige Person, die das komisch finden würde.

Taniguchi und Kunikida standen ziellos mit einem "Warum zur Hölle sind wir hier hergekommen"-Gesicht in der Gegend herum. Nagato stand abseits, als hätte sie mit all dem nichts zu tun, während Koizumi ganz natürlich dastand und auf das Teichufer schaute. Ich nahm das Band aus der Kamera, das beinahe voll war, und ersetze es durch ein neues. Ich hatte das Gefühl, ich produzierte wertlosen Müll.

Tsuruya-san sah sich die Ausrüstung, die ich trug, mit Interesse an:

"Hmm, machen sie damit heute Filme? Es ist voll mit komischen Bildern von Mikuru, nicht wahr? Kann sie mir bitte später ansehen? Ich glaube, es wird richtig lustig."

Das ist nicht lustig, wirklich. Flugzettel im Häschenkostüm zu verteilen dauerte nur einen Tag, aber diese alberne Filmproduktion wird weitergehen, bis zum Tag vor dem Schulfest. Wir könnten vom Unterrichtschwänzen direkt dazu übergehen, die Schule komplett zu ignorieren. Das wäre sehr ärgerlich für mich, könnte ich dann keinen köstlichen Tee mehr trinken. Nagatos Tee wäre geschmacklos, während Haruhis Tee aufgrund der Naturgesetze bitter wäre. Koizumis Tee außen vorgelassen, wenn ich mir Tee selber machen müsste, tränke ich lieber Leitungswasser.

"Entschuldigt die Wartezeit!"

Tatsächlich mussten wir lange warten. War auch an der Zeit, dass du wiederkommst, denn ich möchte die schöne natürliche Szenerie dieses Teiches nicht länger ruinieren.

"Der wahre Höhepunkt beginnt gleich, seht es euch sorgfältig an, Leute!"

Haruhi schubste Asahina-san nach vorn. Selbst ohne Anweisung würde ich sie mir sowieso jeden Tag mit offenen Augen ansehen! Siehst du? Wie immer, Asahina-san sieht einfach niedlich, hübsch und...

"Häh?"

Die Farbe eines ihrer Augen hatte sich verändert, dieses Mal war es das rechte Auge. Das silberne Auge sah mich entschuldigend an und schweifte zwischen dem Boden und mir umher.

"Jetzt, Mikuru-chan, schieß mit deinem erstaunlichen Mikuru-Strahl-R und feuere irgendwelche unglaublichen Sachen oder so ab, greif einfach an!"

Es war unmöglich, es rechtzeitig zu stoppen, selbst wenn ich gekonnt hätte, ich wäre bereits in Scheiben geschnitten worden. Nebenbei, das alles geschah viel zu plötzlich, Haruhi ihre furchtbare Anweisung gebend, Asahina-san blinzelt entsetzt mit den Augen, und...

Nagato stieß Asahina-san neben dem Teich zu Boden; die Erscheinung ihrer schwarzen Silhouette war zu überraschend.

Die gestrige Szene wiederholte sich heute, als würde man sich ein Videoband nochmal von vorne angucken. Nagato zeigte ihre erstaunlich schnellen Bewegungen.

Von einem Moment zum Nächsten blieb nur ihr Hut wo sie vorher gestanden hatte und segelte langsam zu Boden. Der Körper der diesen Hut getragen hatte, hatte sich innerhalb eines Augenblicks (ungefähr 0,2 Sekunden) einige Meter wegbewegt, und kletterte auf Asahina-san, ihre Stirn ergreifend...

"Na-Na-Nagato-sa... KYAA!!!"

Mit leerem Blick ignorierte Nagato die mitleiderregenden Schreie von Asahina-san, ihr kurzes Haar wehte vor und zurück, während sie auf Asahina-san saß.

"Warte mal!" kam Haruhi schnell zu Sinnen.

"Yuki! Du bist eine Zauberin! Meinem Drehbuch nach solltest du nicht gut im Nahkampf sein. Schlammringen an diesem Ort..."

Das sagte Haruhi und schloss dann den Mund. Sie dachte für etwa drei Sekunden nach, dann sagte sie:

"Ah, nagut, ich schätze das kann auch funktionieren. Es könnte ein weiterer Verkaufspunkt werden, nicht wahr? Kyon! Nimm das alles auf! Das ist Yukis seltener Moment des Ruhmes!"

Ich glaube nicht, dass es ein ruhmreicher Moment ist. Sie handelt nur aus Instinkt um einer Bedrohung, verursacht duch die Kontaktlinse, entgegenzuwirken. Asahina-san verstand das wahrscheinlich auch, aber sie konnte nicht anders, als vor Angst pausenlos zu schreien und zu treten. Ich bin so ein kranker Mensch. Jetzt ist nicht die Zeit, dieses Schauspiel anzustarren.

In diesem Moment hörte man ein polternes Geräusch. Bis auf die beiden Schauspielerinnen drehten sich alle um und schauten hinter sich.

Das Geräusch kam von dem Zaun, über den Haruhi geklettert ist und durch den wir spaziert sind. Die Öffnung von Nagato enthüllte nun ein großes Loch, der Zaun war in einer V-Form geschnitten und fiel in Richtung Straße, als wäre er von einem unsichtbaren Laser getroffen worden.

Ich wandte meine Augen wieder auf die Szene des Verbrechens vor mir und sah, wie Nagato wie ein ausgehungerter Vampir in Asahina-sans Hand biss.



"Ich war leichtsinnig",

sagte Nagato überraschenderweise, als hätte sie einen Fehler gemacht.

"Ich habe den Laserstrahlen ursprünglich erlaubt, sich zu zerstreuen, ohne Menschen Schaden zufügen zu können, aber diesmal bestand der Strahl aus hypervibrierenden Partikeln..."

Sie sagte das alles ohne einmal Luft zu holen. Koizumi reichte ihr den Hut, den er vom Boden aufgehoben hatte und sagte:

"Etwas wie optische Fasern? Aber diese Art von Partikelschneide ist unsichtbar und gewichtslos, richtig?"

Nagato empfing den Hut, setzte ihn rasch auf den Kopf und sagte:

"Ich ortete eine geringe Menge an Masse, ungefähr zehn hoch minus 41 Gramm."

"Sogar leicher als Neutronen?"

Nagato sagte nichts und blickte auf Asahina-sans Auge; das rechte Auge der Kellnerin war noch immer silbern.

"Ähm..."

Asahina-san rieb sich die gebissene Hand und fragte mit einer ängstlichen Stimme:

"Was hast du gerade in meinen Körper injiziert...?"

Die Spitze des Hutes neigte sich fünf Grad nach vorne. Für mich ist das ein Zeichen, dass Nagato besorgt ist. Vielleicht überlegte sie, wie sie es vernünftig ausdrücken konnte. Wie zu erwarten sagte Nagato dann:

"Durch wechseln der dimensionalen Vibrationsperioden kann ein Gravitationsfeld auf der Oberfläche des Objekts erzeugt werden."

Sieht es, als gäbe sie sich größte Mühe, diese schwer zu verstehende Tatsache zu erklären. Während ich verstehen kann, dass sie wahrscheinlich die unsichtbaren Killerstrahlen neutralisiert hat, verstehe ich nicht, wie die anderen beiden verstehen können, was sie gerade gesagt hat. Koizumi sagte: "Ich verstehe, also werden die Erschütterungen durch die Gravitation hervorgerufen?" Er stellte eine Frage die überhaupt nicht zum Thema zu gehören schien. Nagato dachte das wahrscheinlich auch, denn sie schwieg weiter.

Koizumi zuckte mit den Schultern als wäre es sein Markenzeichen:

"Aber wir waren wirklich leichtsinnig, ich schätze, ich sollte ebenfalls eine Teilverantwortung übernehmen. Ich dachte immer, dass Augen nur Laserstrahlen schießen könnten. Können sie wirklich alles verschießen, wie Suzumiya-san es beschrieben hat, solange es von dieser Welt ist? Es ist wirklich unmöglich, Suzumiya-sans Gedanken nachzuvollziehen, ich bin erstaunt."

Es ist unmöglich für uns aufzuholen, sie ist bereits so weit gelaufen, dass sie der ganzen Welt drei Runden vorraus ist. Ich konnte sie sogar wieder hinter mir spüren, aber wenn ich genau hinsehe, sieht es so aus, als renne sie im Kreis, was einem den Eindruck gibt, dass sie garnicht vorwärts läuft, was genau das ist, worin sie gut ist. Und das ist nicht alles - nur jene von uns, die gezwungen waren, mit ihr auf dieser Kreisbahn zu laufen, konnten dieses Gefühl verstehen.

Der Grund, warum Haruhi so schnell rennt, ist, dass sie sich nicht darum kümmert, ob die Bahn wie ein S geformt ist, oder kreuz und quer durch drei Dimensionen verläuft, sie würde einfach ohne nachzudenken voranstürmen. Nicht zu vergessen, sie hat einen Generator eingebaut, so dass sie für immer weiterlaufen könnte. Sie kann sich schnell irgendwelche Regeln ausdenken, denen zu folgen einfach unmöglich ist, egal wie sehr man es will, und sie selbst erkennt nicht, dass es sich nicht um ein echtes Rennen handelt. Sie ist einfach außer Kontrolle.

"Das ist garnicht schlecht", sagte Koizumi. "Wir können die Stadtverwaltung dafür verantwortlich machen, dass sie den Zaun nicht ordnungsgemäß gewartet hat, ich bin mir sicher, die Geschichte wird man uns abkaufen. Aber was viel wichtiger ist, ist, dass niemand verletzt wurde."

Ich warf einen kurzen Blick auf das bleiche Gesicht, dass sich unter der Krempe des großen Hutes versteckte. Vor einem Augenblick hatte ich eine klaffende Wunde auf Nagatos Handfläche gesehen, als hätte sie in eine Sense gefasst. Zu gern würde ich das der Verantwortlichen zeigen, aber die Wunde ist bereits verheilt, als hätte sie nie existert.

Ich sah zu der zweiten Gruppe, die nicht weit von uns entfernt stand. Haruhi und die drei Extras sahen sich den Film auf der Kamera an, dann schrien sie auf... entschuldige, nur Tsuruya-san schrie.

"Was sollen wir tun? Ich habe das Gefühl, etwas schreckliches wird geschehen, wenn wir weiterdrehen."

"Aber wir können jetzt nicht einfach aufhören. Was glaubst du wird Suzumiya-san machen, wenn wir unsere Mitarbeit verweigern?"

"Sie wird ausrasten."

"Das glaube ich auch. Sogar wenn sie selbst nicht ausrastet, die 'Avatare' in ihrer geschlossenen Dimension werden es sicher."

Hör auf, mich wieder an diesen fürchterlichen Ort zu erinnern. Ich möchte da nicht noch einmal hin, und ich möchte das nie wieder machen müssen.

"Vielleicht ist Suzumiya-san glücklich, so wie es jetzt ist. Sie macht ihren eigenen Film mit ihrer eigenen Phantasie, und jede ihrer Entscheidungen ist wie die eines Gottes. Dir sollte ebenfalls bekannt sein, dass es sie sehr frustriert, wie die Realität nicht mit ihrer Denkweise übereinstimmt. Auch wenn sie es nach außen hin nicht zeigt, weil sie sich dessen selbst nicht bewusst ist, das Ergebnis ist dasselbe. In der Filmwelt jedoch, formt sich die Geschichte nach ihren Wünschen, also ist alles möglich. Suzumiya-san versucht, eine andere Welt zu schaffen, indem sie den Film als Medium benutzt."

Wie von einer selbstfixierten Person zu erwarten - solange sie nicht eine bestimmte Menge Geld und Macht hat, ist es fast unmöglich, dass sie alles so haben kann, wie sie es will. Sie könnte genausogut Politiker werden.

Währed ich verschiedene Arten die Stirn zu runzeln ausprobierte, lächelte Koizumi und fuhr fort:

"Natürlich ist sich Suzumiya-san all dessen nicht bewusst. Von Anfang an hat sie an der Erschaffung dieser fiktionalen Welt gearbeitet, was zeigt, wieviel ihr an diesem Film liegt. Ich glaube, sie könnte etwas zu leidenschaftlich daran arbeiten, wodurch sie unbeabsichtigt die echte Welt in Mitleidenschaft gezogen hat."

Wie bei den Würfeln mit negativer Augenzahl: egal wie oft man sie wirft, man verliert trotzdem. Je länger dieser Film andauert, desto mehr wird Haruhi außer Kontrolle geraten, aber es ist eine noch schlechtere Idee, sie dazu zu bringen, dieses Projekt aufzugeben, also entscheide ich mich für das kleinere Übel.

"Wenn ich keine andere Wahl habe, als die zu würfeln, würde ich mich dafür entscheiden, weiter die Würfel zu werfen."

Und warum?

"Weil ich es bereits satt habe, die 'Avatare' zu zerstören... Jedenfalls sind unsere Überlebenschancen höher, wenn wir kleine Änderungen an dieser Welt zulassen, als wenn wir erlauben, dass die Welt völlig neu erschaffen wird."

Du meinst eine Welt, in der Asahina-san zu jemandem wie Wonder Woman werden würde?

"Dieses Mal sind die Änderungen im Vergleich zum Erscheinen der 'Avatare' klein. Und Nagato-san wird uns mit einigen Sicherheitsvorkehrungen helfen, also sollte es kein so großen Problem darstellen, nicht wahr? Glaubst du nicht, dass es einfacher ist, diese übernatürlichen Probleme eines nach dem anderen zu lösen, anstatt die Welt davor zu retten, von Grund auf neu geschaffen zu werden?"

Es bleibt problematisch, egal von welchem Blickwinkel aus man es betrachtet. Wie wäre es, wenn wir Haruhi von hinten überraschen und sie bewusstlos schlagen, bis das Schulfest vorrüber ist?

"Das wäre zu unvorstellbar. Aber wenn du dafür die Verantwortung übernehmen willst, werde ich dich nicht aufhalten."

"Das Schicksal der Welt alleine in Händen zu halten wäre für meine Schultern zu schwer",

erwiederte ich und sah zu Asahina-san, die mit den Fingern den Dreck von ihrer Kellnerinnenuniform pflückte. Sah so aus, als hätte sie völlig aufgegeben, aber als sie bemerkte, dass ich sie ansah, sagte sie dringlich:

"Oh, mach dir bitte wegen mir keine Sorgen, es ist alles in Ordnung. Ich werde einen Weg finden, das zu ertragen..."

Sie ist einfach zu bezaubernd, auch wenn sie überhaupt nicht in Ordnung aussieht. Sie muss wahrscheinlich damit rechnen, dass sie jedesmal, wenn irgendetwas passiert, von Nagato gebissen wird. Auch wenn die Zahnabdrücke nach kurzer Zeit verschwinden, es ist einfach unangenehm, von ihr gebissen zu werden, denn wenn Nagato eine Sense anstatt eines Zauberstabs tragen würde, sähe sie aus wie die 13. Tarotkarte - der Tod. Entweder das, oder sie wäre ein zeitloser Weltraumvampir. Nur von jemandem in diesem Kostüm gebissen zu werden, reicht, die Seele in eine andere Welt zu schicken.

Auch wenn Asahina-san gegen ihren Willen in all das gezogen wurde, für eine Zeitreisende aus der Zukunft fehlt ihr wirklich ein Gespür für Gefahr. Oder vielleicht liegt es daran, dass sie mir nie gesagt hat, was sie wirklich über das hier dachte, denn ihre Welt ist voller klassifizierter Beschränkungen.

Vergiss es. Ich bin mir sicher, sie wird es mir irgendwann sagen. Ich hoffe nur, dass wir zusammen an einem engen Ort sein werden, wenn sie das tut.



Es war endlich Zeit für Taniguchis und Kunikidas sowie Tsuruya-sans Auftritt.

Haruhi kündigte die Rollen an, die sie im Film haben würden; es wurde schon vor langer Zeit entschieden, dass ihre Charaktere kleine Fische sein würden. Sie würden "Menschen, die von dem bösen Alienzauberer in hirnlose Zombies verwandelt worden waren" spielen.

"Mit anderen Worten," sagte Haruhi mit einem beunruhigenden Lächeln, "da Mikuru die Seite der Gerechten repräsentiert, würde sie unschuldigen Zivilisten kein Haar krümmen, und Yuki hat einen Vorteil aus dieser Schwäche gezogen. Sie kontrolliert diese Menschen mit Hypnose, und Mikuru wird von ihnen vernichtend geschlagen, denn sie kann sich nicht gegen die Menschen wehren, die sie angreifen."

Ich dachte mir: Wie sehr willst du Asahina-san eigentlich noch foltern?, dann sagte Haruhi:

"Ihr fangt damit an, Mikuru in den Teich zu werfen."

"HÄ!?"

Nur Asahina-san schrie vor Schrecken, während Tsuruya-san unkontrollierbar kicherte. Taniguchi und Kunikida tauschen Blicke untereinander aus, dann sahen sie Asahina-san mit besorgten Gesichtern an.

"Hey,"

frage Taniguchi halb lächelnd,

"sie in den Teich werfen? Es mag zwar warm sein, aber es ist schon Herbst! Und egal, wie du es drehst und wendest, das Wasser sieht einfach nicht sauber aus."

"Su-Su-Suzumiya-san, wir sollten zumindest ein beheiztes Schwimbecken finden, oder..."

Asahina-san protestierte ebenfalls mit aller Kraft, ihre Augen waren den Tränen nahe. Sogar Kunikida stellte sich auf Asahina-sans Seite.

"Sie hat recht! Was machen wir, wenn das ein bodenloser Sumpf ist? Sie wird nicht wieder auftauchen können, wenn sie hineinfällt. Und sieh doch, da schwimmen viele schwarze Barsche herum."

Hört auf, Sachen zu sagen, die Asahina-san in eine Ohnmacht treiben! Aber ich weiß aus Erfahrung, dass Haruhi umso dickköpfiger wird, je mehr Widerstand man leistet. Sie gab eine sehr Haruhi-artige Antwort:

"Schweigt! Hört zu! Opfer müssen um den Willen des Realismus gebracht werden. Ich wollte diese Szene eigentlich mit dem Monster von Loch Ness drehen! Aber wir haben weder das Geld, noch die Zeit das zu tun. Es ist unsere Aufgabe als Menschen, das Beste aus unserer beschränkten Zeit und Ressourcen zu erschaffen, also haben wir keine andere Wahl, als diesen Teich zu benutzen."

Was für eine Logik ist das?! Willst du Asahina-san trotzdem ertrinken lassen? Kannst du das nicht gegen einen anderen Hintergrund austauschen?

Während ich mich fragte, ob ich mich an der Diskussion beteiligen sollte, klopfte mir jemand von Hinten auf die Schulter. Ich drehte mich um und sah Koizumi lächeln und still den Kopf schütteln. Ich wusste es. Ich wusste, wenn Haruhi nicht machen kann, was sie will, wird etwas Eigenartiges passieren. Wenn Ashaina-san am Ende Plasma spuckt, müssen die Selbstverteidigungskräfte sie als feindliches Wesen betrachten.

"I-I-Ich werde es machen!"

kündigte Asahina-san mit einem schwermütigen Ausdruck an, sie war jetzt über Verzweiflung hinaus. Ein armes Mädchen hat sich entschieden, sich selbst für den Weltfrieden zu opfern. Die Dinge haben sich über den Punkt, an dem man sie noch aufhalten könnte, hinaus entwickelt. Aber das ist wahrscheinlich der Höhepunkt des Films, nicht wahr? Ich nehme das besser auf Band auf.

Haruhi war absolut entzückt:

"Sehr gut, Mikuru-chan! Du siehst jetzt wunderbar aus! Das ist das Mitglied der SOS Brigade, das ich ausgewählt habe! Wie du nur gereift bist!"

Ich glaube nicht, dass das etwas mit reifen zu tun hat, sondern damit, aus Erfahrungen zu lernen.

"Also dann, ihr zwei da drüben haltet Mikuru-chans Arme, Tsuruya-san, du nimmst ihre Beine. Bereitet euch vor; sobald ich das Kommando gebe, werft ihr sie mit aller Kraft in den Teich."

Die nächste Szene erfolgte unter Haruhis Aufsicht.

Die drei Lakaien positionieren sich in einer geraden Reihe hinter Nagato; wenn die schwarze Zauberin ihren Stab schwänge, würden sie ihre Köpfe wie im Gebet an einem Shinto-Schrein senken. Nagato schwang mit leerem Gesicht ihren Stab, wie ein Priester der böse Geister vertreibt; in gewisser Weise sah sie aus wie ein Schreinmädchen.

Dann, nachdem sie Nagatos psychische Wellen empfangen hatten, bewegten sich die drei Untergebenen steif auf Asahina-san zu, als wären sie Zombies die lebendes Fleisch suchen.

"Tur mit leid, Mikuru, ich möchte das nicht tun. Aber ich kann mich nicht kontrollieren, es tut mir wirklich leid."

sagte Tsuruya-san mit einem fröhlichen Gesicht, während sie auf die Kellnerin zuging. Taniguchi, der sich in Notfällen einfach klein machen würde, wusste nicht, was er sagen sollte, während sich Kunikida am Kopf kratzte, als er auf Asahina-san zuging, die immer blasser wurde.

"Ihr beiden Idioten da! Seid ernst!"

Du bist hier die Idiotin! Ich nahm zurück, was ich sagen wollte, und ließ die Kamera weiterlaufen. Asahina-san wich vor Angst langsam zum Ufer des Teiches zurück.

"Bereite dich vor zu ste~~rben."

Tsuruya-san schubste Asahina-san fröhlich zu Boden und ergriff die Seiten ihrer langen, fleischigen Beine. Wie soll ich sagen? Dieser Anblick sah viel zu gefährlich aus.

"Kyaa..."

Asahina-san sah wirklich verängstigt aus, als Taniguchi und Kunikida ihre Arme ergriffen.

"W... wartet einen Moment, ich bin noch... I-ist das wirklich nötig?"

Asahina-sans Schreie ignorierend nickte Haruhi und sagte:

"Das ist, um die beste Szene zu erschaffen, alles im Namen der Kunst!"

Klingt schön, aber was hat dieser beschissene Film mit Kunst zu tun!?

Haruhi gab ihren Befehl:

"Fertig! JETZT!"

Platsch! Eine Wassersäule spritzte von der Oberfläche, das Leben der Teichbewohner störend.

"Ah... Hilfe... Wah..."

Dieses Darstellung eines Ertrinkenden sieht viel zu realistisch aus, Asahina-san. Nein, warte... Warum sieht es so aus, als würde sie wirklich ertrinken?

"Meine Beine.... Kann den Boden nicht... Kya...!"

Es war ein Glück, dass das nicht der Amazonas war, sonst wäre sie ein ideales Ziel für Piranhas gewesen, so panisch, wie sie im Wasser um sich schlug. Ich frage mich, ob schwarze Barsche Menschen angreifen dachte ich mir, während ich durch die Kameralinse guckte. Jetzt bemerkte ich erst, dass es nicht nur Asahina-san war, die im Wasser plantschte.

"Argh! Ich habe Wasser geschluckt!"

Taniguchi war ebenfalls dabei zu ertrinken. Er hatte Asahina-san wahrscheinlich zu stark geworfen und war selbst hinterhergestürzt. Ich entschied mich, diesen Idioten zu ignorieren.

"Was macht dieser Volltrottel?"

Haruhi kam zu der gleichen Erkenntis wie ich. Den Trottel ignorierend richtete sie ihre Flüstertüte auf Koizumi.

"Koizumi-kun, jetzt bist du an der Reihe! Geh und rette Mikuru!"

Die männliche Hauptrolle, seit Beginn der Dreharbeiten für die Beleuchtung verantwortlich, zeigte ein elegantes Lächeln und reichte den Reflektor an Nagato. Dann ging er zum Ufer des Teiches und streckte seine Hand aus.

"Nimm meine Hand. Beruhige dich und pass auf, dass du mich nicht ebenfalls hineinziehst."

Wie eine Schiffbrüchige klammerte sich Asahina-san an Koizumis Arm wie an ein Stück Treibholz. Koizumi zog die komplett durchnässte Kampfkellnerin lässig aus dem Wasser. Dann unterstütze er sie, indem er sie eng an sich drückte. Hey! Du hältst sie zu fest!

"Bist du okay?"

"... Uuuu... Kalt..."

Als Konsequenz daraus, dass sie komplett vom Wasser durchnässt worden war, schmiegte sich die Kellerinnenuniform noch enger an Asahina-sans Körper. Wenn ich ein Mitglied der Jugendschutzkommission wäre, würde ich nicht zögern dem Film eine 'Ab 16'-Kennzeichnung zu verpassen. Um ehrlich zu sein, ich habe das Gefühl, wir werden deswegen noch festgenommen.

"Ja, perfekt."

Haruhi klatschte mit der Flüstertüte und seufzte zufrieden. Taniguchi, der noch immer im Wasser plantschte, keine Aufmerksamkeit schenkend drückte ich den Stop-Knopf an der Kamera.



Wir hatten inzwischen genügend Kram mit um einen Marktstand aufzumachen, trotzdem war nirgends ein Handtuch zu finden. Was ging hier nur vor sich?

Asahina-san ließ Tsuruya-san ihr Gesicht mit einem Taschentuch trocknen, während sie die Augen zusammenpresste.

"Hmm, nicht schlecht."

Nachdem sie sich drei mal angesehen hatte, wie Asahina-san ins Wasser fiel, nickte Haruhi und fuhr fort:

"Keine schlechte Szene für das erste Zusammentreffen der beiden Hauptpersonen. Itsuki und Mikuru haben dieses schüchterne, unbeholfene Gefühl perfekt rübergebracht."

Oh wirklich? Koizumi sah in der Szene für mich sehr gewöhnlich aus.

"Wir werden zur nächsten Szene übergehen, in der Itsuki sich entschließt, Mikuru, nachdem er sie gerettet hat, in seinem Haus zu verstecken. Die nächste Szene beginnt dort."

Würde das nicht den Anschluss der Geschichte unterbrechen? Wohin ist Nagato verschwunden, nachdem sie Taniguchi und die Anderen kontrolliert hat? Und was ist mit den Zombies? Wie wurden sie abgewehrt? Auch wenn sie nur Lakaien sind, wenn ihr Schicksal nicht ordentlich geklärt wird, wird das Publikum die Geschichte nicht glauben.

"Du nervst wirklich! Die Zuschauer werden sich denken, was passiert ist, auch wenn die Szene nicht gefilmt wird! Wir können die unwichtigen Teile einfach überspringen!"

Verdammt! Du meinst, die ganze Zeit wolltest du nur filmen, wie Asahina-san ins Wasser geworfen wird?!

Als ich gerade antworten wollte hob Tsuruya-san die Hand und sagte:

"Ähm, Mikuru könnte sich erkälten, kann ich sie zu mir nach Hause bringen, damit sie sich umziehen kann? Ich wohne hier in der Nähe."

"Das ist exzellent!" sagte Haruhi mit glänzenden Augen zu Tsuruya-san.

"Kann ich Tsuruya-sans Zimmer ausleihen? Ich möchte eine Szene filmen, in der Itsuki und Mikuru intim werden. Das läuft zu glatt! Dieser Film wird ein großer Erfolg werden!"

Für jemanden, der es bevorzugt, dass die Dinge günstig laufen, geht es für Haruhi zu glatt. Dennoch kann ich nicht den Zweifel aus meinem Hinterkopf vertreiben - ich glaube, Tsuruya-san wusste, dass Haruhi so eine Szene drehen wollte, bevor sie diesen Vorschlag gemacht hat. Und weil Haruhi Tsuruya-san als Lakaien geholt hat, sollte sie ein Mensch wie du und ich sein, aber...

"Was ist mit uns?"

frage Kunikida. Taniguchi stand abseits und zitterte, während er sich in seine nasse Jacke hüllte.

"Ihr könnt jetzt nach Hause gehen."

kündigte Haruhi kalt an.

"Gute Arbeit. Auf Wiedersehen, wir werden euch wahrscheinlich nicht noch einmal brauchen."

Und so verschwanden die Namen und Existenzen dieser beiden Klassenkameraden aus Haruhis Bewusstsein. Ohne den fassungslosen Kunikida und Taniguchi, der sein nasses Haar schüttelte wie ein Hund, anzusehen, erklärte Haruhi Tsuruya-san zu unserem Führer und marschierte mit großen Schritten davon. Ihr beiden habt wirklich Glück, diese Katastrophen nicht länger ertragen zu müssen. Für Haruhi seid ihr wahrscheinlich so nützlich wie eine BB Kugel. Ihr könnt nicht mehr Glück haben, als das.

Aus irgendeinem Grund rief Tsuruya-san glücklich:

"Alles kla~~r! Leute, hier entlang!"

Sie ging an der Spitze unserer Gruppe und schwenkte eine Fahne.



Haruhis unbändiges Verhalten hat nicht erst gestern angefangen. Ich glaube, sie wurde so geboren. Tatsächlich wird es in 500 Jahren wahrscheinlich Legenden über Haruhi geben, die Einzige, die im Augenblick ihrer Geburt von Himmel und Hölle geehrt wurde, aber das ist eine andere Geschichte.

Ich weiß nicht, wann es begonnen hatte, aber Tsuruya-san schien sehr gut mir Haruhi auszukommen, denn sie gingen zusammen vor der Gruppe, den Refrain von Bryan Adams "18 'Til I Die' singend. Hinter ihnen gehend schäme ich mich, sie zu kennen.

Nagato, die schwarze Zauberin, folgte ihnen still, hinter ihr Koizumi, der Beleuchter und männliche Hauptperson. Beide schinen nicht besonders besorgt. Ihr beide solltet von Asahina-san lernen, die ihre Schultern und den Kopf hängen lässt. Und helft mir wenigstens, die Ausrüstung zu tragen, wir gehen die ganze Zeit bergauf und so langsam verstehe ich wie diese Rennpferde, die trainiert werden, einen Berg hoch zu rennen, sich fühlen.

"Und wir sind da! Das ist mein Zuhause!"

rief Tsuruya-san und hielt vor einem Anwesen an. Ihre Stimme ist eindrucksvoll, sogar ihr Haus war eindrucksvoll. Entschuldige, ich meine extravagant. Ich konnte vom Eingang aus nicht das komplette Haus sehen, also wusste ich nicht, wie groß es wirklich war, aber das, was ich sah, war schon genug für mich, es groß zu nennen. Man konnte kaum andere Häuser vom Haupteingang aus sehen, was bedeutet, dass es eine ziemliche Strecke bis zum Haupteingang des nächsten Hauses war. Ich sah mich um und bemerkte, dass das Anwesen von einer hohen Mauer umgeben war, wie so ein Samurai-Herrenhaus. In was für kriminelle Aktivitäten war sie verwickelt, dass sie in so einem großen Haus leben konnte?

"Kommt nur herein!"

Haruhi und Nagato schienen keine Ahnung von normalen Manieren zu haben, denn sie stapften in das Haus, als wäre es ihr eigenes. Asahina-san schien schon einmal hier gewesen zu sein, denn sie sah überhaupt nicht erstaunt aus, als sie von Tsuruya-san hineingeschoben wurde.

"So ein nostalgisch aussehendes Haus. So eine unglaublich gut gebaute Struktur. Das ist es also, was man ein Gebäude mit einem Sinn für Architektur nennt? Ein sehr zeitgenössisches Haus."

sagte Koizumi in einem ausrufenden Ton, ohne irgendeinen Ausdruck im Gesicht zu haben. Bist du ein Makler?

Wir gingen über den enormen Platz, groß genug, um Baseball zu spielen, und kamen dann zur Eingangshalle. Nachdem sie Asahina-san zum Badezimmer gebracht hatte, führte uns Tsuruya-san in ihr Zimmer.

Mein Zimmer war wie ein Katzenkörbchen im Vergleich zu diesem Raum. Wir wurden in ein großes, japanisches Schlafzimmer geführt. Das Zimmer war so groß, dass ich nicht wusste, wo ich sitzen sollte, aber es schien, dass ich der Einzige mit diesem Problem war. Nagato, Koizumi und sogar Haruhi sahen nicht besorgt aus.

"So ein großer Raum. Wir könnten hier drin sogar Außenaufnahmen machen. Richtig, das wird also Koizumis Zimmer. Wir werden hier eine Szene filmen, in der Koizumi-kun und Mikuru-chan intim werden."

Haruhi saß auf dem Sitzkissen und betrachtete den Raum durch ihre Finger, die sie wie einen Rahmen geformt hatte. Die Anordnung von Tsuruya-sans Zimmer war einfach, ein einfaches japanisches Schlafzimmer mit Tatamimatten und einem Ofen.

Ich folgte Nagatos Beispiel neben mir und setzte mich in der Seiza-Position auf den Boden, aber ich hielt es nach drei Minuten nicht mehr aus und musste meine Beine entlasten. Haruhi, die von Anfang an im Schneidersitz gesessen hatte, flüsterte Tsuruya-san etwas ins Ohr.

"Hee hee! Ah, das wird spaßig! Warte kurz!"

Tsuruya-san verließ den Raum mit einem sehr lauten und fröhlichen Lachen.

Ich frage mich weiterhin, Ist Tsuruya-san wirklich ein normaler Mensch? Um so fröhlich mit Haruhi auszukommen, muss man entweder extrem eigenartig sein, oder buchstäblich nicht von dieser Welt. Aber es ist auch möglich, dass zwischen ihnen einfach die Chemie stimmt.

Nach einigen Minuten Wartezeit kehrte Tsuruya-san zurück. Die Überraschung, die sie dabei hatte, war Asahina-san, aber nicht nur die normale Asahina-san, sonder eine, die gerade ein Bad genommen hatte. Sie trug etwas, das wahrscheinlich Tsuruya-sans großes T-Shirt war. Wie soll ich es sagen? Sie trug "nur" das T-Shirt.

"Ah... E-Entschuldigt, dass ich euch habe warten lassen..."

sagte Asahina-san; ihre Haare sahen noch immer nass aus, während ihre Haut hellrot war, als sie sich schüchtern hinter Tsuruya-san versteckend den Raum betrat, dann wand sie sich, als sie sich zu Boden setzte. Das Hemd und die Ärmel waren einfach zu lang für Asahina-san, anstatt es ein T-Shirt zu nennen, hätte Nachthemd besser gepasst. Das vergrößerte ihren Liebreiz jedoch nur noch weiter. Die Kontaktlinse im rechten Auge, die zu entfernen sie vergessen hatte, leuchtete weiterhin silbern, was mich für eine Weile in Angst versetzte. Aber es schien, als würde sie nicht länger irgendwelche Strahlen oder Strahlung abgeben können, also war ich erleichtert. Ich wollte Nagato, die noch immer ihren Spitzhut trug und im Seiza saß, in einen Shinto-Tempel bringen und anbeten.

"Bedient euch."

Tsuruya-san stellte ein Tablett, auf welchem sich einige Gläser mit orangener Flüssigkeit befanden, auf den Tatami. Asahina-san schluckte die Hälfte des Glases, das Tsuruya-san ihr reichte, hinunter. Sie hat wahrscheinlich viel Wasser verloren, hat sie heute doch am härtesten gearbeitet.

Ich genoss meinen Fruchtsaft dankbar, wohingegen Haruhi ihren mit einem Schluck verschwinden ließ, und, während sie die Eiswürfel im Glas rotieren ließ, sagte:

"Nun, da wir die Möglichkeit haben, lasst uns die Dreharbeiten in diesem Raum machen!"

Ohne eine Pause ging das Filmen sofort mit folgender Szene weiter.

Koizumi trug Asahina-san, die so tat, als würde sie schlafen, in das Zimmer. Aus irgendeinem Grund war sogar ein Futon vorbereitet. Koizumi legte Asahina-san behutsam ab und betrachtete aufmerksam ihr Gesicht.

Asahina-sans Gesicht war strahlend rot, während ihre Augenlieder unentwegt zitterten. Vorsichtig und langsam legte Koizumi eine Decke über eine wehrlose Asahina-san, dann setzte er sich an ihrer Seite, die Arme verschränkt.

"Ähm..." murmelte Asahina-san im Schlaf, Koizumi fing an zu lächeln, während er sie die ganze Zeit betrachtete.

Nagato, die wahrscheinlich nicht erscheinen würde, saß hinter mir und Tsuruya-san und sog noch immer mit einem Strohhalm an ihrem Saft. Durch das Sichtfenster vergrößerte ich langsam das Bild von Asahina-sans schlafendem Gesicht. Da Haruhi keinerlei Anweisungen gab, konnte ich frei meinen eigenen Fantasien nachgehen. Wobei Haruhi den beiden Schauspielern vor mir pausenlos Anweisungen gab.

"Mikuru-chan, steh langsam auf und wiederhole langsam, was ich dir gerade gesagt habe."

"... Ähm."

Asahina-san öffnete schrittweise ihre Augen und sah Koizumi mit Augen an, die ungewöhnlich warm schienen.

"Du bist aufgewacht?" sagte Koizumi.

"Ja... Wo bin ich...?"

"Das ist mein Haus."

Damit kämpfend, ihren Oberkörper aufzurichten, sah Asahina-sans Gesicht verdächtig heiß aus, während ihr Blick duch die Luft streifte. Sie sah sehr verführerisch aus; war das Teil ihrer Schauspielkunst?

"D... Danke..."

Haruhi befahl schnell:

"Ja, das ist es! Bringt eure Gesichter näher aneinander! Mikuru-chan, schließ deine Augen. Koizumi-kun, leg deine Hände auf Mikuru-chans Schultern. Es ist in Ordnung, drück sie einfach runter und küss sie!"

Asahina-san hatte ihren Mund halb offen und einen perplexen Blick, während Koizumi Haruhis Anweisungen folgte und seine Hände auf Asahina-sans Schultern legte. Meine Geduld war bereits am Limit:

"Moment! Die Handlung ist viel zu einfach. Warum müssen wir diese Szene haben? Was auf Erden soll das?"

"Eine Szene in der Junge auf Mädchen trifft! Eine romantische Szene! Diese Szene ist notwending in einem Film über Zeitreisen."

Bist du ein Idiot? Glaubst du, das ist irgendein wöchentliches, zweistündiges Drama zur Prime-Time? Und du, Koizumi, was gibst du dir soviel Mühe? Wenn diese Szene jemals gezeigt wird, wird dein Schuhfach am nächsten Tag mit hunderten von Drohbriefen gefüllt sein, benutz mal ein bisschen dein Gehirn.

"Hee hee, Mikuru-chans Schauspielerei... lustig..."

Das ist überhaupt nicht lustig... wollte ich sagen, aber irgendetwas war definitiv faul an Asahina-san. Sie sah so verträumt aus, seitdem die Dreharbeiten wieder begonnen hatten. Ihre Augen waren glasig, ihre Wangen rot und sie hatte noch nicht einmal Widerstand geleistet, als Koizumi sie bei den Schultern gepackt hatte. Das war überhaupt nicht lustig.

"Ähmm... Koizumi-kun, mein Kopf ist so schwer..."

murmelte Asahina-san und zitterte zur gleichen Zeit. Ich fing an zu glauben, dass sie unter Drogen gesetzt worden war. Natürlich lenkte ich meinen Blick auf ihr leeres Glas und bemerkte, dass Tsuruya-san kicherte; sie sagte:

"Entschuldige bitte. Ich habe ein wenig Tequila in Mikurus Saft getan. Mir wurde gesagt, ein bisschen Alkohol verstärke die Glaubwürdigkeit der Schauspielerei."

Also war das von Anfang an Haruhis Plan gewesen? Ich war über Fassungslosigkeit hinaus, kurz vorm Ausrasten. Wie konnte sie soetwas in ihr Getränk schmuggeln?

"Spielt das wirklich eine Rolle? Mikuru-chan sieht gerade wirklich sexy aus. Das macht die Sache noch aufregender", sagte Haruhi.

Das hat nicht länger etwas mit jemandes Schauspielkunst zu tun. Asahina-san zitterte bereits hin und her und sah benommen aus. Ihr Gesicht war unter ihren geschlossenen Augen strahlend rot. Natürlich war es gut, dass sie sexy aussah, aber ich mochte den Anblick, wie sie sich an Koizumi lehnte, nicht.

"Koizumi-kun, keine Sorge, mach einfach weiter und küss sie. Auf die Lippen, natürlich!"

Das kannst du nicht tun! Wie kannst du das mit jemandem machen, der nur halb bei Bewusstsein ist?

"KOIZUMI, HALT!"

Koizumi versank tief in Gedanken, überlegend, ob er dem Regisseur oder dem Kameramann gehorchen sollte. Ich werde dich ernsthaft verprügeln, du Bastard! In jedem Fall lege ich die Kamera nieder, denn ich weigere mich, diese Szene zu filmen, und ich werde auch nicht dazu gezwungen werden können.

"Regisseur, diese Bürde ist zu schwer für mich. Außerdem sieht Asahina-san aus, als hätte sie ihre Grenze erreicht."

"... mir gehts gut."

sagte Asahina-san, aber sie sah überhaupt nicht gut aus.

"Also wirklich, du bist hoffnungslos",

schimpfte Haruhi und ging zu dem betrunkenen Mädchen.

"Hm? Du trägst immer noch diese Kontaktlinse? Du solltest sie fürs Erste herausnehmen!"

Dann schlug sie fest auf Asahina-sans Hinterkopf.

"A... AUTSCH!" rief Asahina-san und schüttelte ihren Kopf.

"Mikuru-chan, so geht das nicht! Wenn dein Kopf geschlagen wird, musst du die Kontaktlinse im hohen Bogen herausfliegen lassen. Üben wir es nochmal."

Klatsch!

"Das tut weh!"

Klatsch!

"...KYAA!" Asahina-san presste die Augen zusammen.

"HÖR AUF, DU IDIOT!" ich ergriff schnell Haruhis Hand und stoppte sie. "Was für eine Übung soll das sein? das ist kein Zirkus! Was ist daran so lustig?"

"Was jetzt? Versuch nicht, mich aufzuhalten. Ich habe das seit langer Zeit geplant!"

"Niemand hat das mit dir geplant! Das ist nicht lustig! Das ist lächerlich! Asahina-san ist nicht dein Spielzeug!"

"Nun, ich habe entschieden, Mikuru-chan ist mein Spielzeug!"

Nachdem ich das hörte konnte ich das Blut in meinem Kopf rauschen hören, ich dachte sogar, mein Blickfeld würde rot. Ich war wütend, plötzlich überwand ein Impuls meine Vernunft und ich folgte einem unbewussten Reflex.

Jemand ergriff mein Handgelenk. Ich bemerkte, dass Koizumi seine Augen geschlossen hatte und langsam den Kopf schüttelte. Als ich sah, dass Koizumi meine Hand hielt, erkannte ich, dass ich meine Rechte zur Faust geballt hatte und kurz davor war, Haruhi zu schlagen.

"Was zur...?"

Haruhis Augen blitzten wie eine Sternenkonstellation, als sie mich kalt anstarrte.

"Wenn du ein Problem hast, dann sag es! Alles, was du zu tun brauchst, ist sowieso nur, meinen Befehlen zu folgen! Ich bin der Kommandeur und Regisseur... In jedem Fall werde ich dir nicht erlauben, dich gegen mich zu stellen!"

Meine Sichtfeld wurde wieder rot. Du dummes Mädchen! Koizumi lass mich los! Es ist mir egal, ob es ein Tier oder ein Mensch ist, aber jeder, der nicht lernt, verdient es, eine Lektion zu bekommen, selbst wenn das bedeutet, meine Fäuste zu benutzen. Anderenfalls wird sie immer weiter Leute abstoßen, als hätte sie Stacheln auf ihrem Rücken und für den Rest ihres Lebens jeden verletzen.

Es ist mir egal, ob es ein Tier oder ein Mensch ist, aber jeder, der nicht lernt, verdient es, eine Lektion zu bekommen, selbst wenn das bedeutet, meine Fäuste zu benutzen.

"Nein... hört auf!"

Asahina-san rannte schnell herüber und sagte fast unverständlich:

"Das könnt ihr nicht! Ihr dürft nicht kämpfen..."

Zwischen mir und Haruhi stehend, plumpste Asahina-san mit rotem Gesicht auf den Boden. Dann griff sie Haruhis Knie.

"Ähm... Bitte kommt gut miteinander aus... oder... wir werden..."

sagte Asahina-san orakelhaft, dann klappte sie erschöpft zusammen, schloss die Augen und fing an, leise zu schnarchen, als sie einschlief.



Als ich mit Koizumi den Hügel hinunterging, kamen wir an dem Teich vorbei, an dem wir erst vor Kurzem gefilmt hatten.

Da die weibliche Hauptrolle bewusstlos geworden war, mussten die Dreharbeiten gestoppt werden. Koizumi, Nagato und ich entschieden uns, die schlafende Asahina-san in Tsuruya-sans Obhut zu lassen, während wir uns entschuldigten. Aus irgendeinem Grund sagte Haruhi, sie wolle noch dableiben, riss mir die Kamera aus der Hand und wandte sich schnell ab. Ich blieb ebenfalls stumm und trug rasch die große Menge Ausrüstung weg, während Tsuruya-san uns zur Tür begleitete.

"Es tut mir leid, Kyon-kun",

sagte Tsuruya-san entschuldigend, dann lächelte sie wieder.

"Ich habe mich ebenfalls verrant! Aber sorge dich nicht um Mikuru, ich schicke sie später nach Hause, oder sie bleibt die Nacht über hier."

Nagato ging weg, sobald sie aus der Tür war, als hätte sie zu der Sache keinen Kommentar abzugeben. Nagato ist wahrscheinlich die ganze Zeit so, sie hat nie einen Kommentar zu irgendetwas.

Wir gingen nun Schulter an Schulter nach Hause. Nach ungefähr fünf Minuten begann Koizumi endlich zu reden:

"Ich dachte immer, du wärest ein ruhiger Mensch."

Das dachte ich auch.

"Unsere Welt hat bereits begonnen, instabil zu werden. Ich muss dich darum bitten, aufzuhören, Dinge zu tun, die dazu führen könnten, dass geschlossene Dimensionen entstehen."

Sich darum zu kümmern ist nicht meine Aufgabe! Ist das nicht, wofür deine 'Organisation' geschaffen wurde? Ihr solltet etwas tun!

"Bezüglich des Vorfalls eben, Suzumiya-san scheint sich selbst unbewusst unter Kontrolle gehabt zu haben, und es gibt keine Anzeichen, dass eine geschlossene Dimension entstanden ist. Das ist nur meine Bitte, aber bitte vertrag dich morgen mit ihr."

Was ich mache, ist meine Sache. Das ist nichts, was geklärt werden kann, indem ich dem, was du sagst, zustimme.

"Worum wir uns jetzt Gedanken machen sollten, ist, wie wir mit den Teilen der Realität fertig werden, die sie bereits beeinträchtigt hat."

Koizumi versuchte offensichtlich, das Thema zu wechseln. Ich entschied mich, mitzuspielen:

"Da gibt es nichts zu bedenken, es ist mir wirklich egal, was für Sachen passiert sind."

"Es ist sehr einfach. Jedesmal, dass Suzumiya-san sich etwas ausdenkt, verändert sich die Realität. War das nicht schon immer so?"

Bilder von blauen Giganten, die Chaos in einer grauen Welt verursachten, erschienen vor meinen geistigen Augen.

"Wenn Suzumiya-san zu irgendetwas ihre Meinung abgibt, sollten wir entsprechend handeln. Unsere Mission sollte es sein, ihre zugrundeliegende Motivation zu finden."

Ich erinnerte mich auch an glühende, rote Kugeln. Koizumi ging langsam und sagte zuversichtlich:

"Wir sind im Grunde die Beruhigungsmittel für Suzumiya-sans Geisteszustand, wir sind auch ihre mentalen Stabilisatoren."

"Das ist... deine Aufgabe, richtig?"

"Es ist auch deine."

Der mysteriöse Ex-Transferschüler zeigte mir sein nie endendes Lächeln:

"Unsere Verantwortung liegt innerhalb der geschlossenen Dimensionen, während deine in der Außenwelt liegt, denn du bist der Einzige, der Suzumiya-sans Geisteszustand stabil halten und die Entstehung von geschlossenen Dimensionen verhindern kann. Dank dir musste ich in den letzten sechs Monaten weniger arbeiten. Vielleicht sollte ich dir ordentlich dafür danken."

"Keine Ursache."

"Wirklich? Das würde mir viel Gerede ersparen."

Als wir von der Steigung auf die Hauptstraße kamen, brach Koizumi wieder das Schweigen:

"Achja, ich möchte, dass du mich zu einem Ort begleitest."

"Was, wenn ich nicht will?"

"Es wird nicht lange dauern. Außerdem musst du dort nichts tun. Natürlich wirst du nicht wieder in eine geschlossene Dimension eingeladen."

Koizumi hob plötzlich die Hand und ein bekanntes schwarzes Taxi hielt vor uns.

"Also, reden wir weiter",

sagte Koizumi und lehnte sich in den schwarzen Sitz des Taxis, während ich mir den Hinterkopf des Fahrers ansah.

"Im Moment ist es für uns normale Routine geworden, es mit Suzumiya-san und dir zu tun zu haben. Zusammen mit den anderen Mitgliedern der Brigade ist es für uns üblich geworden, Suzumiya-sans außer Kontrolle geratenes Verhalten in Angriff zu nehmen, indem wir ihm physisch entgegentreten.

"Was für eine Qual."

"Vielleicht! Aber ich weiß nicht, wie lange diese Routine andauern kann, denn die gleichen Dinge immer und immer wieder zu wiederholen gehört zu den Dingen, die Suzumiya-san am meisten hasst."

Sie scheint gerade viel Spaß zu haben. Koizumi zeigte ein Lächeln, dem jeder Sinn für Dinglichkeit fehlte, und sagte:

"Wir müssen einen Weg finden, Suzumiya-sans unkontrollierbares Verhalten auf die Welt des Filmes zu beschränken."

Um ein Baseballspieler zu werden muss man anfangen, einen Schläger zu schwingen und rennen zu üben; um ein Meister in Go oder Shougi zu werden muss man damit anfangen, die Regeln für Go und Shougi zu lernen; um den ersten Platz in den Halbjahresprüfungen zu erreichen, hätte man nur eine Chance, wenn man die ganze Nacht die Lehrbücher studieren würde. Mit anderen Worten, verschiedene Menschen mögen verschiedene Methoden benutzen, um Erfolg zu haben, aber es hängt alles von Fleiß ab. Wieviel Fleiß bräuchten wir, um diese destruktiven Faktoren in Haruhis Gehirn zu entfernen?

Wenn ich versuchte, sie zu stoppen, würde sie sich aufregen und diese hasserfüllten, grauen Welten könnten sich vermehren wie verrückt; aber wenn ich sie die ganze Zeit machen ließe, was sie will, könnten ihre Fantasien einfach wahr werden.

Beide Methoden waren sehr extrem, egal wie man sie betrachtet; konnte sie keine gemäßigtere Einstellung zu den Dingen haben? Mann... Sie hieße nicht Suzumiya Haruhi, wenn sie Dinge in Maßen tun würde.

Außerhalb des Autos wurde die Umgebung grüner, als das Auto eine gewundene Hügelstraße entlang fuhr. Ich erkannte ihn sofort. Das war der Hügel, an dem wir gestern im Bus vorbeigefahren waren.

Eine Weile später hielt das Taxi auf einem leeren Parkplatz an, der hauptsächlich von Besuchern des Schreins benutzt wurde. Es war hier gewesen, gestern, wo Haruhi die Schreckenstat, auf den Priester und dann die Tauben zu schießen, begangen hatte. Wieder dieser Schrein. Na, das ist seltsam. Heute ist Sonntag... Es sollten mehr Leute hier sein.

Zuerst aus dem Taxi aussteigend sagte Koizumi:

"Erinnerst du dich noch an das, was Haruhi gestern gesagt hat?"

Wie soll ich mir jeden Unsinn merken, den sie von sich gibt?

"Du wirst dich erinnern, wenn wir dort ankommen, im Innenhof des Schreines." fügte Koizumi hinzu, "Es ist seit heute morgen so."

Wir stiegen die gepflsterten Stufen hinauf. Wir hatten sie schon einmal bestiegen, gestern. Am Ende der Stufen würde ein Torii sein, gefolgt von einem Steinpfad, der zum Schrein selbst führte. Viele Tauben würden auf dem Pfad sein...

"..." Ich war sprachlos.

Da waren tatsächlich überall Tauben auf dem Pfad, Vögel, die auf dem Boden herumpickten, während sie sich bewegten wie ein mobiler Teppich, aber ich war mir nicht sicher, ob das dieselben Tauben wie gestern waren.

Das lag daran, dass die Federn aller Tauben schneeweiß waren...

"...Hat jemand ihre Federn gefärbt?"

... über Nacht.

"Diese weißen Federn sind normal aus ihren Körpern gewachsen. Sie wurden nicht gefärbt und es ist auch keine alte Farbe abgeblättert."

Vielleicht hat jemand eine Menge weißer Tauben hierher gebracht und mit ihnen die Tauben von gestern ersetzt?

"Wie soll das gehen? Wer würde so etwas machen?"

Ich versuchte nur zu raten, dennoch wusste ich, wie die Antwort lautete, aber ich wollte es nicht aussprechen.

Gestern hatte Haruhi gesagt:

Wenn möglich, würde ich es bevorzugen, wenn alle Tauben weiß wären, aber ich denke, ich kann jetzt nicht wählerisch sein.

Scheint, als wäre sie doch wählerisch!

"Genau. Das wurde wahrscheinlich durch Suzumiya-sans Unterbewusstsein hervorgerufen. Wir hatten Glück, dass es eine Fehlertoleranz von einem Tag gab, bevor die Effekte sichtbar wurden."

Vielleicht dachten sie, dass wir sie füttern würden? Die Tauben versammelten sich zu unseren Füßen. Außer uns gab es keine weiteren Besucher.

"Suzumiya-sans außer Kontrolle geratenen Verhalten erstreckt sich langsam über den Film hinaus in die Realität."

Reichte es nicht, Asahina-san Laser und Strahlen aus den Augen schießen zu lassen?

"Warum können wir Haruhi nicht mit einem Betäubungspfeil abschießen und sie bis nach dem Schulfest schlafen lassen?"

Koizumi antwortete auf meine Idee mit einem ironischen Grinsen:

"Das ist eine mögliche Lösung, aber würdest du die Verantwortung für das, was nach ihrem Erwachen folgen würde, übernehmen wollen?"

"Nein, danke."

Dafür habe ich bestimmt nicht unterschrieben. Koizumi zuckte mit den Schultern und sagte:

"Also, was sollen wir tun?"

"Ist sie kein Gott? Als ihre Anhänger solltet ihr etwas unternehmen!"

Koizumi machte ein absichtlich überraschtes Gesicht:

"Du sagst Suzumiya-san sei ein Gott? Wer hat dir davon erzählt?"

"Du natürlich!"

"Oh, habe ich das?"

Ich habe Lust diesen Typen grün und blau zu schlagen.

Koizumi wich mit seiner gewohnten Antwort aus: "Nur ein Scherz", und sagte dann:

"Tatsächlich glaube ich nicht, dass es ein Problem gibt, Suzumiya-san als einen 'Gott' zu klassifizieren. Die Hälfte der 'Organisation' hat sie tatsächlich wie einen 'Gott' behandelt. Natürlich gibt es Skeptiker. Ich persönlich bin ebenfalls skeptisch. Denn ich glaube, wenn sie ein Gott wäre, dann könnte sie nicht in dieser Welt leben, ohne sich ihrer selbst bewusst zu sein. Allgemein ausgedrückt sollte ein Schöpfer jemand sein, der von weit weg auf uns aufpasst, hin und wieder Wunder vollbringt und beobachtet, wie wir darüber in Panik geraten."

Ich kniete nieder, nahm eine Feder, die eine der Tauben verloren hatte, und drehte sie in meinen Fingern, während ich weiterkniete. Die Tauben versammelten sich wieder um mich. Entschuldigt Leute, ich habe heute keine Brotkrumen dabei.

"Das ist, was ich denke",

faselte Koizumi weiter.

"Jemand gewährte Suzumiya-san allumfassende, gottgleiche Macht, jedoch erlaubte er ihr nicht, sich dessen bewusst zu werden. Wenn es einen Gott gibt, dann wurde Suzumiya-san von ihm auserwählt. Aber egal aus welchem Blickwinkel man es betrachtet, sie ist einfach ein normaler Mensch."

Ich musste nicht lange darüber nachdenken, ob dieses Mädchen ein normaler Mensch war, oder nicht. Aber warum hatte Haruhi solche allumfassenden Kräfte derer sie sich nicht bewusst war? Genug Kraft, die Taubenfedern weiß werden zu lassen. Warum? Wer steckte dahinter?

"Nun, ich weiß es auch nicht, du etwa?"

Er legt es wirklich darauf an, verprügelt zu werden.

"Entschuldige", sagte Koizumi und fuhr fort:

"Suzumiya-san ist ebenso ein Schöpfer wie ein Zerstörer. Die Realität gerade jetzt könnte ein fehlgeschlagenens Produkt der Schöpfung sein, und vielleicht wurde Suzumiya-san beauftragt, diese fehlerhafte Welt zu korrigieren."

Mach weiter!

"Wenn das der Fall wäre, dann wären wir diejenigen, die im Unrecht wären. Suzumiya-san wäre die Normale, während wir Feinde dieser Welt würden, wenn wir uns ihr in den Weg stellten. Das ist nicht alles. Anstatt Suzumiya-san wäre die gesamte Menschheit im Unrecht."

Jepp, das wäre ein großes Problem.

"Das Problem sind wir, die wir im Unrecht ist. Wenn die Welt komplett korrigiert ist, werden wir noch ein Teil von ihr sein? Oder werden wir als Defekte angesehen und eliminiert worden sein? Das ist etwas, dass niemand vorhersehen kann."

Wenn du es nicht vorhersehen kannst, dass hör auf, so einen Scheiß zu erzählen, als ob du alles wüsstest.

"Dennoch, von einem bestimmten Blickwinkel aus gesehen, war Haruhi bisher nicht in der Lage, eine perfekte Welt zu schaffen, und das ist Fakt. Das liegt daran, dass ihr Bewusstsein zur Schöpfung neigt. Suzumiya-san ist eine sehr positive Person, aber was würde passieren, wenn sie plötzlich negativ werden würde?"

Das schien mir nicht die Zeit zum Schweigen zu sien, also gab ich auf:

"Was würde passieren?"

"Ich weiß es nicht. Aber egal was, Zerstören ist immer einfacher als Erschaffen. 'Wenn ich nicht daran glaube, lass es verschwinden!' Wenn Suzumiya-san so eine Einstellung hätte, würde alles zu nichts reduziert werden, und alles würde zerstört. Wenn zum Beispiel ein üerragender Gegner vor uns auftauchen würde, solange Suzumiya-san seine Existenz leugnete wäre das genug, ihn zu zerstören. Sei es mit Magie, oder fortschrittlicher Technologie, sie würde sehr leicht mit ihm fertig werden können."

Aber Haruhi leugnet nicht alles. Liegt das daran, dass sie noch Hoffnung an irgendetwas hat?

"Das ist es, worüber wir uns Sorgen machen",

fuhr Koizumi fort, ohne überhaupt besorgt auszusehen.

"Ich glaube, wir werden nie herausfinden können, ob Suzumiya-san ein Gott oder ein ähnlich allmächtiges Wesen ist, aber es gibt etwas, dessen wir uns sicher sein können. Wenn sie weiterhin ihre Kräfte frei benutzt,und es dazu führt, dass die Welt verändert wird, ist es möglich, dass niemand überhaupt merken würde, dass die Welt sich verändert hat. Das erschreckende daran ist, dass nichtmal Haruhi es bemerken würde, wenn die Welt sich verändert hätte."

"Warum?"

"Weil Suzumiya-san ein Teil dieser Welt ist, der Beweis, dass sie nicht ihr Schöpfer ist. Wenn sie ein Gott wäre, der diese Welt geschaffen hat, dann sollte sie an einem Ort außerhalb dieser Welt sein, dennoch lebt sie mit uns in ihr. Wir können daraus schließen, dass sie die Welt nur zu einem bestimmten Grad verändern kann und das ist unnatürlich und sehr seltsam."

"Du siehst für mich sogar noch seltsamer aus."

Meinen Kommentar ignorierend fuhr Koizumi fort:

"Ich bevorzuge immer noch diese Welt, in der ich jetzt lebe. Es mag alle möglichen Konflikte zwischen verschiedenen Gesellschaften geben, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Menschen diese Probleme gelöst haben werden. Das Problem liegt in Theorien wie dem Geozentrismus. Wir müssen dafür sorgen, dass Suzumiya-san nicht an so etwas glaubt. Hast du es nicht mit eben diesem Gedanken aus der geschlossenen Dimension geschafft?"

Wie soll ich sagen? Das hatte ich vergessen, ich habe mich entschlossen, die Erinnerungen, an die ich mich nicht länger erinnern will, wegzuschließen.

Ein Lächeln bildete sich um Koizumis Mund; es sah aus wie ein selbstkritisches Grinsen.

"Entschuldige. Ich habe so viel über diese unkonstruktiven Sachen geredet, als wäre ich ein Verteidiger der Gerechtigkeit dieser Welt. Bitte akzeptier meine Entschuldigung."

(Kapitel 4 Ende)


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