Suzumiya Haruhi:Band6 Wo ist der Kater hin?

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Wo ist der Kater hin?


Das Ende des Jahres rückte während der Winterferien immer näher. Ursprünglich glaubten wir noch, dass wir schlicht erwartungsvoll auf das Detektivspiel von Koizumi und seinen fröhlichen Gesellen warten würden, jedoch fanden wir uns schon am ersten Tag, an dem wir in Tsuruya-sans Villa angekommen waren, verloren in einem seltsamen Haus wieder, das mehr wie ein Tagtraum schien. Das Ergebnis dieses Ereignisses war eine Notfallsituation, mit einer auf der Schipiste in Ohnmacht fallenden Nagato und einer deswegen schreienden und brüllenden Haruhi.

Glücklicherweise kehrte Nagatos Gesundheit wieder zurück sobald wir uns wieder in unserer normalen Welt befanden. Egal wie ich es auch betrachtete, es war ein sehr hektischer Tag gewesen. Der Kalender zeigte noch immer den Dreißigsten des Dezembers, einen Tag vor Silvester.

Am folgenden Tag, an Silvester…

Das schon lang geplante Projekt verlief wie geplant. Es handelte sich dabei um ein einfaches Überraschungsereignis, das der Wichtigtuer Koizumi veranstaltete und das in Wirklichkeit völlig überflüssig war: die Winterversion des chaotischen Detektivspiels. Der Einzige Unterschied, verglichen mit dem letzten Spiel war, dass wir von Beginn an wussten, dass es nur ein Spiel war und es das Herzstück unseres gemeinsamen Ausfluges darstellte. Was das Disaster auf dem verschneiten Berg betrifft, diese Illusion eines Hauses, die falsche nackte Asahina-san, die Prizipien des Herrn Euler und Nagato, die mit hohem Fieber außer Gefecht gesetzt war, das war alles nur ein ungeplantes Vorspiel. Dieser Vorfall entsprach nicht Haruhis Stil und ich würde wirklich gerne mal ein Wörtchen mit dem unbekannten Verantwortlichen reden. Obwohl Nagato ausgefallen war, hatten es wenigstens Koizumi und ich – es ist fraglich ob Asahina-san wirklich etwas beigetragen hatte – geschafft uns irgendwie aus diesem Irrgarten zu befreien.

Zu diesem Zeitpunkt befand sich auch noch Tsuruya-san mit uns in der Villa, die nicht den Anschein einer durchschnittlichen Person hat, sowie Koizumis Bekannte, die wohl aus noch unnatürlicheren Verhältnissen stammen würden, sollte ich sie jemals überprüfen.

Schließlich, in einer sehr SOS-Brigadischen… nein, ich sollte wohl eher sagen Haruhi-istischen Art, konnten wir endlich mit den in unserem Zeitplan vorgesehenden Aktivitäten fortfahren.

Bedenken wie dieses Jahr enden würde schwirrten mir im Kopf herum und wollten sich nicht verflüchtigen. Es schien allerdings, als ob nur mich diese Frage beschäftige, weshalb ich es vorzog den Mund zu halten, da ich mich in der Minderheit befand.

Lasst uns noch einmal die Besetzung dieses Stückes bestätigen: Da gab es mich selbst, Haruhi, Nagato, Asahina-san, Koizumi, Tusurya-san, meine Schwester, Shamisen, Mori-san, Arakawa-san, als auch Tamaru Keiichi-san und seinen Bruder Yutaka-san.

Haruhi schlug vor, dass die Fortsetzung der Rätsel-Tour sobald wie möglich beginnen sollte.


An Silvester, nachdem wir das von Mori-san und Arakawa-san zubereitete Frühstück beendet hatten, begannen wir unsere Aktivitäten indem wir uns im Gemeinschaftsraum im Erdgeschoß von Tsuruya-sans Anwesen trafen. Die Fläche war so groß wie mindestens zwanzig Tatami-Matten und bestand aus Zypressenholz, ähnlich wie eine hölzerne Bühne für Reden oder Theaterstücke. Es standen dort acht Horigotatsu, die jeweils ausreichend Platz für acht Leute boten. Natürlich verfügte der Boden auch über eine Heizung und zusätzlich umströmte einen die warme Luft eines Heizlüfters, was zusammengenommen dazu führte, dass sich die Leute an diesem Ort richtig wohlfühlten.

Bei einem Blick aus dem Fenster sah man den Himmel über den Schipisten, der so hellblau war, wie die Farbe die man bekommt, wenn man Blau über eine Polyesterplatte sprüht, doch war für diesen Tag Schifahren verboten.

„Ich mache mir noch immer etwas Sorgen um Yuki, also lasst uns heute im Haus bleiben.“

Mit diesen Worten sprach Haruhi das Schifahrverbot aus. Nagato hatte versucht ihren ausdruckslosen Blick einzusetzen um Haruhi, die sie schon zu einem Doktor schleppen wollte, zu überzeugen, dass mit ihr alles in Ordnung ist, doch niemand kann eine Entscheidung unserer Anführerin rückgängig machen.

„Hör zu! Keine Außenaktivitäten, zumindest heute! Bevor ich mir sicher bin, dass du dich vollständig erholt hast, ist jeder Sport oder alles, das vielleicht das Adrenalin steigen lässt, für dich untersagt, in Ordnung?“

Nagato sah Haruhi in die Augen, die in ihrer Weite dem Mond glichen, und wandte anschließend ihren Blick auf den Rest von uns, die wir auf der Seite aufgereiht standen. Es war fast so, als würde sie sagen „Ich bin damit einverstanden, aber was ist mit euch?“

Es schien allerdings, als gab es noch andere Personen, die Haruhis Ansicht teilten.

„Ich stimme von ganzem Herzen zu. Wir würden uns unwohl fühlen, wenn wir Nagato-san zurücklassen würden, während der Rest von uns rausgeht. Alle für einen und einer für alle… um mich dieser Geschichte zu bedienen“,

warf Koizumi ein. Die nichtregulären Mitglieder, die da wären meine Schwester und Tsuruya-san, stimmten bereitwillig zu. Ich weiß nicht warum ich mir Shamisens Meinung nicht sicher sein konnnte, der gerade von meiner Schwester getragen wurde, aber er gab keinen Ton von sich, also nahm ich an, dass er keinen Kommentar dazu abgeben wollte.

„Wieso ziehen wir den Zeitplan dann nicht etwas vor?“ Koizumis Blick schweifte über die Landschaft außerhalb des Fensters. „Es geht in Ordnung, wenn wir das Detektivspiel, das ursprünglich am Abend starten und um Mitternach enden hätte sollen, schon früher beginnen.“

„Können wir gleich anfangen?“ Bitte mach das, bevor Haruhis feurige, vor Erwartung schon glühenden Augen anfangen meine Nervenzellen zu rösten.

„Entschuldigt bitte, aber es ist am besten zu warten bis es wieder schneit. Der Wetterbericht hat für den Nachmittag wieder Schneefall angekündigt, also geduldet auch bitte bis dahin.“

Der einzige Grund, warum ich diesen geradezu abnormal schweren Shamisen mitgeschleppt habe war, weil du gesagt hast, dass eine Katze gebraucht wird und jetzt behauptest du, dass es schneien muss. Was soll das? Wenn du Schnee willst, da draußen ist genug davon.

„Es ist durchgängiger Schneefall nötig. Ahh, mehr kann ich dazu nicht sagen, da es Teil des Rätsels ist.“

Nachdem er das gesagt hatte, lächelte Koizumi der Tricolor in den Armen meiner Schwester zu und schnappte sich die Tasche, die neben dem Heizkörper stand.

„Da ich mit so einer Situation schon gerechnet habe, habe ich einige Spiele mitgebracht, die uns den Tag lang beschäftigen sollten.“

So etwas hatte ich mir schon gedacht, aber beim Anblick von Koizumi, wie er ein Brettspiel nach dem anderen auspackte, fragte ich mich, ob er Videospiele vielleicht einfach hasste.

Wir können uns jetzt zwar gut amüsieren, aber was ist mit Mori-san und Arakawa-san? Arakawa, der Butler, der gleichzeitig auch Chefkoch war und das immer beschäftigte Dienstmädchen Mori-san, die sich ohne Unterlass um unsere Bedürfnisse kümmerte, waren in Wirklichkeit beide Mitglieder der „Organisation“, der auch Koizumi angehörte und deren Aufgabe es war Haruhi im Auge zu behalten.

Das Auftreten der beiden war so reserviert, dass ich mich schon unwohl fühlte. Gerade als ich ihnen beim Kochen und Saubermachen helfen wollte –

„Das ist nicht nötig aber ich danke Ihnen herzlich für Ihr Angebot.“

Das zurückhaltende Paar lehnte mein Angebot höflich ab.

„Diese Aufgaben liegen innerhalb unserer Kompetenz und sind unsere Verantwortung.“

Eh? Sind die Zwei am Ende etwa wirklich Butler und Dienstmädchen? Wurden sie von Koizumi und Kohorten angeheuert, nur um hier eine Show abzuziehen?

Vielleicht weil er meine Besorgnis bemerkt hatte, ließ Arakawa-san seine professionelle Maske kurz fallen und setzte ein breites Lächeln auf.

„Unser Auftreten ist das Ergebnis professionellen Trainings“,

erklärte er mir. Im Moment waren jetzt aber beide nicht zu sehen und waren vielleicht in der Küche beschäftigt.

Was die zwei anderen Schauspieler betrifft – Tamaru Keiichi-san, der im Bereich der Biotechnologie ein großes Vermögen verdient hatte, das es ihm erlaubte gemeinsam mit seinem Bruder Yutaka-san eine einsame Insel als Sommersitz zu verwenden – sie waren noch nicht in Erscheinung getreten. Ihr Eintreffen sollte den Höhepunkt von Haruhis Brettspielkarriere markieren. Die nervenaufreibende Tradition bei den Ausflügen, auch bekannt als nachmittägliches Beschäftigungsprogramm, was Bestrafungsspielchen inkludierte, sollte um zwei Uhr beginnen. Inzwischen war Haruhi auf dem Weg Milliardärin zu werden, während der Rest von uns in Schulden versank.



Die zwei neuen Gäste wurden von Arakawa-san in den Gemeinschaftsraum geführt, wo wir sie begrüßten und sie eine Weile mit uns plauderten.

„Hätte es nicht wegen des Schneefalls eine Zugverspätung gegeben, wären wir schon am Morgen angekommen.“

Tamaru Keiichi-san, der egal wie man es auch betrachtete, wie ein ordinärer Onkel aussah, hatte ein Lächeln, so warm wie der Sommer.

„Ahh, Hallo zusammen, ist schon lange her.“

Der Sunnyboy Tamaru Yutaka-san lächelte übertrieben in Richtung Koizumi und winkte uns zu, bevor er sich schließlich an Tsuruya-san wandte:

„Hi, ich heiße Tamaru, schön dich kennenzulernen und danke für deine Gastfreundschaft. In den Rückzugsort der Tsuruya Familie eingeladen zu werden ist eine echte Ehre.“

„Aber überhaupt nicht, seien Sie nicht so bescheiden!“

Tsuruya-san fuhr fröhlich fort:

„Sie alle sind Freunde von Koizumi-kun und mit dem Unterhaltungsprogramm, das Sie vorbereitet haben, bin ich mehr als entschädigt. Ich liebe eine gute Show!“

Egal mit wem sie auch sprach, Tsuruya-san schien die Fähigkeit zu haben, jede Person in ungefähr fünfzehn Sekunden zu ihrem Freund zu machen. In Asahina-sans Klasse musste es genauso sein und ich beneidete ihre männlichen Mitschüler dafür.

Mori-san und Arakawa-san begrüßten noch einmal die Tamaru Brüder.

„Wir begrüßen Ihr Eintreffen erlauchte Gäste.“

„Entschuldigung, dass wir euch alle auch im Winter belästigen.“ Keiichi-san zeigte ein verlegenes Lächeln. „Danke für alles Arakawa-san.“

„Habt Sie schon zu Mittag gegessen?“

fragte Mori-san mit einem Lächeln. Yutaka-san antwortete:

„Wir hatten schon Etwas im Zug. Bitte bringen Sie unser Gepäck auf unsere Zimmer.“

„Natürlich, überlassen Sie das mir.“

Arakawa-san verbeugte sich tief und warf Koizumi danach einen Blick zu.

„Nun gut, hergehört“,

Koizumi stand auf wie ein Priester während einer Hochzeitszeremonie-

„Nachdem alle schon darauf brennen anzufangen, lasst uns das Spiel starten. Auch wenn das natürlich eine Unannehmlichkeit für die Tamaru Brüder ist, die gerade erst angekommen sind.“

Sein Lächeln war etwas steif. Könnte es sein, dass Koizumi hinsichtlich des arrangierten Spiels nicht gerade zuversichtlich ist und uns am Ende eine unangenehme Überraschung erwarten könnte?

„Lasst mich schon einmal sagen, dass Keiichi-san das einzige Opfer sein wird. Das wird kein Fall von Serienmord. Außerdem gibt es nur einen Mörder, also verwerft die Möglichkeit von mehreren Tätern. Und was die Motivation angeht… ignoriert sie, das hätte keinen Sinn. Als Letztes, sobald wir mit den Vorbereitungen anfangen-“ Er zeigte auf die Uhr an der Wand, „-was zwischen Zwei und Drei am Nachmittag der Fall sein sollte, darf mit Ausnahme von Arakawa-san und Mori-san niemand diesen Bereich verlassen. Yutaka-san wird ebenfalls hier bleiben. Sollte es etwas geben, das noch erledigt werden muss bevor wir beginnen, dann tut das bitte jetzt. Könnt ihr euch alle an diese Regeln halten?“

Alle nickten.

„Es sind noch sieben Minuten bis zwei Uhr, aber das sollte kein Problem sein. Lasst uns beginnen.“

Koizumi nickte Tamaru Keiichi-san zu.

„Nun gut-“

Keiichi kratzte sich mit einem peinlich berührten Blick am Kopf, da er wieder einmal im Zentrum der Aufmerksamkeit stand und wie schon im Sommer die Rolle des Opfers spielte. Er stand auf und redete mit uns, als ob er uns ködern wollte:

„Ich nehme an mein Zimmer ist die kleine Hütte außerhalb des Haupthauses.“

„Genau, bitte folgen Sie mir“, sagte Mori-san.

„Ich würde gerne ein Schläfchen halten. So früh am Morgen aufzustehen hat mich müde gemacht. Wie es scheint habe ich mir auch eine Erkältung geholt, zumindest macht sich meine Nase bemerkbar.“

„Ah ha, Keiichi-san ist allergisch gegen Katzen, also könnte das vielleicht an ihr liegen.“

Selbst für ein Schauspiel ging das Ganze langsam zu weit.

„Könnte sein. Ahh, machen Sie sich nicht zu viele Sorgen deswegen. Meine Katzenallergie ist nicht so schlimm. In kleinen Räumen ist es unangenehm, aber in großen, offenen Flächen ist es kein Problem.”

Danach gab er noch einen Auftrag:

„Und ja, können Sie mich um etwa vier Uhr dreißig wecken? Geht das in Ordnung? Um vier Uhr dreißig?“

„Natürlich.”

Mori-san verbeugte sich, richtete sich wieder auf und ging elegant aus dem Raum.

„Bitte folgen Sie mir. Hier entlang.“

Keiichi-san beeilte sich Mori-san einzuholen und verschwand im Gang nachdem er diesen Haufen umständlicher Sätze aufgesagt hatte. Die ganze Szene schien geradezu schreien zu wollen: „Es ist alles in Ordnung mit der Welt!“

„Ich werde Sie also fürs Erste verlassen. Yutaka-san, ich werde Ihnen mit dem Gepäck helfen.“

Der Butler Arakawa-san machte eine tiefe Verbeugung und eilte mit der Tasche und dem Mantel aus dem Raum.

Nachdem er alle mit seinen Augen verabschiedet hatte, tat Koizumi so, als müsste er sich räuspern:

„Damit wäre die erste Szene zu Ende gegangen. Ab jetzt amüsiert auch bitte in diesem Raum.“

„Mal langsam”,

protestierte Haruhi.

„Was war das mit der Hütte? Wo ist die, falls es sie überhaupt gibt?“

„Ah richtig“, antwortete Tsuruya-san, „die ist kein Teil des eigentlichen Hauses sondern nur eine sehr kleine Erweiterung. Eh? Hat sie niemand von euch gesehen?“

„Nein. Koizumi-kun, Hinweise zu verheimlichen ist gegen die Regeln. Uns so etwas nicht zu sagen ist einfach nicht fair. Los, lasst uns gehen und einen Blick darauf werfen.“

„Ich hatte geplant sie euch später zu zeigen…“

Koizumi zeigte ein eher gezwungenes Lächeln, aufgrund der Geschwindigkeit, mit der die ganze Sache voranschritt. Es schien jedoch genug Spielraum in der Inszenierung zu geben um die Situation zu bereinigen, denn nach einem Blick auf die Uhr sagte er:

„Ich verstehe. Es ist kein Problem sofort zu gehen und sie uns anzusehen.“

„Hier her!“

Tsuruya-san übernahm die Führung und alle anderen folgten ihr. Sogar meine Schwester schloss sich uns an, mit Shamisen fest an sich gedrückt. Ich glaube allerdings nicht, dass sie und die Katze irgendwie zur Auflösung des Falles beitragen werden.

Gleich nach dem Gemeinschaftsraum gab es einen Gang, der direkt zum zentralen Hof des Hauses führte. Nachdem die Außenwände aus Glas bestanden, war auch der Blick auf diesen Innenhof kristallklar.

Ich konnte zwar nicht sagen seit wann, aber inzwischen hatte es begonnen zu schneien.

Der sich angesammelte Schnee war bereits kniehoch. Die Landschaft war eigentlich eine typisch japanische, doch durch den Schnee schien es nur Weiß zu geben. Und in dieser weißen Szene stand einsam ein kleines, hüttenartiges Gebäude.

Nach einem kurzen Fußweg öffnete Tsuruya-san die Tür, die zum Hof führte und zeigte auf das Gebäude.

„Das ist die Hütte, die mein Großvater zum Meditieren benutzt. Er hasst Lärm und um dem Trubel in der Villa zu entfliehen, schließt er sich dort ein, wenn wir hier unseren Urlaub verbringen. Komm doch einfach nicht wenn es dir zu laut ist! Aber es wäre komisch ihn nicht einzuladen, auch wenn es schwer ist es diesem alten Knacker recht zu machen.“

Tsuruya-san beschwerte sich zwar darüber, aber ihr Tonfall verriet auch eine gewisse Sehnsucht.

Ich prägte mir sorgfältig jedes Detail ein, ohne etwas zu übersehen. Auf dem Weg zwischen der Tür zur Villa und der Hütte gab es kein weiteres Gebäude oder sonstiges Mauerwerk. Nur das Dach der Hütte ragte aus dem Schnee. Der steinerne Weg war von Schneeflocken bedeckt. Glücklicherweise schneite es heute nur leicht, denn in einem Schneesturm wäre das Ganze schon eine ganz andere Geschichte.

Die eiskalte Luft, die durch die offene Tür strömte, ließ uns, die wir keine Jacken anhatten, fast erfrieren. Besonders Shamisen, der schlecht gelaunt war und mit allen Mitteln versuchte wieder in sein warmes Bett zurückzukommen. Meine Schwester fand Shamisens Laune aufs Höchste unterhaltsam und bevor ich sie noch aufhalten konnte, war sie schon mit Pantoffeln auf den Weg vor der Tür gesprungen und drückte Shamisen nahe an einen Schneehaufen.

„Schau Shami, das ist Schnee. Willst du mal probieren?“

Shami wand sich wie ein Karpfen, der versuchte sich von einer Angelschnur zu befreien und in dem Moment, in dem er sich aus den Armen meiner Schwester lösen konnte, stieß er als Zeichen seiner Abneigung der ganzen Situation ein „Umiau~“ aus und stürmte zurück ins Haus, wo er spurlos verschwand. Ohne Zweifel begibt er sich wieder in den beheizten Raum um weiterzuschlafen.

„Ara.“

Mori-san, die Keeichi-san zu seinem Raum geführt hatte, kam uns auf den Steinplatten entgegen, mit Bewegungen so leicht, als wäre sie schwerelos. Die Schönheit unbekannten Alters schenkte uns ein bezauberndes Lächeln.

„Kann ich Ihnen allen irgendwie helfen? Wenn Sie Keiichi-sama suchen, der ist in der Hütte.“

„Sind sie sich sicher?“, fragte Haruhi sie mit einem skeptischen Blick.

„Ich bin mir sicher.“, antworte Koizumi an ihrer Stelle. „Schließlich steht es so im Drehbuch.“


Als wir in den Gemeinschaftsraum zurückkehrten, stand die Uhr genau auf Zwei. Koizumi atmete erleichtert auf.

„Bitte erlaubt mir euch alle noch einmal daran zu erinnern, dass bis drei Uhr niemand alleine den Raum verlassen darf. Wenn ihr hinaus wollt, dann erlaubt mir euch zu begleiten.“

Koizumi ging zur Tasche in der Ecke und begann der Reihe nach Dinge aus ihr zu nehmen. Warum leerst du sie nicht gleich als Ganzes aus?

„Hmm?“

Mir fiel etwas auf. Shamisen war nirgends zu sehen. Koizumi hatte die Sachen beim Heizkörper platziert und die Decke, die über diesem lag war der Lieblingsplatz des Katers. Ich hatte angenommen, dass er dort noch immer liegen würde. Obwohl dieses Bedenken-

„Lasst uns das hier spielen um uns die Zeit zu vertreiben. Geht das in Ordnung Suzumiya-san?“

nach Koizumis Kommentar aus meinen Gedanken verschwand.

„Sicher.“ Haruhi schien aus irgendeinem Grund gut aufgelegt zu sein. „Es ist zwar vielleicht noch etwas früh, aber wir hätten später ja sowieso gespielt, also können wir gleich loslegen. Koizumi-kun, gib mir das.“

Haruhi schnappte sich eine Papiertasche von Koizumi und entnahm ihr etliche seltsam anmutende Utensilien; ein paar Blatt Papier, die vielleicht zum Zeichnen gedacht waren und die gleiche Anzahl an Kuverts. Plötzlich überkam mich ein Gefühl von Beklemmung, das ich aber nur schwer beschreiben konnte.

„Das ist Fukuwarai“, sagte sie. „Habt ihr das als Kind auch alle gespielt? Eigentlich war es ja für morgen geplant, aber es wäre eine Zeitverschwendung es nicht gleich zu spielen.

Das ist offensichtlich, schon allein wenn man sich das Setup hier ansieht. Seien es die Gesichtszüge oder die Frisur, es waren allesamt verniedlichte Portraits von uns. Die Umrisse entsprachen sogar ziemlich genau dem Original, wodurch die Personen auch ohne Dinge wie Augen oder Nasen erkennbar waren. Das könnte auch der Grund sein warum Haruhi gerade so selbstgefällig schien.

„Das war meine Arbeit. Ich habe es selbst gemacht! Alles ist von Hand gezeichnet und es gibt sogar eines für Tsuruya-san. Sogar für deine Schwester habe ich eines gemacht, nachdem klar war, dass sie mitkommen würde. Entschuldigung Yutaka-san ~ aber ich hatte ihr Gesicht nicht mehr genau im Kopf… “

„Kein Problem.” Yutaka-san schien es nichts auszumachen. „Es ist nur natürlich, dass dir mein Gesicht unbekannter ist.”

„So wird es wohl sein.“

Haruhi sah uns Mitglieder mit einem Lächeln an.

„Nicht schlecht huh? Wir können das Spiel mit unseren eigenen Gesichtern spielen. Aber lasst es mich gleich sagen, dass es kein Zurück gibt. Die Gesichter werden im Klubraum aufgehängt sobald sie fertig sind, also solltet ihr die Sache ernst nehmen, nicht dass die Portraits, die dann für Generationen zu sehen sein werden, aussehen wie ein Werk des Kubismus.“

In ihrem Kopf schwirrten immer die dümmsten Gedanken herum. Man konnte ihr aber nicht absprechen ein ziemliches zeichnerisches Talent zu besitzen, so gut hatte sie unsere Merkmale auf den Bildern eingefangen. Wenn wir die Stücke jetzt zusammenlegen würden, hätte man sie leicht als unsere Charikaturen erkennen können. Schon allein deshalb konnten wir Haruhi jetzt nicht hängen lassen.

Nichtsdestotrotz, wann findet sie eigentlich immer die Zeit für solche Dinge?

„Wer will anfangen?“

Tsuruya-san hob mutig ihre Hand sobald Haruhi die Frage gestellt hatte.



Tsuruya-san, auch wenn sie keine Durchschnittsperson zu sein schien, verfügte nicht über den Röntgenblick. Nachdem ihr mit einem Handtuch die Augen verbunden worden waren, kreierte sie gekonnt eine Parodie eines Portraits und ließ den Raum in schallendes Gelächter ausbrechen und auch sie wälzte sich vor Lachen auf dem Boden, nachdem sie das Endergebnis gesehen hatte. Selbst ein Lachsack verblasste beim Vergleich.

Der Zweite in der Reihe war Koizumi. Sein attraktives Gesicht wurde augenblicklich entstellt. Nachdem er die Augenbinde abgenommen und einen Blick auf sein Werk geworfen hatte, schüttelte er kummervoll seinen Kopf, aber im Wissen, dass ich der Nächste war, konnte ich nicht einmal darüber lachen.

Was für ein Spiel, das mich Schmetterlinge im Bauch fühlen lässt. Gerade, als ich mich mental darauf vorbereitete-

„Entschuldige mich für eine Sekunde.“, flüsterte mir Koizumi zu. „Ich muss mit Arakawa-san und den anderen über die Pläne für morgen reden, also werde ich mich fürs erste verabschieden.“

Mit diesen Worten verließ er den Gemeinschaftsraum. Ich hatte keine Idee worüber er gerade jetzt mit ihnen sprechen musste, aber es war wohl schrecklich wichtig. Wie mein persönliches Portrait aussehen würde, wenn es letztendlich im Klubraum ausgestellt wird, lag nun einzig allein an meinen Fähigkeiten in der Raumorientierung.


Mein Selbstportrait endete im schallenden Gelächter. Was soll’s, das ist noch immer besser als ein absolut gewöhnliches Gesicht zu fabrizieren, das die Stimmung im Raum unter den Gefrierpunkt sinken lässt. Obwohl Tsuruya-san, lachst du nicht ein wenig zu viel darüber?

Als ich das Handtuch abnahm und untermalt von Tsuruya-sans Gekreische, sah ich, dass Koizumi zurückgekehrt war. Refelexartig warf ich einen Blick auf die Uhr.

Es war kurz nach halb Drei.

„Ich bitte um Entschuldigung.“

Ohne, dass ich eine Ahnung hatte, was genau er im Schilde führte, war Koizumi mit Shamisen zurückgekommen, der einige Zeit zuvor spurlos verschwunden war. Was will Koizumi nur mit ihm?

„Nichts. Er wollte sich in der Küche nur nicht von Mori-san trennen.“

Koizumi platzierte Shamisen direkt auf der Decke vor dem Heizlüfter, wo sich dieser zu einem Ball zusammenrollte und im warmen Luftstrom badete. Eine vollgefressene Katze an einen warmen Ort zu geben ist sicher eine gute Methode sie zahm zu halten.

„Wie sind die Ergebnisse?“

Koizumi setzte sich direkt neben mich und sah auf auf den Horigotatsu. Tsuruya-sans und Koizumis, wie auch mein Portrait, waren bereits von meiner kleinen Schwester vandalisiert worden und waren nun festgeklebt und bereit ausgestellt zu werden. Anstatt diese Werke aufzuhängen, schlage ich etwas anderes vor, wie etwa lebensgroße Fotos von Asahina-san in ihren Cosplay-Outfits.

Die Zeit verflog und als nächstes waren Asahina-san und Nagato an der Reihe. Asahina-san sah süß dabei aus, wie sie mit allen Kräften versuchte mit ihren zitternden Händen die verschiedenen Teile ihres Gesichtes zu finden und am Schluss hatte sie ein witziges, allerdings auch sehr niedliches Portrait produziert, während Nagato überraschenderweise ein ultramodernes Bild hervorbrachte. Ihrem Gesichtsausdruck nach hatte sie keine Ahnung warum ihr eigenes Selbstportrait derart die Lachmuskeln der anderen anregte, während sie selbst ihr scheinbar unterhaltsames Werk nur stumm begutachtete.

Ihrem Gesichtsausdruck nach hatte Nagato keine Ahnung warum ihr eigenes Selbstportrait derart die Lachmuskeln der anderen anregte, während sie selbst ihr scheinbar unterhaltsames Werk nur stumm begutachtete.

Gerade als wir uns bis zum bitteren Ende mit unseren Fukuwarai Bildern duellierten...

„Alle mal herhören, es ist gleich drei Uhr“,

verkündete Koizumi plötzlich.

„Ich würde jetzt gerne allen eine Pause gönnen. Bitte bleibt von drei bis vier Uhr hier im Raum. Falls noch jemand auf die Toilette muss, soll er das bitte jetzt noch tun.“


Mit Ausnahme von Nagato, Yutaka-san, Koizumi und mir, verließen alle das Zimmer. Nagato studierte ihr Selbstportrait, während Yutaka-san aufmerksam auf ihr Profil starrte.

Ich fragte Koizumi:

„Wann wird der Mord geschehen?“

„Lass uns noch nicht darüber sprechen. Sieh einfach mal aus dem Fenster, ok?“ Er deutete auf das Fenster. „Du siehst, dass es draußen schneit oder? Bitte merk dir das. Auch wenn es nicht geschneit hätte, hätten wir so getan, als wäre das der Fall gewesen, aber es verläuft alles nach Plan, also ist das überflüssig.“

Gerade als ich Koizumis versicherndes Lächeln studieren wollte, kehrte die Vierergruppe Mädchen zurück. Yutaka-san schien der naheliegendste Tatverdächtige zu sein. Es gab niemand anderen, auf den das Profil besser gepasst hätte, allerdings war mir noch nichts Auffälliges an seinem Verhalten aufgefallen.

Haruhi trat in die Mitte.

„Koizumi-kun, lass uns das als nächstes spielen. Würdest du es für mich holen?“

„Sicher, meinst du das?“

Koizumi begab sich zur Tasche und ich folgte ihm, um zu sehen, was für eine Art von selbstgemachtem Spielutensil er daraus hervorholen wollte. Gerade als ich ihm über die Schultern schaute, während er die Tasche durchsuchte, drehte er sich rasch um und sah mich an, als würde er einen Zaubertrick vorführen und zog ein großes Blatt Papier hervor.

„Bitte gib das Suzumiya-san von mir, Danke.“

Das gefaltete Papier flatterte im heißen Luftstrom des Heizlüfters. Nachdem ich es aufgefaltet hatte, überkam mich plötzlich ein seltames Gefühl. Es lag jedoch nicht an diesem riesigen Stück Papier. Vor mir war Koizumi, der die Tasche wieder abstellte und neben mir war der Heizlüfter, während Shamisen hinter mir genüsslich auf der Decke schlief.

Die Szene war nicht wirklich bizarr, aber ich hatte das Gefühl, dass damit etwas nicht stimmte. Das Auffälligste schien zu sein, dass Koizumi irgendwie angespannt war, als ich ihm folgte.

„Kyon, komm her! Steh nicht herum wie ein Idiot!“

Ich kehrte eher unwillig in die Mitte des Raumes zurück und kurz danach stieß auch Koizumi wieder zu uns.

Der Stundenzeiger stand nun auf exakt drei Uhr.



„Das hier habe ich gemeinsam mit Koizumi-kun gemacht.“

Haruhis Brust war so vor Stolz geschwollen, dass sie nahe daran war abzuheben. Es fehlte nicht viel und das Wort „Stolz“ wäre ihr quer über das Gesicht geschrieben gewesen.

„Das ist ein Sugoroku, extra angefertigt für die SOS Brigade. Ich habe es persönlich Quadrat für Quadrat zusammengestellt, also seid dankbar wenn ihr darauf spielt.“

Auf dem ersten Quadrat, auf dem ich nach dem Würfeln landete, waren übrigens folgende Worte geschrieben:

„Nur für Kyon, dreißig Sit-ups.“

Es gab auch noch ‚Spiel „Strip“-Schere, Stein, Papier mit der nächsten Person die auf ein Stopfeld kommt’; ‚sag fünf verschiedene Dinge um die Chefin glücklich zu machen’; ‚beantworte ehrlich alle dir gestellten Fragen (über Dinge die einen in Verlegenheit bringen)’ und so weiter. Die Haruhi-Version des Spiels hatte Regeln, die eindeutig nach Bestrafungsspiel rochen.

Da die Regeln aber nun mal so festgeschrieben waren, mussten die Spieler sie befolgen. Asahina-san und Yutaka-san kamen auf das Schere, Stein, Papier Feld, aber Asahina-san hatte keine Ahnung für was der Name des Spiels stand und erstarrte, weshalb ich für sie übernahm. Was die anderen Ereignisse betrifft, die wirkten schon fast wie eine Parade mit dem Ziel mich zu foltern. Als das Spiel nach einer Stunde mit dem Erreichen des Ziels durch Tsuruya-san endete, war ich kurz davor tot umzufallen.

Ich war mir sicher, dass Koizumi nicht aus Mitleid intervenierte, aber zu sehen wie er seine Hand hob um etwas zu sagen, war eine große Erleichterung für mich.

„Hergehört, es ist jetzt exakt vier Uhr“,

verkündete Koizumi wie der Moderator einer Live-Sendung.

„Jetzt beginnt die frei gestaltbare Zeit. Bitte seid um vier Uhr dreißig wieder da. Übrigens, bitte geht nicht nach Draußen. Das gilt natürlich für jeden, der nicht der Mörder ist.“

„Nun gut, dann entschuldigt mich bitte.“

Tamaru Yutaka-san setzte ein Lächeln auf, das etwas zu verbergen schien und verließ seinen Platz.

„Ich werde mal in meinem Zimmer mein Gepäck auspacken. Hmm~ Ich sollte in fünf Minuten zurück sein.“

Nach diesen Worten verließ er den Raum. „Wir gehen in die Küche.“ Haruhi und Tsuruya-san gingen ebenfalls. Nach ein paar Minuten kamen sie zurück, bepackt mit Nachspeise und Saft. Außer ihnen hatte niemand den Raum verlassen, nachdem niemand fälschlicherweise als der Täter beschuldigt werden wollte, da das so ungefähr das Schlimmste war, was einem passieren konnte.

Beachtet, dass Yutaka-san tatsächlich nach ungefähr fünf Minuten zurückgekehrt war.



Es war nun kurz nach vier Uhr dreißig.

Mori-san kam in den Gemeinschaftsraum und informierte uns darüber, dass:

„Keiichi-sama antwortet nicht auf meine Rufe.“

Sie schauspielerte dabei einen beunruhigten Gesichtsausdruck.

„Ich habe versucht ihn in seiner kleinen Hütte aufzuwecken, aber er gibt keine Antwort und die Tür ist von Innen verschlossen.“

„Endlich ist der Augenblick gekommen.“

Haruhi sprang voll Elan auf.

„Lasst uns die Situation am Tatort untersuchen.“

Sie marschierte durch den Gang wie die Führerin einer Touristengruppe und wir folgten ihr.

Als wir im Hof ankamen und die Tür öffneten, fanden wir genug Außenschuhe für uns alle. Arakawa-san war bereits bei der Tür der Hütte, als wir auf den Weg hinaustraten, der zu ihr führte.

„Wie ist die Lage?“

„Mori-san hat Sie also schon informiert. Es ist so wie sie gesagt hat, die Tür ist von Innen verschlossen. Der Schlüssel und Keiichi-san sind beide im Raum. Es gibt übrigens auch keinen Ersatzschlüssel. Das wäre alles.“

„So ist es“, begann Koizumi, „Ihr braucht jetzt nicht die Tür einbrechen. Denkt euch einfach alle, dass es keinen Ersatzschlüssel gibt. Arakawa-san, den Schlüssel bitte.“

Der Butler Arakawa streckte seine Hand aus, in der sich ein Schlüssel befand.

„Beachtet diesen Schlüssel, der eigentlich nicht existiert, einfach gar nicht.“

Haruhi trat sofort ein, sobald Koizumi die Tür geöffnet hatte.

„Hi.“

Keiichi-san winkte uns mit einer Hand zu. Der Ältere der Tamarus, der auf dem Bettlaken lag, deutete auf seine Brust und sagte:

„Ich wurde schon wieder erstochen.“

Auf seiner Brust war der Griff eines Dolches zu sehen. Es war eines dieser kleinen Spielzeuge, die man überall kaufen konnte um die Leute zu erschrecken.

„Wer hat Sie erstochen?“, fragte Haruhi.

„Das kann ich dir nicht sagen. Ich bin jetzt eine Leiche und tote Menschen können nicht reden.“

Nachdem das gesagt war, breitete Keiichi-san seine Arme aus und legte sich flach auf die Tatamis.

„Hört mir mal alle zu.“, begann Koizumi abermals, „Bitte beachtet die Umgebung. Der Schlüssel zur Hütte liegt auf dem Schreibtisch. Es handelt sich dabei um den, der Keiichi-san gegeben wurde, als er ankam. Um es anders auszudrücken, der Mörder hat die Hütte nicht durch die Tür verlassen.“

Koizumi begab sich zum Fenster beim Engawa.

„Das Fenster ist zu aber nicht verschlossen. Das bedeutet, dass der Mörder durch dieses Fenster geflohen ist. Darüber hinaus beachtet aber die dicke Schneeschicht vor dem Fenster.“

Koizumi öffnete das Fenster woraufhin wir alle einen Blick in den Hof warfen.

„Lasst mich den Fluchtweg des Täters beschreiben. Der Mörder muss ohne Zweifel durch das Fenster geflohen sein und nicht durch die Tür. Durch den Schnee zu gehen würde aber bedeuten, dass man Fußabdrücke hinerlässt, welche aber nicht zu sehen sind. Bitte werft auch einen Blick nach oben. Die Hütte hat ein auf allen Seiten überhängendes Dach. Eine dünne Schneeschicht hat sich darunter angesammelt. Es scheint so als wäre der Täter in diesem Bereich unter dem Dach oder entlang der Mauer der Hütte entlang zurück zum geräumten Weg gegangen.“

Ich starrte auf den Boden auf den Koizumi deutete und danach in den Himmel. Schneeflocken fielen regelmäßig herab.

„Die Fußabdrücke des Mörders müssen durch den Schneefall zugedeckt worden sein. Beachtet man die Höhe des gefallenen Schnees… Ja, lasst mich feststellen, dass die Fußabdrücke nach nicht weniger als dreißig Minuten Schneefall verschwinden.“

Koizumi schien in dieser Sache von allen Zustimmung zu erwarten.

„So steht es in meinem Szenario, also vergebt mir. Tote Menschen sprechen nicht und ich, als der Planer des Spiels, würde bei solchen Dingen nicht lügen.“

„Oh~“

Haruhi sah zuerst auf den Schnee und dann zu Koizumi. Sie senkte ihren Kopf und verschränkte ihre Arme.

„War’s das?“

Koizumi gab keine Antwort sondern deute nur auf die Bettlaken. Unter der weichen Decke schien sich etwas zu bewegen. Konnte es sein…

Haruhi war diejenige, die die Decke wegnahm und daraufhin folgendes sagte:

„Shamisen?“

Jenes Ding, das durch den plötzlichen Lichteinfall seine Augen zusammenkniff, war nichts anderes als meine Katze.



Wir begaben uns wieder in den Gemeinschaftsraum.

Mori-san und Arakawa-san standen still hinter uns. Nur Keiichi-san hatte seine Rolle als Opfer schon erfüllt und genoss inzwischen eine gemütliche Tasse heißen Kaffee in irgendeinem Restaurant.

„Lasst mich noch einmal die Schlüsselpunkte zusammenfassen. Keiichi-san ging um ca. zwei Uhr in die Hütte um ein Nickerchen zu machen. Sein lebloser Körper wurde erst vor kurzem, um ca. vier Uhr dreißig entdeckt. Der Täter muss das Verbrechen also innerhalb der letzten zweieinhalb Stunden begangen haben. Erinnert euch auch daran, dass es keinen Ersatzschlüssel gibt. Das Fenster auf der Seite ist nicht verschlossen, was bedeutet, dass der Mörder durch dieses geflohen sein muss.“

So lautete Koizumis Erklärung.

„Es ist unmöglich den vom Schnee geräumten Weg vom Fenster aus zu erreichen, ohne Spuren zu hinterlassen. Da keine Fußspuren zu sehen sind, bedeudet das, dass sie vom Schnee zugedeckt wurden.“

Koizumi sah zur Tricolor, die gerade von meiner Schwester umarmt wurde.

„Und zuletzt, Shamisen war gemeinsam mit dem Opfer am Tatort anwesend. Bitte denkt daran zurück wann ihr das letzte Mal die Katze gesehen habt, bevor wir sie und die Leiche in der Hütte entdeckt haben.“

Das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe, müsste gewesen sein, als Koizumi verlautbarte, dass wir wieder die Toiletten aufsuchen dürfen. Er schlief tief und fest zu einem Ball zusammengerollt, als Koizumi Haruhis selbstgemachtes Sugoroku Bestrafungsspiel hervorgekramte.

„Eh? Wirklich?“

Haruhi tippte sich mit dem Finger auf die Stirn.

„Ich habe Shamisen die letzten drei Stunden nicht bemerkt. War er wirklich da?“

„Ich habe ihn gesehen…“ Asahina-sans Stimme klang zurückhaltend. „Ja, ich habe ihn gesehen als wir Fukuwarai gespielt haben. Er lag auf der Decke und schlief.“

„Er schlief auch als ich ihn das letzte Mal gesehen habe!“, sagte Tsuruya-san, „Als ich auf dem Weg zur Toilette war, sah ich das Kätzchen dort liegen, zu einem Ball zusammengerollt, aber ich kann mich nicht erinnern ob ich ihn gesehen habe, als wir anfingen Fukuwarai zu spielen.“

Geht man nach den Aussagen der anderen, dann war ich die letzte Person, die Shamisen gesehen hatte. Also hat Shamisen kein Alibi von drei bis vier Uhr dreißig.

Könnte es sein, dass Shamisen während unseres Spiels aufgewacht war und sich auf einen gemütlichen Spaziergang begeben hatte? Ist er dann nach ein paar Runden zu Keiichi-sans Hütte gegangen und hat sich unter seiner Decke versteckt um gemütlich zu schlafen?

„Hmm? Nie und nimmer.“

„Ich glaube nicht, dass der Kater von sich aus zur Hütte gehen würde.“, bemerkte ich, „Schon als er nur kurz draußen war ist er halb erfroren und wurde durch den Schnee ganz panisch. Darüber hinaus hätte er nie selbst die Tür in den Hof öffnen können.“

„Das ist wahr.“

Koizumi nickte.

„Also muss ihn jemand dorthin gebracht haben. Bei dieser Person kann es sich nur um Keiichi-san selbst oder den Mörder handeln.“

„Keiichi-san kann es nicht gewesen sein.“

Haruhi reckte ihren Hals.

„Er hat erwähnt, dass er allergisch gegen Katzen ist. Darauf hat er so deutlich hingewiesen, dass man von Absicht ausgehen kann, aber es beantwortet immerhin diese Frage.“

„Natürlich, da das das Setting dieses Stückes ist. Gäbe es nicht dieses Setting, würde die ganze Sache problematisch werden. Daraus kann man schließen, dass derjenige, der den Kater in die Hütte gebracht hat, der Täter war, was wiederum ein Hinweis ist.“

Haruhi hob nach Koizumis Ansprache die Hand.

„Warte mal. Wie wäre das? Shamisen war bis drei Uhr hier und ist gleich danach weggegangen. Der Mörder muss das Haus vor spätestens vier Uhr dreißig verlassen haben. Berücksichtigt man, dass es dreißig Minuten braucht um die Spuren verschwinden zu lassen, muss der Tatzeitpunkt auf ca. vier Uhr verschoben weden. Das wiederum bedeutet, dass der Täter Shamisen irgendwann zwischen drei und vier Uhr mitgenommen haben muss, was dann auch die Zeit ist, in der Keiichi-san getötet wurde.“

„Stimmt, das klingt ziemlich logisch.“

„Als ob das logisch wäre. Das funktioniert so nicht. Nur Tsuruya-san und ich haben den Raum hier um vier Uhr verlassen, aber ich war die ganze Zeit bei ihr, also kann ich nicht der Täter sein. Obwohl auch Yutaka-san verdächtig ist, kann er es ebenfalls nicht getan haben, wegen der dreißig Minuten, die nötig sind um die Spuren verschwinden zu lassen.“

„Stimmt auch wieder.“

„Zur Hölle mit dieser Logik! Das würde bedeuten, dass alle ein Alibi haben, da wir hier alle in der letzten Stunde zusammen waren.“

Um drei Uhr haben wir zu acht Fukuwarai gespielt und zwar ich selbst, Haruhi, Asahina-san, Nagato, Koizumi, meine Schwester, Tsuruya-san und Yutaka-san. Von der Pause vor drei Uhr, bis zur freien Zeit um vier Uhr, hatte niemand den Raum verlassen. Das einzige Ding, das auf mysteriöse Weise verschwunden war, war der Kater.

„Könnten Arakawa-san oder Mori-san der Mörder sein?“

Wir beschlossen die zwei Angestellten zur Befragung zu rufen. Haruhi ging ans Werk wie ein Staatsanwalt:

„Nun gut Arakawa-san, was haben Sie um drei Uhr gemacht?“

Der Butler entgegnete mit einer höflichen Verbeugung:

„Ich war ab zwei Uhr in der Küche, habe das Geschir vom Mittagessen abgewaschen und das Essen für das heutige Abendessen vorbereitet. Außerdem habe ich ein paar Snacks gemacht und die Zutaten für das morgige Frühstück hergerichtet.“

„Gibt es dafür irgendwelche Zeugen?“

„Wenn ich etwas sagen darf.“ Mori-san in ihrem Dienstmädchenaufzug zeigte ein Lächeln in ihrem wunderschönen Gesicht. „Ich war bei Arakawa-san während wir das Essen vorbereiteten. Bevor er um vier Uhr dreißig ging um Keiichi-sama aufzuwecken, hatte ich ihn immer im Blickfeld.“

„Ebenfalls“, sagte Arakawa-san. „Zumindest von drei bis vier Uhr dreißig kann ich bestätigen, dass Mori-san die Küche nicht verlassen hat, sofern Sie meiner Aussage Glauben schenken.“

„Also geben Sie zwei sich gegenseitig ein Alibi.“

Haruhi nickte.

„Das lässt aber die Möglichkeit bestehen, dass Sie beide in das Verbrechen verwickelt sind. Es ist absolut möglich, dass einer von Ihnen den anderen deckt.“

Haruhis funkelnde Augen blickten zu Koizumi, so als ob sie eine weitere Erklärung erwarten würde.

„Das ist nicht möglich. Die Prämisse dieses Mordfalles ist, dass es sich um einen Einzeltäter handelt, und dass sowohl Arakawa-san als auch Mori-san keine Falschaussagen tätigen. Übrigens, keiner der beiden hat es getan. Das garantiere ich mit meinem Wort als der Autor dieses Szenarios“, sagte Koizumi.

„Wenn dem so ist, wer kann dann der Mörder sein?“ Haruhi schien gut aufgelegt zu sein. „Jeder hat ein wasserdichtes Alibi. Würde das dann nicht bedeuten, dass niemand Keiichi-san getötet hat?“

Koizumi schien sich ein wenig über die Aussage zu freuen. Haruhi hatte genau den Punkt getroffen. Er zeigte ein Lächeln:

„Deshalb möchte ich alle bitten darüber nachzudenken und das Rätsel zu lösen. Sonst wäre es ja kein Detektivspiel.“

Die Prämisse dieses Mordfalles ist, dass es sich um einen Einzeltäter handelt, und dass sowohl Arakawa-san als auch Mori-san keine Falschaussagen tätigen.

„Der erste Schritt ist darüber nachzudenken, wofür der Mörder Shamisen gebraucht hat.“

Haruhi, die aufgestanden war um den Vorsitz über die Rätselrunde zu übernehmen, stupste die Nase der faulen Tricolor, die noch immer von meiner Schwester umklammert wurde.

„Ohne ihn funktioniert es nicht. Was könnte der Mörder also getan haben, wofür er die Hilfe einer Katze braucht?“

Wenn der Kater noch sprechen könnte, könnte er als direkter Zeuge eine hilfreiche Aussage abgeben.

„So ist es. Ich glaube es muss einen guten Grund dafür geben, dass Shamisen am Tatort anwesend war.“

Soviel weiß ich auch ohne es auszusprechen. Das Knifflige ist der rationale Grund hinter dem Ganzen.

„Mietz, Mietz, umm~” Asahina-san sprach in liebenswerter Weise mit sich selbst, als sie eine Hand auf den Kopf des Katers legte. „Mietze, Tricolor, Miau. Umm~ umm, kleines Kätzchen, friss Katzenfutter.“

Das ergab wenig Sinn.

Tsuruya-san, die über einen ausgeprägten Beobachtungsssin zu verfügen schien, streckte ihre Zunge heraus und ihre Augen wandten sich nach oben wie die des Maskottchens einer Süßigkeitenmarke. (Anmerkung: Gemeint ist Peko-chan von Fujiya) Vielleicht war das nur wie sie immer aussah, wenn sie sich im Nachdenkmodus befand. Zusätzlich zu diesem interessanten Gesichtsaudruck, verschränkte sie noch ihre Arme und verharrte in Stille.

Nagato war allgemein schon fast das Synonym für Stille. Allerdings sollte sie in der derzeitigen Situation auch stumm bleiben, nachdem ich davon ausgehe, dass sie Koizumis dämliches Schauspiel schon längst durchschaut hat. Es bleibt nur zu hoffen, dass sie einspringt sobald alle anderen bei diesem Detektivspiel aufgegeben haben.

„Der wirkliche Schlüsselpunkt ist Shamisens Verschwinden. Wenn wir annehmen, dass er sich nicht von Anfang an dort befand… würde das ein Rätsel eines abschlossenen Raumes bedeuten? Ein vorrübergehnd abgeschlossener Raum, möglich gemacht durch den Schneefall… hmm?“

Haruhi, die das alles laut gedacht hatte, hob plötzlich ihren Kopf und starrte zuerst auf Koizumis Lächeln, warf dann einen Blick auf Yutaka-sans gefassten Gesichtsausdruck und beobachtete schließlich Shamisens verschlafenes Anlitz.

„Ein vorrübergehend abgeschlossener Raum… Alibi… ahh, jetzt verstehe ich.”

Haruhi wandte sich plötzlich in meine Richtung.

„Kyon, an was denkst du wenn wir über Alibis sprechen?“

„Krimis.“ Ich bereute meine Antwort sofort als ich sie ausgesprochen hatte. „Ur… zweistündige Detektivsendungen.“ Mein Nachtrag machte mich nur noch mehr verlegen. Während ich darüber nachdachte, was ich als nächstes sagen sollte, verging Sekunde um Sekunde.

„Es ist ein abgekartetes Spiel!“

Haruhi antwortete selbst auf ihre Frage.

„Was sonst könnte es sein, außer ein abgekartetes Spiel um sich ein Alibi zu geben? Shamisen ist ein Mittel zum Zweck um dem Täter ein Alibi zu geben.“

„Inwiefern?“

„Benutz doch einmal deinen Kopf! Denk nach, ab wann hat Shamisen ein Alibi?”

Von drei Uhr bis vier Uhr dreißig. Das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe, war um drei Uhr und bis vier Uhr dreißig wurde er dann zum Tatort transportiert.

„Vergiss diesen Zeitraum. Denk an das was davor war.“

Vor drei Uhr? War das nicht als wir in der Villa herumgewandert sind? Warte mal einen Moment.

„Koizumi, wann hast du die Katze hierher zurückgebracht?“

Das lockere Lächeln auf seinem attraktiven Gesicht schien sich ein wenig stärker auszuprägen.

„Kurz nach zwei Uhr dreißig.“

„Wo hast du ihn gefunden?“

„In der Küche.“

Koizumi lächelte in Richtung Mori-san.

„Stimmt das?“

„Ja.“

Mori-san sah lächelnd zu Shamisen hin.

„Als ich gerade mit Aufräumarbeiten in der Küche beschäftigt war, wollte dieser Kater nicht von meiner Seite weichen und umschmeichelte meine Beine. Ich konnte seinem Betteln nicht widerstehen und fütterte ihn deshalb mit den Resten, was ihn aber nur noch mehr anspornte… Koizumi-san kam dann genau zum richtigen Zeitpunkt und ich bat ihn den Kater hierher zurückzubringen.“

Jetzt fällt es mir wieder ein, Koizumi hatte gesagt, dass er noch etwas wegen der Pläne für Morgen besprechen musste und hatte deshalb seinen Platz verlassen.

„War das um zwei Uhr dreißig?“

Mori-san, in ihrem einfachen Dienstmädchenoutfit, zeigte ein blendendes Lächeln, das Leute aufgrund seiner Strahlkraft schon fast zurückweichen ließ.

„Err… ich glaube schon. Ich habe nicht auf die Uhr gesehen, also weiß ich den exakten Zeitpunkt nicht genau, aber es sollte um ungefähr zwei Uhr dreißig gewesen sein.“

„Und ab wann war Shamisen in der Küche?“

„Ab ungefähr zwei Uhr. Er putzte gerade sein Fell als ich aus der Hütte zurückkam.“

Das waren also seine Aufenthaltsorte. Nachdem meine Tricolor den Fängen meiner kleinen Schwester entkommen war, ging sie zu Mori-san um sich Futter zu erbetteln und wurde um zwei Uhr dreißig von Koizumi hierher zurückgebracht. Das war ohne Zweifel auch der Grund, warum er sofort so tief geschlafen hatte, sobald er auf der Decke beim Heizlüfter lag.

„Damit wäre auch geklärt wo er von von zwei bis drei Uhr war.“

Ein Alibi für eine Stunde? Was hat Shamisen gesehen, dass er von hier aus zur Hütte ging?

„Da ist ein Trick dabei.“

Haruhi kniff ihre Augen zusammen und fasste sich an den Hals, als ob die Hinweise hervorspringen würden wenn sie so etwas tut.

„Das Einzige, was wir sicher wissen, sind die Ereignisse während dieser einen Stunde, während alles andere vage ist, besonders der Aufenthaltsort des Katers nach drei Uhr. Die Erklärung für die Abwesenheit des Katers und wie Shamisen in die Hand des Täters gefallen ist…“

Haruhi zeigte ein nachdenkliches Gesicht und ich schloss mich ihr an. Meine Schwester sah uns mit einiger Verwunderung an, Yutaka-san lächelte uns nur zu. Er wusste die Wahrheit wahrscheinlich schon, nachdem er ja auch der Hauptverdächtige war.

„Braucht ihr mehr Hinweise?“

„Einen Moment.“

Ich stoppte Koizumis Kommentare und begann meine Gedanken zu ordnen.

Um ungefähr Zwei brach Keiichi-san Richtung Hütte auf.

Der Kater wurde das letzte Mal um Drei gesehen und niemand hat ihn bis vier Uhr dreißig bemerkt, als wir ihn in Keiichi-sans Zimmer fanden.

Wenn der Mörder durch das Fenster Richtung Hauptgebäude geschlichen ist, dann muss er das früh genug getan haben, damit der Schneefall seine Spuren überdecken kann. Damit kann auf einen Tatzeitpunkt zwischen ungefähr drei und vier Uhr geschlossen werden.

Von drei bis vier waren wir jedoch alle, einschließlich Yutaka-san, im Gemeinschaftsraum und sind von dort auch nicht hinausgegangen. Erst nach vier Uhr haben ihn Yutaka-san, Haruhi und Tsuruya-san verlassen.

Hmm, also gut. Ich nickte wohlwollend.

„Gib uns ein paar Hinweise.“

Koizumi hob seine Schultern.

„Ich dachte, dass der Erste, dem es auffallen würde, entweder du oder deine Schwester sein würde.“

Danach verfiel er wieder in Schweigen.

„Was meinst du?“

Was für ein Hinweis soll das sein? Herrgottnochmal, meine Schwester und ich sind nicht einmal annähernd so scharfsinnig wie Haruhi und Tsuruya-san.

„Ahh, ich habs!“

Eine aufgeregte Tsuruya-san erhob in Richtung Haruhi ihre Stimme:

„Jetzt weiß ich’s! Haruhi-nyan! Der Beweis, dass die Katze nicht da ist, ist das Alibi für die Abwesenheit des Täters.”

Tsuruya-san fuhr mit einem Ausdruck plötzlicher Erkenntnis fort:

„Ja, das ist es! Deshalb kann das Kätzchen auch nicht wo anders sein. Nicht irgendwo und nicht in der Hütte sondern es muss im Gemeinschaftsraum sein, wo alle anderen sind.“

Ich verstand nicht eines der Worte, die aus Tsuruya-sans Mund kamen. Während Asahina-san und ich sprachlos waren, schien Haruhi ihr folgen zu können und sie rief anschließend im höchsten Dezibel-Level aus:

„Das ist es! Das stimmt, das ist es! Gut gemacht Tsuruya-san! In dieser einen Stunde musste der Kater also an einem Ort sein, wo ihn alle sehen konnten, denn wenn der Täter das nicht getan hätte, würde sich sein eigenes Alibi für seine Abwesenheit in Luft auflösen.“

„Bingo!“

Tsuruya-san schnippte laut mit ihren Fingern.

„Shami ist nicht um drei verschwunden sondern um zwei Uhr dreißig… nein… besser gesagt innerhalb der dreißig Minuten zwischen zwei Uhr dreißig und Drei… in anderen Worten, die Tatzeit sollte um ungefähr zwei Uhr dreißig sein, hab ich Recht?“

„Jep!“

Wartet mal eine Sekunde, in Ordnung? Würde es zu viele Umstände machen es uns anderen zu erklären, die wir keine Ahnung haben zu welcher Erkenntnis ihr gelangt seid? Ich werde aus der aktuellen Situation gerade überhaupt nicht schlau.

„Du bist langsam, Kyon. Dass Shamisen zwischen drei und vier Uhr dreißig verschwunden ist und dann am Tatort wieder auftauchte, wen würde das verwirren?“

Na uns.

„Gut und wer würde davon profitieren?“

Niemand.

„Niemand, als ob... Der Mörder war derjenige, der sich Shamisen geschnappt hat und ihn in die Hütte gesperrt hat. Es muss einen Grund dafür geben warum der Täter das getan hat. Lass mich dich jetzt noch einmal fragen, welcher Teil der Aktion bringt dem Mörder am meisten?“

Haruhis Augen funkelten mich bedrohlich an, wie es wohl auch die Augen des Täters beim Anblick des Detektivs tun würden.

Die zwei grinsten ein bestimmtes Individuum an und verkündeten mit einem synchronisierten Ausruf gemeinsam den Namen des Mörders…

„Ahh-“, sagte ich, „Shamisen war in der Hütte.. weil ihn der Täter dorthin gebracht hat, also ist der Zeitpunkt, an dem Shamisen verschwand auch der, an dem der Mord geschah…“

„Das wars?“

Ahh? Was ist?

„Du hast es noch immer nicht heraußen! Dass jeder so denkt war das Ziel des Ganzen. Der Mörder will, dass wir denken, dass der Zeitraum in dem Shamisen kein Alibi für seine Abwesenheit hat, der ist, in dem das Verbrechen geschehen ist!“

„Alle haben von drei bis vier Uhr ein Alibi.“ Tsuruya-san übernahm die Erklärung. „Wie steht es allerdings mit der Zeit nach Zwei? Bedeutet der Umstand, dass man uns gesagt hat niemand soll den Raum verlassen auch, dass ihn wirklich niemand verlassen hat?“

„Das war, weil der Mörder sichergehen musste, dass er von zwei bis drei Uhr ein Alibi hat“, fuhr Haruhi fort, „Also musste er es so aussehen lassen, als wäre Shamisen nie weg gewesen. Warum ist dem so? Es ist so, weil das Verschwinden des Katers zwischen drei und vier Uhr dreißig das Alibi des Mörders herstellen würde. Shamisen kann nicht hier und am Tatort gleichzeitig sein, also denkt man, dass wenn der Kater hier war, ihn der Mörder nicht zur gleichen Zeit in die Hütte gebracht haben kann. Aber die letzte Person, die Shamisen gesehen hat, warst du und das war um drei Uhr. Der Täter will nun, dass wir daraus schließen, dass er ihn um diese Zeit zur Hütte gebracht hat und wir damit in seine psychologische Falle tappen.“

„Damit ist auch klar wer der Mörder sein muss. Es handelt sich dabei um die Person, die kein eindeutiges Alibi hat für die Zeit um zwei Uhr dreißig und die vor Drei in der Nähe des Kätzchens war!“

Tsuruya-san kicherte.

„Kyon, kannst du dem folgen? Denk außerhalb des Rahmens. Wir müssen nur die Person finden, die die Zeit ausnutzen konnte zwischen zwei Uhr, als Keiichi-san in die Hütte ging, und vier Uhr dreißig, als wir sie aufgebrochen haben. Wenn du darüber nachdenkst, dann gibt es nur eine Person, die es getan haben kann. Wenn man jedoch annimmt, dass der Mord nach drei Uhr geschehen ist, dann hat die Person einen Beweis für ihre Abwesenheit vom Tatort. Zusammengefasst hatten wir einfach die falsche Vermutung was den Tatzeitpunkt betrifft!“

Um nicht übertrumpft zu werden, setzte Haruhi ein strahlendes Lächeln auf:

“So ist es. Keiichi-san wurde vor Drei getötet und Shamisen wurde ebenfalls zu dieser Zeit zur Hütte gebracht.”

„Warte mal“, fing ich an, „Wie erklärst du dir dann den Shamisen, den ich um drei Uhr gesehen habe? Was ist mit dem schlafenden Shamisen, den Asahina-san vor Drei gesehen hat? Hat sich Shamisen etwa aufgeteilt?“

„Kyon, du hast es immer noch nicht durchschaut?“

Haruhi setzte ihr Siegerlächeln auf.

„Ich werde dir jetzt die Handlungen des Mörders erklären. Erstens, da der Autor des Spiels uns versichert hat, dass Mori-san und Arakawa-san nicht die Täter sind und keine falschen Alibis geben würden, sind ihre Aussagen unbedeutend.“

Es hat den Anschein, als wären die Einzigen, die es noch nicht verstehen, ich, Asahina-san und meine Schwester.

„Der Mörder verließ diesen Gemeinschaftsraum irgendwann zwischen zwei und drei Uhr, nahm Shamisen aus der Küche und flitzte mit ihm zur Hütte, wo Keiichi-san war. Es ist unwichtig ob der Raum versperrt war oder nicht. Der Mörder ging jedenfalls in die Hütte, ermordete Keiichi-san, versperrte die Tür von Innen, ließ Shamisen dort zurück und schlich mit leeren Händen wieder zurück,“

„Warte“, fragte ich nach, „Was ist mit dem Shamisen, den ich gesehen habe? Wo ist der Shamisen, der auf der Decke beim Heizlüfter lag, her?“

„Kurz gesagt, dieser Kater war nicht Shamisen.“

Haruhi blickte in Richtung Tsuruya-san. Nachdem sie sich versichert hatte, dass Tsuruya-sans Gesichtsausdruck völlige Zustimmung signalisierte:

„Daraus kann geschlossen werden, dass basierend auf dem Szenario, nur eine Person als Mörder in Frage kommt, die es im Zeitfenster von ein paar Minuten um ca. zwei Uhr dreißig getan haben musste, als alle anderen nicht die Möglichkeit hatten zur Hütte und zurück zu gelangen. Ohne Rücksicht auf etwaige Alibis, muss diese Person der Täter sein, aber ich habe das Alibi ja bereits widerlegt. Und wenn man nun annimmt, dass Shamisen wirklich um zwei Uhr dreißig verschwunden ist, dann gibt es keine andere Erklärung, als dass der Shamisen, den du gesehen hast, eine Fälschung war.“

Tsuruya-san reckte ihren Hals.

„Sagen wir’s mal so. Kyon-kun, lass mich dir mal die Frage stellen: War der Shami den du von zwei Uhr dreißig bis drei gesehen hast der echte Shami?“

Nach dieser Frage war ich erstmal baff. Aber es stimmte, ich hattee nur den Rücken des Katers gesehen, sowohl als er hereingebracht wurde als auch als er auf der Decke schlief. Ich hatte ihn nie aus der Nähe betrachtet.

Aber trotzdem, ein falscher Shamisen? Wo soll dieser Doppelgänger hergekommen sein? Könnte es sein, dass heimlich irgendwo Klone von ihm hergestellt wurden?

„Woher soll ich das wissen“, antwortete Haruhi gut aufgelegt. „Um es klarzustellen, das ist alles irrelevante Spekulation. Die Tricolor, die von zwei Uhr dreißig bis drei auf der Decke geschlafen hat, war nicht Shamisen und konnte auch gar nicht Shamisen sein. Sei es ein Klon, eine Puppe oder ein ähnlich ausschauender Kater… jedenfalls nicht deine Tricolor.“

„Haruhi-nyan, inzwischen sollte jeder wissen wer der Mörder ist, also lass uns schon seinen Namen verkünden. Wir können nicht weitermachen solange wir das nicht getan haben.“

Tsuruya-san gab erfreut ihre Meinung kund und Haruhi signalisierte mit einem leichten Nicken ihre Zustimung.

„Ja, vor allem wegen Kyon, denn wenn wir die Lösung weiter zurückhalten, wird ihn das wahrscheinich noch die ganzen restlichen Winterferien beschäftigen. Bereit- machen wir es zusammen?“

„Sicher. Der Täter in diesem Mordfall ist-“

Die zwei grinsten ein bestimmtes Individuum an und verkündeten mit einem synchronisierten Ausruf gemeinsam den Namen des Mörders…

„Koizumi!“

Koizumi erhob seine Hände wie ein gesuchter Verbrecher, der gerade von berühmten Kopfgeldjägern mit zweiläufigen Winchesters gestellt wurde.

„Stimmt.“

Besiegt fuhr er mit einem bitteren Lächeln fort:

„Ich bin der Mörde. Ich hätte es zwar lieber gesehen, wenn alle noch ein wenig länger darüber gegrübelt hätten, aber letztendlich wurde ich das Opfer des kombinierten Verstandes von Suzumiya-san und Tsuruya-san.“

Haruhi riss ihren Mund für ein lautes Gelächter auf.

„Warum hast du uns nicht um drei Uhr statt um vier freie Zeit verbringen lassen? So hätte es länger gedauert herauszufinden wer der Mörder ist.“

„Das stimmt, es hätte es schwieriger gemacht zu bestimmen wer der Täter ist“, fing Koizumi an zu erklären. „Hätte jemand von euch den Raum verlassen und wäre um ungefähr drei Uhr länger als fünf Minuten – die Zeit die man braucht um vom Haus zur Hütte und wieder zurück zu kommen – weg gewesen, dann wäre es schwierig gewesen diese Person von der Liste der Verdächtigen zu streichen. In anderen Worten, es wäre ziemlich einfach für den Mörder gewesen unentdeckt zu bleiben. Um aber zu verhindern, dass das geschieht, habe ich es so arangiert, dass es für niemanden möglich war ein Verdächtiger zu sein, sonst wäre das Spiel zu schwierig geworden.“

Könnte es etwa sein, dass dir dieser Gedanke einfach nicht gekommen ist, so energisch wie du gerade versuchst es zu erklären?

„Wo hattest du den Doppelgänger von Shamisen versteckt?“

„In meinem Zimmer. Ich habe ihn von Arakawa-san schon vorher dorthin bringen lassen, damit dieser später nicht Gehilfe des Mörders wird. Laut Szenario war allerdings ich es, der das Double hergebracht hat.”

Koizumi sah aus wie ein in einem Teilzeitjob unter sklavenartigen Zuständen arbeitender Student, der gerade seine Arbeit beendet hatte.

„Ich habe die Katze aus meinem Zimmer geholt nachdem ich die Tat begangen hatte. Alles was danach geschehen ist sollte euch allen klar sein.“

Also hat Koizumi das Double um zwei Uhr zwanzig hereingebracht. Aber-

„Wo ist der Kater“, fragte ich noch einmal. „Wo ist das Double hin? Wo soll der falsche Shamisen, den ich noch nicht aus der Nähe gesehen habe, jetzt sein? Es wäre schon mehr als ein Zufall, wenn er jetzt auch verschwunden wäre.“

Koizumi warf Haruhi einen besiegten Blick zu, woraufhin unsere Chefin höchstpersönlich aufstand und ans Ende des Raumes ging wo sich der Heizlüfter befand.

„Kyon, denk einfach noch einmal genau an die entsprechende Szene zurück. War Koizumi-kun nicht direkt neben dem Kater, als er auf der Decke schlief und du ihn gesehen hast? Koizumi nahm das Sugoroku aus der Tasche und gab es dir, stimmts? Danach hast du das Spiel zu uns in die Mitte des Raumes gebracht, wodurch du unsere ganze Aufmerksamkeit hattest. Koizumi nutzte nun diese Pause um den schlafenden Kater in die Tasche zu packen. Also…”

Haruhi schnappte sich die Tasche, die an der Wand stand, während der Heizlüfter unablässig warme Luft in den Raum blies.

„Er sollte hier drin sein.“

Nachdem sie das gesagt hatte, drehte sie die Tasche auf den Kopf und ein ballförmiges Ding fiel aus ihr heraus.

„Shamisen?“

Der Kater sah Shamisen wirklich verblüffend ähnlich, sogar so sehr, dass ich mir diesen Ausruf nicht verkneifen konnte. Seien es die Statur oder der Gesichtsausdruck, es war eine Eins-zu-Eins Kopie. Der größte Unterschied war, dass es eine Katze war. Männliche Tricolor sind selten, ihr könnt euren Biologielehrer fragen warum das so ist.

Zuerst blieb die falsche Shamisen still auf dem Boden sitzen. Danach hob sie ihren Schwanz und begab sich zum Shamisen, den meine Schwester hielt und beschnupperte ihn. Mein Kater starrte das Weibchen mit seinen runden Augen an und befreite sich danach aus den Händen meiner Schwester. Die Nasen der Katzen visierten das Hinterteil des jeweils anderen an und kurz darauf begannen die beiden den Schwanz des anderen zu Jagen. Nach ungefähr zehn Sekunden bekam die Katze allerdings eines auf die Nase.

„Oy! Shami!“

Shamisen, der nun aus ganzer Kehle jammerte und sich beschwerte, war von meiner Schwester aufgehoben worden und nachdem es ihn längere Zeit angestarrt hatte, sprang das Weibchen ohne besonderen Grund auf Nagatos Schoß und nahm dort Platz.

„…“

Nagato senkte ihren ausdruckslosen Blick, bis sie Auge in Auge mit der Katze war, die zurückstarrte. Letztendlich streckte sie behutsam ihre Hand aus.

Das Double schien mit Nagatos Streicheln sehr zufrieden sein, da es seine Augen schloss und sich zu einem Ball zusammenrollte. Die zwei Katzen waren sich sehr ähnlich, wenn es auch kleine Unterschiede gab. Für mich, als jemand, der zwei Monate mit Shamisen gelebt hat, war es vergleichsweise einfach meinen eigenen Kater anhand des Gesichts von der Katze zu unterscheiden.

„Hast du deshalb gesagt, dass entweder ich oder meine Schwester die Ersten sein sollten, denen aufällt, dass etwas nicht stimmt?“

„Genau. Ich bin schon in Schweiß ausgebrochen, als du zu mir gekommen bist. Hättest du bereits da die Wahrheit herausgefunden, hätte ich dir die ganze Geschichte heimlich erklärt und dich mitspielen lassen. Jedoch nach deinem Gesichtsausdruck beurteilt, schien es, als hättest du überhaupt nichts bemerkt.“

Es tut mir so leid. Das richtete sich an Shamisen.

„Das Schwierigste war es eine geeignete Katze zu finden.“

Nun folgt die ergänzende Erklärung von Koizumi, dem Leiter des Spiels:

„Erst als ich loszog um eine exakt gleiche Katze wie Shamisen zu finden, fand ich heraus, dass diese nicht existierte. Zuerst habe ich noch gedacht, dass alle Tricolors gleich sind, aber es stellt sich heraus, dass ich in diesem Punkt zu naiv war. Erst nachdem ich im ganzen Land gesucht habe, fand ich einen ähnlichen Streuner, aber die Übereinstimmung war nicht einhundert Prozent. Das Einzige, was übrig blieb, war Teile des Fells der Katze zu färben. Die Vorbereitungsarbeiten waren damit allerdings noch nicht abgeschlossen, da die Katze noch Training benötigte.“

Welche Tricks musste sie denn lernen?

„Der häufigste Trick, den man Hunden lernt ist ‚Sitz’. Es wäre alles umsonst gewesen, wenn sie angefangen hätte herumzuwandern, also musste ich ihr beibringen sich schlafend zu stellen, bis ich ihr Anweisungen gab. Wenn sie sich während der dreißig Minuten auf der Decke oder während der Stunde in der Tasche bewegt hätte, hätte das zu groben Problemen geführt.“

Als ob er über das Ganze reflektieren würde, schüttelte Koizumi seinen Kopf. Diese Katze hatte das Potential zu einer Showkatze, wenn man bedenkt, dass sie einen derartigen Trick lernen konnte. Es wäre vielleicht aber auch einfacher gewesen stattdessen Koizumi zu lernen wie man Katzen hypnotisiert.

„Ich habe die Katze auf Shamisen den Zweiten getauft, kurz Shami-ni, da mir kein besserer Name eingefallen ist.“

Nach dieser verlegenen Entschuldigung räusperte sich Koizumi:

„Das Detektivspiel ist damit zu Ende. Suzumiya-san und Tsuruya-san sind beide zur richtigen Lösung gekommen, also verdienen beiden den Preis. Ich werde ihn in Kürze bekannt geben.“

Koizumi machte eine würdevolle Verbeugung.

„Das schließt die Veranstaltung ab. Ich danke allen für ihre Hilfe, besonders Tsuruya-san dafür, dass sie das Haus zur Verfügung gestellt hat, Tamaru Keiichi-san für das Spielen der Leiche und Yutaka-san für seine Rolle als irreführender Charakter. Natürlich gilt mein Dank auch der großen Hilfe seitens Arakawa-san und Mori-san. Ihr habt alle meine tiefste Dankbarkeit. Danke für eure Unterstützung vom Anfang bis zum Ende.“

Haruhi und Tsuruya-san fingen an wie Affen zu klatschen und meine Schwester stimmte mit ein. Letztendlich schloss sich ihnen auch die scheinbar völlig verlorene Asahina-san an. Beim Anblick von Nagato, wie sie mit der Katze auf dem Schoß ebenfalls mitklatschte, ohne dabei ein Geräusch zu machen, schloss ich mich ebenfalls an.

Weiter so, Koizumi.

Der Preis war eine winzige, galvanisierte Trophäe. Darauf war im Mangastil eine Katze eingraviert, die einen Kopfstand macht. Vom Aussehen her war sie Shamisen durchaus ähnlich. Nachdem sich Haruhi und Tsuruya-san schon mit Victory-Zeichen positioniert hatten, Schulter an Schulter und die Trophäe über sich haltend, konnte ich damit fortfahren ein Erinnerungsfoto dieser Veranstaltung zu machen. Shamisen der Erste und der Zweite waren natürlich ebenfalls im Bild.

Eine Weile später servierten Mori-san und Arakawa-san früher als erwartet das Toshikoshi-Soba. Haruhi und Tsuruya-san begannen sofort das Essen herunterzuschlingen, während Koizumi neben ihnen seine Essstäbchen nicht einmal anrührte. Oh ja, ich habe ihn noch nie sein Essen schnell verdrücken gesehen.

„Wie hat dir die Darbietung gefallen?“

Das war eine Rarität. Nicht einmal während der Ereignisse am Tag zuvor hatte mich Koizumi mit einem derart unsicheren Lächeln nach meiner Meinung gefragt. Obwohl ich seine Eigenproduktion und sein Schauspiel eigentlich nicht loben wollte-

„Das sollte gepasst haben, nicht?“

Ich trank die mit Fleischbrühe und Nagi gemischte Suppensoße.

„Haruhis Laune ist so gut wie sie nur sein kann. Darüber solltest du glücklich sein.“

„Das von dir zu hören ist eine Ehre. Meine harte Arbeit hat sich schließlich ausgezahlt, da dieses Detektivspiel letztendlich dazu gedacht war Suzumiya-san zu besänftigen.“

Richtig, sie hast du besänftigt, aber mich hast du damit vollkommen verwirrt. Asahina-san, der es genauso ging, versuchte mit Hilfe ihres Notizbuchs noch immer dahinter zu kommen.

„Der da ist der von zwei Uhr und der, der von drei Uhr. Der Kater kam zwischen zwei und drei Uhr an… oder war es zwei Uhr dreißig? Umm… miau miau.”

Mit einem sehr besorgten Blick schluckte ich mein Soba herunter. Die am meisten verwirrte Person hätte meine Schwester sein müssen, aber die lag auf dem Boden und aß fröhlich weiter, als würde sich sich überhaupt nicht um das Rätsel kümmern.

Beim Anblick von Nagato, deren Appetit wieder normal war und die die weibliche Tricolor auf ihrer Schoß hatte, seufzte ich erleichtert auf. Letzten Endes kam es darauf an, dass sich jeder so verhielt wie immer, obwohl der aus seiner Rolle fallende Koizumi noch immer versuchte meine Sympathie zu gewinnen.

„Seitdem dieser gemeinsame Winterausflug angekündigt wurde, war mein Kopf ständig voll damit. Dank euch allen bin ich jetzt endlich davon befreit. Ich hasste es der Täter zu sein und ich bin auch nicht wirklich als Mörder geeignet. Ich verzichte aber auch gerne auf die Rolle des Detektivs. Am besten bin ich einfach als Kommentator.“

Ich denke, dass die Rolle des Kommentators abgeschafft werden sollte. Solange nichts passiert, was dich dazu veranlässt ewige Reden zu halten geht es ja-

- eine Idee schoss mir durch den Kopf!

„Dieses Mordspiel hätte gar nicht aufgeführt werden müssen, oder? Es folgt schließlich nur deinem Drehbuch. Wenn dem so ist, wäre es dann nicht auch möglich gewesen den Leuten einfach ausgedruckte Drehbücher zu geben und es dabei zu belassen?“

Koizumis Gesicht erstarrte, als wären Nudeln in seinem Hals hängengeblieben und er murmelte Geräusche wie ein Schwergewichtskämpfer, den man gerade am Kopf erwischt hatte und dem aufgrund des nicht stoppenden Blutflusses vom Doktor geraten wird das Handtuch zu werfen.

„… das ist vermutlich wahr.“ Er schien es nicht zugeben zu wollen.

„Ahja, Koizumi-kun“,

sagte Haruhi, während sie Mori-san bat nachzuschenken,

„Ich überlasse dir auch den nächsten Sommer. Wir waren jetzt schon auf einer einsamen Insel und auf einem verschneiten Berg, also sollte der nächste Schauplatz noch spannender sein, wie ein Ort mit seltsamen Namen oder so. Überall geht in Ordnung, auch in Übersee. He, wie wäre es mit einer Burg? Eine alte Befestigung aus Stein ist die perfekte Kulisse.“

Damit hatte Haruhi erfolgreich jegliches Verlangen auf Fortsetzung von mir und Koizumi vernichtet und sie schwang dabei ihre Essstäbchen herum wie den Taktstock eines Dirigenten.

„Dafür weiß ich einen tollen Ort! Mein Vater hat einen Freund, der zufälligerweise eine Burg in Übersee besitzt!“

Tsuruya-san stieg wie erwartet darauf ein und schloss sich Haruhi an. Großartig; jetzt war Haruhi in noch beschwingterer Stimmung als zuvor.

„Hört ihr das? Also schaut, dass ihr euch alle noch vor den Sommerferien Reisepässe besorgt!“

Ich sah zu Koizumi und seufzte gleichzeitig resignierend. Wir konnten der kombinierten Schlagkraft von Haruhi und Tsuruya-san nichts entgegensetzen. Ich für meinen Teil bin schließlich nur eine unbedeutende Figur, deren Aufgabe es ist Haruhi davon zu überzeugen ihren Plan die Welt zu erobern aufzugeben. Koizumi hingehen ist nur der Experte für Schauspiele in der SOS Brigade. Es wäre wahrscheinlich leichter mit aus dem heiteren Himmel auftauchenden Widersachern fertig zu werden, als mit diesen titanischen Schwestern.

Es sieht so aus, dass wenn ich mir nichts einfallen lasse, die SOS Brigade über kurz oder lang eine Abteilung in Übersee gründen wird. Ich hoffe nur, dass die Situation dann nicht völlig unkontrollierbar wird – Ich sagte das zu mir selbst, auch in Anbetracht meiner mangelnden Fremdsprachenkenntnisse.

Das war das erste Mal, dass ich Silvester ohne Fernseher verbrachte.

Mori-san und die anderen nahmen alle an der zweiten Runde Sugoroku teil. Das war leicht für Haruhi, aber schwer für mich und ohne, dass es uns auffiel, war es Nacht geworden. Das üppige Festessen und die Zeit für gemütliches Plaudern waren vergangen und Mitternacht näherte sich rasch, während wir die Zeit vertrödelten und als wir schließlich auf die Uhr sahen, war das Jahr schon dabei zu Ende zu gehen.

„Wenn wir morgen Früh aufwachen, können wir das Fude Hajime und das Hanetsuki Turnier starten.“

Dürfen wir vor dem allen wenigstens etwas Zouni haben?

„Aber natürlich, das ist ein Muss für Neujahr. Schließlich können wir nur mit Fukuwarai Spielen noch nicht zufrieden sein.“

Haruhi starrte auf die Uhr an der Wand.

„Es ist schlecht, wenn wir nicht den Tempel besuchen.“

So schlimm ist das auch nicht. Egal wie gelassen die Buddhas sind, dich wollen sie ohne Zweifel nicht ihnen Tribut zollen sehen. Der Schrein, den wir damals während der Filmarbeiten verwendeten, hatte vielleicht inzwischen Warnschilder aufgehängt, die uns den Zugang verbieten.

„Wovon sprichst du bitte? Wenn man schon damit gesegnet ist, in einem Land zu leben, in dem alle möglichen Arten von Relgion ausgeübt werden, wäre es eine Schande nicht alles zu tun. Außerdem, warum feiern wir Neujahr nicht so wie wir es schon zu Weihnachten getan haben? Die Idee Neujahr nicht zu feiern ist wie wenn man schon ein Bankett reserviert hat und es verlässt, nachdem man sich die gedeckten Tische angeschaut hat! Deshalb müssen wir definitiv dort sein um den Tempel zu besuchen!“

Nun gut, warum graben wir dann nicht draußen im Hof eine Schneehöhle und stellen eine Spendenbox und einen kleinen Schrein hinein? Und in der Höhle wäre eine Asahina-san in Miko-Bekleidung die örtliche Gottheit. So müssten wir nicht zu irgendeinem Tempel rennen und ich würde andächtig Tag und Nacht beten. Danach würden auch ohne Zweifel weitere Anhänger kommen und mit diesem Zustrom würde auch die Spendenbox sicher nicht leer bleiben.

„Idiot!“

Haruhi packte die lieblichen Schultern von Asahina-san.

„Auch wenn es schwer ist auf Mikuru-chan in einem Miko-Kostüm zu verzichten, will ich sie zuerst in einem langärmeligen Kimono sehen! Allerdings würde das auch gehen, wenn der Ausflug vorbei ist und wir wieder zuhause sind. Lasst uns dann zu einem nahen Tempel oder Schrein gehen! Ahh, natürlich muss sich auch Yuki entsprechend anziehen! Und ich auch.“

Asahina-sans Ohrläppchen war nun rötlich, nachdem Haruhi es gebissen hatte. Nach einem Blick auf die Uhr nickte Haruhi.

„Aufgepasst, es ist soweit.“

Auf Haruhis Befehl setzten wir uns im Kreis hin. Da die fünf Mitglieder der SOS Brigade nichts einzuwenden hatten, war auch Tsuruya-san Teil des Kreises geworden und neben ihr saß meine kleine Schwester mit den zwei Katzen. Auch das temporäre Quartett aus den Tamaru Brüdern, dem Dienstmädchen und dem Butler war von Haruhi eingeladen worden. Seid ihr euch sicher, dass das in Ordnung geht? Wenn etwas falsch läuft, dann werdet ihr bald als Ehrenmitglieder herumkommandiert.

Jedoch achtete niemand auf meine Bedenken und alle zeigten ihr einzigartiges Lächeln. Klarerweise würden jemandem, der zu diesem Zeitpunkt noch immer Bedenken hatte, in Zukunft harte Zeiten bevorstehen, weshalb ich meine Beschwerden fallen ließ.

Auf Haruhis Befehl verbeugten wir uns alle und sagten gemeinsam die nur allzu bekannte Phrase.

Es war eine Phrase, die wir Jahr für Jahr sagen, nur weil uns nichts Besseres einfällt und es komisch wäre sie durch etwas anderes zu ersetzen. Ein Satz im fünf-fünf-fünf Format. (Akemashite Omedetou Gozaiimasu, oder Glückliches neues Jahr)

(Wo ist der Kater hin Ende)



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