Difference between revisions of "Suzumiya Haruhi:Band4 Kapitel6"

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== Kapitel 6 ==
 
== Kapitel 6 ==
   
''Ratsch, Ratsch''
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''Schrapp, schrapp''
   
Ein ratschendes Geräusch war zu hören.
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Ein schabendes Geräusch drang an mein Ohr.
   
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Als mein Bewusstsein langsam aus der Dunkelheit zurückkehrte, begann mein Verstand mühsam wieder zu arbeiten.
Mein Bewusstsein entschloss sich dazu die endlose Leere ganz allmählich wieder zu verlassen und obwohl die Gedanken noch ungeordnet durch meinen Kopf flogen, nahm ich langsam wieder etwas wahr.
 
   
Vielleicht war es nur ein Traum. Und es schien soweit ich mich erinnern konnte ein interessanter Traum gewesen zu sein. Normalerweise kann man sich nach dem Aufwachen ungefähr fünf Minuten lang an einen Traum erinnern. Wenn man dann erstmal beim Zähneputzen ist, fangen die Details schon an zu verschwinden und spätestens beim Frühstück hat man alles vergessen. Am Ende bleibt nicht mehr übrig als der Eindruck: "Das war wirklich ein interessanter Traum." Ich hab so was schon öfters erlebt.
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Vielleicht war es nur ein Traum gewesen. Ausgehend von dem, woran ich mich erinnerte, schien es ein sehr interessanter Traum gewesen zu sein. Normalerweise findet man einen Traum nach dem aufwachen etwa fünf Minuten lang interessant. Aber wenn man erstmal mit dem Zähneputzen beginnt, fangen die Details an zu verschwimmen, und bis das Frühstück fertig ist, hat man ihn vollständig vergessen. Bis dir das klar wird, ist das einzige, was dir im Gedächtnis geblieben ist. Der Eindruck: "Das war wirklich ein interessanter Traum." Ich habe diese Erfahrung schon oft gemacht.
   
Und dann gab es Träume, die ich überhaupt nicht interessant fand und trotzdem hatten sich ihre Details kristallklar in mein Gedächtnis gebrannt, wo sie auch eine relativ lange Zeit blieben. Vermutlich waren das traumähnliche Erfahrungen, so wie in dieser Nacht, als Haruhi und ich in der geschlossenen Parallelwelt gefangen waren. Es war eine Erfahrung, die ich tatsächlich gemacht hatte, von mir aber unterbewusst als nicht existent abgestempelt wurde.
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Dann gab es wiederum auch Träume, die ich überhaupt nicht interessant fand aber ihre Details waren kristallklar und brannten sich für einige Zeit in mein Gedächtnis. Möglicherweise waren das traumartige Erlebnisse, wie in der Nacht, in der ich mit Haruhi in der versiegelten Dimension gefangen war, also Ereignisse, die wirklich geschehen waren, aber von meinem Unterbewusstsein als nicht existent betrachtet wurden.
   
Das war das Erste an was ich dachte, als ich meine Augen öffnete.
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Das war das Erste, was mir in den Sinn kam, als ich meine Augen öffnete.
   
Die Decke war weiß, also befand ich mich nicht in meinem Zimmer. Das orangefarbene Sonnenlicht tauchte die Wände, die genauso weiß waren wie die Decke, in ein Meer aus Farben. Ich wusste nicht, ob es morgens oder abends war.
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Die Decke war weiß; also ich war nicht in meinem Zimmer. Das orangefarbene Sonnenlicht tauchte die Wände, die genauso weiß waren wie die Decke, in alle möglichen Farben. Ich fragte mich, ob es Morgen oder Abend war.
   
"Oha."
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"Oh Mann."
   
Für jemanden der gerade wieder zu Bewusstsein kam, klang diese Stimme so angenehm wie die Kirchenglocken für einen treuen Gläubigen.
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Für ein Bewusstsein, das gerade erst wieder zurückkehrte, klang diese Stimme so angenehm wie die Kirchenglocken für einen treuen Gläubigen.
   
 
"Du bist endlich aufgewacht. Anscheinend hast du ziemlich gut geschlafen."
 
"Du bist endlich aufgewacht. Anscheinend hast du ziemlich gut geschlafen."
   
Ich drehte meinen Kopf, um zu sehen wem die Stimme gehörte. Er saß auf einem Stuhl neben meinem Bett und schälte mit einem Küchenmesser einen Apfel. ''Ratsch, Ratsch'' die Haut des Apfels wurde sauber abgeschnitten und hing wie ein langer Faden nach unten.
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Ich drehte meinen Kopf, um zu sehen, wem die Stimme gehörte. Der Kerl saß auf einem Stuhl neben meinem Bett und schälte mit einem Küchenmesser einen Apfel. ''Schrapp, schrapp'' - die Haut des Apfels löste sich sauber ab und hing nach unten.
   
"Ich würde ja gerne 'guten Morgen' sagen, aber die Sonne geht schon unter."
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"Normalerweise würde ich ja guten Morgen sagen, aber die Sonne geht gerade unter."
   
Koizumi Itsuki lächelte dabei warm.
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Koizumi Itsuki präsentierte sein freundliches Lächeln.
   
Danach legte er die geschälten Äpfel auf das Tablett und stellte es auf den Tisch neben dem Bett. Er nahm einen weiteren Apfel aus einer Papiertasche und sagte lächelnd:
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Er legte die geschälten Äpfel auf das Tablett und stellte es auf den Tisch neben dem Bett. Dann holte er einen weiteren Apfel aus einer Papiertüte und sagte lächelnd:
   
"Gott sei Dank bist du endlich wieder aufgewacht. Ich wusste schon gar nicht mehr was ich machen sollte. Ah ... du siehst etwas verwirrt aus. Erkennst du mich?"
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"Gott sei Dank bist du endlich wieder aufgewacht. Ich wusste wirklich nicht, was ich machen sollte. Ah ... du schaust recht verwirrt drein. Erkennst du mich?"
   
 
"Das wollte ich dich gerade fragen. Weißt du wer ich bin?"
 
"Das wollte ich dich gerade fragen. Weißt du wer ich bin?"
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"Was für eine seltsame Frage. Natürlich weiß ich das."
 
"Was für eine seltsame Frage. Natürlich weiß ich das."
   
Es war nicht schwer zu erkennen welcher Koizumi da vor mir saß, ich musste nur auf die Uniform schauen.
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Es war nicht schwer zu erkennen welcher Koizumi dieser war, ein Blick auf die Uniform genügte.
   
Er trug einen marineblauen Anzug, keine schwarze Schuluniform.
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Er trug einen marineblauen Anzug und nicht die schwarze Gakuran Uniform.
   
 
Es war die Uniform der North High.
 
Es war die Uniform der North High.
   
Einer meiner Arme schaute unter der Decke hervor und war mit einem Beutel verbunden, in dem sich irgendeine Infusion befand. Während ich das Ding betrachtete fragte ich:
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Einer meiner Arme schaute unter der Decke hervor. Darüber hing ein Beutel, die eine Flüssigkeit in ihn injizierte. Ich betrachtete das Ding und fragte:
   
 
"Welchen Tag haben wir heute?"
 
"Welchen Tag haben wir heute?"
   
Koizumi wirkte überrascht, zumindest nahm ich an, dass dieser Ausdruck bei ihm Überraschung zeigen sollte.
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Koizumi zeigte einen Gesichtsausdruck, der, zumindest für seine Verhältnisse, Überraschung ausdrückte.
   
"Da du so was fragst, gehe ich mal davon aus, dass du weißt warum du hier gelandet bist. Aber nun zur Antwort, es ist nach fünf Uhr nachmittags am 21. Dezember."
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"Ist das die erste Frage, die du seit deinem aufwachen gestellt hast? Es scheint, dass du weißt, in welcher Situation du dich befindest. Aber um zur Antwort zu kommen, es ist jetzt nach fünf Uhr nachmittags am 21. Dezember."
   
"Der Einundzwanzigste, ja?"
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"Der Einundzwanzigste, was?"
   
"Ja, heute ist der dritte Tag seit du ins Koma gefallen bist."
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"Ja, heute ist der dritte Tag seitdem du ins Koma gefallen bist."
   
 
Der dritte Tag? Koma?
 
Der dritte Tag? Koma?
   
"Wo bin ich gerade?"
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"Wo sind wir hier?"
   
 
"In einem Privatkrankenhaus."
 
"In einem Privatkrankenhaus."
   
Ich schaute mich um. Das Bett in dem ich geschlafen hatte befand sich in einem eindrucksvollen Ein-Bett-Zimmer. Wer hätte das gedacht, meine Familie musste sehr reich sein und ich wusste noch gar nichts davon.
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Ich schaute mich um. Es war ein eindrucksvolles Einzelbettzimmer und in dem Bett schlief ich. Damit ich tatsächlich ein Einzelbettzimmer bekam, musste meine Familie ziemlich reich sein, und ich hatte es nie gewusst.
   
"Der Freund meines Onkels ist der Leiter dieses Krankenhauses, deswegen wurdest du hier ausnahmsweise aufgenommen."
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"Ein Freund meines Onkels ist der Leiter dieses Krankenhauses, deswegen bekamst du eine Sonderbehandlung, als du hier aufgenommen wurdest."
   
Anscheinend war meine Familie doch nicht so reich wie ich dachte.
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Anscheinend ist meine Familie doch nicht reich.
   
"Durch das Einschreiten der 'Organisation' kannst du hier ohne weiteres und günstig für ein ganzes Jahr bleiben, aber ehrlich gesagt bin ich glücklich, dass du schon nach drei Tagen wieder aufgewacht bist. Nein, nein, es geht mir nicht um das Geld, nur haben meine Vorgesetzten mich für das was mit dir passiert ist regelrecht auseinander genommen, immerhin sollte ich ja auf dich Acht geben. Ich muss sogar extra einen Brief schreiben, um meine Reue auszudrücken."
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"Nun, dank der Unterstützung der Organisation könntest du hier ein Jahr lang billig bleiben, ohne dass irgendwelche Fragen gestellt würden. Trotzdem bin ich erleichtert, dass du nur drei Tage gebraucht hast, um wieder aufzuwachen. Nein, nein, es geht nicht ums Geld. Meine Vorgesetzten mich regelrecht dafür auseinandergenommen, dass sowas passieren konnte, während du unter meiner Aufsicht standest, und ich muss sogar extra einen Brief schreiben, um meine Reue auszudrücken."
   
Drei Tage vor dem 21sten war der 18te. Was hatte ich an diesem Tag gemacht? ... Ah, ich erinnere mich. Ich stand wegen des hohen Blutverlusts kurz vor dem Tod, deswegen haben sie mich also in das Krankenhaus gebracht ... Nein, Moment, da stimmte etwas nicht.
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Drei Tage vor dem einundzwanzigsten war der achtzehnte. Was hatte ich an diesem Tag gemacht? ... Ah, ich erinnere mich. Ich stand wegen des hohen Blutverlusts kurz vor dem Tod, und deshalb haben sie mich ins Krankenhaus gebracht ... Nein, Moment, da stimmt irgendwas nicht.
   
Ich tastete die Krankenhauskleidung die ich trug ängstlich ab und erreichte dann an die rechte Seite meines Unterleibs.
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Ich blickte unruhig auf die Krankenhauskleidung, die ich trug und legte dann meine Hand auf meine rechte Bauchseite.
   
Ich fühlte nichts Ungewöhnliches. Normalerweise würde sich eine Wunde taub anfühlen, aber es kratzte nicht mal. Es war unmöglich sich in drei Tagen von so einer Verletzung zu erholen, es sei denn jemand hatte mich von Grund auf wieder zusammengeflickt.
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Ich konnte nichts fühlen. Normalerweise würde sich eine Wunde taub anfühlen, aber es kratzte nicht mal. Es war unmöglich, sich in drei Tagen von so einer Verletzung zu erholen, es sei denn, jemand hätte mich von Grund auf wieder zusammengeflickt.
   
"Wieso bin ich im Krankenhaus? Wegen des Komas?"
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"Warum wurde ich ins Krankenhaus eingeliefert? Wegen meines Komas?"
   
"Also hast du es vergessen. Nun, ich denke das ist verständlich, immerhin hast du einen schweren Schlag auf den Kopf bekommen."
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"Also hast du es vergessen. Nun, ich denke, dafür kann ich dir nicht die Schuld geben, immerhin hast du einen ziemlich schweren Schlag auf den Kopf bekommen."
   
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Ich fasste an meinen Kopf. Ich konnte nur mein Haar fühlen, da waren weder Verbände noch ein Schutznetz.
Ich bemerkte weder Verband noch Schutznetz, als ich meinen Kopf abtastete.
 
   
"Es ist erstaunlich, dass du keine äußerlichen Verletzungen oder inneren Blutungen davongetragen hast. Deine Hirnfunktionen waren auch ganz normal. Selbst der behandelnde Arzt ist verdutzt gewesen. Sie wussten nicht was mit dir los war."
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"Das Erstaunliche ist, dass du weder äußerlichen Verletzungen, noch innere Blutungen davongetragen hast. Deine Hirnfunktionen waren auch ganz normal. Selbst der behandelnde Arzt war perplex. Sie wussten nicht was mit dir los war."
   
 
"Aber", fuhr Koizumi fort:
 
"Aber", fuhr Koizumi fort:
   
"Wir haben gesehen, wie du die Treppe runtergefallen bist. Es sah so schrecklich aus, dass jedem von uns der Schrecken ins Gesicht geschrieben stand. Das Geräusch als du auf dem Boden aufgeschlagen bist war so laut, dass ich nicht überrascht gewesen wäre, wenn du für immer das Bewusstsein verloren hättest. Möchtest du noch mehr wissen?"
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"Wir haben mitbekommen, wie du die Treppe runtergefallen bist. Es sah wirklich übel aus. Um ehrlich zu sein, glaube ich, dass jedem von uns der Schrecken ins Gesicht geschrieben stand. Das Geräusch als du auf dem Boden aufgeschlagen bist war so laut, dass ich nicht überrascht gewesen wäre, wenn du nie wieder zu dir gekommen wärst. Willst du wissen, was passiert ist?"
   
 
"Schieß los."
 
"Schieß los."
   
Ich erfuhr von Koizumi, dass ich mich gerade auf der Treppe im Komplex mit den Clubräumen befand, als ich plötzlich kopfüber nach unten stürzte. Vielleicht war ich gestolpert oder etwas in der Art. Jedenfalls fiel ich mit einem lauten Knall auf meinen Kopf und rührte mich nicht mehr.
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Angeblich bin ich, als ich die Treppen des Clubraumgebäudes hinuntergestiegen bin, wohl gestolpert oder etwas in der Art. Jedenfalls bin ich einfach runtergestürzt und mit meinem Kopf auf den Boden gelandet. ''Krach!'' Danach rührte ich mich nicht mehr.
   
So wie Koizumi es beschrieb, klang es so als wäre es wirklich passiert.
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Die art, wie Koizumi es beschrieb, klang so, als ob es wirklich passiert wäre.
   
"Das war damals ganz schön chaotisch. Wir mussten einen Krankenwagen rufen und dich ins Krankenhaus bringen. Suzumiya-sans Gesicht war total blass, es war das erste Mal, dass ich sie so gesehen habe. Oh, der Krankenwagen wurde übrigens von Nagato-san gerufen. Ihre Ruhe rettete dein Leben."
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"Danach ging es ganz schön chaotisch zu. Wir mussten einen Krankenwagen rufen und dich Bewusstlosen ins Krankenhaus bringen. Suzumiya-sans Gesicht war total blass, es war das erste Mal, dass ich sie so gesehen habe. Oh, diejenige, die den Krankenwagen gerufen hat, war Nagato-san. Es war ihre Ruhe, die dein Leben gerettet hat."
   
"Und wie verhielt sich Asahina-san?"
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"Wie hat Asahina-san reagiert?"
   
Koizumi zuckte mit seinen Achseln und sagte:
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Koizumi zuckte mit den Achseln und sagte:
   
"Sie verhielt sich so wie man es erwarten würde. Sie klammerte sich an dich und schrie weinend deinen Namen."
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"Sie verhielt sich so wie man es erwarten würde. Sie klammerte sich an dich und schrie weinend immer wieder deinen Namen."
   
"Welche Uhrzeit war es als das alles passiert ist?"
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"Wann am achtzehnten ist das alles passiert? Welche Treppe war es?"
   
Ich überflutete Koizumi regelrecht mit meinen Fragen, denn letztendlich war es dieser 18te an dem die Welt drastisch verändert wurde und das machte mich nervös.
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Ich stellte meine Fragen beinahe pausenlos hintereinander, da der achtzehnte der Tag war, an dem sich die Welt dramatisch verändert hatte, und ich geriet in Panik.
   
"Du hast selbst das vergessen? Es war mittags nachdem wir gerade unsere Besprechung beendet hatten. Wir wollten gerade etwas kaufen, als es passierte."
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"Du hast selbst das vergessen? Es war kurz nach Mittag, direkt nachdem die SOS Brigade ihr Treffen beendet hatte. Es ist passiert, als wir fünf gerade loswollten, um etwas einzukaufen."
   
 
Etwas kaufen?
 
Etwas kaufen?
   
"Daran kannst du dich auch nicht erinnern? Kann es sein, dass du den Gedächtnisverlust nur vorspielst?"
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"Nichtmal daran kannst du dich erinnern? Du täuschst die Amnesie doch nicht nur vor, oder?"
   
 
"Egal, fahr bitte fort."
 
"Egal, fahr bitte fort."
   
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Das Lächeln von Koizumis Lippen wurde freundlich.
Koizumi lächelte wieder warm.
 
   
"Auf der Tagesordnung stand die Frage ... hm ... was wir zu Weihnachten unternehmen. Suzumiya-san erzählte von einer Party für kleine Kinder, die in der Nähe ihrer Wohnung stattfinden wird und beschloss, dass die SOS-Brigade einen Gastauftritt machen soll. Dabei hatte sie wohl Asahina-sans Weihnachtsmannkostüm im Hinterkopf, das bis jetzt noch nicht zum Einsatz gekommen ist. Asahina-san sollte sich deshalb als wunderschöne Weihnachtsfrau verkleiden und Geschenke an die Kinder verteilen. Eine fröhliche Veranstaltung ganz nach Suzumiya-sans Geschmack also."
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"Auf der Tagesordnung stand die Frage ... hm ... was wir an Weihnachten unternehmen wollten. Suzumiya-san erzählte von einer Party für kleine Kinder, die in der Nähe ihrer Wohnung stattfinden wird und beschloss, dass die SOS-Brigade einen Gastauftritt hinlegen sollte. Damit wollte sie sicherstellen, dass Ashina-sans Santa-Kostüm zum Einsatz kommt. Sie sollte sich als wunderschöne Weihnachtsfrau verkleiden und Geschenke an die Kinder verteilen. Diese frohe Veranstaltung wurde komplett von Suzumiya-san geplant."
   
Da haben wir es wieder: dieses Mädchen kann so was von rücksichtslos sein!
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Da haben wir es wieder: dieses Mädchen kann sowas von rücksichtslos sein!
   
"Aber es wäre ja nicht realistisch nur eine Weihnachtsfrau zu haben, also beschloss Suzumiya-san, dass einer von uns sich als Rentier verkleiden und Asahina-san auf die Party tragen sollte. Am Ende mussten wir Lose ziehen … Wer denkst du war wohl der glückliche Gewinner? Erinnerst du dich jetzt?"
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"Aber es wäre nicht realistisch, nur eine Weihnachtsfrau zu haben. Daher beschloss Suzumiya-san, dass eines der Mitglieder sich als Rentier verkleiden und Asahina-san auf die Bühne tragen sollte. Am Ende mussten wir Lose ziehen … Was denkst du, wer der glückliche Gewinner war? Erinnerst du dich jetzt?"
   
Nein, ich kann mich daran überhaupt nicht erinnern. Wenn sich jemand an etwas erinnern könnte, das in seinem Gedächtnis gar nicht existiert, dann wäre er ein gnadenloser Lügner. Er hätte dann gleich ins nächste Krankenhaus gehen und sein Gehirn untersuchen lassen können. Aber es brachte nichts Koizumi das zu erklären.
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Ich habe überhaupt keine Erinnerung an das alles. Wenn sich jemand an etwas erinnern könnte, das in seinem Gedächtnis gar nicht existiert, dann wäre er ein beeindruckender Lügner. Er hätte dann in ein anderes Krankenhaus eingeliefert werden sollen. Aber es war sinnlos, Koizumi das zu erklären.
   
"Lass gut sein. Jedenfalls bist du der Glückliche gewesen. Und da wir ein Rentierkostüm für dich brauchten, mussten wir dafür etwas Material einkaufen. Wir waren gerade auf dem Weg das zu tun, als du die Treppe runtergestürzt bist."
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"Schon gut. Jedenfalls bist du der Glückliche gewesen. Da wir ein Rentierkostüm für dich brauchten, mussten wir los, um einige Materialien zu kaufen, und als wir die Treppe runterstiegen, bist du gestürzt."
   
"Das klingt für mich echt idiotisch."
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"Das klingt für mich echt dämlich."
   
 
Als er mich das sagen hörte, zog Koizumi seine Augenbrauen hoch.
 
Als er mich das sagen hörte, zog Koizumi seine Augenbrauen hoch.
   
"Da du hinter uns warst, haben wir nicht direkt gesehen wie du die Treppe runtergefallen bist, sondern es nur von der Seite mitbekommen. Es sah ungefähr so aus." Koizumi demonstrierte den Sturz, indem er einen Apfel von seiner rechten in die linke Hand fallen ließ. "Du bist im Prinzip Stufe für Stufe runtergerollt."
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"Da du hinter uns warst, hat keiner wirklich gesehen, wie du gestürzt bist. Wir haben dich nur etwa so von der Seite fallen gesehen." Koizumi stellte es bildlich dar, indem er den Apfel von seiner rechten Hand fallen lies, ehe er ihn mit der linken auffing. "Du hast dich im Prinzip ein- uns anderemal überschlagen."
   
Koizumi fuhr damit fort den Apfel zu schälen.
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Koizumi fuhr damit fort, den Apfel zu schälen.
   
"Wir sind schnell zu dir gerannt, doch du hattest schon das Bewusstsein verloren. Suzumiya-san sagte, sie hätte das Gefühl gehabt, dass jemand oben bei der Treppe gewesen ist. Sie sah das Kleid von jemandem um die Ecke verschwinden. Ich fand das seltsam und forschte deswegen etwas nach. Zu dieser Zeit befand sich außer uns niemand im Gebäude. Auch Nagato schüttelte ihren Kopf. Falls da wirklich jemand war, hat sie sich wie ein Geist in Luft aufgelöst. Wir haben nun die ganze Zeit darauf gewartet, dass du aufwachst, damit du uns erzählen kannst wer dich geschubst hat ..."
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"Wir sind schnell zu dir gerannt, da du dich nichtmehr gerührt hast. Suzumiya-san sagte, sie hätte das Gefühl gehabt, dass jemand am oberen Ende der Treppe gewesen sei. Sie hat jemandes Rock dort an der Ecke gesehen, aber dann verschwand er. Ich fand das auch seltsam und forschte deswegen etwas nach. Zu diesem Zeitpunkt befand sich außer uns niemand im Gebäude. Selbst Nagato-san schüttelte ihren Kopf. Dieses Mädchen ist wie ein Geist verschwunden. Wir haben die ganze Zeit darauf gewartet, dass du aufwachst, damit wir dich fragen können, wer dich geschubst hat..."
   
Ich konnte mich daran nicht erinnern. Das war zu diesem Zeitpunkt die beste Antwort, die ich mir vorstellen konnte. Es war nur ein normaler Unfall. Ich hatte nicht aufgepasst, das war einfach Pech. Ich denke, ich werde es dabei belassen.
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Daran erinnerte ich mich nicht. Zu diesem Zeitpunkt war das wohl die passendste Antwort. Es war nur ein normaler Unfall. Ich hatte nicht aufgepasst, ich kann nur sagen, Pech für mich. Ich denke, ich werde es dabei belassen.
   
"Bist nur du zu Besuch gekommen?"
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"Bist nur du gekommen, um mich zu besuchen?"
   
Wo war Haruhi? Ich wollte das fragen, aber ich verkniff es mir letztendlich. Trotzdem kicherte Koizumi und sagte: "Du hast dich die ganze Zeit umgeschaut. Suchst du jemanden? Mach dir keine Gedanken, wir haben uns abgewechselt. Als du im Koma gelegen hast, war immer jemand an deiner Seite. Ich denke Asahina-san müsste gleich kommen."
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Wo war Haruhi? Ich wollte fragen, tat es letztendlich aber dann doch nicht. Trotzdem kicherte Koizumi und sagte: "Du hast dich die ganze Zeit umgeschaut. Suchst du jemanden? Mach dir keine Gedanken, wir haben uns damit abgewechselt, nach dir zu schauen. Bevor du die Augen geöffnet hast, war immer jemand an deiner Seite. Ich denke, Asahina-san müsste gleich kommen."
   
Koizumis Blick verunsicherte mich. Es wirkte so als würde er gerade mit einem Freund reden, der seinen Aprilscherz tatsächlich ernst genommen hatte und nun nach Worten rang. Wollte er damit irgendwas andeuten?
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Koizumis Blick verunsicherte mich; er wirkte, als würde er gerade einen Freund treffen, der seinen Aprilscherz tatsächlich ernst genommen hatte, und nun fehlten ihm die Worte. Worauf wollte er hinaus?
   
"Oh, es ist wirklich nichts. Ich war nur neidisch. Man könnte sagen das war ein neidischer Blick."
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"Oh, es ist wirklich nichts. Ich bin nur eifersüchtig auf dich. Man könnte sagen, das war ein neidischer Blick."
   
Du bist auf jemanden neidisch, der auf den Kopf gefallen ist?
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Warum sagst du das zu einem Patienten, der sich den Kopf gestoßen hat?
   
"Ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass es nur die normalen Clubmitglieder waren, die sich beim Aufpassen abgewechselt haben. Die Kommandantin sieht es als Teil ihrer Pflicht an über die Sicherheit ihrer Mitglieder zu wachen."
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"Während wir gewöhnlichen Mitglieder uns abwechseln mussten, um auf dich aufzupassen, betrachtet es die Kommandantin als Teil ihrer Aufgabe, sich um die Sicherheit ihrer Mitglieder zu sorgen."
   
Koizumi schälte elegant das letzte Stück der Haut vom Apfel, formte daraus ein kaninchenähnliches Gebilde und legte es dann auf das Tablett, das auf einem Tisch neben dem Bett stand.
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Koizumi schälte elegant die gesamte Haut von dem Apfel, und baute dann daraus eine Kaninchenfigur, bevor er es auf das Tablett auf dem Nachttisch stellte.
   
"Suzumiya-san ist die ganze Zeit hier gewesen. Sie hat das Krankenhaus seit drei Tagen nicht verlassen."
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"Suzumiya-san ist die ganze Zeit hier gewesen. Seit drei Tagen hat sie diesen Ort nicht verlassen.
   
Ich folgte Koizumis Finger und drehte mich zur anderen Seite des Betts.
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Ich drehte mich zur anderen Seite des Betts, wo Koizumis Finger hinzeigte.
   
 
"..."
 
"..."
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Und da war sie.
 
Und da war sie.
   
Haruhi hatte ihren Schlafsack eng um sich geschlungen und schlief mit leicht geöffnetem Mund vor sich hin.
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Eng in einen Schlafsack gehüllt lag da Haruhi, die mit leicht geöffnetem Mund vor sich hindöste.
   
"Wir haben uns alle Sorgen um dich gemacht."
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"Wir haben uns alle Sorgen um dich gemacht, sowohl sie als auch ich."
   
Er klang so traurig, ich hatte fast das Gefühle ich würde gerade eine Seifenoper sehen.
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Er klang so traurig, dass ich mich fühlte, wie in einer Seifenoper.
   
"Du hättest sehen sollen wie verzweifelt Suzumiya-san aussah ... Nein, heben wir uns das für später auf. Gibt es da nicht etwas, das du jetzt machen solltest?"
+
"Du hättest sehen sollen, wie verzweifelt Suzumiya-san ausgesehen hat ... Nein, heben wir uns das für nächstes Mal auf. Gibt es da nicht etwas, das du jetzt machen solltest?"
   
Warum will mich eigentlich jeder herumkommandieren? Asahina-san (groß) hatte es schon getan und nun machte es sogar Koizumi. Aber ich nahm ihnen das nicht übel. Und es interessierte mich auch nicht, ob die geschälten Äpfel eine Opfergabe an die Göttin gewesen waren.
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Warum will mich eigentlich jeder herumkommandieren? Das war schon bei Asahina-san (groß) so gewesen und nun auch noch Koizumi... Aber ich nahm ihnen das nicht übel. Und es konnte mir nicht gleichgültiger sein, ob diese von Koizumi geschälten Äpfel ein Opfer für irgendeine Gottheit waren.
   
 
"Ja", sagte ich.
 
"Ja", sagte ich.
   
Ich hatte wirklich Lust etwas auf ihr Gesicht zu malen. Vielleicht bei der nächsten Gelegenheit.
+
Ich hatte wirklich Lust, etwas auf ihr Gesicht zu malen. Vielleicht werde ich nächstes Mal genug Zeit haben, das zu tun.
   
 
Ich setzte mich auf und streckte meinen Arm aus, um ihr verärgert wirkendes Gesicht zu berühren.
 
Ich setzte mich auf und streckte meinen Arm aus, um ihr verärgert wirkendes Gesicht zu berühren.
   
Ihr Haar war noch nicht lang genug, um daraus einen Pferdeschwanz zu flechten. Die Erinnerung an ihr langes Haar ließ mich nostalgisch werden, aber plötzlich, als wolle sie mich ärgern, fing ihr dunkles Haar an sich zu bewegen.
+
Ihr Haar war noch nicht lang genug, um daraus einen Pferdeschwanz zu flechten. Ich dachte kurz nostalgisch an ihr langes Haar. Wie um mich zu ärgern, begann sich ihr kurzes Haar plötzlich zu bewegen.
   
   
Line 183: Line 183:
 
"... Umm ... hmm?“
 
"... Umm ... hmm?“
   
Stöhnte Haruhi, als sie versuchte ihre Augen zu öffnen und als sie bemerkte, wer da gerade in ihre Wange piekste, rief sie:
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stöhnte Haruhi, während sie sich abmühte ihre Augen zu öffnen, und als ihr klarwurde, wer da gerade in ihr Gesicht zwickte...
   
'''"AH!?"'''
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'''"AH?!"'''
   
Sie versuchte aufzuspringen, aber scheiterte dabei kläglich, denn sie hatte nicht an den Reißverschluss des Schlafsacks gedacht, der immer noch verschlossen war. Nachdem sie eine Weile wie ein Regenwurm auf dem Boden herumgekrochen war, gelang es ihr sich endlich aus dem Schlafsack zu befreien, nur um dann fluchend auf mich zu zeigen.
+
Sie versuchte auf einmal aufzuspringen, aber scheiterte dabei kläglich, da sie vergessen hatte, dass sie den Schlafsack zugemacht hatte, und daher rollte und kroch sie wie eine Raupe herum. Schließlich gelang es ihr, sich aus dem Schlafsack zu befreien, nur um dann mit dem Finger auf mich zu zeigen und zu fluchen:
   
"Verdammt Kyon! Konntest du mir nicht Bescheid sagen bevor du aufwachst? Auf so was muss ich mich erst seelisch vorbereiten!"
+
"Verdammt Kyon! Warum konntest du mir nicht Bescheid sagen, bevor du aufwachst? Ich war nicht mental darauf eingestellt!"
   
Da verlangst du das Unmögliche, aber egal, die schreiende und fluchende Haruhi war für mich wirkungsvoller als jede Medizin.
+
Da verlangst du das Unmögliche. Trotzdem, dich herumschreien und fluchen zu sehen, ist für mich wirkungsvoller als jede Medizin.
   
 
"Haruhi."
 
"Haruhi."
Line 197: Line 197:
 
"Was?"
 
"Was?"
   
"Wisch dir den Sabber ab."
+
"Wisch dir deinen Sabber ab."
   
Haruhi verzog für einen Moment ihr Gesicht, wischte sich dann schnell ihren Mund ab und sagte danach mit einem finsteren Blick:
+
Haruhis Gesicht zitterte eine Weile, dann wischte sie sich über den Mund und blickte mich dann mit ihrem finsteren Blick an:
   
"Du hast aber wirklich nichts auf mein Gesicht gemalt, oder?"
+
"Du... Bist du sicher, dass du nichts auf mein Gesicht gemalt hast?"
   
  +
Ich hatte nicht übel Lust dazu.
Ich konnte es mir gerade noch verkneifen.
 
   
"Hmph. Hast du mir nichts zu sagen?"
+
"Hmph. Nun, hast du mir nichts zu sagen?"
   
Ich gab ihr die Antwort die sie erwartete.
+
Ich gab ihr die Antwort die sie wohl erwartete:
   
"Tut mir leid, dass ich dir Sorgen bereitet habe."
+
"Es tut mir leid, dass ich dir Sorgen bereitet habe."
   
"So ist es richtig. Gut, dass du die Verantwortung, die ich als Kommandantin trage, zu schätzen weißt. Es ist nämlich meine Pflicht mich um das Wohlergehen der Brigade-Mitglieder zu sorgen."
+
"Nun, ich bin froh, dass es das tut. Schließlich ist es eine der Aufgaben eines Kommandanten, sich um das Wohlergehen seiner Brigademitglieder zu sorgen."
   
Haruhis Herumfluchen klang wie himmlischer Gesang. Genau in diesem Moment klopfte jemand leise an die Tür. Koizumi stand sofort auf und öffnete die Tür.
+
Haruhis Gefluche klang wie himmlischer Gesang. In diesem Moment kam ein leises Klopfen von der Tür. Koizumi stand instinktiv auf und öffnete die Tür.
   
 
Als mich der dritte Besucher von draußen auf dem Flur sah, folgte:
 
Als mich der dritte Besucher von draußen auf dem Flur sah, folgte:
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"Ah, ahhh, aaahhhh ..."
 
"Ah, ahhh, aaahhhh ..."
   
Sie klang noch eine Weile so als wäre sie außer sich. Dort vor der Tür, mit einer Vase in der Hand, stand niemand anderes als das Schulmädchen aus dem zweiten Jahrgang der North High. Ihre langen Haare, ihr niedliches kindliches Gesicht und ihre schlanke aber doch gut gebaute Figur waren mir wohlbekannt.
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Sie fuhr noch eine Zeitlang fort, überwältigt klingende Geräusche von sich zu geben. Diejenige, die dort mit einer Vase in der Hand stand, war niemand anderes als das Schulmädchen aus dem zweiten Jahrgang der North High mit ihrem langen Haar, süßem kindlichen Gesicht und einer schlanken aber wohlgeformten Figur.
   
"He ... Asahina-san, wie geht’s?"
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"Hey... Asahina-san, wie geht’s?"
   
Ich war nicht sicher ob ich "Lange nicht gesehen" sagen sollte, denn das galt ja nur für mich.
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Ich war nicht sicher ob ich "Lange nicht gesehen" sagen sollte, da ich nicht wusste, ob das stimmte.
   
Schnief ...
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"Schnief..."
   
Und schon fielen Asahina-sans Tränen.
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Tränen begannen, aus Asahina-sans Augen zu tröpfeln.
   
 
"Gott sei Dank ... Oh ... Gott sei Dank ..."
 
"Gott sei Dank ... Oh ... Gott sei Dank ..."
   
Ich wollte sie wirklich wie damals umarmen und wer weiß, vielleicht dachte sie das gleiche, obwohl es eher so wirkte, als hätte sie vor lauter Weinen alles um sich herum vergessen, inklusive der Vase, die sie immer noch in ihren Händen hielt.
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Ich wollte sie wirklich wie letztes Mal umarmen, und wer weiß, vielleicht dachte sie das Gleiche. Allerdings schien es, als hätte sie vergessen, die Vase abzustellen und stand nur weinend da.
   
"Übertreibst du nicht etwas? Er hat sich nur den Kopf gestoßen und war eine Zeit bewusstlos. Ich wusste von Anfang an, dass Kyon nicht für alle Ewigkeit schlafen würde."
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"Übertreibst du nicht etwas? Er hat sich nur den Kopf gestoßen und ist bewusstlos geworden. Ich wusste von Anfang an, dass Kyon nicht für alle Ewigkeit so weiterschlafen würde."
   
Als Haruhi das sagte, hatte ich fast das Gefühl ein wenig Dankbarkeit herauszuhören. Dann fuhr sie ohne mich anzuschauen fort:
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Eine Spur Dankbarkeit war aus Haruhis Stimme herauszuhören, und sie fuhr ohne mich auch nur anzuschauen fort:
   
[[Image:Sh_v4_c6_01.jpg|thumb|''Koizumi fing an zu kichern, Asahina-sans riesige Tränen fielen weiterhin unaufhörlich auf den Boden und Haruhi wandte immer noch ihr Gesicht ab. Auf den ersten Blick sah es so aus, als wäre sie wütend.'']]
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[[Image:Sh_v4_c6_01.jpg|thumb|'' Koizumi fing an zu kichern, Asahina-sans riesige Tränen kullerten unaufhörlich zu Boden und Haruhi wandte ihr Gesicht ab. Auf den ersten Blick sah es so aus, als wäre sie wütend.'']]
   
"Ich hab es ja schon damals gesagt, die SOS-Brigade arbeitet ohne Pause 365 Tage im Jahr. Niemand darf sich eine Auszeit nehmen. Ich werde nicht akzeptieren, dass sich jemand wegen einer so dummen Ausrede wie sich den Kopf gestoßen haben und im Koma liegen krankschreiben lässt. Hast du das verstanden, Kyon? Drei Tage Abwesenheit werden dich einiges kosten. Dafür gibt es ein saftiges Bußgeld! Nicht nur ein einfaches Bußgeld, sondern auch noch eine Versäumnisgebühr oben drauf!"
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"Wie ich bereits gesagt habe, arbeitet die SOS Brigade ohne Unterlass 365 Tage im Jahr. Niemand darf sich einen tag freinehmen. Ich werde niemals eine lahme Ausrede, wie sich den Kopf gestoßen zu haben und im Koma zu liegengelten lassen, nur damit man sich krankschreiben lassen kann, absolut niemals. Hast du das verstanden, Kyon? Der Preis dafür, drei Tage ohne Erlaubnis abwesend zu sein, ist äußerst hoch! Nicht nur ein einfaches Bußgeld, sondern auch noch eine Versäumnisgebühr oben drauf!"
   
Koizumi fing an zu kichern, Asahina-sans riesige Tränen fielen weiterhin unaufhörlich auf den Boden und Haruhi wandte immer noch ihr Gesicht ab. Auf den ersten Blick sah es so aus, als wäre sie wütend.
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Koizumi fing an zu kichern, Asahina-sans riesige Tränen kullerten unaufhörlich zu Boden und Haruhi wandte ihr Gesicht ab. Auf den ersten Blick sah es so aus, als wäre sie wütend.
   
Ich schaute zu ihnen, nickte kurz und zuckte dann mit meinen Achseln.
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Ich schaute sie an, dann nickte ich mit dem Kopf und zuckte mit den Schultern.
   
"Also gut, wie viel muss ich inklusive der Versäumnisgebühr bezahlen?"
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"Also gut, wie viel muss ich einschließlich der Versäumnisgebühr insgesamt bezahlen?"
   
Haruhi starrte mich an und zeigte dabei ein so strahlendes Lächeln, dass man kaum glauben konnte, dass sie eben noch wütend gewesen war. Sie hat wirklich ein sehr schlichtes Gemüt.
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Haruhi blickte mich an, wobei das Lächeln auf ihrem Gesicht derart strahlte, dass man kaum glauben mochte, dass sie eben noch wütend gewesen war. Sie hat wirklich ein sehr schlichtes Gemüt.
   
Letztendlich wurde beschlossen, dass ich drei Tage hintereinander für jeden die Rechnung im Cafe bezahlen sollte. Ich dachte schon darüber nach, ob ich meine gesparten Zeiteinlagen auflösen sollte, als ...
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Letztendlich wurde beschlossen, dass ich an drei aufeinanderfolgenden Tagen für jeden die Rechnung im Cafe bezahlen sollte. Während ich darüber nachdachte, ob ich mein Anlagekonto auflösen sollte...
   
 
"Eines noch ..."
 
"Eines noch ..."
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Noch mehr?
 
Noch mehr?
   
"Japp, das ist als Wiedergutmachung für das erlittene Trauma immer noch nicht genug. Ah ja, Kyon, du könntest dich auf unserer Weihnachtsfeier als Rentier verkleiden und ein paar spektakuläre Kunststücke aufführen. Du musst solange weitermachen bis jeder von uns lacht! Wenn es zu langweilig ist, werde ich dich in ein alternatives Universum treten! Natürlich musst du auf der Kinderfeier noch mal das Gleiche machen. Hast du verstanden!?"
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"Japp, ich hab immer noch keine Entschädigung für die ganzen Traumas, die du verursacht hast. Ah ja, Kyon, du könntest dich auf unserer Weihnachtsfeier als Rentier verkleiden und ein paar spektakuläre Kunststücke aufführen. Du musst solange weitermachen bis du uns alle zum Lachen gebracht hast! Wenn es zu langweilig ist, werde ich dich in eine alternative Dimension treten müssen! Dasselbe gilt auch für die Kinderparty. Hast du verstanden?!"
   
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Mit einem Blick der so strahelnd war, wie das Licht von einem Prisma, begann Haruhi wieder einmal, mich herumzukommandieren.
Haruhi strahlte wie die Sonne, als sie mich mal wieder herumkommandierte.
 
   
   
   
Obwohl ich wieder bei Bewusstsein war, hieß das noch lange nicht, dass ich gleich aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Zunächst kam der behandelnde Arzt und begutachtete mich ausführlich und danach kamen alle möglichen Maschinen an die Reihe; die ganzen Untersuchungen waren so aufwändig und nervig, dass ich am Ende fast das Gefühl hatte sie wollten mich in einen Cyborg verwandeln. Die Untersuchungen dauerten einen ganzen Tag an und als sie endlich abgeschlossen waren, blieb mir keine andere Wahl als die Nacht im Krankenhaus zu verbringen. Diese Nacht war für mich eigentlich die erste Nacht dort und da ich vorher noch nie in einem Krankenhaus übernachtet hatte, wollte ich diese Erfahrung zumindest etwas auskosten.
 
   
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Obwohl ich wieder bei Bewusstsein war, hieß das noch lange nicht, dass ich gleich aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Nachdem der Arzt gekommen war, um einen Blick auf mich zu werfen, wurde ich herumgeschickt, um an allen möglichen Maschinen untersucht zu werden; das war so kompliziert und nervig, dass ich das Gefühl bekam, sie wollten einen Cyborg aus mir machen. Nachdem ich den ganzen Tag damit verbracht hatte, mich auf alle möglichen Arten körperlich untersuchen zu lassen, musste ich die Nacht wieder im Krankenhaus verbringen. Für mich würde diese Nacht eigentlich meine erste im Krankenhaus sein, und da ich noch nie in einem Krankenhaus gewesen war, konnte ich die Erfahrung wenigstens genießen.
Haruhi, Koizumi und Asahina-san wollten gerade gehen, als meine Mutter und meine Schwester das Zimmer betraten. Haruhi wirkte sehr höflich als sie mit ihnen Sprach, ich hätte nicht gedacht, dass sie so zuvorkommend sein kann; das war wirklich eine Überraschung.
 
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Haruhi, Koizumi und Asahina-san wollten gerade gehen, als meine Mutter und meine Schwester das Zimmer betraten. Haruhi wirkte sehr zuvorkommend, als sie mit ihnen sprach, ich wusste gar nicht, dass sie so höflich sein kann, daher kam das wirklich überraschend.
   
 
Während ich mit meiner Mutter und meiner Schwester redete, ging mir einiges durch den Kopf.
 
Während ich mit meiner Mutter und meiner Schwester redete, ging mir einiges durch den Kopf.
   
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Wenn es so weitergegangen wäre, wie zuvor, was wäre dann als nächstes passiert?
Was wäre gewesen, wenn niemand die Veränderung der Welt rückgängig gemacht hätte?
 
Nagato, Koizumi und Asahina-san würden nur ganz normale Menschen ohne irgendwelche übernatürlichen Fähigkeiten sein. Nagato wäre ein stiller Bücherwurm vom Literaturclub, Asahina-san wäre eine unerreichbare Schönheit eines höheren Jahrgangs und Koizumi wäre ein normaler, aus einer anderen Schule stammender Schüler.
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Nagato, Koizumi und Asahina-san wären nur ganz normale Menschen ohne jegliche übernatürlichen Fähigkeiten. Nagato wäre ein stiller Bücherwurm vom Literaturclub, Asahina-san wäre eine unerreichbare Schönheit eines höheren Jahrgangs, während Koizumi ein ganz normaler Schulwechsler an einer anderen Schule gewesen wäre.
   
Und Haruhi würde nur eine exzentrische High-School-Schülerin sein.
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Und Haruhi wäre vermutlich nur eine exzentrische High-School-Schülerin.
   
Auch mit dieser Besetzung wäre eine interessante Geschichte denkbar. Natürlich müsste man sich keine Gedanken mehr über die Wahrheit hinter allem machen müssen und es gäbe auch keinen Grund mehr sich Sorgen wegen irgendwelcher Veränderungen zu machen. Es wäre nur eine ganz normale Geschichte ohne Bezug zu dieser gestörten Welt.
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Möglicherweiße konnte man auch mit dieser Besetzung eine interessante Geschichte schreiben. Es gäbe keinen Grund mehr, die Wahrheit dieser Welt zu lernen, noch müsste man sich Sorgen wegen irgendwelcher Veränderungen machen. Es wäre nur eine ganz normale Geschichte ohne Bezug zu dieser außer Kontrolle geratenen Welt.
   
In dieser Geschichte würde ich wohl keine Rolle mehr spielen. Ich wäre ein ganz normaler Schüler, der nach einer friedlichen Schulzeit ohne besondere Vorfälle den Abschluss machen würde.
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Ich würde in dieser Geschichte wahrscheinlich überhaupt keine Rolle spielen. Alles, was ich tun könnte, wäre, friedlich mein normales High Scholl Leben zu führen und ohne Zwischenfälle meinen Abschluss zu machen.
   
Welche Welt gefällt mir wohl besser?
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Mit welcher Welt wäre ich wohl glücklicher?
   
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Ich glaube, ich kenne die Antwort darauf jetzt.
Die Antwort ist denke ich klar.
 
   
Ich bin mit "dieser Welt" absolut zufrieden, sonst hätte ich wohl kaum mein Leben riskiert, um die Veränderungen rückgängig zu machen.
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Nur in dieser "jetzigen Welt“ konnte ich glücklich sein. Warum hätte ich sonst mein Leben riskiert, nur um in diese Welt zurückzukehren?
   
Wie würdet ihr euch entscheiden? Welche Welt würdet ihr wählen? Ich bin mir sicher, dass die Antwort ziemlich offensichtlich ist oder bin ich der Einzige, der so denkt?
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Was ist mit dir? Welche Welt würdest du wählen? Ich bin mir sicher, dass die Antwort ziemlich offensichtlich wäre. Oder bin ich der Einzige, der so denkt?
   
   
   
Nachdem meine Familie nach Hause gegangen war und die Lampen im Krankenzimmer ausgemacht wurden, hatte ich nichts Besseres zu tun als an die Decke zu starren. Also schloss ich meine Augen.
 
   
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Nachdem meine Familie nach Hause gegangen war und die Lampen auf der Krankenstation ausgemacht worden waren, konnte ich nur noch die Decke anstarren. Da ich nichts Besseres zu tun hatte, beschloss ich, meine Augen zu schließen.
Die letzten drei Tage, zumindest in dieser Welt, hatte ich die ganze Zeit geschlafen; wurde mir gesagt.
 
   
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Die letzten drei Tage, zumindest in dieser Welt, hatte ich, wie man mir gesagt hatte, die ganze Zeit geschlafen.
Das bedeutete also ...
 
   
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In diesem Fall...
Die Welt musste sich wieder verändert haben.
 
   
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Da die Welt so geworden war, musste sie wieder verändert worden sein.
Es gab zwei Veränderungen. Zunächst durch Nagato und dann wurde die Welt wieder in ihren Ursprungszustand zurückversetzt. Aber wer war es, der die Welt ein zweites Mal umgestaltet hatte?
 
   
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Diese Welt war bereits zweimal verändert worden. Die von Nagato veränderte Welt war wieder zu der richtigen Welt, wie sie jetzt war, geworden. Wer also hatte die zweite Veränderung ausgelöst?
Haruhi konnte es nicht gewesen sein. Während der drei Tage hatte sie diese Kräfte nicht und die Haruhi aus dieser Welt wusste nichts von den Veränderungen.
 
   
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Haruhi konnte es nicht gewesen sein. Während dieser drei Tage hatte sie keine solchen Kräfte, und die Haruhi dieser Welt wusste nicht einmal, dass die Welt sich verändert hatte.
Wer war es dann?
 
   
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Wer konnte es dann gewesen sein?
Mir fiel nur eine Person ein, die in der Lage sein würde eine Klinge mit der bloßen Hand aufzuhalten.
 
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Mein Leben zu retten, indem sie Asakuras Klinge mit der bloßen Hand auffing, es gab nur eine Person, die dazu in der Lage war.
   
 
Und das war Nagato.
 
Und das war Nagato.
   
Außerdem hatte ich bevor ich ohnmächtig wurde zwei Asahina-sans gesehen. Die zweite war nicht die erwachsene Asahina-san, sondern mein Senpai, also die mir wohlbekannte süße Schülerin aus dem höheren Jahrgang.
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Außerdem hatte ich, bevor ich das Bewusstsein verloren hatte, zwei Asahina-sans gesehen. Die zweite war nicht die erwachsene Asahina-san, sondern mein Senpai gewesen. Das war keine andere als die süße Schülerin eines höheren Jahrgangs aus der Zukunft, die mir so vertraut war.
   
Und da war noch jemand anderes. Ich hörte kurz vor dem Ende eine geheimnisvolle Stimme, die etwas zu mir sagte und ich wusste, dass ich diese Stimme schon mal irgendwo gehört hatte.
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Da war noch jemand gewesen, die mysteriöse Stimme, die am Ende zu mir gesprochen hatte. Ich wusste, dass ich diese Stimme schon mal gehört hatte
   
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Ich versuchte, mir in Erinnerung zu rufen, wer es war, aber ziemlich schnell wurde mir klar, dass ich mich dazu gar nicht anstrengen musste.
Eigentlich brauchte ich gar nicht darüber nachzudenken von wem die Stimme stammte, denn es war offensichtlich.
 
   
 
Es war meine eigene Stimme.
 
Es war meine eigene Stimme.
   
"Verstehe, so ist das also gewesen."
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"Verstehe, so ist es also gewesen."
   
Das bedeutet ...
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In diesem Fall...
   
Ich müsste in diese Zeitebene noch mal zurückkehren. Und zwar am frühen Morgen des 18. Dezembers und ich müsste die Asahina-san und Nagato aus dieser Zeitebene mitnehmen.
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Ich würde noch einmal in diese Zeitebene zurückkehren müssen. Zum frühen Morgen des 18. Dezembers, und ich musste zusammen mit der Asahina-san und der Nagato dieser Zeitebene gehen.
   
Nur dann könnte die Welt wieder in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden.
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Nur dann konnte die Welt wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden.
   
Asahina-san wäre dafür zuständig Nagato und mich in jene Zeitebene zu bringen, während Nagato die Aufgabe hätte ihr anderes Ich, das außer Kontrolle geraten war, zu "reparieren". Mir war nur nicht ganz klar, ob sie dazu Haruhis Kräfte benutzen würde oder die der empfindungsfähigen Datenintegrations-Entität.
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Asahina-san würde dafür zuständig sein, Nagato und mich in jene Zeitebene zu bringen, während es Nagatos Mission sein Würde, sich um ihr vergangenes Ich, das die letzten drei Tage auf Abwege geraten war, zu kümmern. Obwohl ich nicht wusste, ob sie dazu Haruhis Kräfte oder die der Entität des integrierten Datenbewusstseins benutzen würde.
   
Ich spielte bei der Sache auch eine Rolle.
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Ich würde dabei auch eine Rolle zu spielen haben.
   
Hätte ich damals nicht meine eigene Stimme gehört, wäre ich heute nicht hier. Ich musste also noch mal zurückgehen und das wiederholen, was ich damals gehört hatte. Was war es noch gleich gewesen?
+
Das hatte ich mir sowieso gedacht. Wenn ich damals nicht meine eigene Stimme sprechen gehört hätte, wäre ich heute nicht hier. Um meine gegenwärtige Existenz zu schützen, würde ich zurückreisen müssen, und dasselbe zu meinem vergangenen Selbst sagen müssen:
   
"Tut mir ja leid, aber ich hab meine Gründe warum ich dir nicht sofort helfen kann, also hasse mich nicht dafür. Immerhin war es für mich genauso schmerzhaft. Wie auch immer, wir wissen was getan werden muss und kümmern uns um den Rest. Ach ja, du wirst später auch wissen was du zu tun hast. Also versuch jetzt zu schlafen."
+
"Entschuldige das. Ich habe meine Gründe, dich nicht sofort zu retten, aber hasse mich nicht dafür. Immerhin war es für mich auch schmerzhaft. Wie auch immer, wir werden uns um den Rest kümmern. Nein, ich weiß schon, was ich tun muss, und das wirst du auch. Also schlaf jetzt ein bisschen."
   
Ich wiederholte diese Sätze und versuchte sie mir zu merken. Das war es was ich gesagt hatte, wenn ich mich nicht irrte. Ich konnte zwar nicht garantieren, dass es Wort für Wort übereinstimmte, aber die Bedeutung sollte richtig sein.
+
Wiederholt lies ich mir diese Sätze durch meinen Kopf gehen, um sie mir zu merken. Das war es, was ich gesagt hatte, wenn ich mich recht erinnerte. Obwohl ich nicht garantieren konnte, dass es Wort für Wort korrekt war, sollte die Bedeutung dieselbe sein.
   
Es war also meine Aufgabe anstelle meines anderen Ichs, das vom Messer getroffen wurde, die Nadelpistole zu benutzen.
+
Statt desjenigen Ichs, das von dem Dolch niedergestochen wurde, würde es meine vorbestimmte Rolle sein, die Nadelpistole zu benutzen.
   
Und mir wurde auch klar, weshalb ich mein anderes Ich nicht davor bewahren konnte vom Messer getroffen zu werden. Die Stimme meines zukünftigen Ichs klang damals so, als wäre ich in aller Ruhe zum Ort des Geschehens gegangen. Ich musste mich irgendwo in der Nähe versteckt haben und auch Asahina-san und Nagato kamen genau zum richtigen Zeitpunkt aus ihrem Versteck. Es durfte weder zu früh noch zu spät sein. Ich musste so lange warten, bis mich Asakura mit dem Messer gestochen hatte. Und warum das? Weil mein vergangenes Ich alles was da passierte schon erlebt hatte. Mit Asahina-sans Worten:
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Auch den Grund, aus dem ich mein vergangenes Ich nicht davor bewahren konnte, von Asakura niedergestochen zu werden, verstand ich. Die Stimme meines zukünfigen Ichs, klang nicht so, als wäre ich eilig herbeigestürmt. Ich musste mich im Voraus irgendwo in der Nähe versteckt haben. Asahina-san und Nagato kamen ebenfalls genau im richtigen Moment heraus. Es durfte weder zu früh noch zu spät sein. Ich musste warten, bis ich von Asakura niedergestochen wurde. Woran lag das? Weil das für mein vergangenes Ich alles schon geschehen war. Um Asahina-san zu zitieren:
   
"Es war ein vorherbestimmtes Ereignis."
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"Das ist ein vorbestimmtes Ereignis."
   
   
   
Es war schon mitten in der Nacht, aber ich hatte noch immer keine Lust zu schlafen.
 
   
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Es war inzwischen spät in der Nacht, aber ich war nicht in der Stimmung zu schlafen.
Ich wartete. Auf was ich wartete, fragt ihr? Natürlich wartete ich auf die einzige, die mich bis jetzt noch nicht besuchte hatte. Es wäre absurd, wenn sie nicht auftauchen würde.
 
   
  +
Ich wartete. Auf was ich wartete, fragst du? Natürlich wartete ich auf die einzige Person, die ich kannte, die mich noch besuchen musste. Es wäre ein Witz, wenn sie nicht auftauchen würde.
Also lag ich im Bett und starrte die ganze Zeit an die Decke. Erst spät in der Nacht, als die Besuchszeiten längst vorbei waren, wurde meine Geduld belohnt.
 
   
  +
Ich lag im Bett und starrte die ganze Zeit an die Decke. Erst spät in der Nacht, als die Besuchszeit längst vorbei war, wurde meine Geduld belohnt.
Die Tür zum Krankenzimmer öffnete sich langsam und das Licht des Flures offenbarte den Schatten einer kleinen Gestalt.
 
   
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Die Tür des Krankenzimmers öffnete sich langsam und das Licht vom Flur offenbarte den Schatten einer kleinen Gestalt auf dem Boden.
Dort stand meine letzte Besucherin, Nagato Yuki.
 
   
  +
Dort stand die Gestalt der letzten Person, die gekommen war, um mich ui besuchen, Nagato Yuki.
Sie sagte wie immer ohne jedes Anzeichen von Emotion:
 
   
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Wie üblich sagte Nagato ohne jede Emotion:
"Ich bin für das was passiert ist verantwortlich."
 
   
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"Ich bin für all das, was passiert ist, verantwortlich."
Als ich ihre ruhige Stimme hörte, wurde ich aus irgendeinem Grund nostalgisch.
 
   
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Aus irgendeinem Grund wurde ich nostalgisch, als ich ihre ruhige Stimme hörte.
"Meine Bestrafung wird im Moment beschlossen."
 
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"Über meine Bestrafung wird im Moment entschieden."
   
 
Ich hob meinen Kopf und fragte:
 
Ich hob meinen Kopf und fragte:
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"Von wem?"
 
"Von wem?"
   
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"Von der Entität des integrierten Datenbewusstseins",
"Von der empfindungsfähigen Datenintegrations-Entität."
 
   
Sagte Nagato ruhig, als würde es nicht sie, sondern jemand anderen betreffen.
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sagte Nagato ruhig, als würde es um irgendjemand anderen gehen.
   
Natürlich wusste Nagato schon lange vorher, was sie am Morgen des 18. Dezembers für ein Chaos anrichten würde, denn vor drei Jahren hatten die erwachsene Asahina-san und ich sie ja besucht. Sie wusste es von Anfang an und hatte die ganze Zeit versucht es irgendwie zu verhindern. Doch sie konnte nichts tun. Manchmal ist es eben so, dass man obwohl man weiß was passieren wird, nichts dagegen machen kann. Nein, es wäre möglich gewesen etwas zu tun
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Natürlich hatte Nagato schon lange vorher gewusst, dass sie am Morgen des 18. Dezembers ein Chaos anrichten würde. Weil ich sie vor drei Jahren zusammen mit der erwachsenen Asahina-san besucht hatte. Sie wusste es die ganze Zeit und tat ihr möglichstes, um zu verhindern, dass es geschah. Trotzdem konnte sie die Flut nicht aufhalten. Manchmal konnte man, selbst wenn man wusste, was passieren würde, einfach nichts dagegen tun. Nein, es wäre möglich gewesen, es abzuwenden
   
Mit fiel plötzlich ein, dass sich Nagatos Verhalten und Angewohnheiten nach dem Sommer leicht verändert hatten.
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Ich musste plötzlich an Nagatos Verhalten und Angewohnheiten nach dem Sommer denken, die sich leicht gegenüber den vorherigen verändert hatten.
   
"Aber", unterbrach ich sie, "wenn du schon vor drei Jahren gewusst hattest, dass du dich so verhalten würdest, hättest du mir doch jederzeit davon erzählen können, oder nicht? Vor dem Schulfest zum Beispiel oder vor dem Baseball-Turnier. Dann hätte ich am 18. Dezember viel früher etwas machen können und es hätte gereicht, wenn wir alle drei Jahre in die Vergangenheit gereist wären."
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"Aber", unterbrach ich sie, "wenn du schon vor drei Jahren gewusst hattest, dass du die Kontrolle verlieren würdest, hättest du es mir doch jederzeit erzählen können, oder nicht? Egal, ob es nach dem Schulfest oder vor dem Baseballwettbewerb gewesen wäre. In diesem Fall hätte ich früher Maßnahmen zu dieser bestimmten Zeit am 18. dezember ergreifen können Dann wäre alles, was zu tun geblieben wäre, gewesen, alle zusammenzutrommeln und wieder drei Jahre in die Vergangenheit zu reisen."
   
Nagatos Gesichtsausdruck strahlte eine eisige Kälte aus, es war absolut kein Lächeln zu sehen.
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Nagatos Gesichtsausdruck war kalt wie Eis und zeigte nicht den hauch eines Lächelns:
   
"Hätte ich dir vorher davon erzählt, hätte mein außer Kontrolle geratenes Ich trotzdem deine Erinnerungen löschen und danach die Welt verändern können. Außerdem konnte niemand garantieren, dass etwas das noch nicht passiert ist jemals passieren wird. Mehr als am 18. Dezember deinen Originalzustand zu erhalten konnte ich nicht tun."
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"Hätte ich dir vorher davon erzählt, hätte mein außer Kontrolle geratenes Ich trotzdem all deine Erinnerungen bezüglich des Zwischenfalls löschen und die Welt verändern können. Außerdem kann niemand garantieren, dass etwas, das noch nicht passiert ist, jemals passieren wird. Das einzige, was ich tun konnte, war, dich am 18. Dezember in deinem Originalzustand zu erhalten."
   
"Vergiss nicht das Flucht-Programm, das du für mich zurückgelassen hast. Das war schon mehr als genug!"
+
"Hast du nicht ein Fluchtprogramm für mich zurückgelassen? Das war schon mehr als genug!"
   
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Als ich ihr dankte, wurde ich langsam wütend. Aber ich war weder wütend auf Nagato, noch auf mich selbst
Ich wurde langsam wütend, als ich ihr dankte. Nicht auf sie und auch nicht auf mich, aber trotzdem wurde ich irgendwie wütend.
 
   
Das Echo ihrer ausdruckslosen Stimme war im Krankenzimmer zu hören, als Nagato sagte:
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Die ausdruckslosen Stimme hallte durch das Krankenzimmer:
   
"Ich kann nicht garantieren, dass ich in Zukunft nicht noch mal außer Kontrolle geraten werde. Solange ich weiter existiere, werden sich die internen Fehler weiter ansammeln. Das ist eine sehr gefährliche Situation."
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"Ich kann nicht garantieren, dass ich in Zukunft nicht noch einmal außer Kontrolle geraten werde. Solange ich weiterexistiere, wird sich die menge meiner internen Fehler weiter erhöhen. Dies ist eine äußerst gefährliche Situation."
   
"UNSINN! Gib diese Nachricht für mich weiter."
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"UNSINN! Übermittle diese Nachricht für mich."
   
Als mich Nagato fluchen hörte, bewegte sie ihren Kopf leicht zurück und blinzelte sogar.
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Als sie mich fluchen hörte, neigte Nagatos kopf sich etwa 2 Zentimeter zurück. Sie blinzelte sogar
   
Ich griff ihren kleinen, weißen Arm. Nagato widersetzte sich nicht.
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Ich streckte meine Hand aus und packte ihren kleinen, weißen Arm. Nagato widersetzte sich nicht.
   
"Ich hab was für deinen Boss, also hör genau zu. Sollte er jemals daran denken dich verschwinden zu lassen, dann wird hier die Hölle ausbrechen. Ich werde dich zurückholen, egal was ich dafür machen muss. Ich mag zwar keine besonderen Kräfte haben, aber ich bin sehr gut darin Haruhi zu provozieren."
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"Sag das deinem Boss, also hör genau zu. Sollte er jemals daran denken, dich verschwinden zu lassen, dann werde ich hier die Hölle ausbrechen lassen. Ich werde dich zurückholen, egal was es kostet. Ich mag zwar keine besonderen Kräfte haben, aber ich bin ziemlich gut darin, Haruhi zu provozieren."
   
Ich hatte tatsächlich eine Trumpfkarte, um Haruhi zu provozieren. Es würde reichen ihr folgendes zu sagen: "Ich bin John Smith."
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Ich hatte tatsächlich eine Trumpfkarte, um Haruhi zu provozieren. Alles, was ich tun musste, war, ihr zu sagen: "Ich bin John Smith."
   
So sieht es aus. Meine Kräfte sind die eines nutzlosen Faulenzers, aber Haruhi besitzt dafür enorme Kräfte. Würde Nagato verschwinden, könnte ich Haruhi einfach alles erzählen, bis sie es glaubt. Dann würden wir unsere Reise zur Rettung Nagatos beginnen. Selbst wenn ihr Boss sie versteckt oder ausgelöscht hätte, würde Haruhi einen Weg finden das rückgängig zu machen und wenn nicht werde ich ihr einen Weg zeigen. Und wer weiß, vielleicht würden uns sogar Koizumi und Asahina-san helfen. Und wen interessiert irgendeine Daten-Entität in einer unbekannten Ecke des Universums? Welchen Unterschied würde es machen ob das Ding existiert oder nicht?
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So sieht es aus. Während meine Kräfte denen eines nutzlosen Penners entsprachen, verfügte diese Idiotin Haruhi zufälligerweise über enorme Kräfte. Falls Nagato verschwände, würde ich diesem Mädchen einfach alles erzählen, bis sie mir glauben würde. Dann würden wir unsere Reise zur Rettung Nagatos beginnen. Selbst wenn Nagatos Boss sie versteckt oder ausgelöscht haben würde, würde Haruhi einen Weg finden, den Spieß umzukehren, oder zumindest würde ich dafür sorgen, dass ihr eine Möglichkeit einfiele. Und wer weiß, vielleicht würden uns sogar Koizumi und Asahina-san helfen. Wen würde dann noch eine Datenentität aus irgendeiner unbekannten Ecke des Universums kümmern? Welchen Unterschied würde es machen, ob das Ding existiert oder nicht?
   
Nagato war unsere Freundin. Würde jemand von der SOS-Brigade nicht mehr da sein, könnte Haruhi das unmöglich ignorieren. Und nicht nur bei Nagato, auch bei Koizumi, Asahina-san oder mir würde das Mädchen nicht so schnell aufgeben, selbst wenn wir freiwillig gegangen wären. Sie würde alle Hebel in Gang setzen, um uns zurückzubringen. So ist nun mal Haruhi, die aufdringliche, ichbezogene, rücksichtslose und nur Probleme verursachende Königin der SOS-Brigade.
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Nagato war unsere Freundin. Und wenn jemand von der SOS Brigade verschwinden würde, würde Haruhi keine Ruhe geben. Und das galt nicht nur für Nagato, wenn Koizumi oder Asahina-san oder ich plötzlich gehen würden, und sei es aus freiem willen, würde dieses Mädchen nicht so leicht aufgeben. Sie würde alles tun, um uns zurückzubringen. So ist Suzumiya Haruhi, die aufdringliche, egozentrische, rücksichtslose und nur Probleme verursachende Königin der SOS-Brigade nun mal.
   
Ich starrte Nagato wütend an.
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Ich b Naglickte Nagato wütend an.
   
"Wenn dein Boss auf irgendeine dumme Idee kommt, dann verbünde ich mich mit Haruhi und sorge dafür, dass die ganze Welt verwandelt wird. Wir werden eine Welt wie vor drei Tagen erschaffen, in der du existierst, aber keine empfindungsfähige Datenintegrations-Entität. Ich bin mir sicher, dass sie sehr enttäuscht wäre, wenn so was passieren würde. Observationsziel? Scheiß auf Observation!"
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"Wenn dein Boss auf irgendeine dumme Idee kommen sollte, dann verbünde ich mich mit Haruhi und verändere die Welt komplett. Wir werden eine Welt ähnlich der an diesen drei Tagen erschaffen, in der du zwar existierst, aber die Entität des integrierten Datenbewusstseins nicht. Ich bin mir sicher, dass sie sehr enttäuscht wäre, wenn so was passieren würde. Observationsziel? Scheiß auf Observation!"
   
 
Während ich sprach, nahm meine Wut immer weiter zu.
 
Während ich sprach, nahm meine Wut immer weiter zu.
   
Ich wusste nicht wie empfindungsfähig die Datenintegrations-Entität war, aber ich ging davon aus, dass sie ziemlich intelligent sein muss. Sie war vermutlich eine von denen, die in der Lage sind in zwei Sekunden Pi bis auf die hundert millionste Nachkommastelle zu berechnen und ähnliche Tricks für Fortgeschrittene beherrschen.
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Ich wusste nicht, wie bewusst die Entität der integrierten Daten war, aber sie sollte ziemlich intelligent sein. Sie war vermutlich eine von denen, Pi in nur zwei Sekunden bis zur hundertmillionensten Nachkommastelle berechnen konnten, und alle möglichen Arten von fortgeschrittenen Tricks draufhatten.
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Wenn das stimmt, habe ich ihm etwas zu sagen.
   
Sicherlich wäre es für sie ein Kinderspiel gewesen Nagato eine menschenähnlichere Persönlichkeit zu geben. Bevor sie sich in eine irre Mörderin verwandelt hatte, war Asakura in der Klasse ziemlich beliebt, um nicht zu sagen offenherzig und freundlich. Sie hatte in den Ferien sogar einige ihrer Klassenkameraden eingeladen mit ihr einkaufen zu gehen. Wenn die Datenintegrations-Entität jemanden wie Asakura erschaffen konnte, wieso hatte sie dann aus Nagato nur eine einsame, kleine Schülerin gemacht, die ganz alleine im Literaturclub Bücher liest? Dachte sie Nagato hätte sonst nicht Haruhis Aufmerksamkeit geweckt, wenn Nagatos Persönlichkeit nicht zu einem Literaturclub gepasst hätte? Wer hatte so was entschieden?
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Sicherlich wäre es für euch ein Kinderspiel, Nagato eine menschenähnlichere Persönlichkeit zu geben. Bevor sie zu einer psychopathischen Killerin geworden war, war Asakura in der Klasse ziemlich beliebt gewesen, ganz zu schweigen von offenherzig und freundlich. Sie hatte in den Ferien sogar einige ihrer Klassenkameraden eingeladen, mit ihr einkaufen zu gehen. Wenn ihr jemanden wie sie erschaffen könnt, warum müsst ihr aus nagato ein einsames, kleines Schulmädchen machen, das ganz allein im Literturclubraum sitzt und ein Buch liest? Denkt ihr, wenn ihre Persönlichkeit nicht so gestaltet gewesen wäre, würde es nicht wie ein Literaturclub aussehen und dass sie nicht Haruhis Aufmerksamkeit erregt hätte? Wer hat das eigentlich entschieden?
   
Mir wurde plötzlich bewusst, dass ich Nagatos Hand heftig drückte, aber das bücherliebende humanoide interaktive Interface nahm mir das nicht übel.
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An dieser Stelle wurde mir klar, dass ich Nagatos Hand fest umklammerte. Aber trotzdem nahm es mir das bücherliebende lebende humanoide Interface nicht übel.
   
Sie schaute mich einfach nur an und nickte.
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Nagato blickte mich nur direkt an, und nickte dann mit ihrem Kopf:
   
 
"Ich werde die Nachricht übermitteln."
 
"Ich werde die Nachricht übermitteln."
   
Dann fügte sie mit leiser Stimm hinzu:
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Dann fügte die ruhige Stimme sanft hinzu:
   
 
"Danke."
 
"Danke."

Revision as of 16:54, 26 May 2009

Kapitel 6

Schrapp, schrapp

Ein schabendes Geräusch drang an mein Ohr.

Als mein Bewusstsein langsam aus der Dunkelheit zurückkehrte, begann mein Verstand mühsam wieder zu arbeiten.

Vielleicht war es nur ein Traum gewesen. Ausgehend von dem, woran ich mich erinnerte, schien es ein sehr interessanter Traum gewesen zu sein. Normalerweise findet man einen Traum nach dem aufwachen etwa fünf Minuten lang interessant. Aber wenn man erstmal mit dem Zähneputzen beginnt, fangen die Details an zu verschwimmen, und bis das Frühstück fertig ist, hat man ihn vollständig vergessen. Bis dir das klar wird, ist das einzige, was dir im Gedächtnis geblieben ist. Der Eindruck: "Das war wirklich ein interessanter Traum." Ich habe diese Erfahrung schon oft gemacht.

Dann gab es wiederum auch Träume, die ich überhaupt nicht interessant fand aber ihre Details waren kristallklar und brannten sich für einige Zeit in mein Gedächtnis. Möglicherweise waren das traumartige Erlebnisse, wie in der Nacht, in der ich mit Haruhi in der versiegelten Dimension gefangen war, also Ereignisse, die wirklich geschehen waren, aber von meinem Unterbewusstsein als nicht existent betrachtet wurden.

Das war das Erste, was mir in den Sinn kam, als ich meine Augen öffnete.

Die Decke war weiß; also ich war nicht in meinem Zimmer. Das orangefarbene Sonnenlicht tauchte die Wände, die genauso weiß waren wie die Decke, in alle möglichen Farben. Ich fragte mich, ob es Morgen oder Abend war.

"Oh Mann."

Für ein Bewusstsein, das gerade erst wieder zurückkehrte, klang diese Stimme so angenehm wie die Kirchenglocken für einen treuen Gläubigen.

"Du bist endlich aufgewacht. Anscheinend hast du ziemlich gut geschlafen."

Ich drehte meinen Kopf, um zu sehen, wem die Stimme gehörte. Der Kerl saß auf einem Stuhl neben meinem Bett und schälte mit einem Küchenmesser einen Apfel. Schrapp, schrapp - die Haut des Apfels löste sich sauber ab und hing nach unten.

"Normalerweise würde ich ja guten Morgen sagen, aber die Sonne geht gerade unter."

Koizumi Itsuki präsentierte sein freundliches Lächeln.

Er legte die geschälten Äpfel auf das Tablett und stellte es auf den Tisch neben dem Bett. Dann holte er einen weiteren Apfel aus einer Papiertüte und sagte lächelnd:

"Gott sei Dank bist du endlich wieder aufgewacht. Ich wusste wirklich nicht, was ich machen sollte. Ah ... du schaust recht verwirrt drein. Erkennst du mich?"

"Das wollte ich dich gerade fragen. Weißt du wer ich bin?"

"Was für eine seltsame Frage. Natürlich weiß ich das."

Es war nicht schwer zu erkennen welcher Koizumi dieser war, ein Blick auf die Uniform genügte.

Er trug einen marineblauen Anzug und nicht die schwarze Gakuran Uniform.

Es war die Uniform der North High.

Einer meiner Arme schaute unter der Decke hervor. Darüber hing ein Beutel, die eine Flüssigkeit in ihn injizierte. Ich betrachtete das Ding und fragte:

"Welchen Tag haben wir heute?"

Koizumi zeigte einen Gesichtsausdruck, der, zumindest für seine Verhältnisse, Überraschung ausdrückte.

"Ist das die erste Frage, die du seit deinem aufwachen gestellt hast? Es scheint, dass du weißt, in welcher Situation du dich befindest. Aber um zur Antwort zu kommen, es ist jetzt nach fünf Uhr nachmittags am 21. Dezember."

"Der Einundzwanzigste, was?"

"Ja, heute ist der dritte Tag seitdem du ins Koma gefallen bist."

Der dritte Tag? Koma?

"Wo sind wir hier?"

"In einem Privatkrankenhaus."

Ich schaute mich um. Es war ein eindrucksvolles Einzelbettzimmer und in dem Bett schlief ich. Damit ich tatsächlich ein Einzelbettzimmer bekam, musste meine Familie ziemlich reich sein, und ich hatte es nie gewusst.

"Ein Freund meines Onkels ist der Leiter dieses Krankenhauses, deswegen bekamst du eine Sonderbehandlung, als du hier aufgenommen wurdest."

Anscheinend ist meine Familie doch nicht reich.

"Nun, dank der Unterstützung der Organisation könntest du hier ein Jahr lang billig bleiben, ohne dass irgendwelche Fragen gestellt würden. Trotzdem bin ich erleichtert, dass du nur drei Tage gebraucht hast, um wieder aufzuwachen. Nein, nein, es geht nicht ums Geld. Meine Vorgesetzten mich regelrecht dafür auseinandergenommen, dass sowas passieren konnte, während du unter meiner Aufsicht standest, und ich muss sogar extra einen Brief schreiben, um meine Reue auszudrücken."

Drei Tage vor dem einundzwanzigsten war der achtzehnte. Was hatte ich an diesem Tag gemacht? ... Ah, ich erinnere mich. Ich stand wegen des hohen Blutverlusts kurz vor dem Tod, und deshalb haben sie mich ins Krankenhaus gebracht ... Nein, Moment, da stimmt irgendwas nicht.

Ich blickte unruhig auf die Krankenhauskleidung, die ich trug und legte dann meine Hand auf meine rechte Bauchseite.

Ich konnte nichts fühlen. Normalerweise würde sich eine Wunde taub anfühlen, aber es kratzte nicht mal. Es war unmöglich, sich in drei Tagen von so einer Verletzung zu erholen, es sei denn, jemand hätte mich von Grund auf wieder zusammengeflickt.

"Warum wurde ich ins Krankenhaus eingeliefert? Wegen meines Komas?"

"Also hast du es vergessen. Nun, ich denke, dafür kann ich dir nicht die Schuld geben, immerhin hast du einen ziemlich schweren Schlag auf den Kopf bekommen."

Ich fasste an meinen Kopf. Ich konnte nur mein Haar fühlen, da waren weder Verbände noch ein Schutznetz.

"Das Erstaunliche ist, dass du weder äußerlichen Verletzungen, noch innere Blutungen davongetragen hast. Deine Hirnfunktionen waren auch ganz normal. Selbst der behandelnde Arzt war perplex. Sie wussten nicht was mit dir los war."

"Aber", fuhr Koizumi fort:

"Wir haben mitbekommen, wie du die Treppe runtergefallen bist. Es sah wirklich übel aus. Um ehrlich zu sein, glaube ich, dass jedem von uns der Schrecken ins Gesicht geschrieben stand. Das Geräusch als du auf dem Boden aufgeschlagen bist war so laut, dass ich nicht überrascht gewesen wäre, wenn du nie wieder zu dir gekommen wärst. Willst du wissen, was passiert ist?"

"Schieß los."

Angeblich bin ich, als ich die Treppen des Clubraumgebäudes hinuntergestiegen bin, wohl gestolpert oder etwas in der Art. Jedenfalls bin ich einfach runtergestürzt und mit meinem Kopf auf den Boden gelandet. Krach! Danach rührte ich mich nicht mehr.

Die art, wie Koizumi es beschrieb, klang so, als ob es wirklich passiert wäre.

"Danach ging es ganz schön chaotisch zu. Wir mussten einen Krankenwagen rufen und dich Bewusstlosen ins Krankenhaus bringen. Suzumiya-sans Gesicht war total blass, es war das erste Mal, dass ich sie so gesehen habe. Oh, diejenige, die den Krankenwagen gerufen hat, war Nagato-san. Es war ihre Ruhe, die dein Leben gerettet hat."

"Wie hat Asahina-san reagiert?"

Koizumi zuckte mit den Achseln und sagte:

"Sie verhielt sich so wie man es erwarten würde. Sie klammerte sich an dich und schrie weinend immer wieder deinen Namen."

"Wann am achtzehnten ist das alles passiert? Welche Treppe war es?"

Ich stellte meine Fragen beinahe pausenlos hintereinander, da der achtzehnte der Tag war, an dem sich die Welt dramatisch verändert hatte, und ich geriet in Panik.

"Du hast selbst das vergessen? Es war kurz nach Mittag, direkt nachdem die SOS Brigade ihr Treffen beendet hatte. Es ist passiert, als wir fünf gerade loswollten, um etwas einzukaufen."

Etwas kaufen?

"Nichtmal daran kannst du dich erinnern? Du täuschst die Amnesie doch nicht nur vor, oder?"

"Egal, fahr bitte fort."

Das Lächeln von Koizumis Lippen wurde freundlich.

"Auf der Tagesordnung stand die Frage ... hm ... was wir an Weihnachten unternehmen wollten. Suzumiya-san erzählte von einer Party für kleine Kinder, die in der Nähe ihrer Wohnung stattfinden wird und beschloss, dass die SOS-Brigade einen Gastauftritt hinlegen sollte. Damit wollte sie sicherstellen, dass Ashina-sans Santa-Kostüm zum Einsatz kommt. Sie sollte sich als wunderschöne Weihnachtsfrau verkleiden und Geschenke an die Kinder verteilen. Diese frohe Veranstaltung wurde komplett von Suzumiya-san geplant."

Da haben wir es wieder: dieses Mädchen kann sowas von rücksichtslos sein!

"Aber es wäre nicht realistisch, nur eine Weihnachtsfrau zu haben. Daher beschloss Suzumiya-san, dass eines der Mitglieder sich als Rentier verkleiden und Asahina-san auf die Bühne tragen sollte. Am Ende mussten wir Lose ziehen … Was denkst du, wer der glückliche Gewinner war? Erinnerst du dich jetzt?"

Ich habe überhaupt keine Erinnerung an das alles. Wenn sich jemand an etwas erinnern könnte, das in seinem Gedächtnis gar nicht existiert, dann wäre er ein beeindruckender Lügner. Er hätte dann in ein anderes Krankenhaus eingeliefert werden sollen. Aber es war sinnlos, Koizumi das zu erklären.

"Schon gut. Jedenfalls bist du der Glückliche gewesen. Da wir ein Rentierkostüm für dich brauchten, mussten wir los, um einige Materialien zu kaufen, und als wir die Treppe runterstiegen, bist du gestürzt."

"Das klingt für mich echt dämlich."

Als er mich das sagen hörte, zog Koizumi seine Augenbrauen hoch.

"Da du hinter uns warst, hat keiner wirklich gesehen, wie du gestürzt bist. Wir haben dich nur etwa so von der Seite fallen gesehen." Koizumi stellte es bildlich dar, indem er den Apfel von seiner rechten Hand fallen lies, ehe er ihn mit der linken auffing. "Du hast dich im Prinzip ein- uns anderemal überschlagen."

Koizumi fuhr damit fort, den Apfel zu schälen.

"Wir sind schnell zu dir gerannt, da du dich nichtmehr gerührt hast. Suzumiya-san sagte, sie hätte das Gefühl gehabt, dass jemand am oberen Ende der Treppe gewesen sei. Sie hat jemandes Rock dort an der Ecke gesehen, aber dann verschwand er. Ich fand das auch seltsam und forschte deswegen etwas nach. Zu diesem Zeitpunkt befand sich außer uns niemand im Gebäude. Selbst Nagato-san schüttelte ihren Kopf. Dieses Mädchen ist wie ein Geist verschwunden. Wir haben die ganze Zeit darauf gewartet, dass du aufwachst, damit wir dich fragen können, wer dich geschubst hat..."

Daran erinnerte ich mich nicht. Zu diesem Zeitpunkt war das wohl die passendste Antwort. Es war nur ein normaler Unfall. Ich hatte nicht aufgepasst, ich kann nur sagen, Pech für mich. Ich denke, ich werde es dabei belassen.

"Bist nur du gekommen, um mich zu besuchen?"

Wo war Haruhi? Ich wollte fragen, tat es letztendlich aber dann doch nicht. Trotzdem kicherte Koizumi und sagte: "Du hast dich die ganze Zeit umgeschaut. Suchst du jemanden? Mach dir keine Gedanken, wir haben uns damit abgewechselt, nach dir zu schauen. Bevor du die Augen geöffnet hast, war immer jemand an deiner Seite. Ich denke, Asahina-san müsste gleich kommen."

Koizumis Blick verunsicherte mich; er wirkte, als würde er gerade einen Freund treffen, der seinen Aprilscherz tatsächlich ernst genommen hatte, und nun fehlten ihm die Worte. Worauf wollte er hinaus?

"Oh, es ist wirklich nichts. Ich bin nur eifersüchtig auf dich. Man könnte sagen, das war ein neidischer Blick."

Warum sagst du das zu einem Patienten, der sich den Kopf gestoßen hat?

"Während wir gewöhnlichen Mitglieder uns abwechseln mussten, um auf dich aufzupassen, betrachtet es die Kommandantin als Teil ihrer Aufgabe, sich um die Sicherheit ihrer Mitglieder zu sorgen."

Koizumi schälte elegant die gesamte Haut von dem Apfel, und baute dann daraus eine Kaninchenfigur, bevor er es auf das Tablett auf dem Nachttisch stellte.

"Suzumiya-san ist die ganze Zeit hier gewesen. Seit drei Tagen hat sie diesen Ort nicht verlassen.

Ich drehte mich zur anderen Seite des Betts, wo Koizumis Finger hinzeigte.

"..."

Und da war sie.

Eng in einen Schlafsack gehüllt lag da Haruhi, die mit leicht geöffnetem Mund vor sich hindöste.

"Wir haben uns alle Sorgen um dich gemacht, sowohl sie als auch ich."

Er klang so traurig, dass ich mich fühlte, wie in einer Seifenoper.

"Du hättest sehen sollen, wie verzweifelt Suzumiya-san ausgesehen hat ... Nein, heben wir uns das für nächstes Mal auf. Gibt es da nicht etwas, das du jetzt machen solltest?"

Warum will mich eigentlich jeder herumkommandieren? Das war schon bei Asahina-san (groß) so gewesen und nun auch noch Koizumi... Aber ich nahm ihnen das nicht übel. Und es konnte mir nicht gleichgültiger sein, ob diese von Koizumi geschälten Äpfel ein Opfer für irgendeine Gottheit waren.

"Ja", sagte ich.

Ich hatte wirklich Lust, etwas auf ihr Gesicht zu malen. Vielleicht werde ich nächstes Mal genug Zeit haben, das zu tun.

Ich setzte mich auf und streckte meinen Arm aus, um ihr verärgert wirkendes Gesicht zu berühren.

Ihr Haar war noch nicht lang genug, um daraus einen Pferdeschwanz zu flechten. Ich dachte kurz nostalgisch an ihr langes Haar. Wie um mich zu ärgern, begann sich ihr kurzes Haar plötzlich zu bewegen.


Haruhi war aufgewacht.


"... Umm ... hmm?“

stöhnte Haruhi, während sie sich abmühte ihre Augen zu öffnen, und als ihr klarwurde, wer da gerade in ihr Gesicht zwickte...

"AH?!"

Sie versuchte auf einmal aufzuspringen, aber scheiterte dabei kläglich, da sie vergessen hatte, dass sie den Schlafsack zugemacht hatte, und daher rollte und kroch sie wie eine Raupe herum. Schließlich gelang es ihr, sich aus dem Schlafsack zu befreien, nur um dann mit dem Finger auf mich zu zeigen und zu fluchen:

"Verdammt Kyon! Warum konntest du mir nicht Bescheid sagen, bevor du aufwachst? Ich war nicht mental darauf eingestellt!"

Da verlangst du das Unmögliche. Trotzdem, dich herumschreien und fluchen zu sehen, ist für mich wirkungsvoller als jede Medizin.

"Haruhi."

"Was?"

"Wisch dir deinen Sabber ab."

Haruhis Gesicht zitterte eine Weile, dann wischte sie sich über den Mund und blickte mich dann mit ihrem finsteren Blick an:

"Du... Bist du sicher, dass du nichts auf mein Gesicht gemalt hast?"

Ich hatte nicht übel Lust dazu.

"Hmph. Nun, hast du mir nichts zu sagen?"

Ich gab ihr die Antwort die sie wohl erwartete:

"Es tut mir leid, dass ich dir Sorgen bereitet habe."

"Nun, ich bin froh, dass es das tut. Schließlich ist es eine der Aufgaben eines Kommandanten, sich um das Wohlergehen seiner Brigademitglieder zu sorgen."

Haruhis Gefluche klang wie himmlischer Gesang. In diesem Moment kam ein leises Klopfen von der Tür. Koizumi stand instinktiv auf und öffnete die Tür.

Als mich der dritte Besucher von draußen auf dem Flur sah, folgte:

"Ah, ahhh, aaahhhh ..."

Sie fuhr noch eine Zeitlang fort, überwältigt klingende Geräusche von sich zu geben. Diejenige, die dort mit einer Vase in der Hand stand, war niemand anderes als das Schulmädchen aus dem zweiten Jahrgang der North High mit ihrem langen Haar, süßem kindlichen Gesicht und einer schlanken aber wohlgeformten Figur.

"Hey... Asahina-san, wie geht’s?"

Ich war nicht sicher ob ich "Lange nicht gesehen" sagen sollte, da ich nicht wusste, ob das stimmte.

"Schnief..."

Tränen begannen, aus Asahina-sans Augen zu tröpfeln.

"Gott sei Dank ... Oh ... Gott sei Dank ..."

Ich wollte sie wirklich wie letztes Mal umarmen, und wer weiß, vielleicht dachte sie das Gleiche. Allerdings schien es, als hätte sie vergessen, die Vase abzustellen und stand nur weinend da.

"Übertreibst du nicht etwas? Er hat sich nur den Kopf gestoßen und ist bewusstlos geworden. Ich wusste von Anfang an, dass Kyon nicht für alle Ewigkeit so weiterschlafen würde."

Eine Spur Dankbarkeit war aus Haruhis Stimme herauszuhören, und sie fuhr ohne mich auch nur anzuschauen fort:

Koizumi fing an zu kichern, Asahina-sans riesige Tränen kullerten unaufhörlich zu Boden und Haruhi wandte ihr Gesicht ab. Auf den ersten Blick sah es so aus, als wäre sie wütend.

"Wie ich bereits gesagt habe, arbeitet die SOS Brigade ohne Unterlass 365 Tage im Jahr. Niemand darf sich einen tag freinehmen. Ich werde niemals eine lahme Ausrede, wie sich den Kopf gestoßen zu haben und im Koma zu liegengelten lassen, nur damit man sich krankschreiben lassen kann, absolut niemals. Hast du das verstanden, Kyon? Der Preis dafür, drei Tage ohne Erlaubnis abwesend zu sein, ist äußerst hoch! Nicht nur ein einfaches Bußgeld, sondern auch noch eine Versäumnisgebühr oben drauf!"

Koizumi fing an zu kichern, Asahina-sans riesige Tränen kullerten unaufhörlich zu Boden und Haruhi wandte ihr Gesicht ab. Auf den ersten Blick sah es so aus, als wäre sie wütend.

Ich schaute sie an, dann nickte ich mit dem Kopf und zuckte mit den Schultern.

"Also gut, wie viel muss ich einschließlich der Versäumnisgebühr insgesamt bezahlen?"

Haruhi blickte mich an, wobei das Lächeln auf ihrem Gesicht derart strahlte, dass man kaum glauben mochte, dass sie eben noch wütend gewesen war. Sie hat wirklich ein sehr schlichtes Gemüt.

Letztendlich wurde beschlossen, dass ich an drei aufeinanderfolgenden Tagen für jeden die Rechnung im Cafe bezahlen sollte. Während ich darüber nachdachte, ob ich mein Anlagekonto auflösen sollte...

"Eines noch ..."

Noch mehr?

"Japp, ich hab immer noch keine Entschädigung für die ganzen Traumas, die du verursacht hast. Ah ja, Kyon, du könntest dich auf unserer Weihnachtsfeier als Rentier verkleiden und ein paar spektakuläre Kunststücke aufführen. Du musst solange weitermachen bis du uns alle zum Lachen gebracht hast! Wenn es zu langweilig ist, werde ich dich in eine alternative Dimension treten müssen! Dasselbe gilt auch für die Kinderparty. Hast du verstanden?!"

Mit einem Blick der so strahelnd war, wie das Licht von einem Prisma, begann Haruhi wieder einmal, mich herumzukommandieren.



Obwohl ich wieder bei Bewusstsein war, hieß das noch lange nicht, dass ich gleich aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Nachdem der Arzt gekommen war, um einen Blick auf mich zu werfen, wurde ich herumgeschickt, um an allen möglichen Maschinen untersucht zu werden; das war so kompliziert und nervig, dass ich das Gefühl bekam, sie wollten einen Cyborg aus mir machen. Nachdem ich den ganzen Tag damit verbracht hatte, mich auf alle möglichen Arten körperlich untersuchen zu lassen, musste ich die Nacht wieder im Krankenhaus verbringen. Für mich würde diese Nacht eigentlich meine erste im Krankenhaus sein, und da ich noch nie in einem Krankenhaus gewesen war, konnte ich die Erfahrung wenigstens genießen.

Haruhi, Koizumi und Asahina-san wollten gerade gehen, als meine Mutter und meine Schwester das Zimmer betraten. Haruhi wirkte sehr zuvorkommend, als sie mit ihnen sprach, ich wusste gar nicht, dass sie so höflich sein kann, daher kam das wirklich überraschend.

Während ich mit meiner Mutter und meiner Schwester redete, ging mir einiges durch den Kopf.

Wenn es so weitergegangen wäre, wie zuvor, was wäre dann als nächstes passiert? Nagato, Koizumi und Asahina-san wären nur ganz normale Menschen ohne jegliche übernatürlichen Fähigkeiten. Nagato wäre ein stiller Bücherwurm vom Literaturclub, Asahina-san wäre eine unerreichbare Schönheit eines höheren Jahrgangs, während Koizumi ein ganz normaler Schulwechsler an einer anderen Schule gewesen wäre.

Und Haruhi wäre vermutlich nur eine exzentrische High-School-Schülerin.

Möglicherweiße konnte man auch mit dieser Besetzung eine interessante Geschichte schreiben. Es gäbe keinen Grund mehr, die Wahrheit dieser Welt zu lernen, noch müsste man sich Sorgen wegen irgendwelcher Veränderungen machen. Es wäre nur eine ganz normale Geschichte ohne Bezug zu dieser außer Kontrolle geratenen Welt.

Ich würde in dieser Geschichte wahrscheinlich überhaupt keine Rolle spielen. Alles, was ich tun könnte, wäre, friedlich mein normales High Scholl Leben zu führen und ohne Zwischenfälle meinen Abschluss zu machen.

Mit welcher Welt wäre ich wohl glücklicher?

Ich glaube, ich kenne die Antwort darauf jetzt.

Nur in dieser "jetzigen Welt“ konnte ich glücklich sein. Warum hätte ich sonst mein Leben riskiert, nur um in diese Welt zurückzukehren?

Was ist mit dir? Welche Welt würdest du wählen? Ich bin mir sicher, dass die Antwort ziemlich offensichtlich wäre. Oder bin ich der Einzige, der so denkt?



Nachdem meine Familie nach Hause gegangen war und die Lampen auf der Krankenstation ausgemacht worden waren, konnte ich nur noch die Decke anstarren. Da ich nichts Besseres zu tun hatte, beschloss ich, meine Augen zu schließen.

Die letzten drei Tage, zumindest in dieser Welt, hatte ich, wie man mir gesagt hatte, die ganze Zeit geschlafen.

In diesem Fall...

Da die Welt so geworden war, musste sie wieder verändert worden sein.

Diese Welt war bereits zweimal verändert worden. Die von Nagato veränderte Welt war wieder zu der richtigen Welt, wie sie jetzt war, geworden. Wer also hatte die zweite Veränderung ausgelöst?

Haruhi konnte es nicht gewesen sein. Während dieser drei Tage hatte sie keine solchen Kräfte, und die Haruhi dieser Welt wusste nicht einmal, dass die Welt sich verändert hatte.

Wer konnte es dann gewesen sein?

Mein Leben zu retten, indem sie Asakuras Klinge mit der bloßen Hand auffing, es gab nur eine Person, die dazu in der Lage war.

Und das war Nagato.

Außerdem hatte ich, bevor ich das Bewusstsein verloren hatte, zwei Asahina-sans gesehen. Die zweite war nicht die erwachsene Asahina-san, sondern mein Senpai gewesen. Das war keine andere als die süße Schülerin eines höheren Jahrgangs aus der Zukunft, die mir so vertraut war.

Da war noch jemand gewesen, die mysteriöse Stimme, die am Ende zu mir gesprochen hatte. Ich wusste, dass ich diese Stimme schon mal gehört hatte

Ich versuchte, mir in Erinnerung zu rufen, wer es war, aber ziemlich schnell wurde mir klar, dass ich mich dazu gar nicht anstrengen musste.

Es war meine eigene Stimme.

"Verstehe, so ist es also gewesen."

In diesem Fall...

Ich würde noch einmal in diese Zeitebene zurückkehren müssen. Zum frühen Morgen des 18. Dezembers, und ich musste zusammen mit der Asahina-san und der Nagato dieser Zeitebene gehen.

Nur dann konnte die Welt wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden.

Asahina-san würde dafür zuständig sein, Nagato und mich in jene Zeitebene zu bringen, während es Nagatos Mission sein Würde, sich um ihr vergangenes Ich, das die letzten drei Tage auf Abwege geraten war, zu kümmern. Obwohl ich nicht wusste, ob sie dazu Haruhis Kräfte oder die der Entität des integrierten Datenbewusstseins benutzen würde.

Ich würde dabei auch eine Rolle zu spielen haben.

Das hatte ich mir sowieso gedacht. Wenn ich damals nicht meine eigene Stimme sprechen gehört hätte, wäre ich heute nicht hier. Um meine gegenwärtige Existenz zu schützen, würde ich zurückreisen müssen, und dasselbe zu meinem vergangenen Selbst sagen müssen:

"Entschuldige das. Ich habe meine Gründe, dich nicht sofort zu retten, aber hasse mich nicht dafür. Immerhin war es für mich auch schmerzhaft. Wie auch immer, wir werden uns um den Rest kümmern. Nein, ich weiß schon, was ich tun muss, und das wirst du auch. Also schlaf jetzt ein bisschen."

Wiederholt lies ich mir diese Sätze durch meinen Kopf gehen, um sie mir zu merken. Das war es, was ich gesagt hatte, wenn ich mich recht erinnerte. Obwohl ich nicht garantieren konnte, dass es Wort für Wort korrekt war, sollte die Bedeutung dieselbe sein.

Statt desjenigen Ichs, das von dem Dolch niedergestochen wurde, würde es meine vorbestimmte Rolle sein, die Nadelpistole zu benutzen.

Auch den Grund, aus dem ich mein vergangenes Ich nicht davor bewahren konnte, von Asakura niedergestochen zu werden, verstand ich. Die Stimme meines zukünfigen Ichs, klang nicht so, als wäre ich eilig herbeigestürmt. Ich musste mich im Voraus irgendwo in der Nähe versteckt haben. Asahina-san und Nagato kamen ebenfalls genau im richtigen Moment heraus. Es durfte weder zu früh noch zu spät sein. Ich musste warten, bis ich von Asakura niedergestochen wurde. Woran lag das? Weil das für mein vergangenes Ich alles schon geschehen war. Um Asahina-san zu zitieren:

"Das ist ein vorbestimmtes Ereignis."



Es war inzwischen spät in der Nacht, aber ich war nicht in der Stimmung zu schlafen.

Ich wartete. Auf was ich wartete, fragst du? Natürlich wartete ich auf die einzige Person, die ich kannte, die mich noch besuchen musste. Es wäre ein Witz, wenn sie nicht auftauchen würde.

Ich lag im Bett und starrte die ganze Zeit an die Decke. Erst spät in der Nacht, als die Besuchszeit längst vorbei war, wurde meine Geduld belohnt.

Die Tür des Krankenzimmers öffnete sich langsam und das Licht vom Flur offenbarte den Schatten einer kleinen Gestalt auf dem Boden.

Dort stand die Gestalt der letzten Person, die gekommen war, um mich ui besuchen, Nagato Yuki.

Wie üblich sagte Nagato ohne jede Emotion:

"Ich bin für all das, was passiert ist, verantwortlich."

Aus irgendeinem Grund wurde ich nostalgisch, als ich ihre ruhige Stimme hörte.

"Über meine Bestrafung wird im Moment entschieden."

Ich hob meinen Kopf und fragte:

"Von wem?"

"Von der Entität des integrierten Datenbewusstseins",

sagte Nagato ruhig, als würde es um irgendjemand anderen gehen.

Natürlich hatte Nagato schon lange vorher gewusst, dass sie am Morgen des 18. Dezembers ein Chaos anrichten würde. Weil ich sie vor drei Jahren zusammen mit der erwachsenen Asahina-san besucht hatte. Sie wusste es die ganze Zeit und tat ihr möglichstes, um zu verhindern, dass es geschah. Trotzdem konnte sie die Flut nicht aufhalten. Manchmal konnte man, selbst wenn man wusste, was passieren würde, einfach nichts dagegen tun. Nein, es wäre möglich gewesen, es abzuwenden …

Ich musste plötzlich an Nagatos Verhalten und Angewohnheiten nach dem Sommer denken, die sich leicht gegenüber den vorherigen verändert hatten.

"Aber", unterbrach ich sie, "wenn du schon vor drei Jahren gewusst hattest, dass du die Kontrolle verlieren würdest, hättest du es mir doch jederzeit erzählen können, oder nicht? Egal, ob es nach dem Schulfest oder vor dem Baseballwettbewerb gewesen wäre. In diesem Fall hätte ich früher Maßnahmen zu dieser bestimmten Zeit am 18. dezember ergreifen können Dann wäre alles, was zu tun geblieben wäre, gewesen, alle zusammenzutrommeln und wieder drei Jahre in die Vergangenheit zu reisen."

Nagatos Gesichtsausdruck war kalt wie Eis und zeigte nicht den hauch eines Lächelns:

"Hätte ich dir vorher davon erzählt, hätte mein außer Kontrolle geratenes Ich trotzdem all deine Erinnerungen bezüglich des Zwischenfalls löschen und die Welt verändern können. Außerdem kann niemand garantieren, dass etwas, das noch nicht passiert ist, jemals passieren wird. Das einzige, was ich tun konnte, war, dich am 18. Dezember in deinem Originalzustand zu erhalten."

"Hast du nicht ein Fluchtprogramm für mich zurückgelassen? Das war schon mehr als genug!"

Als ich ihr dankte, wurde ich langsam wütend. Aber ich war weder wütend auf Nagato, noch auf mich selbst

Die ausdruckslosen Stimme hallte durch das Krankenzimmer:

"Ich kann nicht garantieren, dass ich in Zukunft nicht noch einmal außer Kontrolle geraten werde. Solange ich weiterexistiere, wird sich die menge meiner internen Fehler weiter erhöhen. Dies ist eine äußerst gefährliche Situation."

"UNSINN! Übermittle diese Nachricht für mich."

Als sie mich fluchen hörte, neigte Nagatos kopf sich etwa 2 Zentimeter zurück. Sie blinzelte sogar

Ich streckte meine Hand aus und packte ihren kleinen, weißen Arm. Nagato widersetzte sich nicht.

"Sag das deinem Boss, also hör genau zu. Sollte er jemals daran denken, dich verschwinden zu lassen, dann werde ich hier die Hölle ausbrechen lassen. Ich werde dich zurückholen, egal was es kostet. Ich mag zwar keine besonderen Kräfte haben, aber ich bin ziemlich gut darin, Haruhi zu provozieren."

Ich hatte tatsächlich eine Trumpfkarte, um Haruhi zu provozieren. Alles, was ich tun musste, war, ihr zu sagen: "Ich bin John Smith."

So sieht es aus. Während meine Kräfte denen eines nutzlosen Penners entsprachen, verfügte diese Idiotin Haruhi zufälligerweise über enorme Kräfte. Falls Nagato verschwände, würde ich diesem Mädchen einfach alles erzählen, bis sie mir glauben würde. Dann würden wir unsere Reise zur Rettung Nagatos beginnen. Selbst wenn Nagatos Boss sie versteckt oder ausgelöscht haben würde, würde Haruhi einen Weg finden, den Spieß umzukehren, oder zumindest würde ich dafür sorgen, dass ihr eine Möglichkeit einfiele. Und wer weiß, vielleicht würden uns sogar Koizumi und Asahina-san helfen. Wen würde dann noch eine Datenentität aus irgendeiner unbekannten Ecke des Universums kümmern? Welchen Unterschied würde es machen, ob das Ding existiert oder nicht?

Nagato war unsere Freundin. Und wenn jemand von der SOS Brigade verschwinden würde, würde Haruhi keine Ruhe geben. Und das galt nicht nur für Nagato, wenn Koizumi oder Asahina-san oder ich plötzlich gehen würden, und sei es aus freiem willen, würde dieses Mädchen nicht so leicht aufgeben. Sie würde alles tun, um uns zurückzubringen. So ist Suzumiya Haruhi, die aufdringliche, egozentrische, rücksichtslose und nur Probleme verursachende Königin der SOS-Brigade nun mal.

Ich b Naglickte Nagato wütend an.

"Wenn dein Boss auf irgendeine dumme Idee kommen sollte, dann verbünde ich mich mit Haruhi und verändere die Welt komplett. Wir werden eine Welt ähnlich der an diesen drei Tagen erschaffen, in der du zwar existierst, aber die Entität des integrierten Datenbewusstseins nicht. Ich bin mir sicher, dass sie sehr enttäuscht wäre, wenn so was passieren würde. Observationsziel? Scheiß auf Observation!"

Während ich sprach, nahm meine Wut immer weiter zu.

Ich wusste nicht, wie bewusst die Entität der integrierten Daten war, aber sie sollte ziemlich intelligent sein. Sie war vermutlich eine von denen, Pi in nur zwei Sekunden bis zur hundertmillionensten Nachkommastelle berechnen konnten, und alle möglichen Arten von fortgeschrittenen Tricks draufhatten.

Wenn das stimmt, habe ich ihm etwas zu sagen.

Sicherlich wäre es für euch ein Kinderspiel, Nagato eine menschenähnlichere Persönlichkeit zu geben. Bevor sie zu einer psychopathischen Killerin geworden war, war Asakura in der Klasse ziemlich beliebt gewesen, ganz zu schweigen von offenherzig und freundlich. Sie hatte in den Ferien sogar einige ihrer Klassenkameraden eingeladen, mit ihr einkaufen zu gehen. Wenn ihr jemanden wie sie erschaffen könnt, warum müsst ihr aus nagato ein einsames, kleines Schulmädchen machen, das ganz allein im Literturclubraum sitzt und ein Buch liest? Denkt ihr, wenn ihre Persönlichkeit nicht so gestaltet gewesen wäre, würde es nicht wie ein Literaturclub aussehen und dass sie nicht Haruhis Aufmerksamkeit erregt hätte? Wer hat das eigentlich entschieden?

An dieser Stelle wurde mir klar, dass ich Nagatos Hand fest umklammerte. Aber trotzdem nahm es mir das bücherliebende lebende humanoide Interface nicht übel.

Nagato blickte mich nur direkt an, und nickte dann mit ihrem Kopf:

"Ich werde die Nachricht übermitteln."

Dann fügte die ruhige Stimme sanft hinzu:

"Danke."



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