Difference between revisions of "Kapitel 02 - Jenseits der Tür"

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Latest revision as of 15:34, 29 March 2016

Kapitel 2: Jenseits der Tür[edit]

Du träumst.

Und trotzdem hat sich deine Umgebung nicht verändert.

Als hätte jemand die Zeit zurückgespult, findest du dich in dem kleinen Raum wieder.

Du kannst nicht anders, du bist enttäuscht, aber noch viel schlimmer, du weißt nicht wo du bist. Du fängst an, dich zu bewegen: nach vorne und nach hinten, nach links und nach rechts ziellos, und erfolgslos. Letzten Endes hörst du auf, und stehst einfach nur verwundert da. Eine deutlich spürbare Unbequemlichkeit macht sich in dir breit, und verwurzelt deine Beine im Boden.

Nach einiger Zeit bemerkst du die kleinen Unterschiede dieses Traum-Raums, wie in einem Rätselbild. Die Kissen sind nicht an ihren Plätzen. Die Spiele Konsole scheint nicht zu existieren, so als wäre es nicht mehr notwendig Zeit totzuschlagen. Jenseits der Glastür auf dem Balkon kann man angenehme, beruhigende Lichtstrahlen sehen. Er ist jetzt kein verschlossener Raum mehr. Er ist nicht leer. Nein—er gibt einem ein Gefühl der Freiheit.

Aber die größte Änderung von allen … sind die Geräusche.

Wenn sie ihren Körper bewegen, ignorieren Menschen unterbewusst Herzschläge, Atemgeräusche, und das knarzen, pumpen und glucksen, das von den inneren Organen, Knochen, Gelenken, und Fleisch verursacht wird. Doch plötzlich hallt jedes dieser Geräusche klar in deinen Ohren wieder.

Es ist, als würdest du durch das schlafen gehen vollständig zum Leben erweckt werden.

Obwohl es ein Traum ist, fühlt es sich nicht so an. Viel mehr fühlt es sich so an, als hättest du die ganze Zeit geschlafen, und würdest erst jetzt deine Augen aufmachen … Die Grenze zwischen Traum und Realität beginnt langsam zu verschwimmen.

Nachdem du wieder vollkommen bei Sinnen bist, und nun darauf wartest, dass etwas geschieht, näherst du dich vorsichtig der Tür. Deine Schritte sind selbstsicher – du zeigst nicht einen Tropfen Zurückhaltung. Sanft legst du deine Hand um den Türgriff.

Im selben Moment beginnt der Fernsehbildschirm zu flackern. In ihm erscheint jemandes fies lächelndes Auge, das ihn einem seltsamen Rhythmus blinzelt. Ohne Zweifel schaut es dich an. Aber du bemerkst es nicht. Du konzentrierst dich nur darauf aus diesem engen und erdrückenden Raum rauszukommen. Und so, indem du dein gesamtes Gewicht dagegen lehnst, schiebst du die Tür auf.

Die Tür macht ein knarzendes Geräusch, und du stolperst geradeaus.

Auf der anderen Seite der Tür macht sich eine bizarre, und mysteriöse Landschaft breit. Du stehst regungslos da, während du sie in dir aufnimmst, wie in einem schlafenden Zustand.

Um dich herum herrscht Dunkelheit, und unter deinen Füßen schwimmen Bilder von Dämonen und Göttern. Aber du interessierst dich nicht für sie, und die fiese Lache in ihren Gesichtern kümmern dich nicht. Wie sie sehen, dass du ihnen keine Aufmerksamkeit schenkst, werden sie willkommend, und sanft, als würden sie dich dazu einladen hereinzuspazieren. Und das tust du, bis du dich selbst vor einer Kette aus Türen wiederfindest.

Obwohl kein Licht hereinfällt, ist die Form jeder Tür genau zu erkennen in der Dunkelheit, als würden sie sich weigern von ihr verschlungen zu werden. Du zählst eine, zwei, drei … zwölf Türen, die einen Kreis bilden, wie die Zahlen einer Uhr, mit dir als Mittelpunkt.

Keine der Türen sieht so aus, als würde sie dich einladen sie zu öffnen – immerhin erfordert das Öffnen von Türen Mut, und dass trifft auf diese Türen besonders zu, mit ihrem merkwürdigen, unangenehmen Aussehen. Und dennoch, trotz deiner Zurückhaltung, bist du gleichzeitig gespannt, was hinter ihnen liegt. Du spürst wie das Herz in deiner Brust schneller schlägt – so als wärst du verliebt, oder als stündest du kurz vor einer großen Entdeckung. So schnell, dass wenn du einen Kratzer hättest, würde dein dickes, ekelerregendes Blut sofort aus ihr rausfließen.

Eine Tür scheint die Beine einer Spinne an ihre Oberfläche gesteckt zu haben. Eine andere sieht aus, als hätten dutzende blutverschmierte Hände dagegen geklopft, im Versuch sie zu öffnen. Eine andere wiederum scheint ein lebendes feuchtes Auge auf sich zu haben. Eine andere ist bestickt mit Neonlichtern, wie die in den gefährlichen Teilen der Stadt, wo man fast schon Kopfschmerzen von den hellen, blinkenden Lichtern bekommen könnte …

Du erkundest jede Tür, während du durch den Kreis schreitest. So wie es scheint hast du deine Angst davor sie zu berühren noch nicht ganz überwunden. Fürs erste schaust du sie dir also nur an. In Wahrheit suchst du verzweifelt nach einem Hinweis, etwas – was auch immer es nur sein mag – das dir sagen könnte, welche Tür du am ehesten öffnen solltest.

Zum Beispiel könnte man von den Türen als eine Uhr ausgehen, und bei der bei 1 Uhr starten, und dann im Urzeigersinn weitergehen. Oder du liegst gänzlich falsch, und die auffälligste Tür sieht absichtlich so aus, dass du als erstes durch sie durchgehst. Ganz anders könnte es auch sein, dass du durch die Tür mit dem simpelsten Aussehen gehen solltest …

Aber du hältst dich nicht zu lange damit auf. Logik wird dir hier nicht helfen, fällt dir auf, und eine richtige Antwort scheint es hier auch nicht zu geben. Es gibt auch niemanden, der dich leiten könnte. So gesehen gibt es keinen Grund sich hierüber zu viele Gedanken zu machen. Du hast keine Eile, aber als würdest du die Möglichkeit irgendjemandes gruseliges Grinsen hier in der Dunkelheit zu sehen, … schließt du deine Finger um den Türknauf der nächsten Tür, mit der Intention sie dafür zu nutzen, wofür sie gemacht ist.

Du öffnest sie.

Und endlich betrittst du die andere Seite.

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