Suzumiya Haruhi:Band5 Der Tag des Schützen

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Der Tag des Schützen


Die unendliche Finsternis des Weltraums breitete sich vor meinen Augen aus. Es war als würde man eine Brille tragen und sich in der Schwärze des Pferdekopfnebels verlieren: nicht einziger Funken Sternenlicht war zu sehen. Um es plump auszudrücken, es war wie ein grob gefertigter Hintergrund. In diesem Moment begann ich daran zu denken, dass es eine gute Idee gewesen wäre ein paar Filmsequenzen einzubauen, aber alles in dieser Galaxie, inklusive des Hintergrundes, hatte einen bestimmten Grund, sei es wegen der Logistik, technischer Beschränkungen oder aus Zeitgründen.

“Ich kann überhaupt nichts sehen.”

Ich begann zu Murren, nachdem der Bildschirm nichts außer Schwärze zeigte und fragte mich schon, ob der Monitor vielleicht seinen Geist aufgegeben hatte.

Als ich gerade darüber wunderte, wo in dieser Galaxie ich umherwanderte, blinkte plötzlich ein heller Punkt auf dem schwarzen Bildschirm auf und begann sich vorwärts zu bewegen. ich beschloss das meinem Vorgesetzten zu melden.

„He, Haruhi, würde es dir etwas ausmachen dich ein bisschen einzubremsen? Dein Flagschiff ist zu schnell.“

Haruhi beantwortete meine Meldung mit folgenden Worten:

„Nennen sie mich Oberkommandantin, erster Offizier. Die SOS Brigade ist mit den höchsten militärischen Rängen gefüllt, schließlich sind wir ja auch die Größten aller Zeiten.“

Als ich darüber sinnierte, wer von uns der Oberkommandeur und wer der erste Offizier sei…

„Kommandantin Suzumiya, Aufklärungsoffizierin Nagato meldet verdächtige feindliche Flottenbewegungen. Wie sollen wir reagieren?“

Koizumi, dieser Arschkriecher, meldete pflichtbewusst die Geschehnisse. Haruhis Antwort war:

„Wir müssen lediglich einen Überraschungsangriff starten!“

Ein wahrlich Haruhi-istisches Kommando, jedoch gehorchte ihr niemand. Besser gesagt, es wagte ihr niemand zu gehorchen, da wir wenn wir den Feind frontal angreifen würden, wir wie Takedas Kavallerie bei ihrem unglücksseligen Dreifachangriff auf Tanegashima enden würden.

Asahina-san hob ihre Hand und fragte unbehaglich:

„Um… was soll ich tun…?

„Mikuru-chan, du würdest uns nur im Weg stehen, also platziere deine Versorgungsflotte dort hinten, da ich sowieso von vornherein nichts von dir erwartet habe. Kyon, du, Yuki und Koizumi seid dafür zuständig die gegnerische Front zu durchbrechen, während ich ihnen dann den kritischen Schlag verpassen werde. Einen vernichtenden kritischen Schlag!“

Irgendwer, kann denn bitte nicht irgendwer dieses Mädchen aufhalten?

Ich blickte zurück auf den Bildschirm um festzustellen, wo innerhalb der Flotte der SOS Brigade sich meine eigene befand. Die 15.000 Schiffe der <Kyon Flotte> folgen gerade der <Kommandantin Haruhi Flotte> in einer geraden Linie, die <Koizumi Flotte> eskortierte uns an den Seiten, während die allzeit verlässliche <Yuki Flotte> sich weit vorne befand und nach feindlichen Schiffen Ausschau hielt. Die <Mikuru Flotte>, die für die Versorgung zuständig war…. dank Asahina-sans unbeholfenen Pilotenfähigkeiten, befand sie sich schon von Beginn an irgendwo weit Abseits im Weltraum.

„Ah~~!! W…Wo soll ich hin?”

Asahina-san machte ein schluchzähnliches Geräusch; sie war so hilflos wie immer.

Solange du hinter uns bleibst, ist jede Richtung in Ordnung. Flieg nur wohin du willst. Auch wenn es nur eine Flotte auf einem Bildschirm ist, wünsche ich nicht, dass eine Flotte, die deinen Namen trägt, auf der Liste der Opfer erscheint.

Plötzlich begann sich die Situation am Bildschirm zu ändern. Die Spähschiffe, die von der <Yuki Flotte> ausgesendet worden waren, übermittelten nun Daten an meine mit ihnen in Verbindung stehende Flotte. Neben unseren eigenen Schiffen zeigte der dunkle Bildschirm nun auch die gegnerischen Schiffe, die Nagato entdeckt hatte. “Haruhi, du musst zurückfallen!” sagte ich “Sie haben ihre Flotte aufgeteilt und suchen wahrscheinlich nach unserer Position. Als Kommandantin musst du dich auch wie eine verhalten und hinter den Frontlinien Befehle erteilen.“

„Von was zur Hölle sprichst du eigentlich?“

Haruhi presste ihre Lippen irritiert zusammen.

„Willst du mich etwa aus diesem Kampf ausschließen? Wie gemein. Ich will Todesstrahlen und Raketen abfeuern wie jeder andere auch!“

Ich erteilte der <Kyon Flotte> den Befehl die Geschwindigkeit ein wenig zu erhöhen und sagte:

„Haruhi, hör mir zu. Sobald deine Flotte zerstört wird, sind wir verloren. Versteh doch, die vordersten Schiffe der Feinde sind nur Bauern, während ihr Flagschiff sich wahrscheinlich irgendwo hinten versteckt und die Befehle erteilt. Die Leute schicken ja auch beim Schach nie ihren König hinaus aufs Schlachtfeld oder? Außerdem hat die Schlacht gerade erst begonnen.“

“Erm... vielleicht hast du Recht...”

Haruhi sah ein wenig verlegen aus und starrte mich an wie eine Katze, die nach Futter bettelte.


“Dann werde ich fürs erste euch die Situation regeln lassen. Falls ihr in Kontakt mit dem Feind kommt, schießt ihn einfach weg. Wir können nicht gegen diese Bastarde verlieren, absolut unmöglich. Wenn wir verlieren ist die Reputation der SOS Brigade dahin und außerdem könnte ich es nicht ertragen, dass sie damit über uns stehen würden!“

„Kommandantin. Aufklärungsoffizierin Nagatos <Yuki Flotte> ist auf den Feind getroffen und auf Kampfstation gegangen. Ich wünsche ebenfalls, dass uns eure Exzellenz aus dem Hintergrund befehligt.“

Koizumi klang ernst, auch wenn man ihm das wegen seines fröhlichen Lächelns nur schwer abnahm.

„Oh…wirklich?“

Dank Koizumis Arschkriecherei befand sich Haruhi nun im siebenten Himmel. Mit verschränkten Armen saß sie auf dem Platz des Kommandanten und gab das Bild eines frischgebackenen, hochrangigen Befehlshabers ab, der seine Position nur aufgrund seiner Geburtsrechte und nicht wegen seiner Fähigkeiten innehatte.

„Nachdem Beratungsoffizier Koizumi es so empfiehlt, werde ich seinen Rat annehmen. Also los ihr alle, geht raus und tötet sie! Zeigt dem Computerclub was es für Konsequenzen hat wenn man versucht allzu clever zu sein. Unser Kampfziel ist die völlige Vernichtung! Zermalmt sie zu Sternenstaub!“

An ihrem Ziel den Sieg zu erreichen war nichts verkehrt, aber man sollte dabei nicht vergessen, dass sie es waren, die diesen Kampf initiiert hatten, also hatten sie vielleicht noch ein paar Asse im Ärmel.

In meinen Augen waren die Chancen der SOS Brigade einen Sieg zu erringen, geringer als die der japanischen Marine im Leyte Golf. Es gibt keine Wenns in der Geschichte. Selbst wenn wir jetzt die gleiche Truppenstärke haben, würden wir trotzdem verlieren. Es wäre wahrscheinlich das Beste jetzt gleich aufzugeben.

„Seufz, aber das steht wohl nicht zur Debatte.“

Mit verschränkten Armen saß sie auf dem Platz des Kommandanten und gab das Bild eines frischgebackenen, hochrangigen Befehlshabers ab, der seine Position nur aufgrund seiner Geburtsrechte und nicht wegen seiner Fähigkeiten innehatte.

Ich krempelte die Ärmel hoch und ließ mir noch einmal die Informationen über den Feind anzeigen. Wie man von Nagato erwarten konnte, waren inzwischen alle feindlichen Flotten, mit Ausnahme der des Kommandanten, lokalisiert. Die Verantwortung unsere Flotte zum Sieg zu führen oblag nun mir (nachdem mir unfreiwillig der lächerlich übertriebenen Titel des ersten Offiziers verliehen wurde) und meinem Verstand sowie Fingern.

Welche Strategie sollen wir amwenden?

„Zu allererst…. hier!“

Ich starrte auf den LCD Monitor meines Notebooks und versuchte mir vorzustellen wohin uns Kommandantin Haruhis Vorhaben führen würde.

Doch bevor ich darauf näher eingehe, sollte ich wohl erst einmal unsere derzeitige Situation erklären. Es ist immer gut zuerst seine Gedanken zu ordnen, um schließlich die richtige Entscheidung treffen zu können. Also lasst mich von da beginnen.

Es begann alles vor einer Woche.

An einem Herbsttag nach der Schule.

Es war ein paar Tage nach dem Schulfest und die Schule war inzwischen wieder zu ihrer üblichen friedlichen Atmosphäre zurückgekehrt.

Der obige Satz war natürlich nur ein Klischee, in Wirklichkeit sind wir nur wieder dorthin zurückgekehrt, wo wir schon vor dem Schulfest waren. Trotz alledem war ich nicht der Einzige, der froh war, dass die Sache so friedlich ausgegangen war.

Da mir die anderen ihre Gefühle nicht beichteten, hatte ich keine Ahnung was sie wirklich dachten, aber Koizumis übliches Lächeln wirkte erleichterter als sonst, während Nagatos ausdrucksloses Gesicht immer ein sicheres Zeichen für einen gut erledigten Auftrag war.

Seit einiger Zeit war das konzentrierte Lesen dieses Bücherwurms für mich ein Zeichen dafür, dass wieder Friede eingekehrt war. Hätte Nagato damit begonnen schräge Dinge zu tun oder Anzeichen von Hilflosigkeit zu zeigen, dann hätte ich schon damit begonnen meine Memoiren und mein Testament zu schreiben. Ich denke nicht, dass das Wort „unerwartet“ in Nagatos Vokabular überhaupt existiert. Wenn ich sie also in der Ecke des Literaturraumes ihre ausländischen Science-Fiction Romane lesen sehe, dann kann ich mit Überzeugung sagen, dass es ein sicheres Zeichen dafür ist, dass keine alptraumhaften Dinge im Anmarsch sind.

Auf der anderen Seite fuhr das schöne, wenn auch falsche Dienstmädchen damit fort in ihrem üblichen Kostüm sinnlos Tee zu servieren. Es ist schwer zu glauben, dass sie aus der Zukunft stammt, da sie nichts über die Vergangenheit zu wissen scheint. Mit ernstem Gesichtsausdruck begann sie japanischen Tee zu brühen. Ich habe keine Ahnung wo Asahina-san das alles gelernt hat, aber sie scheint die korrekte Brühtemperatur für alle möglichen Teesorten zu kennen. Sie brühte ihn nicht mit heißem Wasser aus dem Wasserkocher, sondern mit Leitungswasser, das in einem Teekessel erhitzt wurde.

In einer Hand hielt sie das Thermometer, öffnete mit der anderen den Deckel und steckte das Thermometer in den Kessel, um es anschließend intensiv zu studieren. Ich konnte sie einfach nicht als jemanden aus der Zukunft sehen. Irgendwas stimmte einfach nicht. Wenn man darüber nachdachte stimmte eigentlich nichts im Hauptquartier der SOS Brigade, denn alles war einfach schräg. Das einzige das normal war, war mein eigenes Bewusstsein, dass mir versicherte, dass ich wirklich existierte. Mann, ich fühle mich gerade wie René Descartes.

Dieser Clubraum gehörte einmal dem Literaturclub aber war nun schon seit einiger Zeit der Unterschlupf für Suzumiya Haruhi und ihr Gefolge. Wahrscheinlich bin ich sogar selbst eine bedeutende Figur, nachdem ich in dieser verzerrten Dimension bei Sinnen bleiben kann. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, werden die anderen Mitglieder der Brigade (mit meiner Ausnahme) jeweils von einer mysteriösen Macht unterstützt, während Haruhi, die Anführerin, selbst voller Mysterien ist. Ich bin der einzige hier mit einem objektiven Verstand, was mich jedes Mal wenn ich es realisiere von neuem frustriert.

Die irren Vier gegen den einen Objektiven – egal wie man es betrachtet, ein solches Verhältnis ist einfach nicht richtig. Ich wünschte jemand würde kommen und meine mentale Belastung mit mir teilen, schon eine Person würde genügen. Schließlich ist es nicht meine Angewohnheit hin und wieder ein paar scharfe Bemerkungen zu machen. Manchmal würde ich auch gerne einfach still bleiben. Warum lastet diese Verantwortung immer auf meinen Schultern? Mir ist danach eine melancholische Melodie zu singen um meiner Frustration über die Ungerechtigkeit dieser Welt Ausdruck zu verleihen. Aber ich will Taniguchi und Kunikida nicht in diese Sache hineinziehen. Nicht aus Mitleid mit ihnen, aber sie sind dem Ganzen einfach nicht gewachsen. Ich glaube nicht, dass ihr Vokabular und ihre Reflexe ausreichen um Haruhi standhalten zu können. Ich denke sie spinnen ein wenig, so wie Tsuruya-san. Verdammt, besteht denn die ganze Welt aus Verrückten?

„Hmm.“

Ich verschränkte meine Arme und murmelte in Gedanken versunken. Mich beunruhigte nicht, welchen Zug ich als nächstes in meinem Spiel Go mit Koizumi machen sollte. Es gab kein Problem damit seine schwarzen Spielsteine an den Rand einer Niederlage zurückzudrängen. Wenn ich auf dieselbe Stufe gestellt werden würde wie ein Brettspielfanatiker wie Koizumi, der wirklich schlecht in ihnen allen war, dann würde mir das ernsthaft Sorgen bereiten. Aber das war nicht mein Problem. Worüber ich nachdachte war, ob diese Welt normal war oder nicht, denn laut meiner Hypothese können in einer verrückten Welt nur Wahnsinnige ein normales Leben führen; selbst der mental Gesündeste würde über kurz oder lang irre werden. Ich glaube ich sollte mich selbst dafür rühmen, in diesem Strudel, der sich SOS Brigade nennt und wo normale Regeln nicht gültig waren, als normaler High School Schüler existieren zu können. Mir steht es zu, allein für diese Leistung gelobt zu werden.

„Erlaube mir also für dich ein paar lobende Worte zu finden.“

Koizumi gelang es seinen Spielstein elegant auf dem Go Brett zu platzieren und graziös einen meiner weißen Steine wegzunehmen. Er mag vielleicht seinen Zug gemacht haben, aber bei der derzeitigen Situation ist es nur eine Frage der Zeit bevor er in die Ecke getrieben wird.

„Danke, aber nein danke.“,

antwortete ich und legte meine Hände in die Box mit den Go Steinen. Unter dem Klappern der Spielsteine warf mir Koizumi einen Blick ehrlicher Anerkennung zu, was mich nur noch mehr irritierte.

„Irgendwie fühle ich mich überhaupt nicht glücklich wenn ich von jemandem wie dir gelobt werde. Stattdessen bin ich eher beunruhigt, was du vielleicht schon wieder im Schilde führst. Lass mich das klarstellen: Ich bin keiner deiner Bauern. Wenn du glaubst ich werde gehorsam deinem Drehbuch folgen, dann täuscht du dich gewaltig.“

„Wenn du sagst „du“, von wem sprichst du dann? Ich bin unschuldig, wirklich. Das geschieht alles nur weil du und Suzumiya-san immer mit abgedrehten Unternehmungen ankommt. Meine Präsenz allein ist der beste Beweis dafür.“

Wenn Koizumi nicht neu an die Schule gewechselt wäre, dann hätte ihn Haruhi nicht für die SOS Brigade rekrutiert. Ihr Interesse an „Koizumi Itsuki“ hatte nichts mit dem Geschlecht, der Persönlichkeit, dem Verhalten oder dem Aussehen zu tun, sondern einfach mit der Tatsache, dass er ein neuer Schüler war, sonst nichts. Geschieht ihm recht. Von allen Zeiten die Schule zu wechseln, musste er genau die auswählen, bei der kurz zuvor ein schräges Mädchen hier angefangen hatte. Oder hat er vielleicht absichtlich gewechselt, nur um an Haruhi heranzukommen? Wenn er der Esper Wunderjunge ist, nach dem Haruhi schon ihr ganzes Leben gesucht hat, dann sollte er sie eigentlich meiden als wäre sie eine hoch radioaktive Substanz, die regelmäßig Cherenkovstrahlung abgibt.

„Das war in der Vergangenheit.“

Koizumi starrte auf die Go-Steine in seiner Hand.

„Es stimmt, der ursprüngliche Plan war sie ohne, dass sie es bemerkt still aus dem Hintergrund zu beobachten. Ich war starr vor Schreck als Suzumiya-san geradewegs in meine Klasse kam und nach mir gesucht hat. Und als sie dann auch noch verkündete, dass es der Zweck des Clubs war nach Außerirdischen, Zeitreisenden und Espern zu suchen um mit ihnen zu spielen, was hätte ich da sonst tun können außer zu lächeln?“

Koizumi fuhr nostalgisch fort:

„Aber die Situation ist jetzt anders. Ich war damals vielleicht ein mysteriöser neuer Schüler, aber ich habe dieses Attribut schon längst verloren. Ich bin mir sicher Suzumiya-san denkt darüber genauso.“

„Und? In meinen Augen bist du noch immer ziemlich geheimnisvoll.“

Koizumi sah sich im Raum um, wie eine Katze die nach engen Plätzen Ausschau hielt. Zuerst heftete er seinen Blick für einige Zeit an Nagato, die mit Lesen beschäftig war, dann auf Asahina-san, die aufmerksam ihren Teekessel beobachtete, bevor er ihn auf seinen Ausgangspunkt zurücklenkte.

Haruhi war nicht da, da sie an diesem Tag Reinigungsdienst hatte, sonst hätten Koizumi und ich uns auch nicht in einer so entspannten Art unterhalten können.

In einem Clubraum, dem die Kommandantin fehlte, zeigte Koizumi ein sanftes Lächeln, wie ein erfahrener Tierarzt, der gerade einen verwundeten Vogel behandelt, und sagte:

„In diesem Augenblick, sind Ich, Nagato-san, Asahina-san und du die wundervollen Mitglieder der SOS Brigade, nicht mehr und nicht weniger. Ich bin mir sicher, dass Suzumiya-san der gleichen Ansicht ist.“

„Darf ich fragen was deine Definition von ‚nicht mehr und nicht weniger’ ist? Hat das irgendwas zu bedeuten?“

„Natürlich hat das etwas zu bedeuten. Paranormale Existenzen wie Außerirdische und Dimensionsreisende gelten als mehr als einfache Mitglieder, während alle anderen weniger signifikant sind als wir.“

Dann sind Taniguchi, Kunikida, Tsuruya-san und meine Schwester also weniger signifikant als wir Mitglieder? Ich will mich ja nicht für sie einsetzen, aber der Gedanke, dass sie weniger wert sind als ich, ist mir unangenehm.

„Es ist ganz einfach. Wenn ihre Existenz Suzumiya-san viel bedeuten würde, dann wären sie inzwischen schon Mitglieder und würden sich während wir hier sprechen mit uns im Raum befinden. Der Umstand, dass sie es nicht tun, bedeutet nur, dass sie in den Augen von Suzumiya-san nicht wichtig sind.“

„Sie bedeuten ihr nicht mehr als ein normaler Passant. Also wirklich, nachdem wir soviel geredet haben konnten wir es trotzdem nicht vermeiden auf die Konsequenz-Theorie zurückzugreifen.“

„Was ist mit Dimensionsreisenden? Sind die noch nicht angekommen?“

“Geht man von der derzeitigen Situation aus, existieren sie vielleicht nicht. Wenn sie es täten, dann wären sie schon durch Zufall oder durch Schicksal in diesen Raum gerufen worden.“

„Sie sollen besser gar nicht erst kommen. Ich will nicht ein eine andere Dimension gesaugt werden.“

Während ich meinen weißen Spielstein auf dem Brett platzierte und Koizumis Steine dezimierte, wurde eine Teetasse neben das Go-Brett gestellt, auf dem der Sieger inzwischen entschieden war.

„Entschuldige, dass ihr warten musstet. Bitte genießt euren Tee.“

Lächelnd wie ein gutmütiger Coach, der es gerade geschafft hat sein zusammengeflicktes Schulbaseballteam in die regionale Meisterschaft zu führen, stand Asahina-san neben dem Tisch und sagte:

„Ich hab eine neue Marke von Teeblättern namens ‚Karigane’ gekauft. Sie sind leicht zu brühen aber dafür sehr teuer.“

Asahina-san, du solltest diese Teeblätter nicht von deinem eigenen Geld bezahlen, denk daran Haruhi zu sagen, dass sie dir deine Kosten ersetzen soll. Es ist wirklich nicht notwendig sich so viele Gedanken über die Teeblätter zu machen, denn solange es von den Händen von Asahina-san zubereitet wurde, schmeckt sogar ein Becher Leitungswasser besser als eine Flasche reines Evian Mineralwasser.“

„Hee hee, dann probier bitte den Tee.“

Asahina-san hatte nun schon so lange ein Dienstmädchen gespielt, dass sie inzwischen gut darin war. Sie platzierte einen weiteren Becher auf Koizumis Seite, trug dann grazil das Tablett tüber zu Nagato und stellte neben ihr ebenfalls einen Becher hin.

„…..“

Wie immer hatte Nagato nichts zu sagen, aber für Asahina-san war diese Stille gleichbedeutend ehrlicher Dankbarkeit. Bis jetzt warte ich noch immer darauf die Außerirdische und die Zeitreisende der SOS Brigade sich fröhlich unterhalten zu sehen… Nein, wartet, ich habe Nagato noch mit niemanden eine fröhliche Unterhaltung führen sehen. Vergesst es, vielleicht ist das auch eine gute Sache. Wenn Nagato so plötzlich gesprächig werden würde, würde ich glaube ich in Panik ausbrechen. Außerdem, wenn sie wie Haruhi werden würde, bei der es besser ist wenn sie die Klappe hält, wäre das wirklich schade.

Für stille Leute ist es am besten still zu bleiben.

Asahina-san hatte nun schon so lange ein Dienstmädchen gespielt, dass sie inzwischen gut darin war. Sie platzierte einen weiteren Becher auf Koizumis Seite, trug dann grazil das Tablett tüber zu Nagato und stellte neben ihr ebenfalls einen Becher hin.


Die Idylle des Brettspiele Spielens und Tee Trinkens ließ einen vergessen, dass noch immer Böses in der Welt existierte. Doch dieser kurze Moment des Friedens währte nicht lange. Aus Angst vergessen zu werden, kommen die Probleme regelmäßig auf einen Besuch vorbei. Ein Klopfen hallte von der Tür. Ich hob meinen Kopf und beobachtete die zerkratzte, billige Tür und bereitete mich geistig vor. Warum ich mich geistig vorbereitete fragt ihr? Weil zu diesem Zeitpunkt die Einzigen im Clubraum wir vier minus Haruhi waren und wenn Haruhi jemals klopfen würde, dann würde ich in die hinterste Ecke des Raumes gehen müssen um dort herzhaft zu lachen. Anders gesagt, wer anklopft ist weder Haruhi noch sonst wer aus der SOS Brigade, sondern jemand ganz anderes. Ich hatte keine Idee wer es sein könnte, aber er mussten einen Grund für seinen Besuch haben. So ist es immer, wie man bei Kimidori-sans Besuch gesehen hatte.

„Ich komme.“

Asahina-san eilte mit kleinen Schritten in ihren Pantoffeln zur Tür. Wie professionell, es ist fast so, als würde sie sich selbst schon für ein Dienstmädchen halten. Das ist gut… von was zur Hölle habe ich gerade gesprochen?

„Huh?“

Asahina-san öffnete die Tür und blinzelte ungläubig mit ihren Augen, als ob sie einen überraschenden Besucher sehen würde.

„Bitte tritt ein… um… willst du hereinkommen?“

Asahina-san trat zwei Schritte zurück und schirmte aus unerfindlichen Gründen ihre Brüste mit ihren Armen ab.

„Nein danke, es reicht wenn ich hier stehen bleibe.“

Die Antwort des Besuchers klang ein wenig ängstlich. Er streckte seinen Kopf durch die offene Tür und sah sich im Raum um.

„Oh, eure Anführerin ist nicht hier….“

Wer gerade die Anspannung in seinen Worten verbergen will, war niemand anderer als der Leiter des Raumes neben uns, der Präsident des Computerclubs.



Nachdem sonst niemand etwas sagte, oblag es schlussendlich mir die Verhandlung zu führen. Asahina-san stand weiter wie erstarrt da, Koizumi saß nur da und lächelte den Präsidenten an, während Nagato einfach damit fortfuhr ihr Buch zu lesen.

„Wie kann ich dir helfen?“

Nachdem er ein Senpai war, war es nur natürlich freundlich zu ihm zu sein. Ich stand auf und stellte mich vor Asahina-san. Hmm? Hinter dem Präsidenten des Computerclubs, der noch nicht einmal gewagt hatte über die Schwelle zu treten, stand ein ganzer Haufen männlicher Schüler, die den Eindruck erweckten, als seien sie seine leblosen Handlanger. Was soll das darstellen? Es ist noch immer ein bisschen zu früh um Rache auszuüben.

Als der Präsident bemerkte, dass ich es war, der gekommen war, stieß er einen Seufzer der Erleichterung aus und lächelte leicht. Dann richtete er sich auf und sagte:

„Hier, nimm das.“

Ich wusste nicht was er vorhatte, als er mir plötzlich eine einzelne CD-Hülle entgegenhielt. Egal ob ich sie akzeptieren würde oder nicht, es gab keinen Grund dafür, dass uns der Computerclub etwas schenken würde, weshalb ich sie natürlich misstrauisch beäugte.

„Nein, nein, da ist nichts Verdächtiges daran.”, sagte der Präsident, „Es ist eine Spielesoftware, ein selbst entwickeltes Spiel unserer Studiengruppe. Wir haben es während dem Schulfest verteilt, kannst du dich nicht daran erinnern?“

Es tut mir leid, ich glaube nicht, dass ich damals für so etwas Zeit hatte. Das Einzige an das ich mich vom Schulfest erinnern kann sind die Bandkonzerte und Asahina-sans Kellnerinnenkostüm.

„Ich verstehe….”

Der Präsident der Computergruppe sah nicht genkickt aus, aber seine Augenbrauen sanken deutlich als er sagte: „Daran ist nur der schlechte Standort schuld…”

Falls du gekommen bist um ein wenig zu plaudern, dann solltest du jetzt besser gehen bevor Haruhi zurückkommt und wieder Krawall schlägt.

„Natürlich bin ich aus einem bestimmten Grund hergekommen, aber es ist besser die Sache einfach zu halten. Also, dann lege ich mal los!“

Der Präsident schwitzte noch immer und hielt sich weiterhin damit zurück etwas zu sagen; die leblosen Handlanger hinter ihm nickten nur mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck. Jetzt beeil dich schon und sprich aus was du zu sagen hast.

„Lasst uns einen Showdown mit diesem Spiel haben!“,

sagte der Präsident in einem anderen Tonfall und streckte mir abermals die CD-Hülle entgegen.

Warum sollten wir das Bedürfnis haben in diesem Spiel ein Match mit dem Computerclub auszutragen? Wenn euch Spieler fehlen, dann rate ich euch euer Glück bei den anderen Clubs zu versuchen.

„Das ist kein Spiel!“

Sieht so aus als würde sich der Präsident weiter abmühen wollen.

„Das ist ein Showdown, bei dem um Einsätze gespielt wird!“

Dann geh zu Koizumi, ich bin mir sicher er würde sich freuen mit dir zu spielen bis die Sonne untergeht.

„Nein! Wir wollen mit dir einen Showdown haben!“

Ich bitte dich, hör auf das Wort “Showdown” zu benutzen. Es ist ja nicht so, als ob du nicht wüsstest wie schnell Haruhi solche Worte aufschnappt und wenn dieses überselbstbewusste, egozentrische Mädchen dich hört…

„WHOOOAAA!!!“ „URRRGGGHHH!!!“

Nach einer ganzen Serien von seltsamen Lauten verschwand der Präsident aus meinen Sichtfeld, als er zur Seite gestoßen wurde.

„Whoa!?“ „Präsident!“ “Bist du in Ordnung?”

Ein paar Sekunden darauf begannen die leblosen Handlanger zu schreien und an die Seite ihres Präsidenten zu eilen, der nun auf dem Gang lag, während ich langsam meinen Blick auf ihn lenkte.

„Wer zur Hölle seid ihr!?“

Wer mit glänzenden Pupillen und geöffneten wunderschönen Lippen auf die Mitglieder des Computerclubs starrte, war niemand anderer als Suzumiya Haruhi.

Nach diesem Angriff aus dem Hinterhalt mittels fliegenden Fußtritts, legte sie eine perfekte Landung hin und sah extrem selbstzufrieden aus.

Haruhi schnippte stolz die Haare bei ihren Ohren weg und sagte:

„So, die Böse Organisation ist also gekommen. Ihr müsst die geheime Gruppe sein, die die SOS Brigade als ihren geschworenen Feind ansieht. Damit werde ich euch nicht davonkommen lassen! Wir tragen die Verantwortung Licht in die Dunkelheit zu bringen und die Welt von allem Üblen zu befreien! Kleine Fische werden immer kleine Fische bleiben, also beeilt euch und haut ab sobald ihre euer Stück abgespielt habt!“

Der Präsident, der sich scheinbar den Kopf gestoßen hatte als er gefallen war, jammerte vor Schmerzen, während seine Mitglieder mit besorgtem Blick bei ihm saßen. Es scheint als wäre ich der Einzige der Haruhis Erklärung gehört hatte.

„Haruhi, ich will dich ja nicht kritisieren…“

Ich habe schon vergessen wie oft ich versucht hatte Haruhi aufzuhalten seitdem ich auf der High School war.

„Du solltest dir zumindest anhören was er zu sagen hat bevor du ihn zusammenschlägst. Dank dir weiß ich nicht einmal warum er hergekommen ist. Alles was ich weiß ist, dass er mit uns einen Showdown in irgendeinem Computerspiel haben will…“

„Kyon! Sobald jemand einen Wettkampf verlangt ist alles entschieden. Das ist eine Kriegserklärung. Alles was der Verlierer sonst noch sagt sind reine Ausreden. Wenn kümmert es schon was sie noch sagen bevor wir sie besiegen!“

Wie ein Jäger, der seine Beute begutachten will, ging Haruhi zum Präsidenten hin uns sagte im respektlosem Tonfall:

Nach diesem Angriff aus dem Hinterhalt mittels fliegenden Fußtritts, legte sie eine perfekte Landung hin und sah extrem selbstzufrieden aus.

„Oh, ihr seid es, unsere Nachbarn. Was macht ihr überhaupt hier?“

Genau deshalb habe ich auch gesagt, dass du ihm eine Chance geben musst sich zu erklären. Du warst diejenige, die ihn auf die Bretter geschickt hat bevor er noch etwas sagen konnte.

„Das ist weil“, Haruhi begann leicht zu schmollen, „ich gedacht hatte es wäre der Schülerrat, der uns aus unserem Clubraum vertreiben will. Es ist glaub ich an der Zeit, dass die hier auftauchen. Wirklich, warum tauchen hier immer Leute auf die uns Probleme machen wollen?“

„Selbst wenn es der Schülerrat wäre, es gibt keinen Grund die Leute gleich zusammenzuschlagen.“

Als ich gerade angestrengt versuchte es Haruhi auszureden…

„Weil es mir gerade einfällt, wir haben noch immer nicht die andere Aktivität abgehalten…”

Koizumi erschien plötzlich am Gang und erinnerte Haruhi tief in Gedanken versunken an etwas. Musst du wirklich so ein Wichtigtuer sein?

„Ugh… SOS Brigade… ihr solltet euch wirklich schämen…“

Nachdem er eine längere Zeit gejammert hatte, war der Präsident schließlich mit Hilfe seiner Mitglieder aufgestanden.

„Ah, jedenfalls lasst uns einen Wettkampf austragen. Ich weiß, dass wir uns nicht so gut verstehen, also habe ich es schriftlich vorbereitet. Sobald ihr es gelesen habt, werdet ihr wissen worum sich der Wettkampf dreht.“

Eines der Mitglieder nahm einen Stapel kopiertes Papier und CD-Hüllen heraus und ging ängstlich in unsere Richtung, als würde er Löwen mit rohem Fleisch füttern wollen.

„Danke.“

Koizumi lächelte und nahm das Papier und die CDs entgegen.

„Jetzt haben wir die Spielesoftware, aber gibt es auch eine Bedienungsanleitung?“

Ein zweites Mitglied trug einen weiteren Stapel Papier und gab ihn Koizumi. Dann sagte er leise:

„Präsident, wir haben unseren Auftrag erfüllt. Lasst uns in unseren Clubraum zurückkehren.“

„Ja, lasst uns zurückgehen.“

Er nickte schwach.

„Dann entschuldigt uns bitte…“

Nachdem er nur einen Teil des Ganzen erklärt hatte, bereitete der Präsident seine Flucht vor, aber Haruhi fasste ihn am Kragen und verhinderte so sein Entkommen.

„Erklär erstmal alles ordentlich bevor du abhaust! Glaub erst gar nicht du kannst mich mit einer albernen schriftlichen Erklärung abspeisen. Jetzt sag das alles noch mal, so dass es auch dieser Idiot Kyon hier verstehen kann!“

Wenn nennst du hier einen Idioten!?

Das Ergebnis war, dass der bemitleidenswerte Präsident des Computerclubs in den Raum des Literaturclubs gezerrt wurde. Bevor noch die anderen Mitglieder zu seiner Rettung eilen konnten, wurde die Tür zugeschlagen.



Ungleich Haruhi, die in jedem Monat des Jahres aktiv ist, kehrte jeder andere in der Schule zu seinem normalen ruhigen Schulalltag zurück, sobald das Schulfest vorbei war. Der Computerclub schien jedoch damit ebenfalls unzufrieden sein und beschloss daher drastische Maßnahmen zu ergreifen. Jetzt saß ihr Präsident hier alleine ängstlich auf einem stählernem Stuhl und sah aus wie ein weißer Magier, der in einem Dungeon von seiner Gruppe getrennt worden war und nun ohne MP von einer Horde blutdurstiger Vampire umringt war. Er war noch nicht einmal in der Stimmung den Tee zu genießen, den Asahina-san gebrüht hatte, während Haruhi begann ihn zu verhören.

Erlaubt mir die wichtigsten Ergebnisse des Verhörs hervorzuheben.

Der Präsident des Computerclubs verlangte folgende Dinge:

  1. Wettkampf mit dem Computerclub mittels des Spiels, das sie programmiert hatten.
  2. Wenn wir gewinnen muss der Computer, der sich auf dem Schreibtisch der SOS Brigade befindet, seinem ursprünglichen Besitzer 
     zurückgegeben werden.
  3. Schließlich ist ein derartig hochentwickelter Vielzweckcomputer für die SOS Brigade eine Verschwendung. Er sollte im Raum des 
     Computerclubs stehen, damit sein Potential ausgenutzt wird, also verlangen wir, dass er sofort zurückgegeben wird. 
  4. Als uns der Computer weggenommen wurde, verursachte das dem Präsidenten und den Mitgliedern große Schmerzen, aber wir wollen 
     das einmal beiseite lassen. Wir wollen diesen Vorfall einfach nur vergessen, also lasst uns so tun als wäre er nie geschehen.
  5. Aufgrund der obigen Gründe müsst ihr unsere Herausforderung annehmen…. Lasst uns eine Schlacht schlagen!


Der Stapel schriftlicher Erklärungen, den mir Koizumi reichte, enthielt ein paar unverständliche Dinge, die mit den obigen Worten mehr oder weniger zusammengefasst waren. Im Wesentlichen war es eine Kombination aus Beschwerdebrief und Herausforderung, aber ich hatte erst die sorgfältig gedruckten Zeilen der ersten Seite gelesen bevor Haruhi beschloss es aus erster Hand vom Präsidenten zu hören. Was er sagen wollte war ziemlich simpel.

„Wenn ihr keine Verwendung für den Computer habt, dann gebt ihn uns zurück.“,

sagte der Präsident. Haruhi antwortete:

„Natürlich brauchen wir ihn, die ganze Zeit. Gerade erst haben wir ihn dazu verwendet unseren Film zu schneiden und zu editieren.“

Um genau zu sein war ich der Einzige der ihn je verwendete.

„Wir haben sogar eine Website gestaltet.“

Auch das habe ich gemacht. Mit Ausnahme von Internetsurfen um die Zeit totzuschlagen und dem Gestalten von einem symbolischen Emblem, das nichts anders als Gekritzel war, hatte Haruhi den Computer kaum verwendet.

„Das Einzige was eure Website nach sechs Monaten aufweisen kann ist die Hauptseite und ihr habt sie seit Monaten nicht mehr aktualisiert!“,

erwiderte der Präsident wutentbrannt. Also er ist es, der die Seite regelmäßig besucht und damit den Besucherzähler nach oben schraubt. Ich verstehe, das würde auch erklären warum er damals in dieser gigantischen Höhlengrille gefangen war. Es beschäftigt ihn wirklich wie oft wir den Computer benutzen.

„Aber als ich euch nach einem Computer gefragt habe ward ihr einverstanden. Kyon, du kannst dich doch auch daran erinnern, nicht?“

Ob ich mich daran erinnere? Ja, ich kann mich noch genau daran erinnern wie Asahina-san schluchzend am Boden kniete, welch armes Mädchen. Aber ich schenkte damals den Worten des Präsidenten keine Aufmerksamkeit. Selbst wenn er zugestimmt hätte, er war damals seelisch am Boden zerstört, so das die Abmachung wahrscheinlich gar nicht gültig wäre.

„Einspruch! Ich protestiere heftigst gegen diese Darstellung der Dinge!“

Sieht so aus als wäre es dem Präsidenten dieses Mal ernst. Er verschränkte seine Arme und schloss seinen Mund und gab das Bild eines entschlossenen Kriegers ab, der bereit war auf dem Schlachtfeld zu sterben. Ich hatte gedacht, er hätte nach einem halben Jahr aufgegeben, aber sein inneres Feuer brannte noch immer hell.

„Hmm…“ Haruhi lächelte und nickte. “Gut, nachdem ihr einen Wettkampf mit uns haben wollt, werde ich eure Herausforderung annehmen. Wir spielen um den Computer, nicht? Was ist also euer Einsatz?”

„Der Computer, der dort steht, was sonst? Wenn wir verlieren bleibt der Computer bei euch.“

„Dieser Computer gehört uns schon. Es macht keinen Spaß etwas zu gewinnen was schon unser ist, also findet etwas anderes um das wir spielen können!“

Aus irgendeinem Grund bewegten mich Haruhis Worte. Sie fand immer einen Weg jegliches illegal erhaltene Objekt in ihren eigenen Besitz zu verwandeln. Denkt sie daran eine professionelle Diebin zu werden?

Der Präsident wurde jedenfalls nicht sauer sondern zeigte nur ein gequältes Lächeln.

„Gut, wenn ihr gewinnt, dann geben wir euch einen neuen …. Genau, wir geben auch vier Computer. Es sind alles Notebooks, also solltet ihr keine Probleme mit ihnen haben…“

Wie tapfer den Einsatz zu erhöhen. Haruhi hatte nicht damit gerechnet, dass er so etwas sagen würde.

„Wirklich? Seid ihr euch sicher?“

Sie sprang von ihrem Chefschreibtisch auf und starrte in das Gesicht des Präsidenten.

„Meint ihr das wirklich ernst? Wenn ihr auch nicht an euer Wort haltet, werde ich euch nie vergeben!“

„Du hast mein Wort. Ich werde sogar eine Willenserklärung unterschreiben.“

Beim Anblick des herausfordernden Blicks des Präsidenten, verstand ich plötzlich, woher seine Zuversicht kam.

Seit einiger Zeit starrte Nagato nun schon auf die CD in ihrer Hand. Was für ein Spiel sie enthielt wusste ich nicht, aber eines war sicher, der Computerclub hatte sein gesamtes Wissen für die Entwicklung eingesetzt. Die Frage, ob alle im Computerclub erfahrene Spieler waren mal außen vorgelassen, denken sie wohl, dass sie die Amateure der SOS Brigade vernichtend schlagen können. Das glaube ich auch. In einem echten Wettkampf, ganz gleich um welches Spiel es sich handelte, war es unwahrscheinlich, dass wir den Sieg davontragen würden. Wir haben das Baseballspiel nur dank Nagatos magischem Schläger gewonnen und nicht aufgrund unserer Fähigkeiten.

Allerdings gab es jemanden in unserer Brigade, der das einfach nicht verstand.

„Ihr habt keine Mädchen in eurem Club, oder?“

Haruhi stellte plötzlich eine derart bedeutungslose Frage.

„Haben wir nicht, na und?“, antwortete der Präsident.

„Wollt ihr denn keine weiblichen Mitglieder?“

„….N….nein.“

Der Präsident versuchte sein Möglichstes seine Haltung zu bewahren, während Haruhi grinste wie ein alter Lüstling.

„Wenn ihr gewinnt, belohne ich auch mit diesem Mädchen.“

Sie zeigte auf Nagato.

“Ich wette ihr wollt ein Mädchen in eurem Club, nicht? Yuki ist sehr nützlich. Sie hat ein großartiges Gedächtnis und benimmt sich besser als jeder andere von uns.“

Du Idiot! Wie kannst du nur einen derartigen Vorschlag machen? Sie haben uns vier Computer geboten, während wir nur eine Person bieten, ist das nicht zu wenig? Außerdem, es ist unmöglich, dass vier Computer Nagato aufwiegen können, auch wenn du das wahrscheinlich noch nicht weißt.

„….“

Nagato sah wirklich gefasst auf für den Umstand, dass sie gerade als Wetteinsatz verwendet wurde. Ohne sich zu bewegen verlagerte sie ihren Blick über mich und hinter Haruhi, bis er auf dem Gesicht des Präsidenten landete.

„Huh…. a…. aber….”

“Was ist jetzt? Willst du damit etwa sagen, dass du lieber Mikuru-chan hättest? Oder denkst du, dass eure vier Computer nicht genug für Nagato-san sind? Gut, lasst uns einen weiteren Preis ausmachen. Wenn wir gewinnen müsst ihr euren Clubnahmen in ‚SOS Brigade North High Abteilung Zwei’ ändern.“

„Eh….wa….ich…“,

stotterte Asahina-san nachdem sie Haruhis Worte gehört hatte und erstarrte auf der Stelle.

„Du darfst gehen und ihre Trophäe sein für den Fall, dass wir verlieren.“

Ich wandte mich entrüstet zu Haruhi,

„Hör auf Nagato und Asahina-san als Objekte zu behandeln! Warum kannst du nicht um dich selbst wetten? Es gibt eine Grenze bei Anstößigkeiten!“

„Wovon redest du? Der Kommandant ist die heiligste und symbolischste Existenz der SOS Brigade und darf nicht entweiht werden. Der Kommandant repräsentiert die ganze Natur der SOS Brigade! Mit Ausnahme von denen, die ich selbst ausgewählt habe, denke ich gar nicht daran von dieser Position zurückzutreten!“

Soll das heißen, dass du die Kontrolle über diesen Bereich auch noch behalten willst nachdem du graduiert hast?

„Außerdem, es gibt nichts, das meinen Wert entsprechen würde! Noch nicht einmal wenn sie in den entlegendsten Ecken der Welt danach suchen würden!“

Haruhi wehrte meine Angriffe mit unsinnigen Argumenten ab, zeigte zuerst auf die stille Nagato, dann auf die erstarrte Asahina-san und trat schließlich an den Präsidenten heran.

„Jetzt wähl aus! Welche willst du haben?“

Während sie das sagte, funkelte sie in meine Richtung und fügte hinzu:

„Falls du schlussendlich doch mich wählen willst….. ist es in Ordnung, du kannst auch mich als Einsatz bestimmen!“

Wie zu erwarten war ließ sich der Präsident nicht von Haruhis höhnischen Bemerkungen beeindrucken. Ich folgte seinen Blick und bemerkte wie er einige Male zu Nagato sah. Das konnte ich nachvollziehen.

Mit der Schuld behaftet, Asahina-san begrapscht zu haben, fühlte sich der Ex-Missetäter natürlich nicht dazu in der Lage sein Opfer auszuwählen. Andererseits hat mir Taniguchi auch erzählt, dass Nagato viele heimliche Verehrer hatte. Vielleicht ist diese Art von stillem, bücherversessenem Mädchen ja der Typ des Präsidenten. Der Umstand, dass er es nicht wagte vor Asahina-san seinen Kopf zu heben, war der andere Hinweis. Er versuchte noch immer sein Image zu bewahren, indem er es vermied offen zuzugeben „Ich will ein Mädchen in meinem Club.“ Also ist es nur natürlich, dass er Nagato wählen würde.

Was mit Haruhi ist fragt ihr? Ha. Sobald ihr exzentrischer Ruf sich in der Schule verbreitet hatte, sind die einzigen Typen, die sie wählen würden, entweder geborene Masochisten oder einfach selber schräg drauf. Natürlich können sie Haruhi in Sachen Verrücktheit nie ebenbürtig sein, was mich erleichtert aufatmen lässt.


Und so war der Schauplatz für die Entscheidungsschlacht festgelegt worden.

Der Präsident führte seine Handlanger aus dem Literaturclub und kehrte schnell zurück. Dieses Mal trugen sie soweit ich mich erinnere vier Notebooks. Zuerst dachte ich, wie großzügig von ihnen uns den Preis schon im Voraus zu überreichen. Erst dann realisierte ich, dass das Spiel fünf Computer verlangte. Unklar ob es sich bei ihnen um Mitglieder des Computerclubs oder um Telekommunikationstechniker handelte, verlegten sie daraufhin rasch LAN-Kabel zwischen Haruhis Desktop-Pc und den übrigen vier Notebooks und installierten das Spiel, das sie entwickelt hatten auf den Geräten. Ihrer Unterhaltung nach zu schließen handelte es sich um eine 5 vs. 5 Weltraumsimulation. Im Grunde würden die fünf Computer der SOS Brigade über einen gemeinsamen Server mit den fünf Computern der Computergruppe spielen, nur dass wir dabei in unserem Raum sitzen werden und sie in ihrem.

Der Server stand natürlich in ihrem Raum. Hmm, Ich verstehe.

„Eine Woche Trainingszeit ist für euch genug?“

Der Präsident sah zufrieden auf seine flotten und effizienten Mitglieder.

„Die Schlacht wird in einer Woche um 16:00 beginnen. Versucht vorher ein bisschen zu trainieren. Es macht keinen Spaß wenn unsere Gegner zu schwach sind.“

Er redet, als ob er das gewinnen würde. Er klingt in diesem Punkt schon genau wie Haruhi. Nur der Gedanke daran etwas Neues zu bekommen ist schon genug um Haruhi von Ohr zu Ohr grinsen zu lassen.

„Hmm, ich hatte schon daran gedacht ein paar neue Notebooks anzuschaffen. Jeder sollte eines haben nachdem in Ausstattung zu investieren einer der Schlüsselpunkte ist um seine Mitarbeiter zu motivieren.“

Ich bin nicht jemand, der durch ein gewöhnliches Notebook motiviert werden kann. Aber nachdem ich es gratis bekomme, werde ich es wohl akzeptieren.

Ich trank den inzwischen erkalteten Tee und bemerkte Nagatos Gesichtsausdruck. Sie stand neben Asahina-san an der Wand und beobachtete emotionslos die Arbeit des Computerclubs. Es zeigte sich keine Veränderung in ihren Emotionen, sie sah so friedlich aus wie immer.

Ich denke nicht, dass sie in ihrem eigenen Spiel einen Virus installieren würden, aber es gibt keine Garantie, dass sie es nicht tun würden. Sollte es so sein, würde Nagato etwas dagegen unternehmen. Solange sie bei uns ist kann ich beruhigt sein. Egal welche Tricks der Computerclub abzieht, sie haben keine Chance Nagato zu täuschen.

Während ich mit meinem leeren Teebecher spielte, eilte Asahina-san an meine Seite und sagte:

„Kyon-kun…. was…. was soll ich tun? Ich…. ich weiß absolute nichts über Maschinen….”

Mit besorgten Augen starrte sie gebannt auf die sich immer weiter vermehrenden Kabel. Aber es gibt nichts worüber man sich sorgen sollte.

„Es ist nur ein Spiel, also spiel einfach mit und hab Spaß.“

Ich beruhigte sie. Um ehrlich zu sein, ich meinte auch was ich sagte. Wären die Einsätze für diesen Wettkampf wirklich Nagato und Ashahina-san, dann würde ich ohne zu zögern mit ganzer Kraft kämpfen, aber wenn es darum ging ob Haruhi den Computer, den sie mit unlauteren Mittel erworben hatte, zurückgeben muss, dann ist das eine ganz andere Sache. Meiner Meinung nach wiesen die Bedingungen des Computerclubs ein geringes Risiko aber einen hohen Ertrag auf. Das zeugte vom Unterschied zwischen den Hürden und der Zuversicht in den beiden Teams.

„Das ist ein Wettkampf, bei dem wir nichts zu verlieren, aber alles zu gewinnen haben. Deshalb hat Haruhi ihn auch so schnell akzeptiert.“

Ich sagte das überzeugt um die Anspannung von Asahina-san zu mildern und lächelte sogar geflissentlich.

„Aber Suzumiya-san…. es scheint ihr so ernst zu sein…“

Sobald der Computerclub mit der Installation fertig war, fasste Haruhi Koizumi, der gerade einen Stapel Papier hielt, der scheinbar die Bedienungsanleitung darstellte und ging zurück an ihren Kommandantenschreibtisch um das Spiel sofort auszuprobieren.

Aus irgendeinem Grund schienen alle Mitglieder mit Ausnahme des Präsidenten sehr zufrieden als die den Raum verließen, oder sollte ich eher sagen, geradezu eingebildet, als ob sie gerade etwas Großes erreicht hätten.

Danach testeten wir jeden der Computer. Dieses Testen dauerte bis zum Sonnenuntergang und wir beschlossen es für den Tag genug sein zu lassen.

Als wir Fünf den Hügel der Schule hinabgingen unterhielt ich mich mit Koizumi. Ich wartete bis wir einige Meter hinter den Mädchen waren und sagte:

„Vor einiger Zeit habe ich beschlossen einen bestimmten Satz für immer aus meinem Vokabular zu streichen.“

Als wir Fünf den Hügel der Schule hinabgingen unterhielt ich mich mit Koizumi.

„Wirklich? Welcher ist es?“

“Rate.”

Koizumi lächelte ironisch und tat so als würde er nachdenken.

„Aus deiner Perspektive gibt es nicht viele Worte, die du verbannen würdest. Es könnte der sprachlose Ausdruck ‚…..’ sein, oder „Jetzt reicht es!“ Das wären wohl die passendsten Antworten, nicht?“

Ich blieb stumm während Koizumi lächelnd meine Frage beantwortete.

„Ok, du hast gewonnen.“

Ich gab ihm ein Achsezucken und erhob meine Hände als Belohnung dafür, dass er richtig geraten hatte. Koizumi winkte überheblich mit seinen Händen und sagte:

„Ich verstehe vollkommen wie du dich gerade fühlst.“

Als ob…

„Nein nein, du versucht zu vermeiden immer wieder in die gleiche Gemütslage zu kommen. Wenn du immer dasselbe machst, dann wirst du es müde werden, selbst wenn es außer dir niemand bemerkt. Es ist wie wenn man kein Spiel spielen will, das man schon tausende Male gespielt hat, so dass es einen inzwischen langweilt. Du sorgst dich in Wirklichkeit darum, was passiert, wenn du des Ganzen hier überdrüssig wirst. Das ist das Gleiche wie bei Suzumiya-san, mit dem Unterschied, dass ihre Handlungen auf ihren Gedanken basieren, während deine Gedanken auf ihre Handlungen beschränkt sind. Also, wer ist nun der Entspanntere hier?”

Warum analysierst du das Ganze wie ein Psychiater? Das Loch in meinen Herzen kann nicht so einfach von deinen spontan aufgestellten Theorien gefüllt werden. In Wirklichkeit bist du es, der seine Taten überdenken sollte. Als Haruhis Ja-Sager bist du der Letzte, der mich analysieren sollte.

„Als Ja-Sager vielleicht, aber ich bleibe hier aus freien Stücken. Hast du schon vergessen? Obwohl Nagato-san, Asahina-san und ich verschiedene Fraktionen und Ideale vertreten, sind wir hier alle aus mehr oder weniger dem selben Grund versammelt. Ich brauche dich glaube ich nicht daran erinnern, dass es meine oberste Mission ist Suzumiya-san zu beobachten.“

Deshalb bin ich ja deprimiert. Ich wurde ohne Grund in die SOS Brigade gezerrt und soll nun einfach jeder ihrer Launen ohne Widerrede folgen? Ich bitte dich! Was für eine Verschwörung ist das hier?

„Wie sollte ich das wissen?“

Koizumi sah mich mit verschmitzen Augen an.

„In Wirklichkeit ist es nicht nur Suzumiya-san, auch du bist inzwischen Ziel unserer Beobachtungen. Von jetzt an, egal was du und Suzumiya-san tut, werde ich die Herausforderung selbst mit Zittern annehmen und es als Erweiterung meines Weltbildes verbuchen. Schon allein für diesen Umstand ist dir mein Dank gewiss. Das ist kein Scherz, ich bin euch beiden wirklich dankbar. „

Du bist ja auch nicht der, der leiden muss, da kannst du natürlich in einer dankbaren Stimmung sein.

Seit dem Ende des Schulfestes ist mein Verstand etwas klarer geworden. Der Bergwind trug jetzt ein bisschen von herbstlicher Kälte mit sich. Ich konnte diese Jahreszeit einfach nicht mögen. Verglichen mit dem immer kälter werdenden Wetter, fühlte sich sogar Haruhis Tyrannei angenehmer an.

Es wurde langsam dunkel. Die drei Mädchen gingen langsam vor uns, Haruhi plauderte fröhlich, Asahina nickte ihr von Zeit zu Zeit zustimmend zu, während Nagato mit Ausnahme der Gehfähigkeit alle ihrer mechanischen Funktionen heruntergefahren hatte. Nagatos Tasche wurde durch das Notebook, das sie enthielt, ausgebeult. Als ich sie frage warum sie es mit nach Hause nahm, packte Nagato die CD-ROM in ihre Tasche und sagte: „Analyse“. Ihre Silhouette betrachtend kam mir ein Gedanke:

„Koizumi, ich habe einen Vorschlag.“

„Wie ungewöhnlich, ich bin ganz Ohr.“

Nur um sicherzugehen senkte ich meine Stimme.

„Könnten wir während unseres Wettkampfes mit dem Computerclub vielleicht nicht betrügen?“

„Deine Definition von betrügen ist…?“,

fragte Koizumi mit ebenfalls gesenkter Stimme.

„Das Zeug das Nagato während des Baseballturniers gemacht hat.“

Erzähl mir nicht du hast das schon vergessen.

„Lass es mich klarstellen. Solltest du irgendwelche Kräfte haben, die es dir erlauben Videospiele zu unseren Gunsten zu manipulieren, dann wende sie nicht an. Und neben übernatürlichen Kräften, benutz auch keine anderen Methoden, die man als Betrügen ansehen würde.“

Koizumi lächelte leicht und warf mir einen fragenden Blick zu.

„Hast du etwas Bestimmtes vor? Du sagst es ist egal wenn wir verlieren, richtig?“

„Ja.“

Das gebe ich zu.

„Nur dieses eine Mal verwende keine Kräfte oder Techniken zum Betrügen, die mit Außerirdischen, Zeitreisenden aus der Zukunft oder Espers in Verbindung stehen. Ich denke es ist das Beste diesen Showdown ehrlich durchzuziehen und zu akzeptieren was immer dabei herauskommt.“

„Und dein Grund das zu tun ist….?“

„Selbst wenn wir verlieren, verlieren wir nur den Computer, den wir von ihnen gestohlen haben. Er wird nur seinem rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben, es ist jetzt keine so große Sache für uns.“

Bevor wir den Computer zurückgeben sollte ich besser noch Asahina-sans geheimes Photoalbum irgendwo anders sichern.

„Was ich wissen wollte war nicht ob der Computer zurückgegeben wird oder nicht.“,

sagte Koizumi in einem interessierten Tonfall.

„Du solltest wissen, dass Suzumiya-san es nicht mag zu verlieren. Wenn sich während des Showdowns die Anzeichen auf eine Niederlage häufen, wird sie vielleicht frustriert und erschafft eine abgeschlossene Dimension. Geht das wirklich in Ordnung mit dir?“

„Das kümmert mich nicht.“

Ich sah auf Haruhis Rücken.

„Es ist an der Zeit, dass dieses Mädchen lernt erwachsen zu werden. Sie kann nicht immer alles nach ihren Vorstellungen haben. Außerdem war nicht sie es, die diesen Kampf begonnen hat, also glaube ich nicht, dass sie sich allzu viel um das Ergebnis kümmert.“

Besser ich sage Nagato morgen auch, dass sie ihre ESP Kräfte versiegeln soll. Ich frage mich ob ich es auch Asahina-san erzählen soll. Obwohl es bei jemanden, der von sich selbst zugibt nicht gut mit Maschinen zu sein, nur schwer vorstellbar ist, dass er spezielle Kräfte oder klassifiziertes Zeug einsetzt um diesen Weltraumkrieg zu gewinnen. Aber ich denke ich rede zur Sicherheit auch mit ihr.

Koizumi kicherte leise. Was macht er bloß? Er klingt so widerlich.

„Nein, ich lache nicht über dich. Es ist nur so, dass ich dich beneide.“

Um was beneidest du mich?

„Um den hohen Grad an Vertrauen zwischen dir und Suzumiya-san.“

Wovon redest du bitte? Ich hab dich zwar gehört, aber ich verstehe nicht was du meinst.

„Stellst du dich dumm? Entschuldigung, vielleicht hast du es wirklich noch nicht realisiert. Suzumiya-san scheint sich immer stark auf dich zu verlassen, während du ihr selbst viel Vertrauen entgegenbringst.“

Wem sagst du bringe ich Vertrauen entgegen?

„Lass uns einmal annehmen wir verlieren nächste Woche tatsächlich den Wettkampf. Trotzdem glaubst du, dass Suzumiya-san daraufhin keine abgeschlossene Dimension erschaffen wird. Das zeigt nur wie viel Vertrauen du zu ihr hast. Andererseits glaubt Suzumiya-san auch daran, dass so lange du da bist, sie diesen Kampf gewinnen kann, was auch ein Zeichen von Vertrauen ist. Sie hat sich selbst und ihre Mitglieder zum Einsatz gemacht, weil sie aus ganzem Herzen glaubt, dass sie nicht verlieren wird. Ihr beide würdet das zwar vielleicht nicht offen zugeben, aber es ist nicht zu übersehen, dass sich zwischen euch eine vertrauensvolle Partnerschaft entwickelt hat.“

Ich verstummte. Warum habe ich ihm so lange nicht geantwortet? War es weil Koizumis Spekulation ein Volltreffer war? Ich werde es die Experten entscheiden lassen ob ich ihr vertraue oder nicht, aber ich bin wirklich davon überzeugt, dass Haruhis geistiger Zustand zu diesem Zeitpunkt nicht außer Kontrolle geraten wird. Seht auch nur die Ereignisse der letzten sechs Monate an. Viele Dinge sind geschehen, von der Gründung der SOS Brigade, bis zu den Dreharbeiten für den Film haben wir viele Erinnerungen gemacht. Ich selbst bin um einiges reifer geworden seit damals und ich bin mir sicher, dass man dasselbe auch über Haruhi sagen kann. Wenn nicht, wäre sie der größte Idiot der Welt und hätte keine Chance auf Heilung.

„Einen Versuch ist es wert.“

Endlich bewegte sich meine Zunge um etwas zu sagen.

„Wenn wir wirklich gegen den Computerclub verlieren und Haruhi als Ergebnis eine schräge und finstere graue Welt erschafft, dann schere ich mich nicht mehr um euch. Dieses Mal werde ich mich ihr vielleicht anschließen und die Welt zerstören.“

Koizumi lächelte zwanglos und sagte im sachlichen Tonfall:

„Das meinte ich damit, dass ihr Beiden euch vertraut. Verstehst du jetzt warum ich dich beneide?“

Ich antwortete ihm nicht sondern richtete meine Aufmerksam auf meine Schritte. Koizumi wollte noch etwas hinzufügen, bemerkte aber, dass ich nicht mehr in der Stimmung war ihm zuzuhören, weshalb er es schlussendlich aufgab.

Vergesst es, ich bin es gewohnt Koizumi in Gedanken versunken zu sehen, es ist so normal wie Asahina-san als Dienstmädchen kostümiert und Haruhis auf dem Nichts zu kommen scheinende Zuversicht.

Es war auch so normal wie Nagatos fast unspürbare Existenz….wollte ich eigentlich noch hinzufügen, aber…


Eine Woche später, während unserer Schlacht mit dem Computerclub, sah ich etwas, das mich vollkommen unvorbereitet traf.



Am nächsten Tag nach der Schule begannen wir unser Spezialtraining, unsere Nachbarn aus dem Computerclub immer als Feind vor Augen..

Spezialtraining ist nur der offizielle Name dafür, da es nicht mehr war als reines Computerspielen. Nun lasst mich mal im Detail erklären was für ein Spiel der Computerclub entwickelt hatte.

<Der Tag des Schützen 3>

Das ist der Name des Spiels. Zu Beginn klingt er vielleicht noch cool, aber irgendwann bemerkt man wie dumm er doch ist. Aber was solls, der Name spielt keine Rolle, was zählt ist die Software selbst. Wenn ich das nicht sagen würde, dann würde die SOS Brigade ihre Existenzberechtigung verlieren. Wenn es sich um bedeutungslose Namen und nicht existente Gründungsprinzipien handelt, glaube ich nicht, dass irgendeine Organisation da draußen die SOS Brigade übertreffen könnte. In jedem Falle ist es die dritte Version des Spiels, also gab es auch schon zwei Vorgänger.

Zuerst lasst uns uns in die Hintergrundgeschichte von <Der Tag des Schützen 3> vertiefen.

Das Jahr in dem wir uns befinden ist unbekannt, alles was wir wissen ist, dass es sich in der fernen Zukunft abspielt. Die Menschen haben sich in den Weltraum ausgebreitet und bereits einen ordentlichen Teil der Galaxis erobert. Im Prinzip ist es also eine Weltraumschlacht auf galaktischem Niveau, die sich im Sonnensystem abspielt. Zwei Weltraummächte sind miteinander wegen Grenzstreitigkeiten im Konflikt und nachdem keine der beiden Seiten nachgeben wollte, ist ein Krieg ausgebrochen. Der Einfachheit halber heißt die eine Fraktion <Computerclub Föderation> und die andere <SOS Imperium>. Zur Geschichte gibt es nur zu sagen, dass beide Parteien über gewaltige Sternenflotten verfügen und inzwischen schon seit langer Zeit ihr gesamtes Militär in diesem Konflikt einsetzen, der erst mit er totalen Vernichtung des Gegners und dem folgenden Abspann beendet sein wird. Diplomatische oder strategische Anweisungen existieren nicht in diesem Spiel, da sie dem Kampf im Wege stehen würden, was gleichzeitig völlig Haruhis bevorzugtem Kampfstil entsprich.

Der Startbildschirm ist rabenschwarz mit blauen blinkenden Punkten am unteren Ende, die die von uns kontrollierte Flotte darstellen. Die Indikatoren sind kleine gleichschenkelige Dreiecke, insgesamt fünf in einer Reihe. Das stellt die komplette Stärke des <SOS Imperiums> unter Haruhis Kommando dar. Ein Dreieck repräsentiert 15.000 Sternenzerstörer, was insgesamt eine Flottenstärke von 75.000 bedeutet. Jede Flotte wird von einer kleineren Anzahl von Versorgungsschiffen begleitet. Um den Sieg zu erringen muss man seine Schiffe befehligen und die Feinde vernichten, der über die gleiche Zahl von Raumschiffen verfügt. Nur in diesem Fall ist die Situation anders, indem das Ziel die Zerstörung der Flotte des feindlichen Anführers ist – was für uns die Schiffe des Präsidenten des Computerclubs wären – während ihr Ziel Haruhis <Kommandantin Haruhis Flotte> ist. Ungeachtet der erlittenen Verluste oder zerstörten feindlichen Schiffe, sobald die Kommandoflotte einer Seite zerstört ist, ist die Schlacht vorbei.

Jedem von uns wurde eine Flotte zugeteilt, die die Einzige ist, der wir Befehle erteilen können. Egal wie unvernünftig sich Haruhi also verhält, ich habe keine Möglichkeit von meinem Notebook aus einzugreifen.

Eines der Hauptcharakteristika dieses Spieles ist die Suchfunktion. Wenn wir sie nicht verwenden haben wir keine Chance zu wissen welcher Weltraumschutt uns erwartet und schon gar nicht wo sich der Feind befindet. Wenn wir also unsere Flotte bewegen wollen, aber vermeiden wollen mit irgendwelchen unidentifizierten Objekten zu kollidieren, müssen wir zuerst Aufklärungsschiffe aussenden, die die Umgebung auskundschaften und auf ihre Rückkehr warten um die sich uns bietende Situation zu analysieren. Klingt kompliziert? Ist es auch.

Der Sichtradius für jede Flotte beträgt nur wenige Zentimeter (auf dem Bildschirm). Wenn wir uns also ohne Aufklärung vorwärtsbewegen würden, dann würden wir riskieren aus dem Hinterhalt angegriffen zu werden, ohne eine Ahnung zu haben wo der Feind sich befindet.

Andererseits werden die gesammelten Aufklärungsdaten zwischen allen befreundeten Flotten geteilt (Ich denke so ist es eingestellt). So erhalten etwa alle Flotten die Informationen die Nagatos Flotte und ihre Aufklärungsschiffe gesammelt haben. In anderen Worten, selbst wenn ich mich zurücklehne und gar nichts tue, kann ich noch immer dabei zusehen wie die Karte langsam aufgedeckt wird und die Position diverser Planeten, Asteroidengürtel und feindlichen Schiffe preisgibt.

Trotz alledem, die Kampfkarte ist riesig, weshalb dem raschen Aufspüren der Position des Feindes eine wichtige Funktion zukommt, da es den Schlüssel zum Sieg darstellt.

Zwei Arten von Waffen sind verfügbar, Laser und Raketen. Laser können jedes feindliche Schiff treffen, das in ihre Reichweite kommt. Raketen sind um ein Vielfaches langsamer, sind allerdings mit einer Zielsucheinrichtung ausgestattet, wodurch es unmöglich ist ihnen zu entkommen. Die einzige Möglichkeit zu überleben ist sie abzuschießen.

Im Großen und Ganzen ist es ein zweidimensionaler Weltraumschlachtsimulator. Da der Simulator in Echtzeit verläuft und nicht rundenbasierend, würde man wenn man die ruhige Kugel schiebt in kürzester Zeit vom Feind ausgelöscht werden, weshalb es nicht so einfach ist.


Den kommenden Kampf immer im Hinterkopf, verbrachten wir die ganze Woche im Spielemodus. Nur Haruhi saß an ihrem Kommandantenschreibtisch und verwendete den Desktop Computer, während die restlichen vier von uns auf die Notebooks starrten, die auf dem langen Tisch angeordnet waren und beständig mit der Maus klickten. Sieht so aus als würde diese surreale Szene für einige Zeit Teil der SOS Brigade sein. Zu Beginn traten wir gegen den Computer an, doch selbst im leichtesten Schwierigkeitsgrad brauchten wir drei Tage bis wir unseren ersten Sieg errangen. Der Fortschritt in unseren Spielfähigkeiten kann mit dem langsamen Durchbohren der Erdkruste durch einen Elektrobohrer verglichen werden.

„Mann, ich wurde schon wieder getroffen! Dieses Spiel macht mich noch verrückt!“

Aber es war nicht nur Haruhi, auch ich war extrem genervt gegen den Computer nur solche Ergebnisse zu erzielen. Aber es hatte nichts mit der Stärke des Computers zu tun, sondern lag daran, dass eine gewisse Person ständig ihre Flotte mitten in die feindlichen Linien führte und dort vernichtet wurde.

„Wir müssen unsere Strategie überarbeiten.“

Ich blickte vom Bildschirm auf, auf dem von melancholischer Musik untermalt die Worte „GAME OVER“ zu lesen waren.

„Wir sollten die Attribute für jede unserer Flotten neu verteilen, besonders für deine kommandierende Flotte.“

Es gibt drei verstellbare Attribute für jede Flotte, „Geschwindigkeit“, „Verteidigung“ und „Angriff“. Jeder Spieler startet mit 100 Punkten, die er am Beginn des Spiels auf die drei Attribute verteilt, wie zum Beispiel „Geschwindigkeit 30“, „Verteidigung 40“ und „Angriff 30“. Haruhi hielt daran fest ihre flotte auf „Geschwindigkeit 50“, „Verteidigung 0“ und „Angriff 50“ einzustellen. Das Resultat war, dass die Hüllenpanzerung ihrer Schiffe so dünn wie Papier war. Ich wollte ihr wirklich schon sagen „Unterschätze nicht die Galaxie!“. Dieses Mädchen wollte nur nach vorne stürmen und den Gegner versenken. Selbst mit mir und Koizumi als Schutzschild, wenn ihre kommandierende Flotte dadurch letztendlich ausgelöscht wird, bleibt keine Sternenflotte übrig, die sie befehligen könnte.

„Ich halte das nicht mehr aus! Das ist so mühsam! Was macht an diesem Spiel überhaupt Spaß? Könnte es nicht einfacher sein?“

Trotz ihrer Klagen beschloss Haruhi das Spiel neu zu starten. Der Bildschirm auf meinem Notebook zeigte erneut das Logo von <Der Tag des Schützen 3>.

Haruhi klickte fröhlich mit ihrer Maus und sagte:

„Es wäre besser wenn es ein Rollenspiel wäre. Sie würden den Herrscher des Bösen spielen, während ich der auserwählte Held wäre. Am besten würde man dann gleich nach dem Einleitungsfilm zum Endgegner kommen. Was ich mich schon immer gefragt habe, warum verstecken sich die Endgegner immer in den Dungeons? Wäre es nicht besser, wenn sie schon zu Beginn auftauchen würden? Ich würde das als Herrscher des Bösen auf jeden Fall machen. Au diesem Weg müsste der Held nicht seine Zeit damit verwenden im Dungeon herumzuwandern und die Geschichte könnte schnell zu einem Ende kommen.“

Ich ignorierte Haruhis schwachsinniges Gerede und sah nach was die anderen Mitglieder taten. Am nächsten zu Haruhi saß Beratungsoffizier Koizumi, gefolgt von mir und Asahina-san, während sich Nagato am weitesten entfernt befand.

„Dieses Spiel ist wirklich schwer zu spielen. Vielleicht liegt es daran, dass ich nicht allzu vertraut bin mit Computerspielen. Die Steuerung ist einfach aber das Kommandieren kann ziemlich knifflig werden.“,

kommentierte Koizumi in seiner üblichen Art und zeigte mir das gleiche Lächeln wie wenn er Othello spielte. Im Gegensatz dazu sagte Asahina-san, die noch immer ihr Dienstmädchenkostüm trug, auch wenn es für diesen Anlass nicht notwenig war:

„Uwaa~. Ich kann sie einfach nicht so bewegen wie ich will. Das Spiel ist doch im Weltraum angesiedelt, also warum sind die Bewegungen auf die zweite Dimension beschränkt?“

Sie stellte diese grundsätzliche Frage während sie amateurhaft ihre Maus bewegte.

Ich kann die Bedenken dieser zwei verstehen, aber ich war völlig verblüfft über das Verhalten des verbliebenen Mitglieds.

„…….“

Nagato Yuki starrte den Bildschirm konzentriert an, wie ein Mathematiker, der gerade versuchte ein fortgeschrittenes mathematisches Problem zu lösen. Sie war die erste, die sich in das Spiel eingespielt hatte und auch unser erster und einziger Sieg war auf ihr von Haruhis Vorstürmen unbeeindrucktes, präzises Kommandieren ihrer Flotte zurückzuführen.

Natürlich hatte ich Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. Während der Mittagspause bat ich sie keine Tricks wie Magie oder Datenmanipulation zu verwenden. Nagato starrte mich für ein paar Sekunden an und nickte schließlich leicht. Die Last auf meinen Schultern verringerte sich augenblicklich. Dank dem konnte ich mich ohne Sorgen diesem Spiel widmen. Es ist nur natürlich für Menschen, Fehler zu begehen. Ja, ich habe sogar schon Ausreden vorbereitet um jegliche Verantwortung von mir weisen zu können.

Das Einzige was noch zu erledigen war, war es eine Strategie aufzustellen mit der wir dem Gegner einen harten Kampf liefern würden und schließlich ein Drehbuch für unser tragisches Scheitern zu schreiben. Oh ja, außerdem muss ich daran denken Asahina-sans geheimes Fotoalbum auf CD-ROM zu brennen.



Die Woche flog vorbei wie das stürmische Herbstwetter, bis schließlich der Tag der Entscheidung gekommen war.

Haruhi führte uns zu unseren Plätzen im Raum des Literaturclubs und wir warteten auf den Beginn der Schlacht. Die Mitglieder des Computerclubs standen bereits in ihrem Raum bereit und starrten auf ihre Monitore, während sie die Sekunden bis zum Start des Kampfes zählten.

Bevor die Schlacht startet, werden am Bildschirm die Daten der einzelnen Flotten angezeigt. In Wirklichkeit sind es nur die Namen und die Art von Schiffen, die jede Flotte besitzt. Die Anzahl der Schiffe und ihre Position bleibt geheim.

Mit der kommandierenden Flotte beginnend, waren die Namen der Flotten des Computerclubs <Dies Irae>, <Equinox>, <Lupercalia>, <Blindness> und <Muspelheim>.

Sogar ihre Namen hatten etwas Revoltierendes an sich. Es scheint als hätten sie zuviel Freizeit um sich solche Namen auszudenken. Auf jeden Fall scheint es, als wäre ich nicht der Einzige der nicht daran interessiert war wie sie auf ihre Bezeichnungen gekommen waren.

„Das nervt! Von Rechts beginnend nennen wir die Feinde einfach A, B, C, D und E. Die Kommandoflotte ist A.“

Haruhi gab den feindlichen Flotten rasch neue Namen und verwarf damit die geltungssüchtig klingenden ursprünglichen Bezeichnungen. Da wir gerade davon reden, wenn du so etwas tun kannst, warum änderst du dann nicht auch gleich den Namen meiner <Kyon Flotte>?

„Der Kampf beginnt gleich. Alle hergehört, wir müssen die Initiative ergreifen, denn das ist erst der Anfang. Unser Feind ist nicht nur der Computerclub. Nur mit der totalen Vernichtung des Feindes kann sich der Ruhm der SOS Brigade über die ganze Galaxie verteilen! Früher oder später werde ich das Erziehungsministerium kontaktieren und sie Abteilungen der SOS Brigade landesweit in den verschiedensten Schulen einrichten lassen. Ambition alleine ist nicht genug, man muss lernen nach Höherem zu streben!“

Ich frage mich was die anderen hier von Haruhis größenwahnsinnigen Wahnvorstellungen halten. Koizumi schnippte den lockeren Muskel an seinem Kinn mit seinem Daumen, Asahina-san schlug die Ärmel ihrer Dienstmädchenuniform zurück, ich tat so als würde ich Luft holen und seufzte tief, während sich Nagatos Augenbrauen ein wenig bewegten.

„Vergesst es. Es ist ja nicht so als ob wir verlieren werden. Ich verbiete euch Gnade zu zeigen! Dem Feind Gnade zu zeigen ist die größte Beleidigung für ihn! Wenn ihr kämpfen wollt, dann gebt alles!“

Ich habe mich schon immer gewundert, was die rohen Zutaten ihres Selbstvertrauens sind. Wie ich doch wünschte, sie würde ein wenig davon mit mir teilen, schon zwei Milligramm wären genug.

„Wirklich? Dann lass mich dich aufmuntern.“

Ich wusste nicht was in Haruhis Kopf vor sich ging, als sie begann mit konzentriert anzustarren.

Ich wusste nicht was in Haruhis Kopf vor sich ging, als sie begann mit konzentriert anzustarren.

Schau mich nicht so ernst an. Egal wie lange du schaust, ich kann dir keine glücksversprechende Tarotkarte geben.

Und so starrten wir uns zehn Sekunden lang gegenseitig an, bis ich es schlussendlich nicht mehr aushielt und meine Augen abwandte.

In diesem Moment:

„Und? Fühlst du dich jetzt besser?“

Haruhi grinste triumphierend. Mir war nicht bekannt, dass diese Art von Anstarr-Spiel die Laune von jemandem heben kann.

„Ich habe meine Energie in mein Starren fokussiert und sie dann direkt in deinen Körper geleitet! Ist dir etwa überhaupt nicht warm geworden? Du solltest jetzt schwitzen, nicht? Das nächste Mal werde ich das glaube ich bei jedem machen, der sich deprimiert fühlt!“

„Der Kampf beginnt gleich.“

Koizumis enthusiastische Stimme vernehmend, kehrte mein Blick zurück auf den Computerbildschirm. Asahina-san sah zurück auf ihren und begann zu sich selbst zu murmeln:

„….W…was soll ich tun? Ich glaube nicht, dass ich das schaffe…“

Mach dir keine Sorgen, es ist nur ein Spiel. Niemand wird wirklich sterben. Selbst wenn es Verluste gibt, sie sind nur auf dem Computermonitor.

Lasst uns beten, dass Haruhi am Schluss nicht vor Wut alle Computer aus dem Fenster wirft.


1600 Stunden

Eine Marschmelodie signalisierte den Beginn der Schlacht um den Besitz am Computer.

Zuerst verfolgte das <SOS Imperium> folgende Strategie:

Die <Yuki Flotte> würde die Vorhut sein, während die <Koizumi Flotte> und die <Kyon Flotte> im Hintergrund die Flanken schützen würde. Sehr viel weiter dahinter würden sich die <Mikuru Flotte> und die <Kommandantin Haruhi Flotte> befinden.

…Das ist alles, wirklich.

Auf die Bitte Aufklärungsschiffe zu senden um die Umgebung auszukundschaften, antwortet Haruhi nur „Das ist mir zu lästig!“ da sie nur daran interessiert war nach Vorne zu stürmen und den Feind zu vernichten. Noch bevor die zwei Flotten noch aufeinander prallten, stand schon fest, dass sie keine große Hilfe sein würde.

Asahina-san war sogar noch nutzloser als Haruhi, so dass wir alle unsere Versorgungsschiffe in ihre Flotte transferierten. Deshalb war das Dreieck, das die <Mikuru Flotte> anzeigte etwas größer als die anderen und als Ergebnis war sie auch um einiges langsamer. Ich gab ihr eine klare Anweisung: „Wenn du sich der Front näherst, beeil dich, dass du davon weg kommst!“. Meiner Ansicht nach war das die geeignetste Aufgabe für sie.

Die Attribute von Haruhis Flotte waren jetzt auf „Geschwindigkeit 20“, „Verteidigung 60“ und „Angriff 20“ festgelegt. Der Grund dafür war, dass wir bei Zerstörung ihrer Flotte die Schlacht verlieren würden, so dass der Stärkung ihrer Verteidigung die höchste Priorität zukam. Die Flotten von Nagato, Koizumi und mir, die an der Front kämpften, waren mit den Attributen „Geschwindigkeit 33“, „Verteidigung 33“ und „Angriff 34“ ausgestattet. Wir legten es so fest, weil geplant war, dass Haruhi im Hintergrund bleibt während wir Zeit für sie schindeten. Aber schon in kürzester Zeit hatte sich die Situation dahingehend gewandelt, wie ich es am Beginn der Geschichte beschrieben habe.


Zu diesem Zeitpunkt steht, wie ich schon anfangs erwähnt hatte, die simulierte Schlacht zwischen dem Computerclub und der SOS Brigade kurz vor dem Ausbruch.

„ Also gut, dann werde ich mich zurückziehen während ihr euch um den Feind kümmert. Mikuru-chan, lass uns uns zurücklehnen und uns das Spektakel anschauen.“

„Ah…in…in Ordnung….“

Zu meiner Rechten nickte Asahina-san gehorsam mit dem Kopf und sagte in ihrer süßen und sanften Stimme:

„Viel Glück, Kyon-kun.“

Das war eine wirklich effektive Motivationsmethode. Wäre die kommandierende Flotte die <Mikuru Flotte>, dann würde ich ohne zu zögern alle Raketen abfangen, die sich ihr nähern. Doch ich hatte die Aufgabe einen tyrannischen Despoten zu beschützen. Wäre ich ein Feudalherr mit einem beträchtlichen eigenen Heer, dann würde ich mich definitiv gegen sie stellen. Leider verfügt das Spiel nicht über eine „Meuterei“-Option. Na gut, ich werde einfach mein Bestes geben und den Feind frontal angreifen.


1615 Stunden.

Nagato begann plötzlich schnell auf der Tastatur zu tippen. Sie war derart schnell, dass man ihr mit dem nackten Auge fast nicht mehr folgen konnte. Es sah danach aus, dass ihr die Maus zu unpraktisch erschien. Ich weiß nicht wann sie damit begonnen hatte, aber Nagato hatte ihr eigenes Makroprogramm für <Der Tag des Schützen 3> programmiert, das es ihr erlaubte ihre Flotte direkt per Tastatur zu kommandieren. Dank dem war der Mut und die Zähigkeit der <Yuki Fleet> geradezu eine Augenweide. Ihre Grausamkeit im Kampf konnte es wahrscheinlich mit der von Belisarius aus dem byzantinischen Reich unter Kaiser Justinian aufnehmen. Unglücklicherweise war sie zahlenmäßig stark unterlegen.

Die einzigen Flotten, die auf unserer Seite am Kampf teilnehmen, waren die <Yuki Flotte>, die <Koizumi Flotte> und die <Kyon flotte>. Der Feind führte vier Flotten gegen uns und hielt seine Kommandoflotte <Dies Irae> (Feind A) im Hintergrund. Von allen bisherigen Schlachten hatten wir eine grundsätzlich Regel gelernt: der Ausgang einer Schlacht wird im Normalfall von der Anzahl der Schiffe auf beiden Seiten entschieden. Bei Drei gegen Vier waren unsere Chancen am Ende die Champagnerkorken knallen zu lassen sehr gering. Sie würden sich auch nicht gerade verbessern wenn wir Haruhis und Asahina-sans Flotten in die Schlacht werfen würden. Wenn wir das tun würden, würden wir es unseren Feinden nur einfacher machen uns auf einen Schlag zu vernichten.

„Der Feind scheint uns mit einer Kranichflügelformation anlocken zu wollen.“,

flüsterte mir Beratungsoffizier Koizumi zu.

„Wenn wir sie verfolgen dann tappen wir direkt in ihre Falle. Ich schlage vor wir bleiben hier und konzentrieren uns auf unsere Verteidigung, was denkst du?“

Es bringt nichts wenn du es mir sagst, ich finde es ist eine gute Idee, aber worauf es ankommt ist Haruhis Meinung darüber.

Außerdem….

Ich sah über Asahina-sans Schultern hinweg auf Aufklärungsoffizierin Nagatos Gesicht.

Ich weiß nicht was der Grund dafür war, aber Nagato war überraschend initiativ. Ihr Gesicht war genauso ausdruckslos wie immer, doch waren ihre Augen seit Schlachtbeginn auf den Bildschirm gerichtet und die Schiffe der <Yuki Flotte> waren bereits aktiv am Kampf beteiligt. Welche innere Emotion von Nagato hatte <Der Tag des Schützen 3> ausgelöst?

„Analyse“ – Nagato hat nicht gelogen als sie das gesagt hat. Dieses emotionslose von Außerirdischen erschaffene humanoide Interface kannte das vom Computerclub entwickelte Spiel in zwischen wie ihren Handrücken. Sie kannte es vielleicht sogar besser als seine ursprünglichen Entwickler. Für sie sind alle Computer die von der modernen menschlichen Zivilisation erschaffen werden wie antike Uhren aus der Zeit vor der Industriellen Revolution für uns und können ohne Probleme bedient werden.

Jedoch waren Nagatos Pupillen von ihrem üblichen leuchtlosen Obsidianschwarz in eine glänzende chromgleiche Silberfarbe gewechselt. Ich begann ihr altes Selbst zu vermissen…

Mit einer nie zuvor gesehenen Energie fuhr Nagato damit fort mit raschen Bewegungen auf ihrer Tastatur zu tippen. Ihre Augen bewegten sich rastlos über den Bildschirm. Sie hatte das graphische Benutzerinterface verworfen und sich ein eigenes kleines Fenster geöffnet in das sie wie eine Verrückte ohne Unterbrechung ihre Kommandos eintippte.

„…..“

Die <Yuki Flotte> bewegte sich schnell und schickte konstant Aufklärungsschiffe aus, die sich auf die Suche nach der feindlichen Flotte begaben. Wir wussten jetzt, dass sich <Feind B> und <Feind C> vor unserer imperialen Flotte befanden. Nagato griff sie an ohne auf Unterstützung zu warten. Ich helfe ihr wohl besser, ich kann nicht einfach hinten bleiben und zusehen.

Gerade als ich meine <Kyon Flotte> in Bewegung setzten wollte, traf mich von der Seite ein Regen aus Lasern.

„Was zur…!?“, rief ich aus.

„Ahh…verdammt!“ Auch Koizumi fluchte.

Ich suchte gewissenhaft und bemerkte, dass die <Koizumi Flotte> auf ihrer Backbordseite unter schweren Beschuss stand. <Feind D> und <Feind E> waren plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht und hatten uns von Links und Rechts attackiert. In kürzester Zeit hatte sich die Anzahl der Schiffe der <Kyon Flotte> drastisch reduziert.

„Was zur Hölle treibst du?“

Haruhi brüllte mich durch ein gelbes Megaphon an.

„Jetzt übe in meinem Namen ordentlich Vergeltung! Zeig ihnen zu was wir imstande sind!“

Das tu ich schon, auch wenn du mich nicht daran erinnerst. Diese Leute sind Spieleprofis, wenn sie sogar Nagatos Aufklärungsnetzwerk umgehen konnten, aber wir können trotzdem nicht weiterhin so dezimiert werden.

Ich gab der <Kyon Flotte> das Kommando die Richtung zu wechseln. Sofort drehte sich die gesamte Flotte um 90 Grad nach rechts. Dann, als ich das Ziel auf den Feind in meinem Schussfeld gesetzt hatte, gab ich den Feuerbefehl…. aber gerade als ich das tun wollte, wendete <Feind E> und verschwand in die Finsternis des Weltraums. Nun war ich wirklich sauer und sendete die Aufklärungsschiffe aus um ihn aufzuspüren, aber sie ich konnte kein einziges feindliches Schiff finden.

„Verdammt, sie sind entkommen.“

Es scheint als würde der Feind Flotten mit einem hohen „Geschwindigkeits“-Wert einsetzen und eine hit-and-run Strategie anwenden. <Feind D>, der die Backbordseite der <Koizumi Flotte> angegriffen hatte, reagierte auch auf das Stichwort und verschwand ebenfalls spurlos. Jetzt verstehe ich. Feind < B > und <C>, die in den Kampf mit der <Yuki Flotte> verwickelt waren, waren nur eine Ablenkung, während die Hauptstreitmacht <D> und <E> war. So muss ihre kommandierende Flotte <Feind A> überhaupt nicht kämpfen und kann sich sicher in den Tiefen der Galaxie verstecken. Das scheint ihre Strategie zu sein.

„Wah~~…. Ich habe Angst~~….“

Trotz ihrer unbeholfenen Bewegungen, hatte Asahina-san es geschafft ihre Flotte präzise in die Ecke der Karte zu steuern, auch wenn sie dadurch ein wenig zu weit entfernt war um Nachschub für die dezimierte Verteidigung unserer Flotte liefern zu können. Aber selbst dann, wenn es so weitergeht werden wir ausgelöscht sein bevor wir uns überhaupt Sorgen um unsere Energie und Raketenvorräte machen müssen. Die <Computerclub Föderation> hatte die Initiative übernommen.

Ab diesen Zeitpunkt fuhren <Feind D> und <Feind E> damit fort, die <Kyon Flotte> und die <Koizumi Flotte> mit ihrer hit-and-run Taktik zu drangsalieren, wie wilde Hunde die laufend wieder zum Geruch eines saftigen Knochens zurückkehren. Jedes Mal wenn wir die Verfolgung aufnehmen wollten, feuerten sie ihre zielsuchenden Raketen ab und verschwanden spurlos. Wir kämpften gerade damit gegen diese frustrierende Taktik anzukommen. Langsam unsere Streitmacht zu dezimieren und einen Showdown Mann gegen Mann zu vermeiden, war gerade die Art von Kampf, die Haruhi am meisten hasste.

Auf der anderen Seite hatte die <Yuki Flotte> auf sich allein gestellt die Angriffswellen von <Feind B> und <Feind C> abgewehrt und verschaffte uns so den dringend benötigten Freiraum. Ohne ihre Flotte würden wir bereits als Weltraumschutt durch die Galaxie treiben. Selbst wenn wir den Kampf verlieren sollten, sollte sie zumindest eine Auszeichnung für ihre Tapferkeit bekommen.

„.…“

Es sah nicht einmal mehr danach aus, als würde Nagato atmen während sie auf ihren Bildschirm starrte und nie stoppten ihre Hände dabei Kommandos einzugeben. Ich wette die Typen vom Computerclub waren auch überrascht, da ich es selbst kaum glauben konnte.

War Nagato mit Haruhis unnachgiebiger Haltung infiziert worden?


1630 Stunden.

Die Situation wurde immer schlechter.

Nachdem sie realisiert hatten, dass die <Yuki Flotte> ein hartnäckiger Gegner war, blieb nur noch <Feind B> zurück um gegen sie zu kämpfen. Mit der Ausnahme ihrer kommandierenden Flotte <Feind A>, deren Position noch immer unbekannt war, hatten die übrigen drei Flotten nun damit begonnen uns mit gut koordinierten Angriffswellen von Links und Rechts zu attackieren. Ich war beeindruckt davon wie gut Feind <C>, <D> und <E> untereinander koordiniert waren. Wenn <C> anvisiert wurde, kam <D> heraus und griff an und wenn wir <D> nachjagten, feuerte <E> seine Laser auf uns. Während ich mit versuchte gegen ihre wechselnde Versteckspielmethoden anzukommen, bekam ich den Eindruck als würde ich gegen erfahrene Profis antreten, woran ich überhaupt keine Freude hatte. Ich wollte sie schon darum bitte nicht zu weit zu gehen, aber dann erinnerte ich mich, dass dieser Kampf das Schicksal einiger Computer betraf und ich begann in gewisser Weise sogar mit ihnen zu sympathisieren.

Jedoch war unsere Situation alles andere als optimistisch. Wie ich schon gesagt hatte, standen unsere Chancen auf eine Niederlage bei fast 90%, aber ich wollte ruhmreich verlieren. Erlaubt unseren Schiffen doch zumindest inmitten einer funkelnden Explosion unterzugehen. Ich meine, könnt ihr uns nicht wenigstens das Gefühl „wir haben verloren, aber wir haben unser Bestes gegeben und es hat Spaß gemacht“ geben?

Aber seht es auch an! Jetzt sterben wir einen langsamen und entwürdigenden Tod!

„Ich halte das nicht länger aus!”

Ich sollte sagen, dass man das erwarten konnte. Haruhi gab ihrer Kommandoflotte ein einfaches Kommando:

„Alle Flotten volle Kraft voraus! Kyon, geh mir aus dem Weg! Ich werde ihren Anführer finden und ihn zu Brei schlagen und danach siegreich zurückkehren!“

Als die <Kommandantin Haruhi Flotte> an der <Kyon Flotte> und <Koizumi Flotte> vorbeirauschen wollte, umzingelten wir sie schnell in einer fischartigen Formation.

„Was macht ihr da!? Koizumi-kun, willst du mich etwa ebenfalls davon abhalten den Feind zu zerstören?! Ich befehle dir dich sofort zurückzuziehen, oder ich enthebe dich deiner Position als Beratungsoffizier!“

„Ich will euch auf keinen Fall im Wege stehen Kommandantin.”

Koizumi mag das gesagt haben, aber er hatte nicht die Absicht seiner Flotte den Befehl zu geben abzurücken.

„Kommandantin, bitte erlauben sie uns die Kontrolle über diese Situation zu übernehmen. Ich bin gewillt bis zum letzten Moment mein Leben für den Schutz eurer Exzellenz zu riskieren. Über die Bestrafung werde ich eure Exzellenz entscheiden lassen sobald die Schlacht vorüber ist.“

„Genau so ist es.“

Ich beschloss Koizumi zu helfen.

„Wenn du wirklich unsere Chancen auf einen Sieg steigern willst, dann bleib zurück. Außerdem haben wir noch immer nicht ihre Kommandoflotte gefunden.“

„Das ist auch der Grund warum ich auf die Suche gehen muss. Er sollte hier irgendwo sein…“ Sie deute auf einen Punkt auf ihrem Bildschirm, obwohl wir natürlich von unseren Plätzen aus nichts sehen konnten. „… Ich denke ich werde mich auf direktem Weg dorthin begeben und dann einen Mann gegen Mann Kampf unter uns Anführern anzetteln!“

Ich habe keine Ahnung wohin sie unterwegs ist, aber ich fürchte, dass die <Kommandantin Haruhi Flotte> bevor sie dort ankommt ein Schicksal erleiden wird wie ein Bienenstock, der von einem Bär angegriffen wird bevor es Zeit für den Winterschlaf ist.

Haruhi packte ihre Maus und befahl ihrer Flotte vorwärts zu stürmen, gerade so als würde sie nur darauf warten angegriffen zu werden.

„Das ist der Grund warum Zurückbleiben nichts hilft! Was soll das!? Deine <Kyon Flotte> lässt den Feind ständig entkommen und deine Schiffe werden auch laufend dezimiert. Sieht so aus als müsste ich schließlich doch ausrücken!“

„Deshalb sage ich dir ja auch, dass du dich vorerst zurückhalten sollst!“

Ich befahl meiner eigenen Flotte den Weg der Kommandoflotte zu blockieren und Koizumi tat es mir kommentarlos gleich. Unsere Situation realisierend fuhren die drei <Computerclub Föderations> Flotten mit ihrer hit-and-run Taktik fort, während Ashaina-sans <Mikuru Flotte> inzwischen in einer unbekannten Ecke der Galaxie verschollen war.

„W…wo bin ich? Oje~~. Ich kann schon gar nicht mehr Links von Rechts unterscheiden …”

Zu meiner Rechten sitzend blickte Asahina-san laufend zwischen meinem und ihrem Bildschirm umher. Sie war schon den Tränen nahe als sie sagte:

„Wo seid ihr alle…“

Es tut mir so leid. Bitte flieg nur herum wo du willst und bleib weiter ein verlorenes Kind. Es ist zu deinem eigenen Besten.

Da die <Kommandantin Haruhi Flotte> auf der Rückseite der <Kyon Flotte> feststeckte konnte ich nicht mehr manövrieren und wurde quasi ein Schild für Haruhis Flotte. Angriffswelle um Angriffswelle hatte das Dreieck das meine Flotte darstellte kleiner und kleiner werden lassen.

„Geht mir aus dem Weg!“

Selbst wenn ich wollte, könnte ich es nicht. Die unehrenhafte <Koizumi Flotte> war ausgewichen bevor Haruhi ihre Flotte in meine gerammt hatte und gab vor in einen Kampf mit <Feind D> verwickelt zu sein, womit die mühselige Aufgabe Harhu zu stoppen mir zufiel.

Ich versuchte mein Bestes meine Flotte, die jetzt mit der <Kommandantin Haruhi Flotte> vereinigt war, in Bewegung zu setzen und klickte fanatisch mit der Maus um sie zu einem geeigneten Fleck auf dem Bildschirm zu manövrieren. Im Schneckentempo änderte das weiter schrumpfende Dreieck, das die <Kyon Flotte> repräsentierte, seine Richtung. Aber Schnecken bewegen sich bekanntermaßen sehr langsam, weshalb meine Flotte weiterhin das Ziel der feindlichen Laser und Raketen blieb.

Das wars, wir sind erledigt.

Selbst wenn ich die weiße Fahne schwenken musste, wir hatten keine andere Wahl mehr. Bitte versucht zu verstehen, unsere Kommandantin war ganz einfach zu dumm, selbst wenn wir eine kleine Chance auf den Sieg gehabt hätten. Ich hätte wohl schon vor dem Beginn des Kampfes desertieren sollen. Egal in welcher Situation, wenn der Anführer keine Ruhe bewahrt dann kann keine Organisation effizient arbeiten. Ich kenne vielleicht nicht alle Details, aber war es nicht schon immer so?

Während ich damit fortfuhr mit Haruhi zu zanken, sowohl in der realen als auch in der virtuellen Welt, setzte das vorausschauendste und besonnendste Mitglied der SOS Brigade seinen Kampf fort.

….Das war es zumindest was ich anfangs dachte.

Später realisierte ich, dass das nicht der Fall war, denn das Mitglied, das die hinterste Position am Tisch eingenommen hatte, erhöhte plötzlich seine Tippgeschwindigkeit, so dass es ohne Hochgeschwindigkeitskamera und Superzeitlupe fast unmöglich war zu erkennen was gerade vor sich ging.

Vor Frustration seinen Kopf zu verlieren war bisher immer Haruhis Privileg gewesen, aber für diese Situation war das wahrscheinlich nicht die korrekte Beschreibung.

Zu diesem Zeitpunkt war die Person, die mehr Ehrgeiz als alle anderen von uns zeigte, niemand anderer als der Stolz der SOS Brigade, die weise Aufklärungsoffizierin, Bücherwurm und ursprünglich Mitglied des Literaturclubs…

„……“

Nagato Yuki.


1635 Stunden

„Whoa!?“

Eine unglaubliche Szene spielte sich vor meinen Augen ab und führte so zu meinem dümmlichen Ausruf.

„Was zur Hölle ist gerade passiert?“

Die sichtbaren Flächen der Karte des <SOS Imperiums> hatten sich gerade auf das Dreifache der ursprünglichen Größe erweitert. Die Positionen der Feinde <C>, <D> und <E>, die laufend Auf- und wieder Abgetaucht waren, waren nun klar zu erkennen. Einer befand sich am linken Flügel und bereitete sich darauf vor Koizumis Flotte mit Lasern anzugreifen, ein anderer bewegte sich weg und drehte um, um den nächsten Angriff zu starten, während der Dritte die bewegungsunfähigen <Kyon Flotte> und <Kommandantin Haruhi Flotte> im Visier und in Angriffsweichweite hatte. Der Grund warum die feindlichen Positionen so klar erkenntlich waren, war….

die <Yuki Flotte>, die sich in zwanzig Flotten aufgespalten hatte.

„Das ist einfach unglaublich!“

Koizumis Lob klang für mich nicht gerade ehrlich.

„Wie es zu erwarten war von Nagato-san, diese Funktion zu entdecken. Ich habe auch schon daran gedacht sie zu verwenden, aber sie war mir zu kompliziert, so habe ich aufgegeben ohne es überhaupt zu versuchen.“

„Warte mal Koizumi“, sagte ich, „ist diese Funktion überhaupt in der Bedienungsanleitung?“

„Aber sicher! Sie ist im hinteren Teil beschrieben. Soll ich sie dir lernen? Zuerst halte Strg und F4 gedrückt, dann entscheide dich in wie viele Flotten du deine Flotte teilen willst…“

„N…nein danke. Ich glaube nicht, dass ich sie je verwenden werde.“

Ich betrachtete abermals prüfend den Bildschirm.

Das Dreieck, das die <Yuki Flotte> darstellte war dramatisch geschrumpft, als hätte es irgendein seltsamer Strahl getroffen. Stattdessen waren jetzt zwanzig kleine Dreiecke gleicher Größe zu sehen. Ich fuhr mit meiner Maus über eines der kleinen Dreiecke, woraufhin die Worte <Yuki Unterflotte12> eingeblendet wurden.

Unterflotte?

Von den kleinen Dreiecken, die von 01 bis 20 durchnummeriert waren, fuhren einige damit fort <Feind B> anzugreifen, andere schlüpften durch die Lücken in der gegnerischen Verteidigung um weitere unbekannte Areale des Weltraums auszukundschaften, während wieder andere entweder umherflogen oder der ums Überleben ringenden <Kyon Flotte> zu Hilfe kamen.

Koizumi, würde es dir etwas ausmachen mir das zu erklären?

„Also…diese Funktion erlaubt es einem eine einzelne Flotte in zwei oder mehr einzeln kommandierbare Unterflotten zu teilen. Das Maximum liegt bei siebenundzwanzig Flotten soweit ich mich erinnere. Das ist zumindest das, was in der Bedienungsanleitung steht.“

„Was ist der Vorteil daran so etwas zu tun?“

„Wie du gesehen hast, wird die Fläche die man auskundschaften kann erhöht, in etwa so als hätte man zwanzig zusätzliche Augenpaare. Neben dem ist ein weiterer Vorteil einer Flottenteilung, dass du eine Unterflotte als Köder verwenden kannst, während die anderen sich von hinten anschleichen und dem Gegner in den Rücken fallen. Aber diese Funktion ist so kompliziert, dass sie selbst der Computerclub nicht verwendet.“

Koizumi beugte sich zu mir rüber und sagte in einer Lautstärke, dass Haruhi ihn nicht hören könnte:

„Das ist weil diese vielen Unterflotten nur von einem Spieler kontrolliert werden können. Wenn du dich auf eine einzelne Unterflotte konzentrierst, dann ist es nicht möglich dich um die anderen zu kümmern, die dann quasi unbewegliche Puppen wären. Es ist für einen Menschen einfach unmöglich zwanzig oder mehr Unterflotten zu kommandieren.“

Ich stellte mir die entsetzten Blicke der Leute nebenan vor und wandte meinen Kopf seitwärts.

„He, Naga….“

Das Geräusch von Nagatos Tastatur war nicht mehr das übliche Klappern, sondern klang jetzt als ob auf alle Tasten gleichzeitig eingehämmert werden würde.

„U…um….glaubst du nicht, dass die Tastatur kaputt wird wenn du so auf sie einschlägst…?“

Asahina-san starrte Nagato entsetzt an, aber Nagato beachtete sie nicht. Ihre Augen waren auf den Bildschirm fixiert, der nicht länger die Spielgrafik anzeigte sondern einen schwarzen Hintergrund mit einer Vielzahl von Buchstaben, Zahlen und Symbolen, die mich an eines dieser BIOS Systeme aus der Urzeit der Computer erinnerten. Was noch auffälliger war, war aber die Geschwindigkeit mit der sich die Worte und Symbole änderten.

Ihre Augen waren auf den Bildschirm fixiert, der nicht länger die Spielgrafik anzeigte sondern einen schwarzen Hintergrund mit einer Vielzahl von Buchstaben, Zahlen und Symbolen, die mich an eines dieser BIOS Systeme aus der Urzeit der Computer erinnerten. Was noch auffälliger war, war aber die Geschwindigkeit mit der sich die Worte und Symbole änderten.

„Was ist?“,

fragte mich Nagato ohne auch nur ihren Kopf zu drehen.

„….Um, Ich….“

Na, Nagato-san? Dürfte ich fragen was du da gerade genau machst?

Ich fühle nun einen unsichtbaren Druck von der Aura, die Nagato ausstrahlte während sie auf die Tastatur einhämmerte. Selbst mein Gemurmel nahm daraufhin einen höflichen Ton an.

Ich bestätigte noch mal was sich auf meinem Bildschirm abspielte. Die zwanzig <Yuki Unterflotten> waren wie zum Leben erweckte animierte Teeblätter, die mit dem Feind herumspielten. Mit der Spielanzeige stimmte also alles…nein, warte mal, hatte ich ihr nicht extra gesagt, dass sie nicht schummeln soll?

„Das tue ich nicht.“,

antwortete Nagato. Zum ersten Mal drehte sie ihren Kopf und sah mich an, während ihre Hände ungebremst weitertippten.

„Ich habe keine Datenmanipulation angewendet sondern mich an die Regeln des Spiels gehalten, so wie du es mir gesagt hast.“

Als hätte sie Angst davor von Nagatos Blick gescannt zu werden, wandte sich Asahina-san unbewusst ab. Nagatos Augen starrten nun direkt in meine.

„Ich habe keine Aktionen gesetzt, die über die Grenzen dieser Simulation hinausgehen.“

„Ich… Ich verstehe. Entschuldigung, dass ich an dir gezweifelt habe.”

Ich fühlte wie eine entsetzliche Aura von ihren kurzen Haaren aufstieg.

Doch Nagatos Gesichtsausdruck und Blick blieben der Gleiche und zeigten keinerlei Emotionen. Normalerweise würde sie jetzt im ruhigen Tonfall „Ich verstehe“ antworten und wieder in Stille verfallen, aber dieses Mal gab sie mir eine unerwartete Antwort.

Eine wahrhaft schockierende Antwort.

„Es sind die Leute aus dem Computerclub deren Handlungen als Betrügen bezeichnet werden könnten, nicht meine.“



Zu diesem Zeitpunkt durchbrach Haruhis Flotte die schützende Barriere der <Kyon Flotte>.

„Zu langsam! Warum geht das so langsam? Würde es schneller gehen wenn ich Mineralwasser über den Computer leeren würde?”

Auch wenn sie sich beschwerte, Haruhi konnte die Aufregung darüber, dass sie endlich vorwärtsrücken konnte nicht verbergen.

Ich beugte mich über Asahina-san und fragte Nagato leise:

„Was hast du damit gemeint, dass sie betrügen?“

Ohne ihr Hochgeschwindigkeitstippen zu unterbrechen antwortete Nagato emotionslos:

„Sie benutzen Kommandos, die sich nicht auf unseren Computern befinden und die ihnen einen Vorteil in diesem virtuellen galaktischen Kampfschauplatz verschaffen.“

„Welche Kommandos?“

Nagato verstummte für einige Zeit, als ob sie ihre Gedanken ordnen wollte und sagte:

„Ihr Suchmodus ist abgeschaltet.“

Nachdem sie das gesagt hatte erklärte sie es genauer im ruhigen Tonfall.

Laut Nagato hatte der Computerclub am Beginn des Spiels die Funktion „Suchmodus aus“ aktiviert, während uns diese Option nicht zur Verfügung stand. Was ich aber noch immer nicht verstand war, was für einen Unterschied das machte. „An“ und „Aus“, wie wirkt sich das aus?

„Wenn der Suchmodus eingeschalten ist müssen die Spieler ihre Umgebung auskundschaften. Wenn er abgeschalten ist entfällt diese Suchaufgabe. Sie haben ihren Suchmodus deaktiviert und sich damit das Auskundschaften erspart.

Erm…könntest du das noch weiter ausführen?

„Wenn der Suchmodus ausgeschaltet ist wird die gesamte Karte angezeigt.“

In anderen Worten…

„Sie konnten von Beginn an die gesamte Karte sehen, inklusive der Position all unserer Flotten.“

Für Nagato war das der einfachste und direkteste Weg es zu erklären.

„Das ist noch nicht alles.“

Das von Außerirdischen erschaffene humanoide Interface fuhr ohne zu lächeln fort.

So, die Schiffe der <Computerclub Föderation> verfügen also sogar über Teleportationsgeräte. Kein Wunder, dass sie sofort verschwinden konnten wenn sie es wollten. Sie sind dem <SOS Imperium> technologisch gut 500 Jahre voraus. Es ist wie wenn die Samurai Infantrie der Sengoku Periode gegen die die Attilerie der japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte antreten würde. Die Chancen auf einen Sieg sind gleich Null.

„Das ist korrekt.“

Nagato bestätigte nur was wir schon alle wussten.

„Verlieren war unsere einzige Option.“

War? Nagato verwendete die Vergangenheit. Wie ist es denn jetzt? Als ich hoffte sie würde zur Gegenwart wechseln, bemerkte ich, dass Nagatos Obsidianaugen eine mir bisher unbekannte aufgewühlte Emotion zeigten. Ich lehnte mich zurück und sagte:

„Aber Nagato, ich hoffe noch immer dieses Spiel weiter zu spielen ohne irgendeine außerirdische Technologie zu benutzen. Ich weiß jetzt, dass diese Typen betrügen, aber das ist auch der Grund warum wir nicht auch zu Magie greifen dürfen, da wir sonst nicht besser wären als sie. Nein, wir wären sogar schlimmer als sie, denn unsere Magie liegt sogar außerhalb des Menschenmöglichen.“

„Ich werde nicht gegen deine Anweisungen verstoßen.“,

antwortete Nagato prompt.

„Ich war gerade dabei das Programm unter der Verwendung der aktuellen Erdentechnologie umzuschreiben. Ich verspreche dir, dass ich keine existierende Dateninformation manipulieren werde. Ich werde Maßnahmen ergreifen um den Computerclub innerhalb der Grenzen der menschlichen Fähigkeiten zu kontern. Bitte erlaube mir das zu tun.“

Fragst du etwa mich?

„Derjenige der meine Datenmanipulationsfähigkeiten eingeschränkt hat warst du.“

……

Ich kannte dieses Mädchen nun schon seit einem halben Jahr. Während dieser Zeit habe ich beobachtet wie sich unter ihrem ausdruckslosen Gesicht kleine emotionale Veränderungen abspielten – das heißt für den Fall, dass sie überhaupt Emotionen besitzt – aber ich bin mir dessen bis z u einem gewissen Grad sicher. In diesem Moment konnte ich auf Nagatos blassen Gesicht einen mikroskopisch kleinen Ausdruck von Entschlossenheit wahrnehmen.

Asahina-san sah mich ängstlich an. Koizumi sah ebenfalls zu mir, aber natürlich mit einem Lächeln. Nur Haruhi schrie irgendwas und feuerte ihre Laser und Raketen ab. Wenn das so weiterläuft wird ihr die Munition ausgehen und sie wird von den Feinden umzingelt werden. Mir bleibt nicht viel Zeit mich zu entscheiden.

Wie soll ich entscheiden?.... Ich zögerte für einige Sekunden. Es ist ungewöhnlich für Nagato so leidenschaftlich zu sein. Ich glaube es überhaupt das erste Mal, dass ich sie so gesehen habe. Ich dachte darüber nach, ob das eine gute Sache war oder nicht. Sie mag ein lebendiges humanoides Interface einer Datenintegrations-Entität sein, das einem Menschen in allen Aspekten gleicht, aber selbst mit der perfektesten künstlichen Intelligenz wird vielleicht einmal der Tag kommen, an dem auch sie das Bedürfnis haben würde selbst ein Mensch zu sein.

Nie dachte ich daran, dass das keine gute Sache wäre.

„Also gut Nagato, fahr fort und mach es.“

Ich zeigte ihr ein ermunterndes Lächeln und schlug mir um sie zu versichern auf die Brust.

„Solange es innerhalb der menschlichen Fähigkeiten liegt, kannst du machen was auch immer du willst. Erteil diesen Typen aus dem Computerclub die Lektion ihres Lebens. Falls du es schaffst, dass sie es nie mehr wagen Vergeltung von uns zu forden, was auch Haruhi gefallen würde, wäre es umso besser.“

Nagato starrte mich für eine ziemlich lange Zeit an – zumindest fühlte es sich für mich wie eine lange Zeit an.

„Ich verstehe.“

Eine simple Antwort später drückte Nagato die Enter-Taste und wie durch Zauberhand stand das Spiel plötzlich zu unseren Gunsten.


1647 Stunden.


Die ausgeklügelte Falle war nun ausgelegt.

Obwohl mich der plötzliche Umschwung in der Situation sprachlos werden ließ, war der Grad meines Erstaunens gerade einmal wie der eines angehenden Shaolin-Mönchs, der gerade sein Training begonnen hatte und war nichts im Vergleich mit dem des Computerclubs, bei denen jetzt ein Chaos herrschte, als wäre die Wall Street gerade den Bach hinuntergegangen.

Das alles hatten wir Nagato zu verdanken. Ich war wirklich dankbar dafür, dass sie sich auf der gleichen Seite wie ich befand. Ich dachte sogar daran ein oder zwei Geschenke zu kaufen um unserer allmächtigen Göttin Nagato meinen Dank zu erweisen. Vielleicht besorge ich ihr nächstes Mal ein interessantes Buch. Weil wir gerade davon sprechen, wann ist eigentlich ihr Geburtstag?

Auch egal, solche Details können wir auch später noch besprechen. Jetzt lasst uns erstmal zur aktuellen Situation zurückkommen.

Als würde sich die Panik der Spieler auch in der virtuellen Welt manifestieren, hatten die feindlichen Flotten mit einem Mal alle ihre Bewegungen eingestellt.

Scheinbar hatte sich Nagato mit ihrem Notebook in die fünf Computer des Computerclubs gehackt und dort das Programm für <Der Tag des Schützen 3> umgeschrieben. Fragt mich nicht wie sie das getan hat, woher sollte ich das wissen? Diesen Teil habe ich vielleicht nicht verstanden, aber mir war klar was ihr Ziel dabei war, nämlich gewaltsam den Suchmodus auch für den Feind zu aktivieren. Als Resultat würde sich der sichtbare Bereich der Karte der <Computerclub Föderation> dramatisch verringern und sich die verdeckten Areale im Gegenzug drastisch erhöhen. Zuvor hatten für sie nie die Notwendigkeit bestanden Aufklärungsschiffe auszusenden, was sie laut unserer Aufklärungsoffizierin Nagato auch nicht getan hatten.

Nachdem sie den feindlichen Suchmodus auf „An“ gestellt hatte, machte Nagato weiter und schrieb den Quellcode des Spiels so um, dass er nicht mehr verändert werden konnte. Nun konnte ihn niemand mehr umschreiben außer ihr selbst. Die Teleportationsfunktion deaktivierte sie jedoch nicht, sondern veränderte sie nur ein einigen Dingen, was Teil eines kleinen Plans war, den sich Nagato ausgedacht hatte.

Sie tat das alles während sie gleichzeitig ihre zwanzig Unterflotten steuerte und setzte dafür keine mysteriösen außerirdischen Kräfte ein. Selbst innerhalb der Grenzen der menschlichen Fähigkeiten war sie schon bemerkenswert.

„Eure Exzellenz, unsere Chance auf Vergeltung ist gekommen.“

Koizumi trug ein fröhliches Lächeln und kommentierte die aktuelle Situation auf dem Bildschirm:

„Bitte werfen sie ihren Blick hierauf, Feind <C> und <D> wurden von den diversen <Yuki Unterflotten> abgefangen und haben uns aus den Augen verloren. <Feind E> befindet sich derzeit im Kampf mit uns und <Feind B> wird sich bald in Angriffsreichweite der <Kommandantin Haruhi Flotte> befinden.“

„Feind gesichtet!“

Haruhis aufgeregter Schrei war der Beweis für Koizumis korrekten Kommentar.

„Feuer! Feuer! Feuer! Feuer!”

Haruhi brüllte weiter wie eine Wahnsinnige herum und ihre Stirn knallte dabei fast auf den Monitor.“

Die <Kommandantin Haruhi Flotte> war aus ihrer Blockade befreit worden, feuerte nun aus allen Rohren und deckte den Feind mit einem Regen aus Lasern und Raketen ein. Der entsetzte <Feind B> machte schnell kehrt und versuchte zu entkommen, aber meine <Kyon Flotte> wartete bereits auf ihn.

„Oh nein, das machst du nicht.“

Ich bewegte meinen Finger und klickte einmal und schon ergossen sich alle meine Laser auf <Feind B>.

„Verdammt Kyon! Das ist meine Beute! Hau ab!”

Von beiden Seiten attackiert, schrumpfte die Flotte von <Feind B> schnell zusammen. Der Indikator der Flotte gab ein surrendes Geräusch von sich bevor er wie Feuerwerk explodierte und sich damit vom Bildschirm verabschiedete.

Nach ihrer nächsten Beute Ausschau haltend bewegte Haruhi ihre mobile Munitionsvernichtungsflotte zur Flanke von <Feind E>, der bereits seine Probleme mit Koizumi hatte und nun von zwei Seiten angegriffen wurde, was die Anzahl seiner Schiffe dramatisch verringerte.

In dieser verzweifelten Situation beschloss <Feind E> all seine Ehre über Bord zu werfen und verwendete zum ersten Mal das nur ihnen bekannte geheime Kommando unter den Augen des <SOS Imperiums>.

„He! Sie verschwinden! Wa…Wie ist das möglich!?“,

schrie Haruhi und ich wusste, dass der Moment letztendlich gekommen war. Unter dem heftigen Bombardement von beiden Seiten begann <Feind E> langsam zu verschwinden.

Das war die Teleportationsfunktion, obwohl man sie anders nennen sollte, nachdem es so etwas wie Teleportation in unseren Tagen nicht gibt.

Damit tappten sie jedoch genau in Nagatos gefinkelte Falle.

„Huh? Irgendwas anderes taucht gerade auf.“

Als Haruhi das gesagt hatte, hatte ich meine eigenen Aktionen bereits eingestellt.

„Wah?“

Asahina-san stieß einen niedlichen Schrei aus und starrte ungläubig auf ihren Bildschirm.

„Kyon-kun, dieses Ding das ich kontrolliere, ich weiß nicht wo es hingekommen ist….“

<Feind E> war nicht der Einzige der teleportiert wurde. Mit Ausnahme der <Kommandantin Haruhi Flotte>, die an ihrem ursprünglichen Platz verblieb, wurden alle Flotten beider Seiten über die Karte befördert.

Der Grund dafür war, dass Nagato das Programm in der Form umgeschrieben hatte: „Sobald der Computerclub die Teleportationsfunktion benutzt, werden alle Flotten mit Ausnahme der <Kommandantin Haruhi Flotte> automatisch teleportiert und danach an denen ihnen zugewiesenen Plätzen auftauchen.“

So etwas nennt man „Auge um Auge, Zahn um Zahn“, nur dass unser Betrügen viel subtiler war.

Zu diesem Zeitpunkt sollte das Chaos im Nachbarraum wohl noch größer gewesen sein als bei der erzwungenen Einschaltung des Suchmodus, denn was auf meinem Bildschirm auftauchte war nichts anderes als die feindliche Kommandoflotte <Feind A> (ursprünglich Dies irgendwas genannt), die damit ihren ersten Auftritt hatte. Ich bestätigte ihre Position und zuckte mit den Schultern:

„So etwas nennt man dann wohl Karma.“

Die Flotte <Feind A> des Präsidenten des Computerclubs befand sich nun direkt vor der <Kommandantin Haruhi Flotte>. Direkt hinter ihm war die <Mikuru Flotte>, die ebenfalls teleportiert worden war und noch völlig unversehrt war. Von Steuerbord wurde er von der <Koizumi Flotte> anvisiert, während auf der linken Seite die wiedervereinigte <Yuki Flotte> lauerte. In der Nähe befand sich auch noch die nahezu überflüssige <Kyon Flotte>, die inzwischen viel ihrer ursprünglichen Größe eingebüßt hatte. Was die anderen Flotte des Computerclubs betrifft, die waren jetzt über alle vier Ecken der Galaxie verstreut und selbst wenn sie mit Höchstgeschwindigkeit zu Hilfe geeilt wären, gab es nichts mehr was sie hätten tun können.

Und so war nun <Feind A> komplett von der Flotte des <SOS Imperiums> umzingelt und hatte keinerlei Möglichkeiten auf Flucht mehr.

„Ich hab keine Ahnung was hier gerade los ist, aber ….“

Haruhi schien hocherfreut zu sein und hob ihre Hand.

„An alle Streitkräfte, Feuern nach eigenem Ermessen! Schickt den feindlichen Kommandanten zur Hölle!“

Unter ihrem Kommando leerten Haruhi, Koizumi, Nagato und ich die Waffenlager unserer gesamten Flotten und sogar Asahina-san, die beim Vernehmen von Nagatos mit eiskalter Stimme ausgegebenen Feuerkommandos erschauderte, machte verzweifelt ihren ersten Angriff des Tages auf den umzingelten <Feind A>.

„Es tut mir so leid….“, sagte Asahina-san.

Der Präsident des Computerclubs wurde von der Attacke völlig überrascht. Er hatte wohl geplant gehabt sich an einem sicheren Platz in der Galaxie zu verstecken und das ganze Spektakel in Ruhe zu genießen, nur um zuerst mitansehen zu müssen, wie der Suchmodus gewaltsam aktiviert wurde und danach plötzlich mitten in die feindlichen Flotten teleportiert zu werden, wo der sichere Tod auf ihn wartete.

„Seufz…“

Seufz. Schnell unterdrückte ich die Worte, die ich gerade aussprechen wollte. Koizumi zeigte mir ein verschmitztes Lächeln, aber ich tat so als hätte ich es nicht gesehen..

Ich wandte mich wieder zu meinem Bildschirm, wo auf die Flotte von <Feind A> gerade ein Regen aus Lasern und Raketen niederging und die wie eine rücklings liegende Schildkröte verzweifelt versuchte davonzukommen. Was solls…. er hat es verdient, schließlich waren sie es, die mit dem Betrügen angefangen hatten. In Wirklichkeit hatten wir später dank Nagato Yuki sogar noch mehr geschummelt, also stand es uns eigentlich nicht zu ihn allzu sehr zu kritisieren.

Nagato tippte ohne Unterlass die Feuerkommandos auf ihre Tastatur ein. Die Anzeige der Schiffe von <Feind A> nahm in der selben Geschwindigkeit ab, wie unsere Munitionsanzeige. Schließlich feuerte die <Yuki Flotte> einen Laserstrahl mit einer Fehlerrate von ein paar Dezimalstellen ab und pulverisierte die wenigen verbliebenen feindlichen Schiffe mit perfekter Präzision. Das war das Letzte, das die feindliche Flotte noch sah, bevor sie unterging.

Eine heitere Marschmusik begann zu spielen und die blinkenden Worte auf unseren Bildschirmen signalisierten, dass der Kampf endlich vorbei war:

„SIE HABEN GEWONNEN!“



1711 Stunden

Zehn Minuten nachdem der Kampf vorüber war, klopfte jemand an die Tür unseres Clubraums.

Herein stürmten die betreten aussehenden Mitglieder des Computerclubs. Der Präsident sagte in entmutigten Tonfall:

„Wir haben verloren. Wir wurden komplett geschlagen und bieten nun unsere Kapitulation an. Es tut mir leid, es tut mir schrecklich leid, bitte vergebt uns. Wir haben auch völlig unterschätzt und damit einen Fehler begangen, einen schrecklichen Fehler.“

Vor dem sich entschuldigenden Präsidenten, dessen Kopf so weit hinuntergebeugt war, dass er schon einer Sonnenuhr glich, stand Haruhi, die ein strahlendes Lächeln aufgesetzt hatte. Unter dem achtsamen Blick von Lord Haruhi erblassten die Mitglieder des Computerclubs und verstummten.

„Ihr habt sogar unsere kleinen Tricks bemerkt…. es stimmt, dass wir unehrliche Methoden angewandt haben, aber wir hätten nie gedacht….. dass der Quellcode mitten im Kampf umgeschrieben werden könnte…. es ist einfach unglaublich, aber es ist wirklich passiert….“

Der Präsident blickte sich erschöpft im Raum um, als würde er in eine andere virtuelle Welt eintreten. Haruhi hob eine Augenbraue und sagte:

„Was zur Hölle murmelst du da? Ich habe keine Zeit dafür mir Ausreden eines schlechten Verlierers anzuhören. Du erinnerst dich noch an unsere Abmachung?“

Sie winkte fröhlich mit ihrem Finger, was bedeuten sollte: Glaub erst gar nicht, dass du damit davonkommen kannst. Komplett in ihren Siegestaumel versunken hatte Haruhi nie das Gefühl, dass der Kampf auf ungewöhnliche Weise gewonnen worden war. Für dieses Mädchen ist ein Sieg ein Sieg.

„Ich wette euch fehlen gerade die Worte. Der Desktop-Pc hier gehört jetzt mir, genauso wie die vier Notebooks da drüben. Erzählt mir nicht ihr habt schon vergessen, dass je gesagt zu haben, weil wenn dem so ist, muss ich euch zu einem schrecklichen Tod verurteilen! Aber ich denke ich werde die Strafe etwas hinuntersetzen und auf zehn Runden nackt um die Schule laufen und dabei ‚Ich werde von kleinen, grünen Männchen verfolgt!“ schreien reduzieren.

Haruhis unsinnige Forderungen ließen die Mitglieder des Computerclubs ihre Köpfe nur noch tiefer sinken lassen. Ich weiß nicht ob ich sie bemitleiden soll oder ob es nur an der angespannten Atmosphäre liegt…

„Ah…. genau, ich werde erstmal Tee für jeden aufsetzen.“

Die immer verständnisvolle Asahina-san stand auf und ging zum Teekessel, während Koizumi höhnisch grinste und dabei half ein paar Pappbecher herauszunehmen. Nagato fuhr damit fort auf ihrem stählernen Stuhl zu sitzen und emotionslos auf die niedergeschlagenen und gebrochenen Gestalten zu starren, die nun in einer Reihe vor Haruhi standen.

Während Haruhi enthusiastisch ihre Rede hielt, kam eines der Mitglieder, der Präsident, auf mich zu.

„He“, flüsterte er mir zu, „Wer war es? Mit solchen elitären Hackfähigkeiten steht dir die Welt offen…. in Wirklichkeit habe ich ja eine Idee wer es ist….“

Nagato hob ihren Kopf um mich anzusehen, während der Präsident sich zu ihr umwandte.

Tja, sogar Außenseiter sehen sofort, dass Nagato die Klügste von uns allen ist.

„Ich muss mit dir reden.“,

sagte der Präsident zu Nagato.

„Wann immer du Zeit hast, würde es dir etwas ausmachen rüber in den Computerclub zu kommen und mit uns rumzuhängen…. ich meine, gelegentlich auszuhelfen?“

Er begann mit seinen Überredungsversuchen. Vor kurzem wirkte er noch wie ein toter Fisch, der zum Trocknen in die Sonne gelegt worden war, aber jetzt war er wieder völlig zum Leben erwacht. So etwas geschieht normalerweise mit Leuten die schon komplett aufgegeben haben, wenn sie schnell ihre ganze Würde beim Fenster hinaus werfen.

Nagato erweckte nun den Eindruck, als hätte sie innen einen Motor eingebaut. Zuerst sah sie den Präsidenten an, dann wechselte ihr Blick auf mich. Sie sagte nichts sondern starrte mich nur mit diesen dunklen, rabenschwarzen Pupillen an und warf mir einen fragenden Blick zu.

Nagato erweckte nun den Eindruck, als hätte sie innen einen Motor eingebaut. Zuerst sah sie den Präsidenten an, dann wechselte ihr Blick auf mich. Sie sagte nichts sondern starrte mich nur mit diesen dunklen, rabenschwarzen Pupillen an und warf mir einen fragenden Blick zu.

„……“

Was macht sie nur? Telepathische Signale übermitteln? Oder will sie, dass ich für sie entscheide? Du bringst mich mit diesem Gesichtsausdruck von dir in eine schwierige Situation (auch wenn in Wirklichkeit kein Ausdruck zu sehen ist). Er hat dich gefragt und du kannst doch sicher alleine entscheiden oder nicht? So sollte es einfach sein.

Wie ich es von Nagato gelernt hatte versuchte ich mit einem stummen Blick zu antworten….

„He! Was glaubst du, was du da machst?“

Haruhi kam und mischte sich ein,

„Unsere Yuki kann nicht so einfach an dich verborgt werden! Dafür musst zu zuerst mich fragen!“

Haruhi war wirklich begabt darin andere zu belauschen. Sie hatte alles was hier gesprochen worden war mitgehört. Wie sie da so dastand, mit ihren Händen auf den Hüften, wollte ich sie sogar schon dafür loben.

„Jetzt hör mir zu! Dieses ruhige Mädchen ist ein unersetzbares Mitglied der SOS Brigade. Ich habe sie zuerst in Besitz genommen, also wird sie nirgendwohin gehen!“

Eigentlich hast du ursprünglich nur den Raum des Literaturclubs in Besitz genommen, nicht Nagato.

„Was für einen Unterschied macht das? Ich wollte von Anfang an beides haben, den Clubraum und Yuki. Alles in diesem Clubraum, sogar eine alte Coladose, gehört mir und ist nicht zu verkaufen!“

Meins, alles meins! Haruhi plusterte ihre Matrosenuniform auf und proklamierte furchtlos ihre Souveränität über den Clubraum.

„Umm, mal langsam.“,

sagte ich nachdem ich eine Weile nachgedacht hatte.

Man sieht es mir vielleicht nicht an, aber ich behaupte von mir, dass ich Nagatos Äußerungen besser verstehe als sonst jemand, schließlich habe ich sie ja auch schon vor drei Jahren getroffen. Obwohl Nagato bisher perfekt darin gewesen war ihre Emotionen zurückzuhalten, fühlte ich trotzdem, dass sie nicht völlig emotionslos war. Es fiel mir auf, als sie in den endlosen Sommerferien gefangen war und ich bemerkte es auch jetzt während dieses Wettkampfes. Und ja, das hätte ich fast vergessen, es war auch so während unseres Besuches der öffentlichen Bücherei.

Selbst Nagato muss Sachen haben, die sie gerne tut.

Wenn ich darüber nachdenke, während unseres <Der Tag des Schützen 3> Kampfes mit dem Computerclub, war es Nagato und nicht Haruhi, die den meisten Enthusiasmus gezeigt hatte. Während ich sie dabei beobachtete, wie sie die Kommandos in die Tastatur einhämmerte, wusste ich, dass sie hier noch leidenschaftlicher bei der Sache war, als wenn sie Bücher liest. Obwohl ich damals nicht wusste, ob es nicht nur der Nebeneffekt davon war, dass ich ihr verboten hatte ihre Kräfte zum Schummeln zu benutzen. Ich fühlte einfach nur, dass es ihr wirklich Spaß machte. Wenn sie neben dem Lesen ein neues Hobby gefunden haben sollte, dann finde ich sollte man das unterstützen. Statt immer nur als Dekoration im Hauptquartier der SOS Brigade zu bleiben, wäre es eine gute Sache wenn sie ihr Schulleben stärker auskosten, und mehr mit anderen Leuten interagieren würde.

Nagato wird es wahrscheinlich auch müde werden jeden Tag nur Suzumiya Haruhi zu beobachten. Sogar von Außerirdischen erschaffene humanoide Interfaces brauchen ab und zu eine Pause.

„Mach was immer du willst.“

Für heute stellte ich mich auf die Seite des Präsidenten.

„Du magst Computer, nicht? Dann geh und spiel mit ihnen wann immer du willst. Selbst wenn du ihnen nur hilfst Bugs in ihren selbstentwickelten Spielen aufzuspüren, ich bin mir sicher sie wären dir sehr dankbar und du hättest wahrscheinlich die Chance mit fortschrittlicheren Spielegeräten in Kontakt zu kommen wenn du zu ihnen gehst.“

Nagato blieb weiterhin stumm, aber ich bemerkte eine leichte zittrige Bewegung in ihrem Gesicht. Es schien als würde sie fragen ob es in Ordnung war oder was sie tun sollte. Ihre dunklen Bonbon-artigen Augen zeigten die gleiche Art von Zögern wie bei einem Schachspiel, wenn man nicht weiß welchen Zug man machen soll.

Es fühlte sich für mich so an, als würde sie lange Zeit überlegen, obwohl es in Wirklichkeit nur drei ihrer Wimpernschläge bedurfte um sich zu entscheiden.

„…..Ich verstehe.“

Bevor ich noch fragen konnte, wie sie sich entschieden hatte, nickte sie mechanisch mit ihrem Kopf, sah den Präsidenten an und sagte ohne ihren Tonfall zu verändern:

„Ich kann ab und zu kommen.“



Natürlich musste Haruhi widersprechen:

„Wir waren diejenigen die gewonnen haben, also warum müssen wir ihnen jetzt unser wichtigstes Mitglied ausleihen? Nagatos Miete ist teuer sag ich euch! Genau, 1000 Yen pro Minute!“

Wenn es nur 1000 Yen pro Minute sind, wäre ich bereit das zu zahlen.

„Kommandantin Suzumiya.”

Fertig damit seinen warmen Tee zu trinken, näherte sich Koizumi Haruhi mit einem entspannten Lächeln.

„Eure Exzellenz, manchmal ist es wichtig Gnade für die Besiegten zu zeigen. Neben im Anlassfall seine Macht zur Schau zu stellen, ist auch eine großzügige Einstellung eine Vorrausetzung um ein großartiger Anführer zu werden.“

„Hmm? Wirklich?“

Haruhis Mund ähnelte nun einem Entenschnabel…

„Also gut. Wenn Yuki damit einverstanden ist… Allerdings werde ich euch die Notebooks nicht zurückgeben und außerdem…“

Haruhi hielt inne und dachte an etwas. Sie starrte den Präsidenten an und setzte ein hämisches Grinsen auf. Sie hatte wirklich ein großes Repertoire an Ausdrücken.

„Die Besiegten müssen auf alles hören, was der Sieger ihnen befiehlt. Das ist die Grausamkeit des Krieges.“

Sie schnappte sich den Tee vom Tablett, das Asahina-san bedächtig zu ihr hingetragen hatte (Ich glaube es war die Sorte „Karigane“) und leerte den Becher in einem Zug. Dann sagt sie:

„Von nun an müsst ihr mir absolute Gehorsamkeit schwören. Ich werde euch gut behandeln, nachdem ich Leute nur nach ihren Fähigkeiten beurteile. Wenn ihr hart arbeitet, werde ich euch vielleicht sogar zu ordentlichen Brigademitgliedern befördern. Mal angenommen… ja genau, mal angenommen wir müssen uns dem Schülerrat stellen, dann werdet ihr bereitstehen müssen um meine Befehle zu empfangen. Bis dahin seid ihr nur vorläufige Mitglieder.“

Wenn das so weitergeht, plant sie etwa die ganze Schule in die SOS Brigade zu assimilieren? Aber Haruhi war zu vergnügt um meinen Sorgen Beachtung zu schenken.

„Koizumi-kun, bereite einen Vertrag vor.“

„Verstanden, eure Exzellenz.“

Koizumi zeigte das listige Lächeln eines mächtigen Regenten, der vorgab den Befehlen des jungen Kaisers zu folgen, den er eingesetzt hatte und setzte sich vor sein neu erworbenes Notebook und begann zu tippen.


Ein paar Tage später hatte sich die Szenerie im Clubraum nicht geändert, mit Ausnahme von ein paar zusätzlichen ungenutzten Notebooks.

Gekleidet in ihr Dienstmädchenkostüm wusch Asahina-san mit einem Mob den Boden auf und ging dann zu ihrem Teekessel um Wasser zu kochen. Koizumi spielte mit sich selbst Brettspiele und Nagato saß still in ihrer Ecke und las ein Buch. Bevor Haruhi zu sprechen begann genossen wir allen einen kurzen Moment des Friedens.

In dieser üblichen Szene im SOS Brigade Clubraum nach der Schule, manchmal, sehr selten, würde die Bücherwurmaußerirdische fehlen. Wann immer ich bemerkte, dass sie verschwunden war, würde sie nach ein paar Minuten ruhigen Schrittes zurückkehren um weiter in ihrem Buch zu lesen. Für mich war Nagato der wahre Herrscher dieses Raumes.

„……”

Während sie einen ausländischen Detektivroman in seiner Originalsprache las, schien sich Nagato äußerlich nicht viel verändert zu haben. Über ihr Inneres konnte man schwer etwas sagen….nicht einmal ich konnte das wissen.

Wie immer würde Nagato die meiste Zeit hier im Raum verbringen. Gelegentlich, wie eine überraschende Brise, würde sie in den Nachbarraum hinüberwehen, was auch genug für sie war.

„Kyon-kun, hier ist dein Tee. Dieses Mal habe ich chinesischen Tee probiert. Hee hee….wie ist er?“

Ich nahm meinen Teebecher von der sanft lächelnden Asahina-san in Empfang. Nachdem ich einen Schluck genommen hatte, bemerkte ich wie meine Geschmacksknospen in eine ähnliche Sensation verfielen wie bei den anderen Teeblättern, die sie gebrüht hatte. Solange er von dir serviert wird, würde sogar Unkrautsaft für mich wie Wein schmecken.“

Während ich darüber nachdachte mit welchen Worten ich Asahina-san antworten sollte, sinnierte ich darüber, dass ich wohl nicht mehr in irgendwelche schrägen Ereignisse verwickelt werden würde.


Kurz vor Weihnachten und den Winterferien fand ich heraus, wie sehr ich mich damit geirrt hatte.

Als Haruhi verschwand wusste ich, dass ich schrecklich falsch gelegen hatte.

(Der Tag des Schützen Ende)


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