Strike Witches:Afrika Kapitel1

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Kapitel 1 - Afrika

Es ist heiß.

So heiß, dass ich nicht zu schwitzen aufhöre, selbst wenn ich einfach nur still dastehe. Und wenn ich mich bewege, wird es nur noch schlimmer.

Nicht nur das. Unter der gleißenden Sonne verwandelt sich der Sand um mich herum in eine höllische Glut. Ich fühle mich wie ein Spiegelei in der Pfanne.

Ich bin in Tobruk, einer strategisch wichtigen Stadt in Afrika. Schon zu Zeiten des Römischen Reiches war es eine einflussreiche Kolonie in der Kyrenaika und ein zentraler Treffpunkt für die Karawanen. Selbst jetzt noch ist sie eine Feste, hält den größten Hafen der Kyrenaika und den Fliegerhorst, auf dem das Afrikakorps der Vereinigten Streitkräfte der Menschen stationiert ist.

Obwohl die Stadt 3000 km von der Straße von Gibraltar entfernt liegt, die den Zugang zum Mittelmeer bildet, wird sie problemlos vom Fürstentum Venezia aus über Kreta unweit der Küste versorgt. Da die Neuroi versuchen, so weit wie möglich von den Küsten entfernt zu bleiben, ist es relativ sicher, die in Afrika stationierten Truppen über diese Route zu beliefern, bis eine geeignetere gefunden wird.

Allerdings liegt die vorderste Verteidigungslinie gegen die Neuroi am Halfayapass gerade einmal 140 km weit weg. Diese Strecke kann ein Bodenkampf-Neuroi oder schlimmer noch ein Neuroi vom Typ Luftkampf in der Dauer eines Augenblicks zurücklegen.

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Karte Europas (vor dem Krieg)

Die Neuroi tauchten 1939 aus dem Nichts auf und begannen sogleich eine massive Invasion der Menschheit. Ihre ersten Truppen kamen aus der Nähe des Schwarzen Meeres, aus ihren in der Luft schwebenden Nestern.

Die europäischen Länder hielten so lange durch, wie sie nur konnten, aber Ostmark, direkt in der Angriffslinie, fiel als erstes. Im Winter desselben Jahres begann die Invasion Suomus im Norden Europas und ab 1940 fochten die gesamten karlsländer Streitkräfte zermürbende Verteidigungsschlachten an der ehemaligen Grenze nach Ostmark.

Gegen die überwältigende Macht der Neuroi mussten die karlsländer Streitkräfte Niederlage um Niederlage einstecken, bis im Juni schließlich Berlin fiel. Die Verbissenheit der Witches beim Zurückhalten der Neuroi in ihrem Vormarsch ermöglichte es, die Einwohner, inklusive der kaiserlichen Familie, einigermaßen erfolgreich in die Industriehauptstadt Neu-Karlsland in Süd-Liberion zu evakuieren. Mit der Niederlage der stärksten militärischen Macht in Europa war das Nachbarland Gallia jedoch nur eine Kerze im Sturm.

Indes erreichten die Neuroi, die vom Schwarzen Meer aus südlich vorstießen, Ägypten im September 1940. Die britannischen Streitkräfte, den Verlust ihres Kommunikationsnetzes mit Indien befürchtend, stockten ihre Verteidigung auf, aber da das Hauptaugenmerk auf der Verteidigung Gallias lag, waren sie hoffnungslos unterbesetzt.

Wenig überraschend fiel Ägypten schon bald in die Hände der Invasoren.

Einige aus den Streitkräften Karlslands, die den Rückzug aus Europa mit absicherten, kamen der Bitte Briannnias nach und zogen gen Süden, über das Mittelmeer nach Kyrenaika. Zeitgleich entsandte das Fürstentum Romagna ihrerseits militärische Unterstützung und die Armee der Alliierten, als Afrikakorps bekannt, wurde eingerichtet.

Zur See stellten die Königliche Marine des Fürstentums Romagna und die Britannische Marine die Hauptmacht mit logistischer Unterstützung der weit entfernten Liberion und Neu-Karlsland in der Neuen Welt. Selbst mit Nachschub an Männern und Material war es kaum möglich, die Invasion zum Erliegen zu bringen. Ein wesentlicher Grund dafür war der Mangel an Witches. Die meisten britannischen Witches, insbesondere die der Luftinfanterie, wurden zur Verteidigung der britannischen Hauptinseln zurückgehalten. Lediglich einige wenige der Gepanzerten Bodeninfanterie wurden nach Nordafrika versetzt.

Romagna und Venezia massierten ihre Streitkräfte in den Alpen, wo ihre vereinte Kraft den Vorstoß der Neuroi gen Süden, koste es was es wolle, vereiteln sollte. Das Kaiserreich Fuso entsandte fast seine gesamten Streitkräfte zur Unterstützung Orussias ins Uralgebirge, doch wurden sie auf dem Weg von einer neuen Welle an Neuroi in Sibirien überrascht und in Kampfhandlungen verwickelt, sodass sie kaum voran kamen. Lediglich die Europäische Expeditionsflotte und die Luftunterstützung der Kaiserlichen Armee der Europäischen Expeditionsflotte konnten ungehindert in Europa agieren. Nur Karlsland konnte Luftinfanterie aufs europäische Festland schicken, doch mit ihrem Vaterland als Preis dafür bezahlten sie diese Möglichkeit teuer.

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Bevor ich hierherkam, hatte ich von einer Witch gehört, die sich mit einer makellosen Dienstakte einen Namen machte. Als Kriegsberichterstatterin entschied ich mich, ihre Geschichte dem Rest der Welt bekannt zu machen und begab mich auf den langen Weg vom Kaiserreich Fuso hierher nach Afrika.

Vom Hafen von Yokosuka aus war es eine anderthalbmonatige Reise nach Britannia. Unterwegs geriet unser Schiff kurz nach dem Kap der Guten Hoffnung in einen tobenden Sturm, während dessen es mich nicht überrascht hätte, wäre das das Schiff jeden Moment gesunken. Es wäre so viel einfacher gewesen, hätte man noch den Suezkanal benutzen können. Die Reise hätte sich um einen halben Monat verkürzt.

In Britannia angekommen, wollte ich auf ein weiteres Schiff nach Afrika, doch wurde mir gesagt, dass erst einen halben Monat später eines in See stäche.

Da ich nichts Besseres zu tun hatte, entschloss ich mich, meine Zeit in Britannia nicht zu verschwenden und begann hie und da alle Arten von Gerüchten aufzuschnappen. Ich hörte sogar von Plänen, eine Einheit ausgewählter Elite-Witches aus Ländern der ganzen Welt unter gemeinsamer Führung zusammenzustellen. Nun, ich bezweifle, dass das so einfach wäre. Jede Nation hat ihre eigenen Ansichten und Pläne und es würde höchstwahrscheinlich einige Zeit dauern, bis sich all die Führer und Kommandanten einigen könnten.

Natürlich hatte ich schon gehört, dass ein Freiwilligenverband aus mehreren Ländern zu der Zeit in Suomus operierte.

Vielleicht liefen diese Gerüchte ja auf einen ähnlichen Zusammenschluss hinaus.


Während ich weiter Information sammelte, hatte ich mehrfach die Möglichkeit, mich mit Witches aus meiner Heimat zu unterhalten, sowohl von der Kaiserlichen Armee als auch der Kaiserlichen Marine.

Von Seiten der Kaiserlichen Armee traf ich Oberleutnant Suwa Masuzu der Unabhängigen Luftstaffel 47. Sie wurde nach Europa versetzt und testete den Prototypen einer Striker Unit, der Ki-60. Der Magiemotor der Ki-60 ist der DB601A, ein in Karlsland verbreiteter Typ und der wohl am besten geeignete Motor für den Gebrauch in Europa.

Ihr Auftreten war so freundlich, man konnte sie unmöglich für eine Soldatin halten mit ihrer sanftmütigen Persönlichkeit und ihrer feinfühligen Art zu reden. Sie erzähle mir freudig von ihren beiden Schwestern, beide ebenfalls Witches. Nachdem ich mit meiner treuen Leica II ein Foto von ihr gemacht hatte, bat sie mich, ihren Schwestern einen Abzug davon zukommen zu lassen. Da ich allerdings bis auf Weiteres nicht nach Fuso zurückkehren gedachte, ging ich sicher, ihr deutlich zu machen, dass ich nicht wüsste, wann das Foto bei ihren Schwestern ankäme.

Als Nächste traf ich die Marine-Witch Oberleutnant Sakamoto Mio, die dem fast schon legendären Luftgeschwader von Reval angehörte. Sie arbeitete damals an der Entwicklung des Haupt-Strikers der Marine, des Typs Zero Carrier Fighter, mit, als der Krieg ausbrach; Sie war das Ass, dass sich in einen Prototypen zwängte, um den Neuroi entgegenzutreten.

Sie erzählte mir, wie sie noch immer in Reval kämpfte, während sie außerdem bei der Entwicklung neuer Strikers mithalf, weshalb sie regelmäßig ihre Testdaten in die Forschungslaboren in Britannia brachte. Da sie sehr beschäftigt war, verlief unser Gespräch sehr kurz, aber ihr heiteres Lachen hinterließ einen tiefen Eindruck bei mir. Sie war eine sympathische Witch von erfrischend offener Persönlichkeit und warmherziger Gesinnung. Gerne hätte ich mich länger mit ihr unterhalten.


Nicht lange nachdem ich all diese Informationen beisammen hatte, schloss ein Schiff, das mich nach Afrika mitnehmen würde, seine Vorbereitungen ab und wir stachen in See. Es war ein so altes Schiff, dass ich nicht umhinkam, mich zu fragen, ob es uns wirklich den ganzen Weg nach Afrika bringen könnte.

Als hätte jemand meine Gedanken gelesen, legten wir in Gibraltar an, um Reparaturen durchzuführen. Ich nutzte die Zeit, um meine eigenen Nachforschungen über unser Ziel anzustellen und kaufte mir die Ausrüstung, die ich für die afrikanische Wüste brauchen würde. Dort angekommen, wäre es dafür zu spät.

Im Angesicht der Hitze, der gleißenden Sonne und der Sandstürme, die eine Umgebung in Sekundenschnelle unkenntlich verändern konnten, musste ich tun, was in meiner Macht stand, um sicherzugehen, dass ich meine Haut alldem nicht ungeschützt ausliefere.

Ich kaufte einen Schal, wie ihn die Nomaden dort trugen, und eine militärische Schutzbrille, die mich gut abdeckten. So eingehüllt konnte anhand meines Aussehens niemand erkennen, ob ich Mann oder Frau war, wobei das wohl zu meinen Gunsten wäre, dachte ich mir.

Selbst damit fanden Sand und Staub noch immer durch jede noch so kleine Ritze und ich rechnete damit, schon bald in einem Meer aus Sand zu baden. Ehrlich gesagt, konnte ich mir keinen schlimmeren Ort mehr vorstellen.

Schließlich erreichten wir unser Ziel und so stand ich da im Hafen von Tobruk mit meiner Ausrüstung. Das Schiff war zum Zeitpunkt der Ankunft schon fast reif für den Schiffsfriedhof. Unglaublich.

Ich war den ganzen Weg aus dem Kaiserreich Fuso nach Afrika gekommen, nur aus einem einzigen Grund: Um die legendäre Witch, den "Stern von Afrika" zu treffen.

Sie war eine vollendete Witch, hier in Afrika stationiert, strahlend hell wie ein Stern, oder nein, sogar wie die Sonne. Oberleutnant Hanna-Justina Marseille. Unter ihrem Rufnamen "Gelbe 14" bekannt, war sie Staffelkapitän der 3. Staffel, Jagdgeschwader 27, der Karlsländer Luftwaffe.



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